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"Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf" | Von Wolfgang Effenberger

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Reflexionen zur Konferenz des Schiller-Instituts vom 12./13. Juli 2025

Ein Standpunkt von Wolfgang Effenberger. 

Am 12. und 13. Juli 2025 fand im symbolträchtigen Theater-OST (Berlin-Adlershof) die zweitägige international besetzte, völkerverbindende Konferenz unter dem Thema "Der Mensch ist nicht des Menschen Wolf - Für ein neues Paradigma in den internationalen Beziehungen!" (1) statt. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Schiller-Institut, dem "Ostdeutschen Kuratorium von Verbänden" und der "Akademie Geopolitique de Paris" mit insgesamt 32 Rednern aus 9 Ländern durchgeführt. Die meisten kamen aus den USA (9), gefolgt von Deutschland (7), Frankreich (4) und Südafrika (3)

Die Veranstaltung gliederte sich in vier Bereiche. (2)

  • Panel I: Zusammenarbeit zwischen den BRICS und Europa zur Umsetzung des Oasenplans und der Agenda 2063 für Afrika
  • Panel 2: Strategische Herausforderungen und die entstehende neue Ordnung aus einer internationalen Perspektive
  • Panel 3: Die wissenschaftlichen Herausforderungen im neuen Paradigma
  • Panel 4: Die Schönheit der Vielfalt der Kulturen und die Rolle der jungen Menschen bei der Gestaltung der nächsten 50 Jahre auf der Erde. 

Moderator Stephan Ossenkopp wies eingangs darauf hin, dass die Konferenz in einer Zeit beispielloser historischer Umbrüche stattfindet:

  • Die Glaubwürdigkeit des Westens, was die Aufrechterhaltung des Völkerrechts angeht, liege in Scherben.
  • die Kompetenz des Westens, ein internationales Finanz- und Handelssystem aufrechtzuerhalten, wird in Frage gestellt, da es sich zu einer Farce entwickelt hat.
  • Neutralität, Diplomatie und Verhandlungsgeschick bei der Lösung von Konflikten werden dem Westen heute nicht mehr zugetraut.

Das Gegenteil sei der Fall:

„Die neokolonialistischen, aggressiven Aktionen gegenüber Russland, China, dem Iran, Afghanistan, dem Irak, den Palästinensern, Südwestasien insgesamt sowie Afrika bringen uns mit notwendiger und tödlicher Logik immer näher an ein unkontrollierbares Geflecht von Krisen. Dabei rücken wir ständig näher an die Schwelle zum Einsatz nuklearer Waffen, wodurch das Tor zur Hölle aufgestoßen würde.“

Stephan Ossenkopp hält es für dringend geboten, über eine Neubestimmung der internationalen Beziehungen und pragmatische, dauerhafte Lösungen zu diskutieren. Diese können jedoch nicht unter dem Paradigma einer unipolaren Weltordnung entstehen:

„Die Idee, dass eine dominante Macht die Angelegenheiten der Menschheit zu ihrem eigenen Vorteil diktiert – ein Leviathan, der eine Mehrheit mit Gewalt und Manipulation züchtigen müsse – ist nicht akzeptabel.“

Deshalb seien Redner sowohl aus Nordamerika und Europa als auch aus Eurasien und dem globalen Süden eingeladen worden, um die Prinzipien für die Neugestaltung der globalen Ordnung vorzustellen und zu vertreten.

In dieser Konferenz gehe es um eine Vernetzung, einen Dialog und eine Partnerschaft zwischen den vernünftigen Stimmen der bisherigen dominanten westlichen Mächte und der Mehrheit der Menschheit, die sich längst für ein neues Paradigma der globalen Beziehungen einsetzt.

Auf der Konferenz könnten ungefiltert die authentischen Stimmen und Hintergründe zur Schaffung einer internationalen Ordnung, die auf Souveränität, Respekt, gleicher Sicherheit, Gleichrangigkeit und fairen Entwicklungschancen gründet, gehört werden.

Die Gründerin und Leiterin des Frankfurter Schiller-Instituts, Frau Helga Zepp-Larouche, eröffnete den Reigen der Redner zum Thema:

"Dritter Weltkrieg oder eine neue globale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur?"

Frau Helga Zepp-Larouche beleuchtete eingangs ihrer Rede den von Friedrich Schiller häufig verwendeten Begriff des "punctum saliens". Mit ihm beschrieb Schiller in den Dramen und in der Geschichte jeweils den Zeitpunkt, an dem sich alles unaufhaltsam in Bewegung setzt.

Laut Frau Zepp-LaRouche können diese Punkte ohne Wiederkehr in Bezug auf die Geschichte genau bezeichnet werden: „wann es zum Beispiel zu spät war, den 1. oder 2. Weltkrieg noch zu verhindern“. In Bezug auf die unmittelbar vor uns liegende Zukunft würden mannigfaltige Unwägbarkeiten diese Einsicht trüben,

wenn sie zur Gewissheit wird, dass es zum Dritten, und diesmal letzten globalen und diesmal nuklearen Krieg kommt, ist es zu spät. Die Menschheit, und damit unsere Geschichte, wird ausgelöscht.“

Wir würden derzeit den Untergang der Weltordnung erleben, wie sie sich nach dem 2. Weltkrieg und dann noch einmal in modifizierter Form nach dem Ende des Kalten Krieges herausgebildet hat.

