Standpunkte

Der holprige Weg zum Multipolarismus | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Den hegemonialen Ambitionen der USA wurden in den letzten Monaten Grenzen aufgezeigt. Der Schwerpunkt des Widerstandes gegen die Diktatur eines Imperiums war zweifellos Asien bzw. Eurasien. Aber auch im Nahen und Mittleren Osten erodiert der Einfluss der USA. Sollte Israel, die letzte westliche Kolonie, in einem demokratischen, multiethnischen und säkularen Staat aufgehen, in dem alle Religionen die gleichen Rechte haben, wäre diese Entwicklung vollständig abgeschlossen. Und natürlich ist den Planern in den USA bewusst, wie gefährdet ein Apartheidsystem im 21. Jahrhundert ist. Auch Apartheid-Südafrika hatte Kernwaffen und eine unglaublich starke Armee, und nur wenige Weiße, die dort lebten, hatten sich damals vorstellen können, dass das System fallen würde. Und dennoch wandelte es sich zu einer Demokratie. Deshalb ist das letzte Bollwerk des Postkolonialismus im Nahen Osten durchaus gefährdet. Damit nun nicht auch ein anderer Kontinent, Afrika, aus dem Ruder läuft, bemühen sich die USA seit Monaten mit einer Kette von hochrangigen Besuchen darum, den ehemaligen afrikanischen Kolonialländern den Hof zu machen. Mit diesem Beitrag will ich den derzeitig beobachtbaren holprigen Weg zum Multipolarismus und friedlichen Zusammenleben an einigen Beispielen deutlich machen.

Niger

Der indische Autor Vijay Prashad berichtet(1) zum Beispiel über einen Besuch des US-Außenministers Antony Blinken in Niger am 16. März. Als Gastgeschenk habe er angekündigt, dass die Regierung der Vereinigten Staaten 150 Millionen Dollar für die afrikanische Sahelzone bereitstellen wird. Nun muss man wissen, dass laut dem Index für menschliche Entwicklung 2021 Niger trotz großer Uranvorkommen eines der ärmsten Länder der Welt (Platz 189 von 191 Ländern) ist. Der Autor weist darauf hin, dass die Gewinne aus dem Uran bisher an französische und andere westliche multinationale Konzerne flossen. Hinzufügen sollte man, dass ohne das nigerianische Uran die Industrialisierung Frankreichs wohl kaum in diesem Umfang möglich gewesen wäre.

Dann schreibt Prashad, dass die US-Hilfsgelder nicht an die Vereinten Nationen gehen, sondern über eigenen Agenturen der USA, wie das Büro für humanitäre Hilfe der US-Behörde für internationale Entwicklung, ausgezahlt werden. Und man liest implizit, dass die 150 Millionen Dollar wohl eher als Bestechungsgeld angesehen werden können, um Drohnenstützpunkte in dem Land zu unterhalten.

Von einem Stützpunkt aus überwachen die Vereinigten Staaten die Sahelzone, bilden das nigrische Militär aus und leisten Luftunterstützung für US-Bodenoperationen in der Region. Dann erklärt Prashed, dass die USA 280 Millionen Dollar für diesen Stützpunkt ausgeben werden - das Doppelte der von Blinken versprochenen humanitären Hilfe.

Niger sei ein Land, dem das Außenministerium der USA "erhebliche Menschenrechtsprobleme" wie "ungesetzliche oder willkürliche Tötungen, einschließlich außergerichtlicher Tötungen durch oder im Namen der Regierung" und Folter vorwirft.

Die Militärregierungen in Burkina Faso und Mali haben die Präsenz des französischen Militärs aus ihren Gebieten vertrieben und angedeutet, dass sie eine weitere westliche Militärintervention nicht begrüßen würden. Ein hoher Beamter in Niger, so erklärt der Autor, habe dem Autor gesagt, dass Blinkens Zögern, sich direkt zu Burkina Faso und Mali zu äußern, mit der Sorge um die schwächelnde Demokratie in Niger zusammenhängen könnte.

