Von Julius Ruechel.
An alle Schweigenden im Lande, die noch zusehen, wie unsere Gesellschaft gespalten wird.
Die Mächtigen haben schon längst signalisiert, dass sie nicht im Traum daran denken, zu einer liberalen Demokratie zurückzukehren, die auf Freiheit und die Achtung unveräußerlicher Rechte des Einzelnen gegründet ist. Wenn man ihnen mit Daten entgegentreten könnte, hätten sie schon lange klein beigegeben. Doch mit Daten sind sie nicht zu beeindrucken. Es geht hier nicht um ein Virus. Wir haben es mit einem Psychospiel zu tun, in dem es um Macht und Kontrolle geht.
In dieser Schönen neuen Welt werden die Herrschenden unter Vorbehalt gestellte, vorübergehende Vergünstigungen gewähren, die an die Virensaison, Wohlverhalten und jede beliebige Bedingung geknüpft sind, die ihnen wichtig scheint, um die je aktuelle Social-Engineering-Agenda durchzusetzen. Ist die Büchse der Pandora einer Gesellschaft von Rechten unter Vorbehalt erst einmal geöffnet, sind ihren Phantasien keine Grenzen mehr gesetzt.
Wie können wir diese neofeudale Pervertierung des Bilds von Gesellschaft aufhalten? Wie müssen wir das Chicken Game mit einem Regime spielen, das vermeintlich alle Trümpfe in seinen Händen hat? Dies eine ist klar: die Rückeroberung unserer Freiheit hängt ganz davon ab, ob die Regierenden die Unterstützung der Masse verlieren. Um mit Hans Christian Andersens zeitlosem Märchen aus dem Jahr 1837 zu sprechen: Wir müssen unsere verängstigten Mitbürger aus ihrer Lähmung rütteln, so dass sie sehen, dass „der Kaiser keine Kleider an hat“. Noch wichtiger ist aber, dass jeder, der es sieht, bereit ist, es laut zu sagen.
Ich möchte also in diesem Essay die Psychologie des öffentlichen Widerspruchs untersuchen.
Inhalt:
- Ein Kampf um die Herzen und Köpfe – oder wie der Verstand für Zweifel empfänglich wird
- Zweierlei Zukunft
- Vom Brechen der Illusion: Das Konformitätsexperiment von Asch
- Der Chor der Gegenstimmen und die 10%-Regel
- Zeigt euch und wartet nicht länger
- Wie ein wildes Pferd gezähmt wird
- Prinzipien: Die Fackel der Freiheit und warum manche Wildpferde nie zu zähmen sind
- Die Kette wird mit dem ersten Glied geschmiedet.
- Zum Schluss
Ein Kampf um die Herzen und Köpfe – oder wie der Verstand für Zweifel empfänglich wird
Daten spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht Herz und Verstand in Bewegung zu setzen; doch das erst in einem zweiten Schritt. Wir befinden uns in einem psychologischen Kampf, nicht in einem intellektuellen.
Daten helfen denen, die angefangen haben, Fragen zu stellen, doch zuvorderst müssen die Menschen die erste Frage einmal stellen. Am Anfang muss es einen Keim des Zweifels geben. Und Daten werden diesen Keim nicht säen. Daten haben nicht die Macht, den Bann zu brechen.
Ein verängstigter Geist sucht nach Gewissheit. Denn sie gibt ihm Sicherheit. Und das ist der Grund, weshalb ein verängstigter Geist alles ablehnt, was seine gefühlte Gewissheit untergraben könnte. Ungewissheit macht Angst. Dieser Wunsch nach Gewissheit erregt in Menschen einen heftigen Widerwillen gegen widersprüchliche Daten und macht sie empfänglich für die haarsträubendsten logischen Trugschlüsse. Tatsachen sind ihren Gefühlen schlicht egal. Die Leute fragen erst dann nach Daten, nachdem der Bann Risse bekommen hat. Den ersten Keim des Zweifels muss also etwas anderes säen.
Ungewissheit ist unangenehm, wenn sie nicht beiseite geschoben werden kann, und erst dann und nur dann nimmt der Kopf rationales Denken zu Hilfe, um das Dilemma durchzuarbeiten und das Gefühl von Gewissheit wiederzubekommen. Um dieses psychologische Spiel geht es. Wir müssen ein Gefühl der Ungewissheit erzeugen, dass unsere verängstigten Mitmenschen dazu zwingt, ihren Verstand zu Hilfe zu nehmen. Wenn der Zweifel erst eingesetzt hat, werden die Daten ihnen schon den restlichen Weg zeigen.
Die Bereitschaft, sich auf Daten einzulassen, ist also nur der zweite Schritt eines jeden Einzelnen zur Erkenntnis, dass der Kaiser keine Kleider hat. Ein großer Teil unseres Kampfs um unsere Freiheit hat sich auf diesen zweiten Schritt konzentriert. Mehr Daten. Doch der erste Schritt auf diesem Weg besteht darin, den ersten Keim des Zweifels zu säen.
Aber wie sät man Zweifel ohne Daten?
Die Wirklichkeit sieht schlicht so aus, dass es bei diesem ersten Schritt um Symbole geht, um Gruppenpsychologie und um den Mut, mit allen Konsequenzen seine Meinung auszusprechen, wenn es andere nicht tun. In diesem Versuch steht dieser erste Schritt im Mittelpunkt, denn hier müssen wir dazulernen.
Um einen ersten Zweifel zu säen, um Leuten zu helfen, diesen ersten Schritt zu tun, kommt es nicht so sehr darauf an, was ihr sagt. Wichtig ist, dass man euch sieht, dass ihr es laut und öffentlich sagt und zwar so, dass man euch und eure Bereitschaft erkennen kann, dafür einzustehen, wenn die Welt sieht, was ihr wirklich denkt. Es kommt darauf an, dass ihr es unaufhörlich und immer wieder sagt, bis sich genügend Stimmen dem Gegenchor anschließen und dieser nicht mehr als Randerscheinung abgetan werden kann. Zweifel entsteht dadurch, dass die Illusion von Konsens durchbrochen wird.
Der erste Keim des Zweifels entsteht auf einer unterbewussten emotionalen Ebene. Das kann auf dreierlei Weise entstehen:
Viele beginnen erst nach ihrer ersten COVID-Impfung Fragen zu stellen. Mit dem Gefühl der Sicherheit gewinnen sie ihre Denkfähigkeit zurück, die Fragen und Zweifel entstehen lässt. Das ist der Grund, weshalb das Regime ein hyperventilierendes Trommelfeuer über „Varianten“ veranstaltet und die Hysterie gegen die Ungeimpften schürt. Das Regime versucht die Geimpften in Angst zu halten, um zu verhindern, dass sie ihre Fähigkeit zurückgewinnen, klar zu sehen und unabhängig zu denken.
Zweifel kann auch dadurch entstehen, dass persönliche Erfahrungen nicht der Propaganda entsprechen, mit der wir gefüttert werden. Diesen Teil des Kampfs erledigt das Regime selbst für uns. Wenn jemand einen Impfschaden erleidet, einen geliebten Angehörigen isoliert in einem Pflegeheim sieht oder wegen Lockdowns sein Geschäft zu verlieren droht, beschleichen ihn die ersten Zweifel am Narrativ. Die Leidensfähigkeit ist begrenzt, bevor das Vertrauen ins Regime ins Wanken gerät.
Und Zweifel kann einfach dadurch entstehen, dass einem die Illusion eines vermeintlich bestehenden Konsenses geraubt wird. Denken wir an Hans Christian Andersens Volksmärchen. Es war ein Kind, das den Zauber gebrochen hat, weil es keine Angst hatte, laut zu sagen, dass es den schönen neuen Mantel des Kaisers nicht gab und dass er überhaupt nichts an hatte. Daten haben den Zauber nicht gebrochen. Es bedurfte nur eines ausgestreckten Fingers, eines Lachens im richtigen Augenblick und des Muts, es öffentlich auszusprechen.
Zweifel erzeugt einen Gefühlskonflikt, der nur mit Hilfe des Verstands gelöst werden kann. Zweifel bringt den Kopf dazu, nach Daten zu fragen, nicht umgekehrt. Das Regime tut alles, um die Verängstigten vom Denken abzuhalten. Wir befinden uns in einem psychologischen Krieg.