Zum Nachweis auf die Verstrickung der NATO in den Ukraine-Krieg verwies Frau LaRouche auf eine Veröffentlichung in der NYT vom 31. März 2025. In einen 13.000 Worte langen Artikel sei dort das Ergebnis einer einjährigen Untersuchung mit 300 Interviews präsentiert worden,

die dokumentierten, dass die USA den Ukraine-Krieg direkt aus der Clay-Kaserne in Wiesbaden seit spätestens Mitte April 2022 kommandierte, also praktisch zeitgleich mit der Intervention Boris Johnson in Kiev, mit der er die in Istanbul zwischen Russland und der Ukraine erreichte diplomatische Lösung sabotierte.“

Trotz des überwältigend dokumentierten Engagements der NATO würden selbst NATO-kritische Politiker ihre Reden mit dem offiziellen Narrativ vom "unprovozierten Angriffskrieg" einleiten:

„Nur 80 Jahre nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus in Deutschland und dem Ende des Zweiten Weltkrieges, und dem damals unter dem Eindruck der Trümmerfelder durchaus ernst gemeinten "Nie wieder!" soll dieses Land wieder auf allen Ebenen der Gesellschaft "kriegstüchtig" gemacht werden. Und das Erschreckendste daran ist, dass ein Großteil der deutschen Gesellschaft anscheinend entweder die von den Mainstream-Medien verbreiteten Narrative über die Gründe dafür übernimmt, oder sich als paralysiert empfindet. Zwischen dem Programm der EU "Rearm Europe" und der sogenannten "Verteidigungs- und Resilienz-Klausel …befinden wir uns inzwischen auf dem Weg einer Aufrüstungsspirale, die eine unbegrenzte Kreditaufnahme für Verteidigungsausgaben erlaubt.“

Für den Weg in den Untergang macht Frau LaRouche maßgeblich die US-Neokonservativen verantwortlich. Sie verwies auf inzwischen freigegebene US-, russische, deutsche, britische und französische Dokumente, die jetzt im US-Nationalarchiv, im Außenministerium, im Pentagon, in den Bibliotheken der Präsidenten und in diversen nationalen Archiven und Universitätsbibliotheken einsehbar sind. Sie würden nicht nur eine, sondern eine wahre Flut von Sicherheitsversprechungen bezüglich des Verzichts auf eine NATO-Ostausweitung beweisen, die gegenüber Gorbachov und Schewardnadse von Baker, Bush, Genscher, Kohl, Gates, Mitterand Thatcher, Hurd, Major und Woerner gegeben worden sind. Diese Dokumente zeigten eindeutig auf, dass das Versprechen, die NATO um keinen Zentimeter (not one inch) nach Osten auszuweiten, so zentral war, dass die russischen Beschwerden, getäuscht geworden zu sein, absolut begründet seien.

Frau LaRouche sieht diesen Richtungswechsel nicht zuletzt in der Wolfowitz-Doktrin, die die Führungsrolle der USA in einer neuen unipolaren Weltordnung konsolidieren sollte.

Danach behalten sie sich das Recht vor, alleine zu entscheiden, wann und wo sie militärisch eingreifen, einschließlich präventiver Schläge gegen vermeintliche Bedrohungen. Trotz wechselnder Administrationen bestimmte sie als Ausdruck einer permanenten Bürokratie die Politik. Was folgte, war die Absage an das System des Westfälischen Friedens durch Blair in seiner Rede in Chicago 1999, abgelöst durch die Politik des "Right2Protect", der "humanitären Interventionskriege", schließlich nach dem 9. September 2001 die unter dem Banner des "Kriegs gegen den Terror" geführten Interventionskriege in Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien, sowie Farbrevolutionen und Regime- Wechsel, sowie NATO-Ostausweitungen, begleitet von der unilateralen Aufkündigung  aller Rüstungskontroll- und Abrüstungsverträge: ABM, INF, Open Sky, KSE.

Hier hat Frau LaRouche auf eine der wichtigsten Weichenstellungen in der US-Außenpolitik nach dem Kalten Krieg verwiesen, die von der einflussreichen, neokonservativen Denkfabrik in Washington, D.C., "Project for the New American Century" (PNAC), ausging.

Im zentralen Strategiepapier „Rebuilding America's Defenses“ aus dem Jahr 2000 wird argumentiert, dass ein fundamentaler Wandel in der amerikanischen Militär- und Außenpolitik sehr lange dauern könnte,

abgesehen von einem katastrophalen und katalysierenden Ereignis — wie ein neues Pearl Harbor“. 

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde diese Formulierung vielfach zitiert, weil das Ereignis tatsächlich als Katalysator für die Umsetzung der von PNAC und den Neokonservativen propagierten Ziele diente: die weltweite militärische Präsenz der USA, präemptive (keine physische, sondern nur gefühlte Bedrohung) Kriege und ein unilateraler Führungsanspruch („Pax Americana“). Der grundlegende Wandel der US-Außenpolitik war erst möglich durch das „katalysierende Ereignis“ 9/11. Seither verfolgen die USA eine gezielt aggressive, militärisch dominierte Außenpolitik. (3)

Laut Frau LaRouche ist der Zweck dieser Konferenz, einen Ausweg aus dieser Sackgasse zu zeigen.