Niger ist auf Grund seiner postkolonialen Korruption und grassierenden Armut eine leichte Beute für US-Einflussnahme. Vijay Prashad berichtet auch, dass die US-Regierung 504 Millionen Dollar für die Erleichterung des Verkehrs zwischen Benin und Niger zugesagt habe, um den Handel zwischen den beiden Nachbarländern zu fördern. Allerdings diene das Geld in Wahrheit „zur Aufwertung afrikanischer Anbauflächen“, wonach „die landwirtschaftlichen Ressourcen an multinationale Agrarkonzerne übergeben“ würden. Und natürlich spiele der Name Bill Gates eine Rolle.(1)

Afrika im Wandel

Während sich die Staatschefs afrikanischer Staaten diplomatisch zurückhalten, sind die Führer von Oppositionsparteien wesentlich direkter in ihren Aussagen zur US-Hegemonie. Sambias Oppositionsführer, Fred Mnembe, brachte während des Besuchs von Vize-Präsidentin Kamala Harris im März 2023 zum Ausdruck, was die Intellektuellen Afrikas von der Hegemonie der USA und dem Überlegenheitsgefühl seiner westlichen Verbündeten halten(7).

„Ein Land, das so viele Regierungen in Afrika gestürzt hat, das so viele Staatstreiche in Afrika durchgeführt hat, und in anderen Ländern dieser Welt, ein Land, das so viele unserer Anführer tötete, in Afrika und anderen Teilen der Welt, die Mörder von Patrice Lumumba, diejenigen, die Kwame Nkrumah stürzten, die Nasser töteten, die Muammar Gaddafi töteten, kommen heute, um uns über Demokratie zu belehren. Ein Land, das auf brutaler Gewalt aufgebaut wurde, auf der Versklavung anderer Menschen, auf der Erniedrigung von Afrikanern, der Ausbeutung Afrikas, der Plünderung Afrikas, kommt heute, um uns zu erklären, was Demokratie ist. Wenn Sie die Würde anderer nicht respektieren, wenn Sie die Souveränität anderer Länder nicht respektieren, können Sie nicht behaupten, ein Verfechter der Demokratie zu sein.“(7)

Dazu passt auch, was der Führer der südafrikanischen Oppositionspartei „Economic Freedom Fighters“, welche 2019 den größten Zuwachs an Sitzen im Parlament gewann, im Fernsehen erklärte:

„[An den] IStGH: Putin ist hier willkommen. Und niemand wird hier Putin verhaften. Wenn es nötig sein sollte, holen wir Putin am Flughafen ab, bringen ihn zu seinen Treffen und begleiten ihn zurück zum Flughafen. Wir lassen uns nicht sagen von diesen Heuchlern beim Internationalen Strafgerichtshof, wer die wirklichen Verbrecher gegen die Menschlichkeit sind, wer die Mörder in dieser Welt sind. Dieser ehemalige Premierminister Tony Blair: Er hat zugegeben, dass sie einen schrecklichen Fehler begangen hatten, im Fall von Saddam Hussein. Sie wurden bis heute nicht angeklagt. Auch Bush läuft noch frei herum. Beide wurden bis heute nicht angeklagt. Dann ließ Obama Gaddafi ermorden. Und nichts geschah darauf hin. Heute stehen wir da und sehen Libyen zerstört, unfähig sich zu erholen – wegen Amerika. Wir wissen sehr genau, da, wo sich die NATO einmischt, das sind Terroristen. Wir wissen ganz genau: Wenn die USA sagen, ‚wir werden euch Frieden bringen‘, dann wird dieser Ort niemals Frieden sehen, solange Amerika diesen Ort ‚besucht‘. Somit wollen wir nicht, dass diese IStGH-Heuchelei in unserem Land zur Anwendung kommt. (…) Wir kennen die Völker, die uns befreit haben. Wir kennen die Völker, die uns in der Schlacht von Cuito Cuanavale unterstützt haben. Die Waffen, die in der Schlacht von Cuito Cuanavale im Einsatz waren, und bei der Befreiung von Südafrika halfen, kamen aus Russland. Russland gab uns Waffen für die Schlacht von Cuito Cuanavale. Kuba schickte Soldaten. Der Gegner wurde versenkt.“(13)

Dazu passend, in hervorragendem Englisch, die Feststellung der südafrikanischen Außenministerin, wie der Westen selektiv, statt allgemein, internationales Recht anwendet und damit als Heuchler entlarvt wird. Mehr im Anhang(17). Oder die Abrechnung von Jérémy Lissouba, einem Teilnehmer des Africa Leader Programm von Obama im Jahr 2018. Auch dazu mehr im Anhang(18).