Zweierlei Zukunft
Der Ausgang dieses psychologischen Krieges entscheidet, in welcher Welt wir, unsere Kinder und unsere Enkel leben werden. Bevor ich näher auf die Psychologie dieses Krieges eingehe und darauf, wie er zu gewinnen ist, sollten wir uns klar machen, was auf dem Spiel steht. Denn leicht gerät das große Ganze aus dem Blick, wenn wir ständig damit beschäftigt sind, Regierungslügen zu entlarven und gegen Impfpässe, Masken und die Nötigung zum „Social Distancing“ zu kämpfen. Der Mut, in diesem psychologischen Krieg etwas zu bewegen, nährt sich aus dem Wissen um das Spiel, das seit langem gespielt wird.
In diesem Krieg geht es darum, in welchem Staat wir leben wollen. Es geht um unsere Freiheit zu denken, zu sprechen und Fragen zu stellen und darum, ob unsere Selbstbestimmung als Individuen zu einer unter Vorbehalt gestellten Vergünstigung degradiert wird oder ein unveräußerliches Recht bleibt. Es ist ein Krieg darum, ob wir Bürger bleiben oder Untertanen werden. Es geht darum, wem wir gehören, uns selbst oder dem Staat.
Die Frage, um die es in diesem psychologischen Kampf in erster Linie geht und die COVID ins Licht gerückt hat, ist die, ob wir eine Gesellschaft bleiben, die sich auf die Gleichheit vor dem Gesetz und unveräußerliche Rechte gründet, oder ob wir es zulassen, dass wir im Namen von Sicherheit, Gerechtigkeit und „political correctness“ wieder zu einer Gesellschaft von Herren und Knechten werden, die in der ganzen Menschheitsgeschichte die Regel war. Einer Gesellschaft, in der die Herren an Bedingungen geknüpfte Privilegien gewähren oder entziehen, um das zu erreichen, was sie als das höhere Gut ansehen.
Viehzüchter und ihr Vieh. Schäfer und ihre Herde. Jene, die den kaiserlichen Mantel der Verantwortung für das Wohl der Herde tragen und jene, die dies geknebelt und unterm Joch für das „höhere Gut“ zu erdulden haben.
Bürger bestimmen die Regeln mit, nach denen sie leben, und sie haben die Verantwortung, für sich selbst zu sorgen. Vieh wird gefüttert, geschützt, gehütet, geimpft, gemolken, auf Laster getrieben und geschlachtet. Für manch einen hat die Freiheit von Verantwortung etwas Anziehendes, doch das ist alles andere als wirkliche Freiheit. Wirkliche Freiheit ist kein Freibrief, mit anderen zu tun, was man will, oder anderen zu nehmen, was man braucht. Wirkliche Freiheit heißt Beschränkung, die verhindert, dass andere mit einem Dinge tun, die man nicht will, oder einem Dinge nehmen, die sie von einem brauchen. Und umgekehrt. Freiheit zieht eine Linie zwischen Menschen, die zu verletzen niemand das Recht hat. Das ist die Freiheit, die verloren geht.
In einer freien und offenen Gesellschaft ist Freiheit das höhere Gut. Was zur Zeit in großem Stile geschieht, ist in gewisser Hinsicht eine weltweite Abstimmung über die Freiheit. Die Folgen dieser Abstimmung werden uns noch lange begleiten, auch wenn das Virus keine Rolle mehr spielt. Bei diesem Referendum geben wir nicht unsere Stimme im Wahllokal ab. Wir haben die Wahl, unsere Meinung zu sagen oder den nackten Kaiser vor Augen zu schweigen – das ist unsere Stimmabgabe. Beide Optionen sind mit schrecklichen Risiken verbunden: entweder wirst du vom Regime terrorisiert, weil du deine Meinung sagst, oder es droht eine geknechtete Zukunft, weil du es nicht tust.
Die Option, bei dieser Abstimmung einfach unbeteiligt zu bleiben, die gibt es nicht. Auch Schweigen ist eine Entscheidung. Wer sich für das Schweigen entscheidet, zeigt in Wirklichkeit, dass ihm die eigene Freiheit die Beschwerlichkeit, öffentlich seine Meinung zu sagen und sich den Konsequenzen zu stellen, nicht wert ist. Mehr noch: er gibt dem Regime und seinen Einschüchterungsversuchen recht, indem er zeigt, dass sie funktionieren. Doch viele werden sich trotzdem aus Furcht vor den Konsequenzen für die vermeintliche Sicherheit des Zuschauers entscheiden. Diese Furcht ist berechtigt und verständlich. Die Sanktionen in diesem Spiel sind höchst real. Doch entweder wirst du von der Herde fortgerissen oder du beharrst auf deinem Standpunkt. Eine andere Wahl hast du nicht: Freiheit auf der einen Seite oder Knechtschaft auf der anderen.
Deine Missbilligung dessen, was um dich vorgeht, ist belanglos, solange du sie nicht laut aussprichst und Stellung beziehst. Sichtbarkeit. Es in den sozialen Medien, geschützt durch ein Pseudonym, zu sagen, bringt nichts. Briefe, Petitionen und Presseerklärungen von Vereinen erreichen das Unbewusste unserer verängstigten Mitmenschen nicht. Sie werden sie nicht lesen. Diese Versuche bewegen sich in derselben Sphäre wie die Daten. Sie werden erst dann nicht mehr abgetan, nachdem der Bann Risse bekommen hat.
Wenn du eine psychologische Wirkung erzielen willst, musst du deinem Widerspruch als Person eine Stimme geben, draußen in der Wirklichkeit, wo die Konsequenzen real sind. Dort, wo du anderen ins Auge schauen kannst, wenn du es tust. Bei der Arbeit, zu Hause, in der Schule, in der Kirche, auf dem Sportplatz, beim Einkaufen und auf der Straße. Du musst es dort sagen, wo die Leute, die nicht deiner Meinung sind, dich sehen können, wenn du es sagst. Du musst der kleine Junge sein, der vor der Menge stand und auf den Kaiser ohne Kleider zeigte. Das ist Demokratie in ihrer unmittelbarsten Form, wenn die Institutionen einer liberalen Demokratie nicht mehr funktionieren.
Worte sind keine Gewalt. Worte sind zu 100% friedlich, egal wie sehr du sie ablehnst oder wie sehr du dich von ihnen beleidigt fühlst. Zensur jeder Art hingegen ist eine Form impliziter Gewalt. Denn ohne deine Stimme bist du die Geisel deines Zensors und hast kein friedliches Mittel, dich zu verteidigen.
Eine liberale Demokratie kann in einem Klima der Zensur nicht funktionieren. Nackte Gewalt nimmt ihren Anfang mit der Zensur. Wenn du zulässt, dass du oder ein anderer zum Schweigen gebracht wird, ebnest du den Weg in eine Welt, in der nackte Gewalt zum einzigen Mittel der Selbstverteidigung wird. Genau das wird zur Zeit unter dem Deckmantel der Rettung der Welt vor COVID zur Normalität.
Wenn die freie Rede zum Schweigen gebracht wird – sei es durch die Pöbeleien der „Cancel Culture“, die Zensur durch die großen Internetkonzerne oder unverblümte Gesetzesinitiativen wie die gegenwärtigen der kanadischen Regierung (z.B. Bill C-10 und Bill C-36) –, wird der Preis der Selbstverteidigung über jene Schwelle hinaus getrieben, die die meisten Menschen einzugehen noch willens oder gar in der Lage wären.
Die Geschichte hat eines gezeigt: wenn die Normen einer liberalen Demokratie erst einmal durch eine brachiale Politik des Zwangs beschädigt sind, dann werden auch nach einem Regierungswechsel die neuen Herrscher in den seltensten Fällen Vorkämpfer von Freiheit und Toleranz sein. Dass eine Politik brachialer Gewalt zur Normalität wird, lässt sich nur dadurch verhindern, dass Menschen sich weigern, den Mund zu halten. Wir befinden uns also nicht nur in einem Kampf gegen schlechte Leute mit schlechten Ideen, sondern ebenso in einem Kampf zur Verteidigung des einzigen jemals erfundenen Systems, das den Bürgern das Selbstbestimmungsrecht über ihren eigenen Körper, ihren Geist und ihre Stimme gibt und Mittel und Wege, diese Selbstbestimmung mit friedlichen Mitteln zu verteidigen.