„Wir müssen rechtzeitig eine neue globale Sicherheits- und Entwicklungsarchitektur auf die Tagesordnung setzen, die die Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen aller Staaten auf diesem Planeten berücksichtigt. Und dies ist absolut möglich, denn die geopolitische Sichtweise, dass man unbedingt einen Feind braucht, hat längst eine Alternative gefunden. Der Versuch der Errichtung einer unipolaren Weltordnung hat seit geraumer Zeit einen gewaltigen Rückschlag erfahren, denn die Nationen des Globalen Südens waren nach der Erfahrung von 500 Jahren Kolonialzeit keineswegs bereit, sich der unipolaren Weltordnung zu unterwerfen. Die Erfahrung von gegen viele Staaten verhängten unilateralen Sanktionen, die Instrumentalisierung des Dollars als Waffe, die als unfair empfundenen Kredit- und Handelsbedingungen und vieles mehr, all dies trug dazu bei, den Geist von Bandung (4), einem Meilenstein in der Geschichte der Blockfreien Bewegung, zu aktivieren.“

Zu Ehren des Namensgebers ihres Instituts schloss Frau LaRouche mit ein paar Zeilen aus Schillers Fragment "Deutsche Größe"

Das ist nicht des Deutschen Größe
Ob zu siegen mit dem Schwert,
In das Geisterreich zu dringen
Männlich mit dem Wahn zu ringen
Das ist seines Eifers wert.
Höhern Sieg hat der errungen
Der der Wahrheit Blitz geschwungen,
Der die Geister selbst befreit
Freiheit der Vernunft erfechten
Heißt für alle Völker rechten
Gilt für alle ewge Zeit.

Die bekanntesten Redner aus Panel I waren Ray McGovern, Senior Analyst der CIA, Prof. Dmitri Trenin, russischer Politologe, promovierter Historiker und ehemaliger Oberst der sowjetischen und russischen Streitkräfte (er zählt zu den bekanntesten außen- und sicherheitspolitischen Experten Russlands), Prof. Zhang Weiwei, führender chinesischer Politikwissenschaftler und Professor für internationale Beziehungen an der Fudan-Universität in Shanghai, wo er auch das China Institute leitet (er gilt als einer der wichtigsten öffentlichen Intellektuellen Chinas und ist Berater für politische Führungskräfte, darunter Präsident Xi Jinping), und Christoph Hans Sponeck, ehemaliger UN-Koordinator für humanitäre Hilfe im Irak.

Ray McGovern berichtete zunächst vom wenige Tage zurückliegenden hoffnungsvollen Gespräch zwischen den Außenmistern Rubio und Lawrow. Dann ging McGovern kritisch, aber mit viel Humor auf die aktuelle US-Politik ein und verglich den US-Präsidenten Donald Trump mit der berühmten Roman-Figur aus "Strange Case of Dr. Jekyll and Mr Hyde" (1886) von Robert Louis Stevenson. Der Roman handelt von Dr. Henry Jekyll, einem angesehenen Wissenschaftler, der durch ein selbst entwickeltes Serum seine dunkle Seite, Mr. Edward Hyde, freisetzt. Mr. Hyde ist skrupellos, gewalttätig und verkörpert das Böse, während Dr. Jekyll das gesellschaftlich anerkannte, gute Selbst repräsentiert. McGovern hofft, dass bei Trump Dr. Jekyll zur Erscheinung kommt. Weiter sprach er auch in Allegorien und verwies auf eine Christusfigur, der die Hände fehlen. Die Hände müssten aber von den Gläubigen kommen.

Dmitri Trenin befürchtet, dass Europa immer mehr in die Frontlinie des Stellvertreterkrieges in der Ukraine gerät. Angesichts der laufenden Vorbereitungen (kriegstüchtig machen) könnte das in drei bis vier Jahren in einen Krieg münden, was eine unvorstellbare Tragödie wäre. Trenin erinnerte auch an das Interview von Frau Merkel am 7. Dezember 2022, als sie ausführte, dass nie die Absicht bestand, das Minsk II-Abkommen umzusetzen.

Christoph Hans Sponeck sieht die UN in einer legislativen Schieflage, unfähig, das Mandat zu erfüllen, setzt aber Hoffnung auf den Zukunftspakt vom 22./23. September 2024, der aber 70 Jahre zu spät gekommen sei. Die USA würden vor allem geopolitische Interessen – wirtschaftlich wie militärisch – weltweit unter Verzicht auf jede Rechtsstaatlichkeit verfolgen.

Professor Zhang Wei Wei war extra aus Shanghai angereist. Er betonte die aufstrebende Bedeutung der BRICS-Staaten, die mit 47 Prozent der Weltwirtschaftsleistung jetzt schon die G7-Staaten überflügelt haben. China habe intensive Kontakte auf dem afrikanischen Kontinent entwickelt. Mehr als 100 Häfen habe man in kooperativer Anstrengung in Afrika sowie eine direkte Verkehrsverbindung zwischen allen afrikanischen Städten geschaffen. Die erprobte sino-afrikanische Zusammenarbeit funktioniere erfolgreich durch drei Prinzipien: Gemeinsam planen, gemeinsam bauen und gemeinsam profitieren, so Professor Zhang. Weiter hob Zhang Weiwei die Erfolge Chinas in der Verfolgung der Klimaziele hervor, China sei ein fortschrittlicher Player in Sachen Klima. Mit chinesischer Technik werde künftig weltweit das Klima verbessert werden können.

Die geopolitischen Probleme mit den USA waren kein Thema. Zhang Wei Wei machte als Botschafter der Verständigung eine gute Figur – alles im Hinblick auf die bevorstehende EU-China-Konferenz? Auch die physische Präsenz des chinesischen TV-Teams (CCTV) samt gezielten Interviews einiger Redner lässt auf die Bedeutung dieser Veranstaltung schließen.

Dr. Naledi Pandor (Südafrika), ehemalige Ministerin für internationale Beziehungen und Zusammenarbeit der Republik Südafrika, war angekündigt als die Stimme der Globalen Mehrheit. Sie erinnerte an die Berliner Afrika-Konferenz (15. November 1884 - 26. Februar 1885). Damals hatte der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck eingeladen; Vertreter von 14 Staaten nahmen teil, darunter Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal, Italien, Russland, die USA und andere. Das Abschlussdokument war die sogenannte Kongoakte, die insbesondere das Prinzip der effektiven Besetzung als Grundlage für zukünftige Kolonialansprüche festschrieb.

