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Die nordkoreanische Phantomarmee ist in den Nebeln der russischen Kursk-Region verschwunden

Die nordkoreanische Phantomarmee ist in den Nebeln der russischen Kursk-Region verschwunden

Ein Meinungsbeitrag von Felix Abt.

Die von der letzten US-Regierung und ihren Verbündeten in der NATO verbreitete grandiose Geschichte über ein massives nordkoreanisches Truppenkontingent, das in der russischen Region Kursk stationiert sei und angeblich gegen die von der NATO unterstützten ukrainischen Invasionstruppen kämpfe, ist gerade dabei, diskret unter den Teppich gekehrt zu werden und in Vergessenheit zu geraten. Warum fällt die größte Verschwörungstheorie des kollektiven Westens für 2024 gerade jetzt auseinander? Könnte dies womöglich eine Folge der jüngsten Veränderungen in Washington sein?

Erinnern Sie sich noch daran, wie sehr die angebliche Anwesenheit gefährlicher nordkoreanischer Truppen an der russisch-ukrainischen Front bis vor kurzem von den zwangsgebührenfinanzierten Sendern und allen anderen Mainstream-Medien reflexartig beschworen wurde? In einem von mir auf "Global Bridge" veröffentlichen Artikel vom Oktober 2024 unter dem Titel "Nordkoreanische Soldaten im Krieg gegen die Ukraine – nur in der Phantasie Selenskyjs und seiner westlichen Unterstützer!" habe ich auf die eklatanten Fehler in dieser Darstellung hingewiesen. Das machte mich zu einem Ausreißer, der gegen den Strom der Medien schwamm.

Ohne jegliche Beweise

In einem kürzlich erschienenen Artikel der "New York Times" wird behauptet, die nordkoreanischen Truppen hätten sich aus der Region Kursk zurückgezogen. Dieser Rückzug war allerdings ebenso unsichtbar wie ihre angebliche Anwesenheit zuvor. Die Zeitung behauptet auch, dass das nordkoreanische Kommando diesen Rückzug nach erheblichen, ebenfalls nicht sichtbaren Verlusten angeordnet habe. Nachdem wochen- und monatelang über die mächtige Anwesenheit starker nordkoreanischer Streitkräfte in Kursk berichtet wurde, scheint es nun plötzlich keine nordkoreanische Militärpräsenz in dem Gebiet mehr zu geben.

Russland und Nordkorea haben die Behauptung, nordkoreanische Soldaten würden in Kursk gegen ukrainische Truppen kämpfen, entschieden zurückgewiesen. Die "New York Times" tut so, als wüsste sie es besser, und behauptet sogar, Nordkorea habe seine "besten Truppen" in die Region geschickt – natürlich wiederum, ohne jegliche Beweise zu liefern:

(Screenshot: NYT)

Das Narrativ über die nordkoreanischen Soldaten in Kursk geht über bloßes Erstaunen hinaus; es verkörpert eine bemerkenswerte Mischung aus Zynismus und Absurdität. Der Umgang der westlichen Medien mit dem ukrainischen Narrativ ist ein Beispiel dafür, wie unbewiesene Behauptungen übernommen, ständig wiederholt und aufrechterhalten werden können und selbst dann als Tatsachen behandelt werden, wenn sie jeder soliden Grundlage entbehren. Natürlich verbreiteten auch deutsche Mainstream-Medien wie das ZDF diese NATO-Verschwörungstheorie bereitwillig, ohne sie jemals zu hinterfragen:

(Screenshot:ZDF)

Die Ukrainer haben mehrfach behauptet, sie hätten versucht, nordkoreanische Soldaten gefangen zu nehmen, und verschiedene Fotos als angebliche Beweise vorgelegt. Diese Bilder hielten jedoch einer strengen Prüfung nicht stand; offensichtliche Ungereimtheiten auf den präsentierten Fotos ließen Zweifel an der Darstellung aufkommen. Damit konfrontiert, behaupteten die Ukrainer in der Folge, einige nordkoreanische Soldaten gefangen genommen zu haben – nur um dann zu berichten, dass diese Personen kurz darauf gestorben seien.