BRICS

Offiziell liegen wohl 16 Anträge auf Neumitgliedschaft in der BRICS-Staatengemeinschaft vor. Nach der erfolgreichen Vermittlung Chinas der beiden Erzfeinde Saudi-Arabien und Iran soll die Zahl, allerdings bisher unbestätigt, auf 22 angewachsen sein. Wenn im August das nächste Gipfeltreffen von BRICS in Südafrika stattfindet, könnte dies ein weiteres historisches Ereignis einläuten.

Hatte ich noch vor 2 Wochen darauf hingewiesen, wie sich der neu gewählte Präsident im Gefängnis möglicherweise in einen neuen Lula verwandelt hatte(2), gibt es nun widersprüchliche Nachrichten zur Außenpolitik Brasiliens. Da ist zum einen die vehemente Kritik Brasiliens an dem verfälschenden OPCW-Giftgasbericht zu Douma, Syrien(3). In der die Position Russlands, Chinas und Syriens sehr eindrücklich im Sicherheitsrat unterstützt wurde.

Dann folgte die Nachricht, dass Brasilien und China beabsichtigen, den Dollar zugunsten der eigenen Währungen für den zwischenstaatlichen Handel aufzugeben. Allerdings sieht der Lula-Kritiker Korybko diese Vereinbarung kritisch. Er meint, dass Lula versucht hätte, die Vereinbarung kleinzureden, indem er, wegen einer angeblichen Erkrankung nicht selbst teilnahm(9). Korybko schreibt, dass Lula, obwohl er auch nicht persönlich an dem Gipfel für Demokratie teilgenommen habe, eine lange Erklärung abgab, die von verbündeten Medien fälschlicherweise als pro-russisch dargestellt worden sei. Die Beschreibung dieser Erklärung lese sich tatsächlich wie ein Liebesbrief an die US-Demokraten, Russland werde darin gar nicht erwähnt.(9)

Übrigens war Victor Orban ausdrücklich nicht zu dieser US-Konferenz eingeladen worden. Der wirtschaftlich erfolgreichste europäische Regierungschef, ist allerdings auch ein Kritiker der US-Politik in der Ukraine.

Zu diesem Treffen der, um es ironisch auszudrücken, „demokratischsten Länder dieser Welt unter der verdienten Führung der USA“, wird am 29. März berichtet, dass Brasilien definitiv nicht erschienen sei(3). Während die New York Times am 28. März noch von einer Teilnahme Lulas ausging(5). Nun wurde die Nichtteilnahme im Gegensatz zu Korybko dahingehend interpretiert, dass Lula Brasilien enger an China und Russland anlehnen wolle, als an die westlichen Noch-Großmächte. In verschiedenen Medien wird berichtet, dass Brasilien sich geweigert hätte, eine Verurteilung Russlands wegen der Ukraine-Krise zu unterschreiben. Tatsächlich enthielt das Abschlusskommuniqué gar keinen Hinweis auf Russland, stellt Andrew Korybko fest.(8) Und erklärt, dass die Nachricht der Versuch sei, Clicks zu generieren. Bleibt die Möglichkeit, dass die Erwähnung bzw. Verurteilung Russlands auf Grund von Brasiliens Einwand entfernt worden war.

Der Westobserver nämlich schreibt(10), dass Lula in dem Brief, den er an die Organisatoren des Gipfeltreffens geschickt habe, ohne ein Land zu nennen, auf die Gefahr eines neuen Kalten Krieges zwischen dem liberalen Westen und autokratischen Ländern, wie Russland und China verwiesen habe. Seiner Meinung nach dürfte die Flagge der Verteidigung der Demokratie nicht dazu benutzt werden , Mauern zu errichten oder Spaltungen zu schaffen. Der brasilianische Vertreter O Itamaraty habe bestritten, dass die Weigerung Brasiliens, die Erklärung abzugeben, zu Problemen mit den Vereinigten Staaten führen könnte. Ein Prüfstein, so sagen sie, sei, dass Biden Lula zu einem weiteren virtuellen Gipfeltreffen über Klimaveränderungen eingeladen habe, die im April stattfinden soll.