2025 müssten nach Pandor jetzt hier und heute endlich neue Impulse gesetzt werden. Sie verwies dabei auf die Agenda 2063 der Afrikanischen Union und den vom Schiller-Institut vorangetriebenen Oasen-Plan.

Die Agenda 2063 ist die langfristige Entwicklungsstrategie der Afrikanischen Union (AU) aus dem Jahr 2013 und bildet den Rahmen für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Transformation Afrikas über einen Zeitraum von 50 Jahren bis zum Jahr 2063.

Mit dem Konzept des Oasen-Plans will das Schiller-Institut im Nahen Osten und in Nordafrika durch groß angelegte Infrastrukturprojekte, insbesondere zur Wasserverfügbarkeit, Armut und Unterentwicklung bekämpfen und Konflikte entschärfen.

Das Wasser soll durch Meeresentsalzungsanlagen gewonnen werden, was sehr energieaufwendig ist. Diese Energie könnten nur viele Atomkraftwerke zur Verfügung stellen. Eine anspruchsvolle Entwicklung. Visionäre sehen schon das Wort "Entwicklung" als Synonym für "Frieden".

Heraklit, der Denker von Ephesos (545-475 v.Chr.), hat uns überliefert: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge". Er war kein Kriegstreiber und auch kein Militarist. Im Gegenteil: Er war ein Philosoph der Harmonie. Die stimmige Einheit in der Vielheit war sein großes Thema.

Doch sah er, was der Krieg bewirkt: „Die einen macht er zu Sklaven, die anderen zu Herren.“ (5)

Im Verlauf des NATO-Kriegs gegen Libyen 2011 wurde das sogenannte Great-Man-Made-River-Projekt (GMMR), initiiert von Muammar al-Gaddafi, 1980 projektiert von US-amerikanischen und deutschen Firmen und als größtes Bewässerungsprojekt der Welt in Libyen betrieben, vor der endgültigen Fertigstellung im Verlauf des libyschen Bürgerkriegs 2011 schwer beschädigt. (6)

Im ersten Panel sollten zwar Lösungen der Krise angedacht werden, doch das erfüllte sich leider nicht (das wäre für eine derartige Konferenz auch zuviel verlangt). Dafür wurden Reformen von EU und UN gefordert. Die von verschiedenen Rednern geäußerte Hoffnung in den am 22./23. September 2024 von der UN-Vollversammlung in New York verabschiedeten – von Deutschland und Namibia (1884–1914 „Deutsch-Südwestafrika“ (7)), eingebrachten – Zukunftspakt (Pact for the Future), dürfte eher dem Wohlwollen gegenüber Deutschland geschuldet sein, als dass hier ein dauerhafter Richtungswechsel, geschweige ein Brückenbau zu den afrikanischen bzw. asiatischen Ländern erfolgen wird. Es scheint sich bei dem Zukunftspakt vor allem um eine Maßnahme zu handeln, die Teile des globalen Südens bei ihrem Streben in die Multipolarität auszubremsen und mit ihnen die prowestliche multilaterale Zusammenarbeit zu stärken. Soll mit dem gemeinsamen Pakt die blutige Kolonialgeschichte übertüncht werden?

Zur Erinnerung:

Am 12. Januar 1904 griffen überraschend bewaffnete Hereros, nomadisierende Rinderhirten, die vor allem im Gebiet zwischen dem zentralen Hochland um Okahandja, Waterberg und Gobabis bis hin zur Omaheke-Wüste an der Grenze zu Botswana lebten, die deutschen Siedler an und töteten gleich am ersten Tag über hundert von ihnen. Auch wurden Brücken und Telegrafenlinien zerstört (Diesem Überfall scheint eine umfassende Vorbereitung vorausgegangen zu sein). Der Herero-Aufstand entwickelte sich zu einem der brutalsten Kolonialkriege, der bis zu 60.000 Hereros das Leben kostete. (8)

Was waren die tiefen Ursachen des Konflikts? Hier lohnt sich ein Blick nach Afrika im Jahr 1904; da war die geopolitische Lage in Afrika von einem intensiven Wettbewerb der europäischen Kolonialmächte geprägt, insbesondere zwischen Deutschland und Großbritannien.

1904: Britsch-Französischer Schulterschluss gegen Deutschland, auch in Afrika

Mit der Unterzeichnung der "Entente cordiale" am 8. April 1904 zwischen dem Vereinigten Königreich und Frankreich – hier teilten sich beide Länder Marokko und Ägypten auf –nahmen die deutsch-britischen Differenzen zu. Die Annäherung der beiden Nachbarmächte verstärkte Deutschlands außenpolitische Isolation und führte zu einer geopolitischen „Einkreisung“ Deutschlands, dessen Russlandbemühungen in der Folge scheiterten. Russland war bereits am 4. Januar 1894 mit Frankreich eine Allianz eingegangen. Die "Entente Cordiale" führte dazu, dass Deutschland in Afrika politisch und diplomatisch an den Rand gedrängt wurde und seine kolonialen Ambitionen zunehmend durch die abgestimmte Politik der beiden führenden Kolonialmächte eingeschränkt waren. (9) Erschwerend kam hinzu, dass Großbritannien aufgrund von militärischen Defiziten im Burenkrieg (1899-1902) am 4. Mai 1904 offiziell das "Committee of Imperial Defence" (CID) gegründet hatte, das akribisch den 1. Weltkrieg gegen Deutschland vorzubereiten begann (Aufstellung eines Expeditionskorps von ca. 160.000 Soldaten zur Unterstützung Frankreichs, die umfassende Blockade Deutschlands und die Kriegsbereitschaft und -tüchtigkeit der Dominions mit Kriegsbeginn.