Das ist der Grund, weshalb die Gründerväter der amerikanischen Verfassung die Redefreiheit zum allerersten Recht des US Bill of Rights gemacht haben. In einer Gesellschaft von Bürgern ist die friedliche Lösung von Konflikten darauf angewiesen, dass jeder über uneingeschränkte Redefreiheit verfügt. In einer Gesellschaft von Bürgern ergeben sich alle anderen Rechte aus diesem einen Recht. Ohne Redefreiheit ist alles, was als Instrument zur Selbstverteidigung übrig bleibt, nackte Gewalt. Unsere Stimmen sind unsere letzte Verteidigung, wenn die Institutionen einer freien Demokratie versagen. Benutzt eure Stimme, solange es noch geht! Denn wenn die Redefreiheit verloren ist, ebnen wir den Weg in eine Welt, in der die nackte Gewalt regiert und die Tyrannei real wird, egal welche Seite die Kontrolle über die Hebel der Macht gewinnt.
Ein Recht bedeutet auch Verantwortung, es zu verteidigen, wenn es bei dir oder anderen angegriffen wird. Rechte erlangen ihre Legitimität nur durch die Bereitschaft der Bürger, für sie einzustehen – für sich und für jeden anderen. Wenn du nicht bereit bist, deine Meinung öffentlich zu sagen, dann hast du keine Rechte.
Vom Brechen der Illusion: Das Konformitätsexperiment von Asch
Das Konformitätsexperiment von Asch hat in den 1950er Jahren die Macht des Gruppenzwangs verdeutlicht. Niemand möchte gegen die Herde aufstehen. Allein zu sein ist psychisch schmerzvoll.Das ist der Grund, weshalb es in Hans Christian Andersens Märchen nicht die ihrer selbst bewussten erwachsenen Städter, sondern die unschuldige Stimme eines kleinen Jungen war, die den Bann gebrochen hat.
Viele Menschen revidieren ihr eigenes Urteil und beißen sich in die Zunge, nur um die Pein zu vermeiden, in der Herde aufzufallen. Der Effekt ist so machtvoll, dass er sogar völlig falsche Erinnerungen erzeugen kann, an die Menschen aufrichtig glauben – das alles nur, um nicht das unangenehme Gefühl zu haben, sie hätten Ansichten, die mit der öffentlich bekundeten Meinung der Herde nicht konform sind. Der Geist ist etwas Verformbares und ist sogar bereit, sich selbst zu betrügen, um sich vor der Unannehmlichkeit zu schützen, er hätte Überzeugungen, die mit denen der Menge nicht synchronisiert sind. Die Macht des Herdendenkens darf nie unterschätzt werden. Niemand ist dagegen völlig immun.
Wenn du die Aufzeichnungen der Konformitätsexperimente von Asch noch nicht gesehen hast, solltest du dir die Zeit nehmen und dieses kurze Video ansehen, bevor du weiter liest. Es enthält einen der Schlüssel für den psychologischen Kampf um die Wiederherstellung unserer Freiheiten.
Unsere Gegner kennen die Macht des Konformitätsdrucks nur zu gut und nutzen ihn zu ihrem Vorteil. Mache nicht den Fehler, ihre vermeintliche Ignoranz hinsichtlich einfachster medizinischer Sachverhalte für Dummheit zu halten. Verwechsle die Medienblockade von abweichenden Einschätzungen nicht mit Unwissenheit. Sie alle beherrschen das Spiel, das sie spielen. Warum, meinst du, vermeiden sie so peinlich jede Diskussion über die Daten?
Das Bedürfnis nach Konformität ist eine der machtvollsten Emotionen der menschlichen Spezies. Es ist unser natürlicher Herdentrieb – unsere „Schwarmintelligenz“, die sich Geltung verschafft. Wir sind ein soziales Wesen. Anzahl verschafft Sicherheit. Unser Herdentrieb ist so stark, dass er uns entgegen aller rationalen Logik in blindes Gruppendenken, Kulte und Massenhysterien führen kann, wenn die Dominosteine richtig angeordnet sind. Der rationale Intellekt ist nur eine dünne Kruste, die höchst prekär auf einem viel größeren, hoch emotionalen unbewussten neurologischen Mechanismus angesiedelt ist. Konformität ist die unbewusste Suche nach Sicherheit. Wir sind darauf programmiert, inmitten der Herde Sicherheit zu suchen, auch wenn uns diese Konformität geradewegs in den Abgrund treibt.
Die Blindheit des Gruppendenkens wird nur gebrochen, wenn genügend Stimmen aufstehen und der Konformitätsillusion widersprechen. Sichtbarer Widerspruch raubt der Herde die Behaglichkeit und Sicherheit, die sie im Konsens zu finden sucht. Wenn Widerspruch laut genug wird und sich nicht verscheuchen lässt, verliert das politisch korrekte Narrativ sein Monopol, und die Herdenmitglieder sind gezwungen, innezuhalten und sich zu überlegen, in welcher Richtung das Zentrum der Herde zu finden ist. Niemand kann in zwei Richtungen gleichzeitig rennen. Um dieses Dilemma zu lösen, muss das Gehirn anfangen zu denken.
Gegenwärtig arbeitet das Regime fortwährend an der Erzeugung einer Konsensillusion, um den Herdentrieb als Kontrollinstrument zu nutzen. Doch sobald wir der Herde die Bequemlichkeit des Konsenses rauben, haben wir ein Stück Initiative zurückgewonnen. Das Aufbrechen der Konsensillusion gibt uns die Macht, die Herde dazu zu bringen, selbst zu denken. Darum ist es so wichtig, dass die richtigen Leute, die noch schweigen, laut ihre Meinung sagen.
Wir müssen nicht einer Meinung sein, um das Regime herauszufordern. Wir müssen nicht mit einer Stimme sprechen. Um die Illusion zu brechen, brauchen wir nur genügend Leute, die ihre vom „Konsens“ abweichende Sicht zum Ausdruck bringen.
Die Aschs Konformitätsexperimente haben uns gezeigt, das schon eine einzige widersprechende Person im Raum anderen mit Zweifeln den Mut gibt, sich zu äußern. Das Brechen der Illusion beginnt stets mit einer einzelnen Stimme. Doch gegen ein Phänomen, das so weltumspannend ist wie die gegenwärtige Massenhysterie, brauchen wir mehr als nur einige wenige Stimmen, um ein Gegengewicht zu erzeugen, das den Bann brechen kann.
Der Chor der Gegenstimmen und die 10%-Regel
Das Zentrum der Herde ist immer unentschlossen; seine Überlebensstrategie besteht darin, sich am Konsens zu orientieren. Die Mehrheit orientiert sich instinktiv an der Lautstärke, um zu erkennen, wo der Konsens ist. Sie richtet sich nach der lautesten Ecke im Raum und betet nach, was sie hört. Doch sie hängt nicht wirklich an ihrem Glauben: sie verstärkt nur, was sie hört, und glaubt, was sie verstärkt. Deshalb beginnt der Wandel immer an den Rändern; Wandel beginnt mit einer überzeugten Minderheit, die sich keiner Einschüchterung beugt.
Wenn eine Vorstellung von 10% der Bevölkerung übernommen wird, das hat die Forschung gezeigt, ist ein psychologischer Umschlagpunkt erreicht, ab dem Vorstellungen, Meinungen oder Glaubenssätze schnell vom Rest der Bevölkerung übernommen werden. Lautstarke 10% – das ist alles. Unsere Freiheit ist weniger außer Reichweite, als wir denken.
Meine grobe Schätzung ist, dass wir schon längst diese 10%-Schwelle in der öffentlichen Meinung überschritten haben. Wir warten nur noch darauf, dass alle, die unserer Meinung sind, hervortreten und laut werden – und das außerhalb der Anonymität der sozialen Medien, so dass ihre verängstigten Mitmenschen sie sehen können. Wir haben die nötigen 10 Prozent. Sie müssen sich nur sichtbar machen, um den Rest der Menge zu gewinnen.