Ein Artikel in Foreign Policy(6) erklärt, warum Brasilien alleine aus wirtschaftlichen Gründen, seine guten Beziehungen mit Russland und China nicht aufgeben werde, und dass ganz Lateinamerika versuchen wird, zwischen den Machtblöcken zu agieren, bzw. sich in Richtung einer multipolaren Welt zu bewegen. Eine Aufklärung dieser widersprüchlichen Nachrichten wird möglicherweise erst durch Historiker erfolgen.

Das Ende des Dollars?

Immer wieder wird jeder neue Handelsabschluss auf Basis lokaler Währungen, als Ende des Dollars im Internet gefeiert, ebenso der Versuch der BRICS-Staaten, den Dollar durch einen Warenkorb an Währungen zu ersetzen. Aber so einfach ist das nicht. Das Ende des Dollars ist noch weit entfernt. Hierzu hat Korybko einige interessante und m.E. wichtige Erklärungen veröffentlicht(11). Präsident Putin habe zwar auf dem BRICS-Wirtschaftsforum im letzten Sommer die Schaffung einer Reservewährung aus einem Korb von Währungen angekündigt, aber BRICS sei weit davon entfernt, eine Alternative zum Dollar zu schaffen.

Darauf aufbauend wäre die Förderung einer völlig neuen Reservewährung zwar ein Meilenstein auf dem Weg zur finanziellen Multipolarität, meint Korybko, doch werde sich die Verwendung nationaler Währungen im internationalen Handel wahrscheinlich als viel populärer erweisen als die neue Leitwährung der BRICS-Staaten. Der Grund für diese Vorhersage sei, dass die Stärkung der nationalen Währungen der Länder ihre Souveränität viel mehr stärke.

Die BRICS-Länder und ihre engsten Partner werden eine Kombination dieser beiden Währungen verwenden, vermutet der Autor. Außerdem könnte die BRICS-Währung schließlich von Drittländern im gesamten globalen Süden für den bilateralen Handel übernommen werden, wenn ihre nationalen Währungen mit zu viel Unsicherheit behaftet sind und sich keine der Parteien auf westliche Währungen wie den Dollar verlassen möchte. Dennoch werde der Dollar auch im besten Fall im Umlauf bleiben, wenn die neue BRICS-Währung in diesem Sommer vorgestellt, und dann in den oben genannten Fällen massenhaft eingesetzt werden sollte. Was sich jedoch im Laufe der Zeit ändern könnte, sei der geografische Umfang, in dem der Dollar zirkuliert. Der unbestreitbare Trend zur Entdollarisierung, der sich immens beschleunigen werde, wenn die Energie-Supermächte weiter den Petrodollar aufgeben, könnte allerdings dazu führen, dass sein Einfluss zurückgehe, argumentiert Korybko.

Die bevorstehende Dreiteilung der internationalen Beziehungen in die von den USA geführte Goldene Milliarde des Westens, die chinesisch-russische Entente und den informell von Indien geführten Globalen Süden werde dazu führen, dass die Erstgenannten am Dollar-Euro-Duopol festhalten, während die beiden Letztgenannten die Verwendung nationaler Währungen bevorzugen. Schließlich sei es unrealistisch, meint der Autor, dass sich China und der Globale Süden vollständig vom Westen abkoppeln, weshalb Vorhersagen über den Tod des Dollars angesichts des jüngsten Updates über die neue Währung der BRICS verfrüht seien und höchstwahrscheinlich ohnehin nie eintreten werden. Der Einfluss des Dollars werde außerhalb der Goldenen Milliarde im Vergleich zu heute allenfalls abnehmen, aber er wird nicht aufhören, in der Welt zu zirkulieren, da alle BRICS-Staaten außer Russland ihn im Handel mit den USA verwenden werden.

Der Fall Syrien

Nach der Versöhnung Saudi-Arabiens mit dem Iran dank Vermittlung Chinas nimmt auch die Befriedung Syriens Fahrt auf. Das Land ist eine wichtige Landbrücke zwischen dem Iran, Irak, aber auch Kuweit und Saudi-Arabien und dem Mittelmeer. Und auch eine zu schließende Wunde für die Politik des Multipolarismus. Saudi-Arabien hat Syriens Präsident Assad zum Gipfeltreffen der arabischen Liga eingeladen(14). Was eine weitere Unabhängigkeitserklärung der Region von US-Machtansprüchen signalisiert.