121 Jahre später unterstützt Deutschland nun uneingeschränkt die britisch-französische Kriegsallianz gegen Russland. Auch diese Politik wird voraussichtlich in die Katastrophe führen.

Zurück zum Zukunftspakt:

Der über Jahrhunderte vom Westen geschundene afrikanische Kontinent soll nun angeblich in den Genuss von ehrlichen Hilfen kommen. Die Schlagworte klingen ja vielversprechend:

  • Frieden und internationale Sicherheit: Anpassung des kollektiven Sicherheitssystems zur Sicherung des Friedens.
  • Wissenschaft, Technologie, Innovation und digitale Zusammenarbeit: Förderung von Innovation und digitaler Kooperation zum Wohl aller Menschen.
  • Jugend und künftige Generationen: Stärkung der Rechte und Partizipation junger Menschen. (10)

Doch der vielgelobte Zukunftspakt dient als „Booster“ für die Agenda 2030 und deren 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs). (11) Mit diesem Pakt soll auf die zunehmenden globalen Krisen reagiert und die multilaterale Zusammenarbeit gestärkt sowie die UN-Struktur modernisiert werden. (12)

Abschließend heißt es:

  • Transformation der Global Governance: Reform und Stärkung internationaler Institutionen, insbesondere des UN-Sicherheitsrates.

Dieser Passus zur Reform des UN-Sicherheitsrates legt die umfassende Verlogenheit des Systems offen.

Am 21. März 2005 stellte der damalige UN-Generalsekretär Kofi Annan sein überraschend weit gehendes 63-seitiges Reform-Dokument (34) vor. Darin forderte er, die Mitgliederzahl des Sicherheitsrates von derzeit 15 (fünf ständige und zehn nichtständige Mitglieder) zu erweitern, so dass dieser 

"die internationale Gemeinschaft als Ganzes und die heutige geopolitische Wirklichkeit in stärkerem Maße repräsentiert". 

Die Zahl der Mitglieder des reformierten Sicherheitsrates solle bei 24 oder 25 Staaten liegen.

Nur wenige Monate später legten Brasilien, Indien, Japan und Deutschland (G4) ihren Reformvorschlag vor. Der Entwurf der "G4" sieht eine Erweiterung des Rates um sechs ständige (G4 plus zwei Afrikaner) und vier nichtständige Mitglieder vor. Die Afrikanische Union (AU) schlug abweichend vom Entwurf der G4 ein Vetorecht auch für neue ständige Mitglieder sowie einen zweiten zusätzlichen nichtständigen Sitz für Afrika vor.

Wolfgang Effenberger wurde anlässlich eines deutsch-brasilianischen Seminars an der juristischen Fakultät der Bundesuniversität Rio de Janeiro zum Thema Völkerrecht und Menschenrechte gebeten, am 17. Mai 2013 dort einen Zustandsbericht zur G4-Reform vorzutragen:

"Der Reformvorschlag der G-4-Staaten (Brasilien, Deutschland, Indien und Japan) in Bezug auf eine Erweiterung des Sicherheitsrats vor dem Hintergrund der geopolitischen Interessen der USA" (13)

Effenberger hatte alle vier Außenminister angeschrieben und diplomatisch verklausulierte Antworten erhalten: Es hatte sich nichts getan. Er kam in seinem Vortrag zu dem Schluss: Das noch im Krieg geschaffene System der UN, in dem bis heute der Geist der Sieger fortwirkt, kann nicht reformiert werden. Es muss durch ein neues ersetzt werden, das im Frieden und mit dem Willen zum Frieden von den 193 Mitgliedern der UN geschaffen wird.

1945 im April waren es ja nur 51 Nationen, vom afrikanischen Kontinent war niemand eingeladen.

Im Panel 2 „Strategische Herausforderungen und die entstehende neue Ordnung aus einer internationalen Perspektive“ traten ebenfalls namhafte Redner auf. Doch wurden die strategischen Herausforderungen nur schemenhaft skizziert. Die entstehende neue Ordnung fokussierte sich aus der internationalen Perspektive als die BRICS-Staaten. Hier kam sogar von afrikanischer Seite das Votum, dass keine neuen Hegemone erwünscht seien. Bevor neue Ordnungen skizziert werden, muss ja zunächst eine schonungslose IST-Analyse durchgeführt werden. Das kam insgesamt zu kurz.

Da fielen die Vorträge von Colonel Jacques Hogard (FR – Mitglied der Ehrenlegion) und Achim Bonatz (GER) wohltuend auf.

Colonel Hogard hat während des Jugoslawienkrieges (Serbien und Montenegro) die französischen Spezialtruppen im Kosovo befehligt. Die bei der Operation im Kosovo gewonnenen Einsichten in die westliche Führung haben bei ihm eine heftige Abneigung auf die NATO und die EU entwickelt. Sein heutiger Kampf besteht darin, uns von diesen Kriegsmaschinen zu befreien und sicherzustellen, dass unsere Heimatländer ihre Souveränität wiedererlangen.

Colonel Hogard ist dem Frieden zutiefst verpflichtet, verurteilt jede Form von Interventionismus und Imperialismus, und befürwortet eine Diplomatie die auf den westfälischen Prinzipien des gegenseitigen Respekts basiert.