Die bloße Erkenntnis, dass der Kaiser keine Kleider hat, ist nicht genug. Menschen müssen bereit sein, es laut auszusprechen. Dieser zweite Punkt ist noch unsere größte Schwäche in diesem psychologischen Krieg.
Zeigt euch und wartet nicht länger
Wenn ein autoritäres Regime seine Macht konsolidiert, gibt es einen Punkt, ab dem kein noch so großer Widerspruch mehr gegen die zementierte Übermacht des Kolosses ankommt. Der Preis, der für dieses Chicken Game mit der Regierung zu zahlen ist, wird immer größer. Es findet eine Art von Wettlauf statt zwischen der Fähigkeit des Regimes, seine Macht zu festigen, und unserem wachsenden Mut zum öffentlich geäußerten Widerspruch. Sichtbarkeit. Das ist unsere Waffe in diesem psychologischen Krieg. Doch sie hat ein Verfallsdatum, wenn die noch Schweigsamen zu lange warten, bevor sie laut ihre Meinung sagen.
“Wenn ihr nicht für das Recht kämpft, solange ihr leicht und ohne Blutvergießen gewinnen könnt, wenn ihr nicht kämpft, solange euer Sieg sicher und nicht zu teuer erkauft ist, kann für euch der Augenblick kommen, an dem ihr kämpfen müsst und alle Chancen gegen euch stehen und ihr nur eine unsichere Überlebensaussicht habt. Und es gibt sogar Schlimmeres: Ihr könnt zum Kampf gezwungen sein, wenn es keine Siegeshoffnung mehr gibt, weil es besser ist unterzugehen, denn als Sklave zu leben.“ ~ Winston S. Churchill
Eine einzelne Stimme vermag, die vom Regime erzeugte Konsensillusion nicht zu brechen. Darauf zu warten, dass andere mit einer höheren Schmerztoleranz, den Kraftakt tun, würde die Niederlage garantieren. Die Konsensillusion kann nur durch die Gesamtheit von Millionen von beherzten Bürgern gebrochen werden, die den Mut finden, laut zu sagen, was sie denken – einer nach dem anderen, überall auf der Welt und ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen. Die wirklichen Helden in diesem Kampf sind die Millionen Bürger, die zu Hause, in der Arbeit, gegenüber Freunden und Nachbarn die Anonymität verlassen und mit ihrer Stimme den Chor der Gegenstimmen vergrößern. Ihre Worte sind nicht so wichtig. Ein Witz, ein treffendes Bild oder auch nur der Mut, „Schwachsinn“ murmeln, reichen schon. Wichtig ist, dass es öffentlich geschieht.
Kein Ritter wird in glänzender Rüstung losreiten, um uns zu retten. Wir müssen es selber tun. Und zwar zusammen. Die Zauberwaffe in diesem Krieg ist dein Mut zuzulassen, dass man dich zum Chor der Gegenstimmen zählt. Es ist wirklich so einfach.
Wie ein wildes Pferd gezähmt wird
Je mehr von uns aufstehen, je größer die Bedrohung wird, die wir für die Kontrolle durch die Herrschenden darstellen, umso heftiger werden sie zurückschlagen. Es wird hässlicher werden, bevor es besser wird. Indem du Mut zum Aufstehen fasst, stellst du dich auch darauf ein, dass das Regime versuchen wird, dich ins Dunkel zurückzuscheuchen. Aber es gibt ein interessantes Phänomen, das eintritt, wenn das Regime noch extremer wird, um dich zum Schweigen zu bringen.
Wie gesagt, Zweifel wird auch bei denen gesät, deren Wirklichkeit nicht mehr mit der rosa gefärbten Propaganda übereinstimmt. Je hässlicher es wird, desto schmerzhafter wird die Last des Kolosses auch für jene, die noch immer in seinem Bann stehen. Wird der Autoritarismus zu schnell ausgeweitet, besteht das Risiko, dass die Leute an einen Punkt getrieben werden, ab dem sie „So ein Schwachsinn!“ sagen. Das ist NICHT, was das System will.
Doch je sichtbarer der Chor der Gegenstimmen wird, desto mehr ist das Regime zur Beschleunigung gezwungen, wenn es nicht die von ihm erzeugte Konsensillusion verlieren will. Dadurch aber wird das Regime in einem unlösbaren Widerspruch gefangen. Denn Tatenlosigkeit gibt den Gegenstimmen die Möglichkeit, den 10%-Umschlagpunkt zu erreichen. Durch aktives Einschreiten aber würde das Regime den Leidensdruck so schnell vergrößern, dass es seine Zustimmung verliert. Sichtbarkeit gibt uns das Gesetz des Handelns zurück, da sie das Regime in diesen unlösbaren Widerspruch verwickelt.
Eine langsame Machtkonsolidierung ermöglicht es dem Regime, unsere Freiheiten so langsam einzuschränken, dass die Menge sich an ihre eigene Unterwerfung gewöhnt. Daher geben sie nach Phasen stärkerer Kontrolle noch ein wenig mit dem Druck nach. Sie bringen uns bei, den Knebel unserer Knechtschaft zu akzeptieren.
„Die beste Methode, die vollständige Kontrolle über ein Volk zu gewinnen und zu behalten, besteht darin, ihm nur wenige Freiheiten auf einmal zu nehmen, seine Rechte mit tausend kleinen und kaum wahrnehmbaren Einschränkungen auszuhöhlen. So bemerken die Menschen den Raub ihrer Rechte und Freiheiten erst an einem Punkt, an dem er nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.“ – Pat Miller, Willfully Ignorant
Sie verfolgen eine Salamitaktik, um uns dazu zu bringen, immer mehr unserer Freiheiten aufzugeben. Man denke an das langsame Spiel, das China in Hong-Kong spielte, und daran, wie die Falle schließlich in der allgemeinen Ablenkung durch COVID zuschnappte. Man denke daran, dass es von 1945 bis 1961 dauerte, bis die Ostdeutschen hinter einem undurchdringlichen Eisernen Vorhang gefangen waren.
Tyrannen wissen, wie man Wildpferde zähmt. Sie wissen, dass sie mit Hast wenig erreichen. Eine langsame und ruhige Hand gewöhnt das Pferd an Zügel und Zaumzeug. Ein rasches und ungestümes Vorgehen läuft auf ein grausames Rodeo hinaus.
Du kannst den Willen eines Pferds brechen, indem du ihm Sporen in die Flanken rammst, ihm einen Sattel aufzwingst, einen Sack über den Kopf ziehst und seinen Widerrist mit der Peitsche solange blutig schlägst, bis es den Kampf aufgibt. Aber selbst wenn du den Kampf gewinnen und dir bei einem Sturz aus dem Sattel nicht den Hals brechen solltest, wird ein solcherart gebrochenes Pferd bei jeder kleinsten Unaufmerksamkeit nach deinem Kopf treten oder dir ins Gesicht beißen. Es hat ein langes Gedächtnis. Und es wird dich hassen. Ohne Geduld kannst du ein Wildpferd brechen, aber zähmen kannst du es nicht. Um ein Pferd zu zähmen, brauchst du eine geschickte und feine Hand – und Zeit.
Der Trick bestünde darin, das Regime dazu zu zwingen, nach dem Sattel zu greifen, bevor das Zaumzeug akzeptiert worden ist. Die Hölle geht los, wenn der Sattel zu früh umgeschnallt wird. Wird die Einführung der Willkürherrschaft überhastet, führt das zu einem Kampf mit einem bockenden Pferd, den das Regime nicht gewinnen kann.
Wir sind keine winzige Minderheit mehr. Wir haben eine Unmenge „schweigender guter Menschen“ auf unserer Seite. (Den Ausdruck hat Martin Luther King Jr. in seinem Kampf für die Bürgerrechte verwendet, über den ich hier mehr geschrieben habe.) Die „schweigenden guten Leute“ haben allmählich die Nase voll, und ihre Bereitschaft wächst, offen ihre Meinung zu sagen. Je größer der Lärm ist, den wir zusammen mit Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen machen, umso mehr bestimmen WIR die Gangart des Regimes in den Autoritarismus. Wir müssen das Regime dazu bringen, aus Angst davor, die Kontrolle über die Menge zu verlieren, überhastet weiter zu gehen, als es sollte. Wir müssen es dazu hinreißen, nach dem Sattel und der Reitpeitsche zu greifen. Wir müssen es dazu reizen, den Bogen zu überspannen.