Vor diesem Hintergrund muss man die jüngste Serie von Luftangriffen durch Israel sehen. Ein Angriffskrieg, der bisher nicht beantwortet wird, der aber durchaus das Potenzial hat, die Friedensbemühungen in der Region zu torpedieren. Und auch für Russland beginnt die bisherige Zurückhaltung gegen die Aggression Israels, das Image als neue wichtige diplomatische Kraft in der Region neben China zu beschädigen.

Natürlich wird in Medienberichten behauptet, Israel handele, wie bei hunderten anderer Luftangriffe der jüngeren Vergangenheit, in präventiver Selbstverteidigung. Die rechtsextreme Regierung habe es auf die Hisbollah und/oder das Korps der Islamischen Revolutionsgarde (IRGC) abgesehen, weil das Terrororganisationen seien. Was natürlich die Legitimation von Widerstandsbewegungen Palästinas (und des Libanon) durch UNO-Resolutionen außer Acht lässt.

Korybko hat in einem Artikel 10 Punkte angeführt, welche die derzeitige Situation auf dem holprigen Weg zum Multipolarismus in dieser Region zusammen fassen(12):

  1. Der Iran sei in einer viel besseren internationalen Position als je zuvor. Die von China vermittelte iranisch-saudische Annäherung habe eines der schlimmsten Sicherheitsprobleme der Region friedlich gelöst, während die wachsenden russisch-iranischen Militärbeziehungen die Abschreckungsfähigkeit der Islamischen Republik gegenüber konventionellen staatlichen Bedrohungen, wie sie von Israel ausgehen, stärken.
  2. Die arabischen Staaten seien dabei, ihre Probleme mit Syrien zu lösen. Nach der Annäherung der Vereinigten Arabischen Emirate an Syrien sei nun der Weg geebnet worden, dass das benachbarte Saudi-Arabiens seine Probleme mit Syrien irgendwann nach dem Ramadan in diesem Frühjahr ebenfalls löst. Was Ägypten auch anstrebe.
  3. Israel habe dem Druck der USA, Russland zu provozieren, bisher widerstanden. Der stellvertretende Ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen lobte Israel Ende Januar dafür, dass es sich weiterhin dem Druck der USA widersetze, Kiew zu bewaffnen und damit Moskau zu provozieren - eine „beeindruckende Demonstration von geopolitischem Pragmatismus und strategischer Autonomie durch den selbsternannten jüdischen Staat“, wie Korybko meint.
  4. Die USA gäben der Eindämmung Russlands und Chinas Vorrang vor der Eindämmung des Irans. Was dazu führe, dass sich der „im Niedergang begriffene unipolare Hegemon“ aus Westasien zurückziehe und so ein Vakuum hinterlässt, das nun von anderen ausgefüllt werde.
  5. Israels von den USA unterstützte Farbrevolution sei bisher gescheitert. Die USA hätte bestehende Missstände in Israel ausgenutzt, um Netanjahu als Strafe für seine Weigerung, Russland zu provozieren, zu stürzen.
  6. Die Beziehungen zwischen Israel und den USA seien angesichts der anhaltenden hybriden Bedrohungen angespannt geblieben. Netanjahu habe letzte Woche in einer Reihe von Tweets angekündigt, dass die USA tatsächlich hinter Israels jüngsten Unruhen der Farbenrevolution stecken, nachdem er seine geplanten Justizreformen als Deeskalationsmaßnahme verschoben hatte. Doch diese hybride Bedrohung bleibe bestehen, meint der Autor, da die Proteste nicht nachgelassen haben.
  7. Die Betonung externer Bedrohungen sei eine typische Ablenkungstaktik. Ergänzend zu den Informationen des Autors sollte man wissen, dass Netanjahu schon mehrfach wohl begründet nachgesagt wurde, sogar Kriege aus wahltaktischen Gründen ausgelöst zu haben. Wodurch sich die zunehmenden Luftangriffe gegen Syrien erklären lassen.
  8. Der russisch-israelische Entflechtungsmechanismus in Syrien bleibe in Kraft. Für Beobachter sei es auch wichtig zu wissen, dass der zwischen Russland und Israel im September 2015 vereinbarte Konfliktlösungsmechanismus für Syrien weiterhin funktioniere. Dies zeige sich daran, dass Moskau die S-300 immer noch nicht in die Hände von Damaskus gebe und Tel Aviv damit de facto freie Hand über dem Luftraum des Landes habe.
  9. Russland versuche, in Syrien zwischen Iran-Israel und Iran-Türkei zu triangulieren. Der Iran, Israel und die Türkei würden unterschiedliche strategische Ziele in Syrien verfolgen, aber alle vier hätten gemeinsam, meint Korybko, dass sie Russland als ihren strategischen Partner betrachten, was es Moskau ermögliche, eine komplexe doppelte Dreiecksbeziehung zwischen Iran-Israel und Iran-Türkei zu versuchen, um ihre Konkurrenz zu stabilisieren.
  10. Es werde immer schwieriger, die Interessen der Akteure in Syrien auszugleichen. Die bisher beschriebene, sich rasch entwickelnde regionale Dynamik in Westasien konvergiere in Syrien und mache es Russland zunehmend schwerer, die Interessen aller Beteiligten in diesem Land auszubalancieren, was das Risiko in sich berge, dass die Entwicklungen bald außer Kontrolle geraten könnten. Soweit Korybkos 10 Punkte-Erklärung.