„Die Welt ist nicht mehr unipolar oder bipolar, sondern multipolar. Die Unabhängigkeit, Freiheit und Souveränität der Nationen muss vor jeglicher Einmischung von außen oder von Organisationen, die den Anspruch erheben, supranational zu sein, geschützt werden.“ (14)

lautet die klare Lageanalyse des erfahrenen und der Demokratie verpflichteten Soldaten. Ebenso aufklärend war der Vortrag des Diplomkaufmanns Joachim Bonatz:

 "5% of GDP for the Defense Industry: A Redistribution of National Wealth –An Over-Demand on Society". Als Einstieg wählte Bonatz ein Schiller-Zitat (aus „Demetrius, Fragment“, 1804/1805):

„Der beste Kaufmann ist der Krieg. Er macht aus Eisen Gold“

und verwies unverzüglich auf den jüngsten NATO-Gipfel vom 25. Juni 2025. Dieser hat an den nationalen Parlamenten vorbei entschieden, 5% des BIP in den Militärhaushalt fließen zu lassen. Hier entlarvte Bonatz gleich die unglaubliche Täuschung: 5% des Bruttoinlandsprodukts machen fast 50 Prozent eines Staatshaushalts aus. Dieser Zusammenhang wird in der öffentlichen Debatte verschleiert. Um diese unglaubliche Summe aufzubringen, muss ein äußerer Feind vorgezeigt werden können, im konkreten Fall Russland, welches angeblich 2028/29 die NATO-Staaten angreifen will. Dazu zitierte Bonatz Carl Peter Fröhling (geb. 1933, deutscher Philosoph):

„Machtgier und Furcht waren zu allen Zeiten die Totengräber der Freiheit und damit auch des Friedens.“

2024 betrug das BIP 4,31 Billionen Euro. 5% davon sind 215 Milliarden Euro, die innerhalb eines einzigen Jahres für Kriegsrüstung auszugeben sich Deutschland verpflichtet hat. Und das jedes Jahr! 2024 betrug der Staatshaushalt Deutschlands 476,8 Milliarden Euro. Per 31.12. 2024 hatte jedoch Deutschland als Staat (ohne die Schulden der Länder und Gemeinden) eine Schuldenlast in Höhe vom 2,509 Billionen Euro. Mit der weiteren Kreditaufnahme von einer Billion Euro sprang die deutsche Schuldenlast auf 3,509 Billionen, und ein Ende ist nicht abzusehen. Bei einem Zins von nur 5% beträgt der jährlich zu zahlende Zinsbetrag aus den rund 3,5 Billionen-Euro-Krediten 175 Milliarden Euro. Das sind dann - 215 Mrd. für Rüstung plus 175 Zins - insgesamt 390 Milliarden Euro, und dabei sind die Staatspensionen noch gar nicht aufgelistet!

Die Statistiken der anderen NATO-Staaten besagen: Von den großen NATO-Staaten USA, Frankreich, GB, Deutschland, Italien, Spanien und Kanada hatten nur die USA Rüstungsausgaben von etwas mehr als 3% des BIP. Die anderen bewegten sich ab 2006 bis 2024 zwischen 1,0 bis 2,4 Prozent. Dabei betrugen 2024 die Ausgaben der NATO-Staaten für Rüstung das Zehnfache der Rüstungsausgaben aller BRICS-Staaten plus Nordkoreas.

Wer bedroht hier eigentlich wen?

Dann zählte Bonatz noch die weiteren Fakten auf, wie das Heranrücken der NATO an Russland, wer Kriege in den vergangenen Jahrzehnten gegen Drittstaaten führte, wer Regime-Changes umsetzte und weiter betreibt. Trotzdem kürzen alle NATO-Staaten ihre Etats zu Gunsten der Rüstung, obwohl sie ohnehin schon hoch verschuldet sind.

Bereits Albert Einstein (geb. 1879, gest. 1955, deutscher Physiker) wußte:

„Frieden kann nicht durch Gewalt erhalten werden. Er kann nur durch Verständnis erreicht werden.“

Das Menschenbild von Thomas Hobbes

Thomas Hobbes meinte mit der Aussage „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“ (homo homini lupus), dass der Mensch im sogenannten Naturzustand – also ohne staatliche Ordnung und Gesetze – seinen Mitmenschen gegenüber egoistisch, misstrauisch und potenziell feindselig ist- (15) Hobbes ging davon aus, dass jeder Mensch in erster Linie auf seinen eigenen Vorteil bedacht und im Zweifel bereit ist, anderen zu schaden, um sich selbst zu schützen oder zu bereichern. (16)

Wegen fehlender übergeordneter, Sicherheit und Vertrauen garantierender Instanzen herrscht laut Hobbes im Naturzustand ein „Krieg aller gegen alle“ (bellum omnium contra omnes). In solch einer Situation sieht Hobbes den Menschen gezwungen, sich wie ein Raubtier zu verhalten, das stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und anderen misstraut. (17) Deshalb sei der Mensch dem Menschen ein Wolf: ohne Regeln oder Staat zeigt sich die destruktive, egoistische Seite der menschlichen Natur.

Hobbes nutzte dieses Bild, um zu begründen, warum es einen starken Staat geben müsse. Nur eine übergeordnete Macht – der „Leviathan“ – könne die natürlichen Triebe der Menschen zähmen und für Frieden und Sicherheit sorgen. Das Zitat ist also Ausdruck eines pessimistischen Menschenbilds, das die Notwendigkeit von Gesetzen und staatlicher Ordnung betont, um das Zusammenleben der Menschen zu ermöglichen. (18)

Gegen die von Thomas Hobbes geprägte Vorstellung sollte die vom Schiller-Institut initiierte internationale Konferenz die Würde und die kreative Potenz jedes Menschen in den Mittelpunkt stellen und ein neues Paradigma in den internationalen Beziehungen auf den Weg bringen – ein deutlicher Kontrapunkt zu Pessimismus und Imperialismus.