Schon dadurch, dass wir sagen, was wir denken, und uns weigern, den Mund zu halten, zwingen wir das Regime, immer offener die freie Rede zu unterdrücken. Ihm bleibt nur die Option, die Zügel anzuziehen, zu eskalieren, seine hysterische Propaganda zu verstärken, immer mehr unlogische Sanktionen zu verhängen und uns offen zum Gehorsam zu zwingen. Diese Reaktionen werden aber immer schwerer zu rechtfertigen sein. Denn um euch zum Schweigen zu bringen, muss das Recht eines jeden auf freie Rede abgeschafft werden. Die freie Rede ist völlig legal. Ihre Unterdrückung zwingt unsere Gesundheitsbehörden und Politiker, immer mehr wie in einer Diktatur zu agieren.
Das Regime kann die Menschen nur vorübergehend in die Ecke treiben. Es kann nur vorübergehend „Variante“ schreien, irgendwann nutzt sich die Wirkung ab. Wir sind weder ein gezähmtes noch ein gebrochenes Volk. Noch nicht. Ein Regime, das sowohl den Körper, die Stimme und den Geist kontrollieren will, ist sich selbst der schlimmste Feind. Das Einzige, was wir deutlich machen müssen, ist unsere Weigerung, den Mund zu halten (was gegen keine Gesetze verstößt), und wir werden das Regime zwingen nach Mitteln zu greifen, mit denen es sich selbst besiegt. Die Dinge gleiten ihm aus der Hand, und die Geduld der Menge lässt nach.
Die dunkelste Stunde der Nacht ist kurz vor Morgenanbruch. Nutze die Dunkelheit und mache sie zu deinem Freund, um Herzen und Köpfe zu gewinnen. Sprich lauter. Bring das Regime dazu, nach dem Sattel zu greifen. Lass ihm keine Zeit, unsere schweigenden Mitmenschen an das Zaumzeug zu gewöhnen. Weigere dich, den Mund zu halten.
Wenn die Stimmung der Menge umschlägt, geschieht das plötzlich. Wir können dieses Spiel leicht gewinnen, aber nur wenn die Schweigenden im Lande, die bereits auf unserer Seite sind, aus dem Dunkel treten und sich unserem Chor der Gegenstimmen anschließen. Wenn die Menge erst auf unserer Seite ist, geschieht der Rest ganz von allein. Denkt an die friedlichen Farbrevolutionen, die die postsowjetischen Regime in Osteuropa gestürzt haben. Denkt an den schicksalhaften Augenblick im Jahr 1989, als der rumänische Diktator Nicolae Ceaușescu von der Menge ausgebuht wurde, und an den Ausdruck in seinem Gesicht, als sie nicht aufhören wollte. (Hier das YouTube-Video – der entscheidende Augenblick beginnt bei 02:30.)
Von Ceaușescus unangefochtener Macht bis zum Augenblick, an dem die Menge zeigte, dass sie ihre Angst verloren hatte, dauerte es ganze drei Minuten. In diesen drei schicksalhaften Minuten brach das ganze Regime in sich zusammen. Gewiss, Ceaușescu gewann schließlich die Kontrolle über die Menge zurück und konnte seine Rede beenden. Doch der Bann war gebrochen. Der Knebel war ausgespuckt. In panischer Angst, ihm gegen eine furchtlos gewordene Menge beistehen zu müssen, fielen die Institutionen des Regimes eilends von ihm ab. Vier Tage später wurde Ceaușescu von seinem eigenen Militär vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen.
Die Rolle der Menge war eine ganz und gar friedliche. Kein einziger Bürger musste seine Hand gegen die Regierung erheben. Sie mussten nur das Zaumzeug abwerfen. Sein gewaltsames End fand Ceaușescu durch seine eigenen Institutionen, die sich hastig bemühten, 24 Jahre der Unterdrückung ungeschehen zu machen, um nicht mit der furchtlosen Menge in Konflikt zu geraten.
Prinzipien: Die Fackel der Freiheit und warum manche Wildpferde nie zu zähmen sind
Die letzten 16 Monate haben gezeigt, dass euch weder Polizei noch Politiker oder Gerichte zu Hilfe eilen werden, wenn das Regime seine Grenzen überschreitet. Das Einzige, was ein illiberales Regime in Schranken hält, ist seine Furcht vor der Empörung der Menge.
Noch gibt es keine politischen Gefangenen, die in Gefängnissen verrotten, und noch machen keine Kommandos die Runde, um diejenigen zu verhaften, die sich falschen Denkens schuldig gemacht haben. Wir leben nicht in einer Diktatur. Noch nicht. Doch unsere liberale Demokratie hatte ihre Sicherungen verloren. Und niemand weiß, wie weit es noch gehen wird, wenn dem nicht bald Einhalt geboten wird. Was als nächstes geschieht, hängt weitgehend davon ab, wie viele von uns den Mut haben, diesem Abgleiten in die Tyrannei offen zu widersprechen. Je länger ihr wartet, desto riskanter wird es.
Doch hier stellt sich das Problem, dass aus der Perspektive einer einfachen Risiko-Nutzen-Rechnung die Chancen nie für den offenen Widerspruch sprechen. Doch unsere Wildpferde können uns mit einer weiteren Lektion helfen, dieses Problem zu überwinden. Diese Lektion handelt von Prinzipien.
Vor 500 Jahren haben die Spanier auf dem nordamerikanischen Kontinent Pferde freigelassen, die bis heute in wilden Herden in Gegenden wie Nevada und dem Süden Albertas überlebt haben. Während der ganzen Geschichte des Wilden Westens, und sogar heute noch, haben Pferdefänger vom Einfangen dieser Wildpferde gelebt. Die jüngeren und formbaren Pferde wurden in ihrem Willen gebrochen und verkauft, um ihr restliches Leben als Arbeitstiere zu fristen. Sie ließen sich zähmen. Doch die älteren Pferde ließ man ziehen, wenn sie nicht zu Pferdefleisch oder Leim verarbeitet wurden.
Weder unzählige Zuckerstücke noch Zureiten oder grausame Peitschenhiebe konnten diese älteren Pferde dazu bringen, einen Zügel zu akzeptieren, oder ihren Widerstand brechen. Der Verlust der Freiheit einfach unannehmbar für sie, egal welchen Preis sie für diese zu zahlen hatten. Sie versuchten immer wieder, einen Reiter abzuwerfen, und wenn sie sich mit ihren wilden Sprüngen zu Tode erschöpften. Ihr Herr war niemals sicher vor ihren Hufen. Ehe stürzten sich diese Pferde samt Reiter in einen Abgrund, als ihr Leben als domestiziertes Lasttier zu verbringen. Lebe frei oder stirb.
Ihr unzähmbares Wesen ist nicht von einem suizidalen Trieb bestimmt. Selbstmord ist das Zeichen eines gebrochenen Tiers, dass seinen Lebenswillen aufgegeben hat. Nein, bei diesen Pferden ist das Gegenteil der Fall. Hier sehen wir einen unzerbrechlichen Willen, in Freiheit zu leben und niemals den Kampf um diese Freiheit aufzugeben, auch dann nicht, wenn dieser Kampf das Leben kosten sollte. Auf den ersten Blick sieht das nach einem Freiheitswillen aus, der ins irrationale Extrem ginge. Ist es nicht besser, mit einem Zügel zu leben, als in einer Leimfabrik zu enden? Doch bei näherem Hinsehen erweist sich dieser Instinkt als ganz und gar nicht irrational.