Sobald Syrien sich mit seinen Nachbarn versöhnt hat, wird es für die USA unmöglich werden, die Besatzung des nord-östlichen Teils des Landes und seine Ausbeutung weiter aufrecht zu erhalten. Was dann eine erneute Vereinbarung zwischen Syrien und der Türkei den Weg ebnet, durch den die Kurden zwar in Syrien eine gewisse Autonomie erhalten, aber die syrische Armee jeden Versuch eines grenzüberschreitenden Terrors, gemeinsam mit der türkischen Armee unterbindet. Wodurch die quasi-Besatzung des Nord-Westens durch die Türkei auch ein Ende finden dürfte. Und die überflüssigen Terroristen dort noch verstärkter nach Libyen und in die Ukraine geschickt werden.

OPEC+ und das liebe Öl

Schon einmal hatte die OPEC+ unter der Leitung Saudi-Arabiens in letzter Zeit dem Westen die Stirn geboten und statt die Ölproduktion zu erhöhen, dieselbe gesenkt.(15) Allerdings wurde diesmal die Drosselung nicht einstimmig beschlossen, sondern von den wichtigsten der 24 Länder vor der gemeinsamen Erklärung. Und Japan, ein treuer Vasall der USA wie Deutschland, ein Land, das ebenfalls seine Rüstungsausgaben auf Wunsch der USA hat explodieren lassen, um China einzudämmen, hat nun die Sanktionen gegen Russlands Ölindustrie aufgegeben, weil der Verzicht auf russisches Öl zu schmerzhaft für die Gesellschaft wäre.(16) Japan nahm nicht nur die Zusammenarbeit zur Erschließung von Ölquellen wieder auf, sondern kaufte auch Öl über dem 60-Dollar Höchstpreis, der von den USA festgelegt worden war.

Fazit

Es knirscht und holpert allenthalben. Aber dank Russlands Diplomatie und Chinas Wirtschaftskraft und Unterstützung gibt es nun Hoffnungen für die von teile und herrsche zerstörten Regionen. Allerdings ist längst noch nicht entschieden, wo die Grenzen des nächsten Eisernen Vorhangs und kalten Krieges oder sogar heißen Krieges gezogen werden. Nur eins ist sicher: Deutschland scheint diesmal leider auf der falschen Seite des Vorhangs zu sein, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht.

Quellen und Hinweise:

Der Autor twittert unter @jochen_mitschka über aktuelle politische Ereignisse (1) https://go.ind.media/webmail/546932/1269038068/85eb78b406e8d1ab9b2f2a954e120422b1c606aec6a8ad6724306636d84d2326 (2) https://staging.apolut.net/lulas-neuausrichtung-von-jochen-mitschka/ (3) https://brazilian.report/power/2023/03/29/lula-skips-biden-summit/ (4) https://twitter.com/PiersRobinson1/status/1640740721765277698 und https://sputniknews.com/20230330/brazil-will-not-sign-summit-for-democracy-declaration-against-russia-reports-1108972014.html