Für ein anderes, positives Menschenbild stand schon Aristoteles (384 - 322 v. Chr.), später dann John Locke (1632-1704 n.Chr.), Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778 n.Chr.), Immanuel Kant (1724-1804) und Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831).

Aristoteles betrachtete den Menschen als zoon politikon, also als ein auf Gemeinschaft angelegtes Wesen, das von Natur aus das Leben in der Polis (Gemeinschaft) braucht, um sich zu entfalten. (19) Deshalb sollte der Staat seinen Bürgern ein angenehmes Leben ermöglichen.

John Locke beschreibt den Menschen als achtsam und grundsätzlich vernünftig. Konflikte würden nicht zwangsläufig aus Bosheit, sondern aus Unsicherheiten über Eigentum und Recht entstehen. So sollte der Staat vor allem die Rechte und Freiheiten der Individuen schützen, nicht sie unterdrücken. (20)

Jean-Jacques Rousseau geht davon aus, dass der Mensch im Naturzustand gut, friedlich und mitleidsfähig ist, aber durch die Gesellschaft und das Privateigentum verdorben wird. Er sieht im Menschen kein Raubtier, sondern ein soziales Wesen, das durch gesellschaftliche Umstände entfremdet wird. (21) Immanuel Kant sieht wie Aristoteles den Menschen als Gemeinschaftswesen, jeder Mensch hat nach Kant ein Gefühl für das moralisch Richtige und Gute in sich, er muss sich seiner Freiheit bewusstwerden und gemäß seiner Einsicht verantwortlich handeln.

Kant griff viele Ideen Lockes auf, etwa die Bedeutung individueller Freiheit und Vernunft. Johann Gottlieb Fichte (1762–1814) betont den subjektiven Charakter des Weltbilds und die Notwendigkeit freier Entscheidung zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit.

G.W.F. Hegel schließlich geht von einer permanenten Höherentwicklung des menschlichen Bewußtseins durch Reflektion der Erfahrung aus und sieht die Menschheit am Ende im voll entwickelten Stadium der Vernunft ankommen.

Auch Friedrich Schiller (1759–1805) – der Namensgeber des Instituts – übernahm von Rousseau und Kant Gedanken zur Bildung des Menschen und zur Rolle der Gesellschaft. Seine Werke und theoretischen Schriften – insbesondere die „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“ – betonen,

dass echter gesellschaftlicher Fortschritt und eine friedliche Ordnung nur durch die Entwicklung des Menschen zu einem moralisch und ästhetisch gebildeten Wesen möglich sind. (22)

Schiller sah die Gefahr, dass politische Umwälzungen – wie die Französische Revolution – in Willkür und Gewalt umschlagen, wenn sie nicht von einer geistigen, ethischen Revolution begleitet werden. Er plädierte deshalb im Sinne von Kant und Hegel für eine Erziehung zur Freiheit, zur Rücksicht auf die Freiheit des anderen und zur Überwindung des bloßen Machttriebs im Menschen. Diese Haltung ist heute für Friedensbewegungen von großer Aktualität: Sie fordern nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern auch eine aktive Gestaltung des gesellschaftlichen Miteinanders auf der Basis von Empathie, Gerechtigkeit und Solidarität. Schillers Ideal des „ästhetischen Menschen“ – der Verstand und Gefühl, Freiheit und Verantwortung verbindet – wird als Voraussetzung für einen gewaltfreien Übergang zu einem vernünftigen Staat verstanden. Friedensbewegungen greifen diese Gedanken auf, indem sie für eine Kultur des Dialogs, der gegenseitigen Anerkennung und der Überwindung von Feindbildern eintreten.

Zudem wurde Schiller immer wieder zur Symbolfigur für freiheitliche und menschenrechtliche Bewegungen, weil seine Werke das bürgerliche Selbstbewusstsein stärkten und dem Prinzip der Menschlichkeit eine zentrale Rolle zuwiesen.(23)

Das Schiller-Institut, gegründet von Helga Zepp-LaRouche, setzt sich seit Jahrzehnten für eine internationale Ordnung ein, die auf gegenseitigem Respekt, gemeinsamer Entwicklung und der Überwindung geopolitischer Rivalitäten basiert. Die wöchentlichen internationalen Konferenzen zeugen von einem bewundernswerten Engagement und verstehen sich als Beitrag zu einer globalen Debatte über die Bildung einer neuen, von einem Weltplenum verabschiedeten, regelbasierten Weltordnung auf der Grundlage von Menschlichkeit, Vernunft und Solidarität. (24)

Bei der Intention der Konferenz stand Schiller Pate:

Er fordert, dass der Mensch aus eigenem Antrieb – durch Bildung und Reflexion – zum freien, vernünftigen Wesen wird, das das moralische Gesetz in sich selbst anerkennt. Für die globale Versöhnung heißt das: Nur wenn Individuen und Gesellschaften bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich auf universelle Werte einzulassen, kann nachhaltiger Frieden entstehen.
Weiter inspiriert Schiller dazu, den Dialog zwischen Kulturen, Nationen und Individuen als Grundlage für Versöhnung zu begreifen. Die Suche nach einer inklusiven Zukunft für alle erfordert Offenheit, Hoffnung und die Überwindung eingefahrener Denkmuster – ein Ansatz, der sich direkt aus Schillers Ideal der ästhetischen und humanitären Bildung ableiten lässt.