Die Wirklichkeit sieht schlicht so aus: Wären die älteren Pferde zähmbar gewesen, wären auch die Wildpferde und ihre Herden schon lange verschwunden. Zu groß war in der amerikanischen Geschichte vor der Erfindung und Durchsetzung des Verbrennungsmotors die Gier nach Nutzpferden. Allein New York City hatte um 1900 eine Pferdebevölkerung von mehr als 100.000 Tieren. Von der Arbeit auf dem Acker, dem Ziehen von Wagen und Kutschen bis zum Dienst als tägliches Transportmittel – die Nachfrage nach Arbeitskraft auf vier Beinen war in den Anfängen der amerikanischen Geschichte unersättlich. Wären die alten Wildpferde zu zähmen gewesen, dann gäbe es heute in der Prärie keine Pferdeherden zu fotografieren. Freiheit wird von denen erkämpft, die bereit sind den Preis dafür zu zahlen.
Dieser unzähmbare Instinkt enthält eine wichtige Lehre für evolutionäres Überleben. Durch seine Weigerung, sich zu unterwerfen, durch seinen prinzipiellen Kampf um jeden Preis gegen den Zügel treibt er die Kosten für jeden Despoten in die Höhe, der es auf die Freiheiten anderer abgesehen hat.
Aus der Herrscherperspektive folgt die Errichtung einer Willkürherrschaft einem einfachen Risiko-Nutzen-Kalkül: nimm so viel, wie deine Beute erträgt, aber gehe niemals so weit, dass das Opfer ausschlägt. Die meisten Opfer werden sich nicht auf einen großen Kampf einlassen; denn der Verlust jedes einzelnen Stückchens Freiheit überwiegt nie das massive potentielle Risiko, das mit seiner Verteidigung verbunden ist. Für ein einfaches Risiko-Nutzen-Kalkül ist Widerstand nie sinnvoll.
Was aber mit denen, die sich um ein solches Kalkül nicht scheren? Was mit denen, die sich um jeden Preis und ihrer Prinzipien wegen weigern, gezähmt zu werden? Denn: Eine Beute, die keine noch so geringe Verletzung ihrer Freiheit duldet, lohnt sich nicht. Die Haltung „Lebe frei oder stirb“ hat Konsequenzen für das Kalkül der Herrschenden. Ein Pferd, das nie einen Zügel akzeptiert, egal was die Kosten sind, verspricht keinen Gewinn, und außerdem läuft der Tyrann Gefahr, zum Lohn für sein räuberisches Verhalten einen Huftritt zu bekommen, der ihm die Stirn zertrümmert.
Das ist der Vorteil einer auf Prinzipien beruhenden Verteidigung. Prinzipien sind ein Schutzmechanismus, der eine Gesellschaft dadurch schützt, dass sie den Preis für Despoten in die Höhe treiben, die sonst unsere Freiheiten in tausend kleinen Schritten stückweise rauben würden.
Die Tatsache, das unsere Freiheit heute angegriffen wird, ist ein Zeichen dafür, dass die Herrschenden glauben, es gebe nicht mehr genügend Männer und Frauen mit Prinzipien, die bereit sind um ihrer willen Widerstand zu leisten. Bislang lagen sie richtig. Es ist an der Zeit, sie eines besseren zu belehren und den Preis für ihre Tyrannei in die Höhe zu treiben. Es ist an der Zeit, dass die „schweigenden guten Menschen“ ihr Schweigen brechen, ihrer Prinzipien wegen und ganz gleich zu welchem Preis.
Großbritannien verlor 1776 seine Herrschaft über Amerika, weil Männer und Frauen mit Prinzipien trotz schrecklicher Risiken sich erhoben haben. Sie ließen die Kosten für die Fortbestand der Zwangsherrschaft so untragbar werden, dass Großbritannien zum Rückzug gezwungen wurde. Prinzipien haben Amerika die Freiheit von seinen Kolonialherren erkämpft. Sie wurde teuer und mit Blut erkauft in einem Krieg, der – gemessen am Anteil der Bevölkerung der für diese Freiheit sein Leben gab – der tödlichste in Amerikas Geschichte war. Freiheit wird nicht geschenkt. Sie wird von denen erkämpft, die bereit sind, den Preis für ihre Verteidigung auf sich zu nehmen.
Das Gefühl dieser Haltung mit Prinzipien bringt die historische Gadsden Flag der amerikanischen Revolution zum Ausdruck. Es hat bis heute in dem Staatsmotto „Live Free or Die“ von New Hampshire überlebt, das an die Haltung erinnert, die den Amerikanern die Freiheit brachte. Und in der Popkultur lebt es fort in dem – Emiliano Zapata zugeschriebenen – Slogan „It is better to die on your feet than live on your knees!“
Man beachte die Symbolik der Gadsden Flag. Die Haltung ist nicht auf Angriff eingestellt, sondern auf Verteidigung, Es ist eine Haltung mit Prinzipien: mit ihrer Klapper warnt die Schlange den Despoten, ihr nicht zu nahe zu treten; ihr zusammengerollter Leib ruht fest und verteidigungsbereit auf ihrem grünen Fleckchen Erde, das Maul ist aufgerissen und bereit, jedem Eindringling einen giftigen Biss zu verpassen.
Obwohl bei Prinzipien ein individuelles Risiko-Nutzen-Kalkül nie aufgeht, haben sie immer die Geschichte bestimmt. Denn Gesellschaften, die bereit sind, die Rechte aller ihrer Bürger auf Grund von Prinzipien zu verteidigen, auch wenn es schwierig wird, sind Gemeinschaften, die keine leichte Beute sind. „Don’t tread on me“ [sehr frei übersetzt: „Untersteh dich, mich zu treten!“], verbunden mit der Bereitschaft, sich zu wehren, verkörpert eine Haltung, die eine Gesellschaft davor schützt, von einer Despotie erdrückt zu werden.
Wenn wir von unserer riesigen Dankesschuld gegenüber den selbstlosen Opfern unserer Vorfahren sprechen, geht es genau darum. Sie handelten nach Prinzipien, als es logischer gewesen wäre, den Zügel und den Sattel hinzunehmen. Heute liegt es an uns. Der Prinzipien wegen aufzustehen, heißt, dass wir die Fackel der Freiheit weitertragen. Der Prinzipien wegen aufzustehen, heißt, dass wir uns, unsere Kinder und unsere Enkel davor bewahren, Masken tragende und geknebelte Lasttiere zu werden, die räuberischer Willkür als Spielzeug dienen. Es ist an der Zeit, unserer Prinzipien wegen aufzustehen.
Jetzt, da sich die Fänge des Regimes immer mehr um uns zu schließen beginnen, bekommen wir eine Ahnung von dem furchterregenden Preis, den unsere Vorfahren für jene Freiheiten zu zahlen bereit waren, die wir vor 16 Monaten noch genossen haben. Aus unserer jetzigen Situation heraus können wir ermessen, wie viel einfacher es für frühere Generationen gewesen wäre, die Köpfe einzuziehen und sich zu unterwerfen. Jetzt liegt es an uns, die Prüfung zu bestehen.
Die Kette wird mit dem ersten Glied geschmiedet.
„Die Kette wird mit dem ersten Glied geschmiedet. Mit der ersten zensierten Rede, dem ersten verbotenen Gedanken und dem ersten entzogenen Freiheitsrecht werden wir alle unwiderruflich in Ketten gelegt… Wir alle erleiden Schaden, wenn zum ersten Mal die Freiheit eines Menschen mit Füßen getreten wird.“ ~ Captain Jean-Luc Picard, in „Star Trek the Next Generation, The Drumhead“ [Das Standgericht].
The Drumhead war eine seltene Ausnahme von der Art, wie in Hollywood üblicherweise Geschichten erzählt werden. Der Film vermittelte eine Lektion, die nur wenige erfundene Geschichten überzeugend erzählen können. Die meisten Hollywood-Produktionen beschreiben den Verlust der Freiheit mit blinkenden Schwertern, Strömen von Blut auf dem Asphalt und durch die Straßen marschierenden Kampfstiefeln. Das sind Märchen. So werden Länder von anderen Ländern überfallen, aber nur selten geht so die Freiheit verloren, wenn sich eine Regierung gegen ihr eigenes Volk wendet.
Freiheit geht in unscheinbaren Kämpfen verloren, von denen ein kaum merkliches Kräuseln an der Wasseroberfläche ausgeht, so dass jeder ein winziges Stückchen seiner Rechte verliert. Die Abwesenheit, nicht das Klirren von Schwertern, ist der Sound, wenn Freiheit entgleitet.
