Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Der Titel meiner Tagesdosis vom 17. November lautete „Kleinere Bomben auf Gaza, eine humanitäre US-Initiative“. Dieser Titel beruht auf einer realen, aber gescheiterten diplomatischen Intervention der Biden-Regierung beim rechts-extremistischen, israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu. Dabei ging es Washington nicht etwa darum, eine Waffenruhe durchzusetzen. Vielmehr sollte die negative Wirkung der schrecklichen Videos auf die Weltöffentlichkeit abgeschwächt werden, die massenhafte Tötung von Kindern jeden Alters und deren Mütter zeigen, die Opfer der von den USA an Israel gelieferten Bomben werden.
Mit anderen Worten, das Killen Unschuldiger durch die Israelis konnte weiter gehen, aber die Optik des schrecklichen Vorgehend der zionistischen Killer sollte für die Weltöffentlichkeit weniger gut erkennbar sein. Der Titel der Tagesdosis sollte den ganzen Irrsinn des absurden „humanitären“ Zynismus reflektieren, den der kollektive Westen, angeführt von den USA und unter Beteiligung der deutschen Bundesregierung, uns Tag für Tag als infernale Schmierenkomödie vorspielt.
Was in Gaza geschieht, erinnerte bereits vor sechs Wochen stark an das Muster des Ablaufs der „Nakba“ von 1948. Das war die erste, mit großer Grausamkeit und Menschenverachtung durchgeführte Vertreibung der Palästinenser aus ihren, Häusern, aus ihren Dörfern, aus ihrer Heimat. Damals überfielen die zionistischen Killer frühmorgens die noch schlafenden Einwohner in etlichen palästinensischen Dörfern. Männer, Frauen und Kinder wurden oft grausam gefoltert, bevor sie auf nicht weniger schreckliche Weise qualvoll ermordet wurden.
Die Nachricht von den Massenmorden und der Tötung allen Lebens in den überfallenen palästinensischen Dörfern verbreitete sich in Windeseile und erzeugte Furcht und Schrecken in ganz Palästina. Das brachte den von den zionistischen Schreibtischtätern gewünschten Effekt: 700.000 Menschen flohen aus ihren Dörfern, ganze Landstriche wurden menschenleer und die nachrückenden Juden konnten konfliktlos in die Häuser der geflohenen Palästinenser einziehen und die Felder und Gärten in Besitz nehmen, denn sie wussten, die Eigentümer würden nie wieder zurückkehren können. Daher stammt womöglich die zionistische Mär von der jüdischen Inbesitznahme der Region; nämlich „die Juden, ein Volk ohne Land hat ein Land ohne Volk in Besitz genommen“.
Von den an der Nakba beteiligten zionistischen Mörder leben noch etliche. Die Mörder mussten sich nie verstecken, denn von den Unterstützern der aktuellen Netanjahu-Regierung werden sie als Helden gefeiert. Das wurde nach dem Hamas-Angriffs vom 7. Oktober besonders deutlich. So wurde z.B. ein über 90 Jahre alter Killer „pro forma“ zum Militär einberufen, um die jungen israelischen Soldaten zu motivieren und ihnen von seinen Heldentaten zu erzählen, z.B. wie er in einem der überfallen palästinensischen Dörfern die Menschen ähnliche Tiere, diese Kreaturen der Finsternis ins Jenseits befördert hat. Auch Netanjahus „Verteidigungsminister“ Galant hatte in einer Rede seine Soldaten darauf eingeschworen, die „menschlich aussehenden Tiere in Gaza zu töten“.
Den zionistischen Rassisten und religiösen Gewaltextremisten, die die derzeitige rechtsradikale Regierung in Israel gewählt haben, dient die Nakba seit 1948 unverändert als Blaupause für die „richtige“ Behandlung der Palästinenser. Denn ohne deren Eliminierung oder Vertreibung ist die Wiederherstellung Israels in den Grenzen des historischen jüdischen Königreichs von vor 2.000 Jahren nicht möglich.