Später gab Kiew bekannt, dass zwei Nordkoreaner am Leben seien und sich in ukrainischem Gewahrsam befänden, aber seit Wochen gibt es keine neuen Informationen über ihren Status. Die Bemühungen der Südkoreaner, diese Soldaten zu erreichen, wurden vereitelt, da die beiden sich Berichten zufolge angeblich weigerten, überzulaufen.

Ein Beispiel für die ukrainische Propaganda ist der Fall der Zwillingsschwestern Zhenya und Sasha, über den die "Asia Times" berichtete. Beide Schwestern operierten 2023 in Panzern der "Oplot"-Einheit der Streitkräfte der Volksrepublik Donezk. Über sie wurde damals auch in sozialen Medien berichtet.

(Foto:ScreenshotRUTube)

Die ukrainische Propagandamaschine hat beide Schwestern in "Nordkoreanerinnen" verwandelt; das nachfolgende Bild wurde unter anderem in der britischen "Daily Mail" veröffentlicht, die es später allerdings zurückzog, nachdem Leser, die auf den Schwindel aufmerksam geworden waren, protestiert hatten:

(Screenshot: DailyMail)

Die geheimnisvolle Phantomarmee der Nordkoreaner in der Region Kursk ist anscheinend im Nebel von Kursk verschwunden, was ihre inhärente Fiktionalität und Unwirklichkeit unterstreicht. Dennoch hatte dieses fiktive Narrativ greifbare Auswirkungen: Präsident Wolodymyr Selenskyjs Versuch, die angebliche Anwesenheit von über zehntausend nordkoreanischen Soldaten in Kursk zu nutzen, um ein Vorgehen ausländischer (NATO-)Truppen gegen sie und die Russen zu rechtfertigen, das zu einer nuklearen Eskalation hätte führen können, ist letztlich gescheitert.

Anfang 2024 weigerte sich Präsident Biden, Kiew zu gestatten, Russland mit US-Raketen anzugreifen (die von US-Streitkräften programmiert, ausgerichtet und gelenkt werden müssen), weil er befürchtete, damit einen Dritten Weltkrieg auszulösen, wie er seine Entscheidung begründete. Im November kündigte die Regierung Biden jedoch eine Umkehr ihrer Politik an und genehmigte Raketenangriffe innerhalb Russlands mit amerikanischen ATACMS-Raketen, um die angebliche Präsenz nordkoreanischer Streitkräfte in der Region Kursk zu bekämpfen, wie die Regierung betonte.

Unhaltbares Propagandanarrativ

Der nordkoreanischen Phantomarmee wurde damit eine gefährliche Rolle bei der Eskalation des Konflikts zugewiesen. Die Medien befanden sich einmal mehr in einer kompromittierenden Lage: Als die neue US-Regierung unter Donald Trump der Vergangenheit den Rücken kehrte und versuchte, den langwierigen Krieg (der von der Regierung Biden angeheizt statt verhindert oder gestoppt worden war) endlich zu beenden, wurde klar, dass es für Kiew und seine westlichen Medienverbündeten an der Zeit war, die nordkoreanische Phantomarmee stillschweigend aus ihrem fortan unhaltbaren Propagandanarrativ zu entfernen.

Die wohl größte westliche Verschwörungstheorie des vergangenen Jahres wird damit sang- und klanglos ad acta gelegt. Und von den westlichen Qualitätsmedien ist kaum zu erwarten, dass sie sich bei ihren Zuschauern, Zuhörern und Lesern dafür entschuldigen, wie sehr diese wieder einmal an der Nase herumgeführt worden sind...

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Dieser Beitrag wurde zuerst am 3. Februar 2025 auf dem Portal ansage.org veröffentlicht.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: ShahidShanJee / shutterstock


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