Jede Regierung herrscht vermittels der Zustimmung der Menge, auch eine Gewaltherrschaft. Jeden seiner Schritte unternimmt ein Regime mit einem ängstlichem Blick auf die Reaktion der Masse. Es kommt nicht darauf an, ob euch gefällt, was sie tut. Entscheidend ist, dass ihr folgt. Schweigen legitimiert jeden winzigen Schritt in Richtung Diktatur. Von jedem dieser Schritte geht eine kleine Wellte aus, die jeden betrifft, auch wenn die meisten es anfangs nicht bemerken.
Schweigen ist unser Kopfnicken zur freiwilligen Knechtschaft der Zukunft. Jeder Stiefeltritt in das Gesicht eines anderen ist folglich, ein Tritt in deines, auch wenn es eine Weile dauert, bis du ihn spürst.
Der lange Schatten der „Barbeque Rebellion“
Im November letzten Jahres stand Adam Skelly für die Freiheit ein. Seine „Barbeque Rebellion“ war ein einsamer Akt des Ungehorsams gegen öffentliche Gesundheitsverordnungen, die die Gesellschaft in wesentliche und unwesentliche Kasten spalteten. Seine Kollegen, die Inhaber kleiner Geschäfte waren wie er, klatschten laut Beifall, aber sie stand ihm nicht bei. Die Kosten seiner Entscheidung trägt er jetzt ganz allein. Hätten seine Kollegen sich an seinem Kampf für seine und ihre verfassungsmäßigen Rechte beteiligt, hätten sie die die Fähigkeit der Regierung unter sich begraben, diese willkürlichen und gegen die Verfassung verstoßenden öffentlichen Gesundheitsverordnungen durchzusetzen. Sie hätten damit entscheidend gezeigt, dass die Maßnahmen der Regierung keineswegs von der Bevölkerung uneingeschränkt unterstützt wurden. Sie hätten damit die Konsensillusion zerbrochen.
Dadurch, dass sich die kleinen Geschäftsleute seinem Akt des zivilen Ungehorsam nicht anschlossen, haben sie es zur Normalität gemacht, dass das Recht, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zu einer Gunst verkommen ist, einer Gunst, die das Regime jederzeit nach seinem Gutdünken entziehen kann, wann immer es seiner Agenda entspricht. Würdet ihr jemals einen neuen Kredit aufnehmen, einen Pachtvertrag verlängern oder eine Hypothek eintragen lassen, wenn ihr nicht wisst, wann diese Vergünstigung das nächste Mal widerrufen wird? Der Stiefel in Adams Gesicht traf euer eigenes.
Jeder hat an diesem Tag, einen Stück seiner Freiheit verloren, denn durch das Schweigen wurde das Recht auf Broterwerb unter Vorbehalt gestellt. An diesem Tag haben die Schweigenden im Lande einander gezeigt, dass sie im Prinzip nicht aufeinander bauen können und dass du allein im Regen bleibst, wenn du widersprichst. Das ist der Grund, warum es keine zweie „Barbeque Rebellion“ gegeben hat.
Und dem Regime haben sie gezeigt, dass es seinen Stiefel auf Jedermanns Nacken setzen kann; denn der Widerstand und die Empörung werden minimal bleiben, solange es die Menge mit einem großzügigen Regen an inflationsförderndem gedruckten Geld überschüttet. Das Wildschwein, das den Mais des Farmers der Freiheit des Waldes vorzieht, wird sich bald in einem abgeriegelten Koben wieder finden.
Der Preis für die Preisgabe von Kirchen
In den letzten Monaten wir auch gesehen, wie Pastor Coates, Pastor Hildebrandt, Pastor Stephens und Pastor Pawlowski sich zur Verteidigung ihrer verfassungsmäßigen Rechte erhoben haben. Doch andere Kirchen, Moscheen, Tempel und Synagogen haben ihre Türen nicht aus Solidarität mit ihnen geöffnet. So setzte das Regime sich durch. Hätte es tausend Pastoren verhaften müssen, wäre seine Durchsetzungsfähigkeit dahin gewesen. Der Widerstand von vieren erreichte das nicht. Sie wurden einer nach dem anderen abgeholt und verhaftet und wurden zu Beispielen, mit denen andere eingeschüchtert und zur Raison gebracht werden können.
Ihre Gemeinden haben es nicht vermocht, sich schützend vor diese couragierten Pastoren zu stellen. Die „schweigenden guten Menschen“ haben ihren Glaubensgenossen gezeigt, das niemand sie verteidigen wird. Derart ermutigt, hat das Regime seine Lehren gezogen. Und ebenso die Brandstifter, die gesehen haben, dass keine Gemeinde und keine Polizei einschreitet, wenn christliche Gruppen angegriffen werden. Jetzt brennen überall in Kanada Kirchen als Zielscheibe einer anderen gesetzlosen Hysterie und als Bauernopfer in einem anderen, aber verwandten politischen Spiel. Unser Premierminister verstieg sich sogar dazu, diese Brandstiftungen gegen Kirchen als verständlich zu bezeichnen.
Der Preis des Schweigens ist erschreckend wegen der ungeahnten Gewalt, die es freisetzt. Ein einmal offenbarte Schwäche wird zum willkommenen Ziel aller, die unlautere Absichten verfolgen. Ein Recht, das nicht von der Allgemeinheit der Bürger verteidigt wird, ruft die Hyänen herbei. Eine Gemeinde, die ihre Reihen nicht schließt, wird zur Zielscheibe im Krieg eines anderen.
Wer steht auf für Dr. Francis Christian und für die akademische Freiheit?
Ein ähnlicher Kampf gärt zur Zeit an den Universitäten und in der Medizin. Doch bei diesem geht es nicht um zivilen Ungehorsam, sondern „nur“ um Redefreiheit, auch wenn ihr Nachhall bemerkenswert ist. Dr. Francis Christian, ein klinischer Professor für Allgemeine Chirurgie an der University of Saskatchewan und praktischer Chirurg in Saskatoon, wurde unlängst vom dortigen College of Medicine gefeuert, nachdem er öffentlich seine Bedenken darüber geäußert hatte, wie unsere Gesundheitsbehörden mit der Pandemie umgehen (im Blick hatte er dabei vor allem die Sicherheit der COVID-Impfstoffe und seine Sorgen hinsichtlich der informierten Zustimmung).
Christian ist nicht der erste Mediziner, der für „falsches Denken“ während der Pandemie bestraft wird, doch das aggressive Vorgehen der Regierung gegen ihn hat eine weitere Schmerzgrenze überschritten. Nimm dir etwas Zeit, um dir die vollständige Audioaufzeichnung der Sitzung anzuhören, bei der Dr. Christian die Sanktionen des College of Medicine mitgeteilt wurden. Ihm wurde sogar vorgeworfen, den Kontakt zur Wirklichkeit verloren zu haben. Vor einiger Zeit habe ich auf Twitter den schmutzigen Trick gezeigt, mit dem das College of Medicine versucht hatte, ihn als Verrückten hinzustellen. So arbeitet Wissenschaft nicht. Hier haben wir es mit den Verhaltensweisen der Inquisition oder einer politischen Maschine sowjetischen Stils zu tun, die politische Ergebnisse vor die evidenzbasierte Debatte stellt.
Mediziner und akademische Wissenschaftler stehen vor der Entscheidung. Widersprechen sie, setzen sie sich dem Risiko ähnlicher Sanktionen aus. Widersprechen sie, setzen sie die Finanzierung ihrer Arbeit oder sogar ihre Karrieren auf’s Spiel. Die Empörung einer kleinen Zahl von Ärzten, die sich nicht in der Anonymität verstecken, reicht nicht aus, die Glaubwürdigkeit des Regimes zu gefährden.