Heute bedarf es einer tiefgreifenden ethischen, ästhetischen und bildenden Transformation: Die Förderung von Empathie, Dialogfähigkeit und moralischer Selbstbestimmung ist dabei die zentrale Voraussetzung für den Weg in einen tragfähigen Frieden in Freiheit (durch Wahrheit).

All diese hehren Ziele konnten auf dieser Konferenz nicht erreicht werden. Vermutlich haben auch einige der Redner diplomatische Rücksichten nehmen müssen. Leider ließ das anspruchsvolle Programm wenig Raum für persönlichen Austausch zu. Obwohl Frau Zepp-LaRouche vehement Schillers Begriff vom "punctum saliens" verwendete, strebt die Geschichte anscheinend unaufhaltsam auf diesen Punkt zu: jede Lösung erscheint völlig außer Reichweite. Dabei ist die Situation im Vergleich zu 1914 und 1939 so komplex, die Kommunikation dank Satelliten und KI umfassend und die Vernichtungswerkzeuge so präzise und hyperschnell…

Die Konferenz-Rede von Wolfgang Effenberger „Das Internationale Recht und die sogenannte "wertebasierte Ordnung" der USA“ kann aufgerufen werden unter:

https://wolfgangeffenberger.com/zusatz.php?Lang=de&SeiteID=REDEN&SeiteIDNr=23

Anmerkungen und Quellen

Wolfgang Effenberger, Jahrgang 1946, erhielt als Pionierhauptmann bei der Bundeswehr tiefere Einblicke in das von den USA vorbereitete "atomare Gefechtsfeld" in Europa. Nach zwölfjähriger Dienstzeit studierte er in München Politikwissenschaft sowie Höheres Lehramt (Bauwesen/Mathematik) und unterrichtete bis 2000 an der Fachschule für Bautechnik. Seitdem publiziert er zur jüngeren deutschen Geschichte und zur US-Geopolitik. Zuletzt erschienen vom ihm „Schwarzbuch EU & NATO“ (2020) sowie "Die unterschätzte Macht" (2022)

1) https://schillerinstitute.com/de/der-mensch-ist-nicht-des-menschen-wolf/

2) Der Bericht von Wolfgang Effenberger erstreckt sich nur über den ersten Tag, wobei am Nachmittag zwei längere Interviews anstanden, am 2. Tag war der Autor leider ganz verhindert

3) https://thirdworldtraveler.com/New_World_Order/ProjNewAmerCent_MoveOn.html

https://www.sourcewatch.org/index.php/Project_for_the_New_American_Century

4) Der „Geist von Bandung“ bezeichnet die zentrale Idee und das Vermächtnis der Bandung-Konferenz von 1955, bei der sich 29 – überwiegend ehemalige Kolonien aus Asien und Afrika – in der indonesischen Stadt Bandung trafen. Ziel war es, gemeinsam gegen Kolonialismus, Imperialismus, Rassismus und Ungleichheit aufzutreten und eine neue, gerechtere Weltordnung zu fordern.

5) https://christophquarch.de/die-macht-des-friedens-eine-rede-wider-den-krieg/

6) https://www.csmonitor.com/World/Africa/2010/0823/Libya-s-Qaddafi-taps-fossil-water-to-irrigate-desert-farms/%28page%29/2

7) https://www.bmz.de/de/laender/namibia

8) https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/176142/januar-1904-herero-aufstand-in-deutsch-suedwestafrika/

9) http://www.romanischestudien.de/index.php/rst/article/view/182/487

10) https://www.kooperation-international.de/aktuelles/nachrichten/detail/info/vereinte-nationen-verabschieden-zukunftspakt-multilaterale-loesungen-fuer-globale-herausforderungen

11) https://www.2030agenda.de/de/article/vereinte-nationen-verabschieden-zukunftspakt; https://www.nachhaltigkeitsrat.de/aktuelles/ein-pakt-fuer-die-zukunft/

12) https://www.2030agenda.de/de/article/vereinte-nationen-verabschieden-zukunftspakt

13) https://zeitgeist-online.de/component/content/article/9-allgemeines/sonstiges/967-der-reformvorschlag-der-g-4-staaten-brasilien-deutschland-indien-und-japan-in-bezug-auf-eine-erweiterung-des-sicherheitsrats-vor-dem-hintergrund-der-geopolitischen-interessen-der-usa.html

14) Mail von Colonel Hogard an Wolfgang Effenberger, 16. Juli 2025

15) https://www.thomas-hobbes.de/deutsch/menschenbild.html

16) https://de.wikipedia.org/wiki/Leviathan_(Thomas_Hobbes)

17) https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/homo-homini-lupus/

18) https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-philosophische-flaschenpost-hobbes-und-der-boese-wolf-100.html

19) https://www.hausarbeiten.de/document/104281

20) https://knowunity.de/knows/ethik-philosophen-gesellschaftszustand-und-vertrag-9d74b1fe-ac86-41d3-8fef-2946d89aec80

21) https://www.hausarbeiten.de/document/104281

22) https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/ueber-die-versoehnung-des-aesthetischen-mit-dem-politischen-798204; https://literaturkritik.de/friedrich-schiller-und-die-politik,24793.html

23) https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/29204/friedrich-schiller-in-deutschland-und-europa/

24) https://schillerinstitutet.se/inbjudan-till-schillerinstitutets-internationella-konferens-i-berlin-den-12-13-juli-2025/

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Statue of Friedrich Schiller poet in Wiesbaden

Bildquelle: rame435 / shutterstock 


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