Inzwischen reden führende Leute der Netanjahu-Regierung ganz unverhohlen von einer zweiten Nakba. Sie wollen die Gunst der Stunde nutzen, nicht nur um ganz Gaza „Palästinenser rein“ zu machen, sondern auch das Westjordanland von israelischen und christlichen Palästinensern zu säubern. Ein überzeugter zionistisch-religiöser Gewaltextremist empfindet dabei keine menschliche Regung, denn – wie bereits vom Verteidigungsminister Galant, oder etlichen Militär-Rabis und sogar von Netanjahu selbst erklärt[i], misshandeln oder töten man dabei keine Menschen, sondern Ungeziefer, nämlich „Amaleks“, menschlich aussehende Kreaturen der Dunkelheit.
Laut altem Testament hat Gottvater den Moses, (das ist der mit den zehn Geboten) beauftragt, alle Amaleks auszulöschen. Hunderte von Jahren später erfüllte Saulus beinahe das Gebot Gottes, indem er fast alle Männer, Frauen und Kinder des „amalekitischen“ Nachbarvolkes der Israelis tötete. Jetzt will Netanjahu und seine Bande religiöser Psychopathen das vollenden, was Saulus damals nicht ganz geschafft hat.
Des ungeachtet leisten die USA und die meisten Regierungen des „Kollektiven Westens“, einschließlich Deutschlands - mit ihrer fortlaufenden militärischen Unterstützung dem zionistischen Massenmord an den palästinensischen „Amaleks“ Vorschub. Das Erschreckende dabei ist, dass diese Bereitschaft zum Völkermord am palästinensischen Volk von der rechtsextremistischen Regierung und ihren Anhängern auf weitere Teile der israelischen Bevölkerung übergesprungen ist und diese Haltung sogar ganz unverhohlen öffentlich zur Schau gestellt wird.
In Gaza breiten sich derweil zahlreiche Infektionskrankheiten aus. Das Gesundheitssystem ist so gut wie nicht mehr existent, und die Menschen beginnen in großer Zahl zu verhungern. All dies ist auf konkrete politische Entscheidungen Israels zurückzuführen. Die australische investigative Journalistin Caitlin Johnstone berichtete vor wenigen Tagen, dass sogar die Washington Post in schärfsten Tönen die Zerstörung des Gesundheitssystem von Gaza durch die israelische Soldateska verurteilt hat. Die massenhafte Vertreibung habe zudem unter den über zwei Millionen Palästinensern innerhalb von Gaza zu extrem unhygienischen Lebensbedingungen geführt, wodurch eine akute und unkontrollierbare Seuchengefahr mit sehr vielen Todesopfern entstanden sei.
In einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN beschrieb die Koordinatorin für Notfälle von "Ärzte ohne Grenzen", Marie-Aure Perreaut, die Bedingungen in Gaza als "apokalyptisch". Das Gesundheitssystem sei völlig zusammengebrochen. Wegen dieser Kritik denunzieren nun die Verbrecher in der Netanjahu-Regierung die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen" als „anti-semitisch“.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen ist wahrscheinlich auch schon anti-semitisch, weil es berichtete, dass die Hälfte der Bevölkerung in Gaza aufgrund des israelischen Belagerungskrieges und des Zusammenbruchs der zivilen Infrastruktur jetzt mit Hunger konfrontiert sei. Im nördlichen Gazastreifen seien neun von zehn Bewohnern davon betroffen.
All dies geht einher mit der israelischen Politik massiver Zwangsevakuierungen, Angriffen auf Gesundheitseinrichtungen und der vollständigen Belagerung des Gazastreifens. Krankenhäuser und Krankenwagen wurden wiederholt angegriffen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums von Gaza wurden bisher mehr als 250 medizinische Mitarbeiter getötet. Ärzte werden willkürlich festgenommen und von israelischen Soldaten mit unbekanntem Ziel abtransportiert.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen nur noch elf stark eingeschränkt funktionsfähig. Amputationen müssen im Licht von Taschenlampe und ohne Betäubung durchführt werden. Im Al-Nasr-Kinderkrankenhaus befahlen uniformierte zionistische Herrenmenschen dem medizinischen Personal, die Patienten zu verlassen, darunter vier Frühgeborene, die später tot aufgefunden wurden.