Aber wenn Ärzte und Wissenschaftler nicht in großer Zahl widersprechen und dieser Verletzung von Dr. Christians Rechten entgegentreten, wird es zur Normalität werden, dass jeder Mediziner oder Wissenschaftler in Kanada gefeuert oder zensiert werden kann, der etwas sagt oder veröffentlicht, das dem Willen der Politik zuwiderläuft. Die von Dr. Christians Entlassung ausgehenden Wellen werden sich bis in die letzten Winkel unserer medizinischen und akademischen Institutionen ausbreiten. Fortan wirst du einigermaßen sicher sein, wenn du etwas sagst, was kein großes Aufsehen erregt. Doch wenn du etwas sagst, das zum Ärgernis wird und große Aufmerksamkeit auf sich zieht, bist du wahrscheinlich nicht mehr sicher. Mediokrität ist der Tod der Wissenschaft. Die Macht, dies aufzuhalten, liegt in der Hand der Schweigenden im Lande.
Das Vorgehen unserer Regierung hatten eine klare Botschaft: „Wenn du in Kanada als Arzt praktizieren oder eine akademische Laufbahn einschlagen willst, musst du dich anpassen und auf Linie bleiben, sonst werden wir deinen Ruf und deine Karriere zerstören.“ Wenn dergleichen in Kanada unwidersprochen bleibt, bedeutet es in Kanada das Ende der akademischen Freiheit und beruflicher Entscheidungsfreiheit. Das Regime ist auf der Hut und wartet die Reaktionen ab.
Es bringt nichts, noch mehr Daten zu veröffentlichen. Dem Regime sind Daten egal. Und die verängstigten Schafe der Menge, werden sie nicht ansehen. In diesem Spiel haben „noch mehr Daten“ die gleiche Bedeutung wie Schweigen. Noch mehr Daten sind ein zustimmendes Kopfnicken.
Der einzige Weg für die schweigenden guten Ärzte, Heilberufler und Wissenschaftler, der Zerstörung ihrer Freiheit entgegenzutreten, liegt darin aufzustehen, liegt im öffentlich sichtbaren Widerspruch aus Prinzipien, liegt darin, die Konsensillusion zu durchbrechen, die von unseren Gesundheitsbehörden und Medien erzeugt worden ist. Die schweigenden guten Ärzte müssen ihre Meinung sagen, um zu zeigen, dass die Zensur von Dr. Christian falsch war, dass sie sich nicht durch die Weise enschüchtern lassen, in der das Regime ihn behandelt hat, dass wissenschaftliche Fragen in der Debatte und nicht durch Sanktionen zu klären sind und dass sie ihr Vertrauen in die Fähigkeit unserer Gesundheitsbehörden verloren haben, als Institution zu funktionieren, in der politische Entscheidungen evidenzbasiert getroffen werden.
Sichtbarkeit. Öffentlich die Glaubwürdigkeit der Regierung in Frage stellen. Einfach dadurch, dass man aus der Anonymität heraustritt.
Ich höre Gerüchte, dass bis zu 50% der Mediziner mit den öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen nicht einverstanden sind. Ich höre auch Gerüchte, dass couragierte Ärzte, die zu Beginn der Pandemie mit einer Flut an Spott und Schelte von ihren Standesgenossen überschüttet worden sind, jetzt erleben, wie die Kritik an ihnen schnell verebbt. Ich habe keine Möglichkeit zu sagen, ob diese Gerüchte stimmen, doch sie deuten an, dass das Blatt dabei ist sich in der Ärzteschaft zu wenden und dass die 10%-Grenze schon längst überschritten ist, die erreicht werden muss, um die Illusion zu brechen. Vorausgesetzt, dass alle bereit sind, aus der Anonymität herauszutreten und laut ihre Meinung zu sagen.
Die Schwachstelle des Regimes liegt bloß
Das Gesundheitswesen von Quebec steht am Rand des Zusammenbruchs, weil seit Beginn von COVID ein Massenexodus des medizinischen Personals stattfindet (siehe meinen Thread auf Twitter). Manche Krankenhäuser haben bereits mehr als die Hälfte ihres Personals verloren.
Vereinzelte Berichte zeigen an, dass es in anderen Provinzen nicht sehr viel anders aussieht. Es hat noch nie eine Zeit gegeben, in der die Angehörigen der Gesundheitsberufe mehr Möglichkeiten hatten, eine Erneuerung der wissenschaftlichen Debatte und evidenzbasierte Entscheidungen zu erzwingen. Und es hat nie einen besseren Augenblick gegeben, um Dr. Christian lautstark zu verteidigen.
Die Gesundheitsbehörden können es sich nicht leisten, noch mehr Ärzte und Krankenpfleger vor den Kopf zu stoßen. Sie können es sich nicht leisten, eine Herde couragierter und verärgerter Heilberufler zur ihren Gegenern zu machen oder zu entlassen. Die Schwachstelle des Regimes liegt bloß.
Vorausgesetzt, dass genügend Ärzte und Krankenpfleger laut ihre Meinung sagen, könnten sie also jetzt in diesem Spiel mit dem Feuer das Heft in die Hand bekommen. Jetzt ist für sie die Zeit gekommen, den Zügel und den Sattel abzuwerfen und sich ihre berufliche und wissenschaftliche Freiheit zurückzuholen. Jetzt ist der günstige Moment gekommen, an dem das System vor sich selbst gerettet werden kann. Aber nur dann, wenn genügend schweigende gute Ärzte ihr Schweigen brechen.
Zum Schluss
Ich könnte noch mit vielen weiteren Beispielen zeigen, was auf dem Spiel steht und wie dieses Spiel gespielt werden muss, aber ich glaube, der entscheidende Punkt ist deutlich geworden. Freiheit wird nicht von Regierungen geschenkt. Freiheit wird von den Vielen erkämpft, die bereit sind, sie für sich selbst, ihre Nächsten, ihre Mitbürger und ihre Kinder zu verteidigen. Und das aus Prinzipien.
Der Zweifel, der die Voraussetzung dafür ist, dass verängstigte Köpfe Fakten zugänglich werden, kann nur erzeugt werden, indem die Konsensillusion zerbrochen wird. Niemand kann es sich leisten, die Lage als Zuschauer auszusitzen. Denn auf dem Spiel steht die liberale Demokratie als solche.
Das Ergebnis dieses psychologischen Kriegs liegt in der Hand der „schweigenden guten Menschen“. Diejenigen von uns, die bereits unseren Widerspruch öffentlich gemacht haben, können nur damit weitermachen, unsere Sichtbarkeit zu verstärken und noch mehr Daten zu veröffentlichen, um die zu erreichen, die bereits zu zweifeln beginnen. Doch nur die Schweigenden im Lande können unseren Chor der Gegenstimmen vergrößern, damit er die nötigen 10 Prozent erreicht, um dem Regime die Unterstützung der Menge zu entziehen. Wenn du, lieber Leser, zu den „schweigenden guten Menschen“ gehörst, denk daran: wie unsere Zukunft aussieht, liegt in deiner Hand.
Sag deine Meinung. Mach dich geltend. Mach deinen friedlichen Widerspruch sichtbar. Trau dich zu sagen, dass der Kaiser keine Kleider an hat. Hans Christian Andersen schrieb sein Märchen weniger für Kinder. Es ist ein Lehrstück über die Freiheit, das dich und mich betrifft.
~
So ging der Kaiser in Prozession unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen:: „Gott, wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat, wie schön das sitzt!“
Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah, denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht, wie diese.
„Aber er hat ja nichts an!“, sagte endlich ein kleines Kind.
„Herr Gott, hört des Unschuldigen Stimme!“, sagte der Vater; und der Eine zischelte dem Andern zu, was das Kind gesagt hatte. „Aber er hat ja nichts an! Ein Kind sagt, er hat nichts an!“
„Aber er hat ja nichts an!“, rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn es schien ihm, sie hätten recht. Aber er dachte bei sich: „Nun muss ich die Prozession aushalten.“ So hielt er sich noch steifer, und noch straffer hielten die Kammerherrn die Schleppe, die nicht da war.“
aus: „Des Kaisers neue Kleider“ (1837) von Hans Christian Andersen
Originaltext: https://www.juliusruechel.com/2021/07/the-emperor-has-no-clothes-finding.html
Übersetzung: Sebastian Scholz
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 24. August 2021 auf dem Blog Auf Spurensuche nach Natürlichkeit. +++
Bildquelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/47/Emperor_Clothes_01.jpg
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