(5) https://www.nytimes.com/2023/03/28/us/politics/biden-democracy-summit.html

(6) https://foreignpolicy.com/2023/03/24/argentina-fernandez-russia-ukraine-war-brazil-lula-nonalignment/

(7) https://twitter.com/african_stream/status/1641792298823417860

(8) https://twitter.com/AKorybko/status/1642134153565962241

(9) https://korybko.substack.com/p/the-de-dollarization-of-brazilian Auch interessant: „Viel wichtiger ist jedoch, dass die neuen OPEC+-Kürzungen von Saudi-Arabien angeführt werden, das seine Produktion um 500.000 Barrel senken wird, was die Spannungen mit der Regierung Biden weiter anheizen dürfte, die unzufrieden mit der mangelnden Bereitschaft Saudi-Arabiens war, die Ölproduktion im letzten Jahr zu erhöhen, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, und da die jüngsten diplomatischen Entwicklungen im Nahen Osten eine engere Beziehung zwischen Riad und Peking erkennen lassen. Vor diesem Hintergrund wird natürlich auch wieder darüber gesprochen, dass der CNY die Vorherrschaft des US-Dollars herausfordern könnte. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Ängste über das Dollar-Reservesystem aufflammen, und wie Michael Every hier beschreibt, ist der Tod des auf dem Dollar basierenden Systems weit übertrieben und wird wahrscheinlich für diejenigen, die es in Frage stellen, schlecht enden, selbst wenn er eintreten sollte. (https://www.zerohedge.com/commodities/death-115-million-cuts)

(10) https://westobserver.com/news/europe/brazil-refused-to-sign-the-declaration-of-the-summit-for-democracy/

(11) https://korybko.substack.com/p/popular-expectations-about-brics

(12) https://korybko.substack.com/p/ten-observations-about-israels-latest

(13) https://twitter.com/i/status/1642138501503131654

(14) https://twitter.com/Syria_Protector/status/1642501867241451523

(15) https://www.reuters.com/business/energy/sarabia-other-opec-producers-announce-voluntary-oil-output-cuts-2023-04-02/

(16) https://www.wsj.com/articles/japan-breaks-with-u-s-allies-buys-russian-oil-at-prices-above-cap-1395accb

(17) https://twitter.com/i/status/1642845191005700099 (18) https://korybko.substack.com/p/a-congolese-opposition-figure-told Korybko schreibt in einem Artikel über die veränderte Sichtweise auch der in den USA gebildeten afrikanischen Intellektuellen: „Zu viele westliche Länder bilden sich ein, dass ihr De-facto-Block entweder die afrikanischen Führer bestechen kann, damit sie die Entente für die Goldene Milliarde verlassen, oder dass sie Militärputsche fördern können, wenn dies nicht gelingt, oder dass sie sich auf Farbrevolutionen als letztes Mittel verlassen können. Sie betrachten die afrikanischen Länder, ihre Regierungen und Menschen herablassend als zu manipulierende Objekte und nicht als unabhängige Subjekte, mit denen man zusammenarbeiten kann, wie sie es eigentlich sind. Dieser neokoloniale Ansatz ist für alle ihre strategischen Misserfolge im Laufe der Jahre verantwortlich. Damit die Goldene Milliarde in Afrika angesichts der zunehmenden Attraktivität der Entente und Indiens, die dieselben multipolaren Ziele verfolgen, diese aber auf unterschiedliche Weise umsetzen, wettbewerbsfähig bleiben kann, ist es dringend erforderlich, Afrika endlich als gleichwertigen Partner zu behandeln und ihm den Respekt entgegenzubringen, den es verdient. Die Finanzierung von ‚NGOs‘ und Oppositionsgruppen, um falschen Druck von unten auszuüben, die Behinderung von Agrarexporten, die Androhung von Sanktionen und die Führung eines Informationskriegs werden diese Länder nur weiter weg treiben. Jérémy Lissouba erklärte dem Westen in seinem Artikel für Politico Ende letzter Woche, was er tun muss, um diesen Trend umzukehren, und warnte: ‚Die Beziehungen zu Afrika und Asien stehen am Rande des Zusammenbruchs - zum Vorteil Russlands‘.“ (https://www.politico.eu/article/relations-africa-asia-brink-collapse-russia-benefit/) +++

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++ Bildquelle: Dana.S / shutterstock


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