Dies alles steht perfekt im Einklang mit der Agenda der Regierung von Benjamin Netanjahu, der Zivilbevölkerung das Überleben in Gaza unmöglich zu machen und die palästinensische Bevölkerung im Gazastreifen „auf ein Minimum zu reduzieren" und möglichst ganz zu vertreiben. Tatsächlich werden Forderungen nach ethnischen Säuberungen immer häufiger von israelischen Staatsbeamten und Vordenkern geäußert. Das alles stimmt auch mit den Vorschlägen[ii] überein, die im vergangenen Monat von dem einflussreichen ehemaligen Chef des israelischen Nationalen Sicherheitsrates namens Giora Eiland, einem pensionierten Generalmajor der israelischen Armee gemacht wurden. Zitat:
"Die internationale Gemeinschaft warnt uns vor einer humanitären Katastrophe in Gaza und vor schweren Epidemien", schrieb Eiland. "Wir dürfen davor nicht zurückschrecken, so schwierig das auch sein mag. Schließlich werden schwere Epidemien im Süden des Gazastreifens uns dem Sieg näherbringen und die Verluste unter den israelischen Soldaten minimieren."
Eiland lehnte die Vorstellung, dass es in Gaza unschuldige Menschen gibt, grundlegend ab. Eine Haltung, die immer stärker auch von anderen Faschisten öffentlich zum Ausdruck kommt. Weiter geht es im O-Ton von General-Major Eiland:
"Es sind nicht nur die bewaffneten Kämpfer der Hamas, sondern auch alle 'zivilen' Funktionäre, darunter Krankenhaus- und Schulverwalter, und auch die gesamte Bevölkerung von Gaza, die am 7. Oktober die Hamas enthusiastisch unterstützt und ihre Gräueltaten bejubelt haben. …Wer sind die 'armen' Frauen von Gaza? Sie alle sind Mütter, Schwestern oder Ehefrauen von Mördern der Hamas."
"Hinter jedem Terroristen stehen dutzende Männer und Frauen, ohne die er keinen Terrorismus betreiben könnte. Dazu gehören nun auch die Mütter der Märtyrer, die sie mit Blumen und Küssen in die Hölle schicken. Sie sollten ihren Söhnen folgen, nichts wäre gerechter. Sie sollten verschwinden, ebenso wie die Häuser, in denen sie diese Schlangen aufgezogen haben. Sonst werden dort noch mehr kleine Schlangen aufgezogen."
Nur Faschisten können die Eliminierung der „menschlich aussehenden Tieren“ fordern oder von der notwendigen Tötung ganzer Bevölkerungsgruppen sprechen, Kinder, samt ihren Müttern und Großeltern, alle Familienmitglieder der angeblichen Terroristen, weil dieser Widerstand gegen die brutale zionistische Besatzung geleistet haben.
Die ganze zivilisierte Welt empört sich inzwischen über den israelischen Völkermord in Gaza, mit Ausnahme der unzivilisierten Eliten der westlichen „Wertegemeinschaft“. Aber mit dem Genozid-Vorwurf gegen Israel sind nicht nur die fast 20.000 getöteten und über 50.000 schwer verwundeten Zivilisten gemeint in Gaza gemeint, sondern auch die erklärte Absicht der Rechtsextremisten in der Netanjahu Regierung, in den kommenden Monaten noch viel, viel mehr Menschen zu töten.
Wenn Netanjahu und seine Handlanger ihren Willen durchsetzen, wird genau das passieren. Weder in Washington noch in den EU-Staaten kann man jemanden erkennen, der die politische Kraft und den Willen hätte, den Psychopathen in Jerusalem in die Arme zu fallen und das Schlachten der unschuldigen Amalek-Kinder zu stoppen. So drohen die Massaker in Gaza und zunehmend auch im West-Jordanland noch Monate weiterzugehen. Denn dieser Tage hat Netanjahu erneut bekräftigt, „nicht aufzuhören, bis alle seine Ziele erreicht sind“. Und wir alle wissen, was das bedeutet.
Quellen und Anmerkungen
[i] https://www.motherjones.com/politics/2023/11/benjamin-netanyahu-amalek-israel-palestine-gaza-saul-samuel-old-testament/
[ii] https://www.haaretz.com/opinion/2023-11-23/ty-article-opinion/.premium/giora-eilands-monstrous-gaza-proposal-is-evil-in-plain-sight/0000018b-f84b-d473-affb-f9eb09af0000
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Anas-Mohammed/ Shutterstock.com
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