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Das japanische Massaker von Nanking | Von Robert Fitzthum

Das japanische Massaker von Nanking | Von Robert Fitzthum

Ein Meinungsbeitrag von Robert Fitzthum.

Vorwort

Am 13. Dezember ist Jahrestag des Beginns der japanischen Massaker in Nanking 1937. Welche Verbindung habe ich dazu?

2018 absolvierte ich in China eine Reise von Chongqing den Yangtze abwärts nach Nanking. In Nanking angekommen besprach ich mit meiner chinesischen Frau, was wir dort besichtigen wollen. Sie beharrte gegen meinen anfänglichen Widerstand auf der Besichtigung der großen „Gedenkhalle zur Erinnerung an die Gefallenen des Massakers von Nanking durch die japanischen Invasoren“.

Ich konnte mir unter dem „Nanking Massaker“ nicht viel vorstellen und war schließlich gebannt und entsetzt von dem, was ich gesehen habe. Schon im Zugangsweg wird man mit Skulpturen, die das Leiden von Müttern mit Kindern, alten Menschen auf der Flucht, darstellen. In der düsteren Halle sieht man multimediale Rekonstruktionen des Massakers durch Augenzeugenberichte und internationale Dokumente. Man ist konfrontiert mit 6.000 Exponaten, Dokumenten, Fotos und Gegenständen im Zusammenhang mit dem Massaker, der Mauer der Namen der Opfer, den begehbaren „Gräben der Zehntausend“. Eine große Friedensstatue verabschiedet nach der Besichtigung im Außenbereich als Aufruf zum Frieden in der Welt.

Jeder Chinabesucherin, jedem Chinabesucher ist empfohlen, sich die Gedenkhalle anzusehen.

Die Vorgeschichte

Der Ausgangspunkt der japanischen Besetzung Chinas war die nordostchinesische Mandschurei, die aufgrund ihrer Ressourcen früh ins Visier des imperialistischen Japan geriet und ab 1931 besetzt wurde. Mit dem Zwischenfall bei der Marco-Polo-Brücke am 7. Juli 1937 in Peking begann der offene Krieg und Japans Vormarsch nach Süden. Im Juli und August 1937 wurden Peking und Tianjin erobert, im August bis November 1937 erfolgte die für beide Seiten äußerst verlustreiche Schlacht um Shanghai, eine der größten und blutigsten Schlachten des gesamten Konflikts. Von Shanghai aus rückten die japanischen Truppen rasch Richtung Nanking vor, der damaligen Chinesischen Hauptstadt, wo sie Anfang Dezember die Außenverteidigungslinien erreichten.

Nach erbitterten Kämpfen fiel das Zhonghua-Tor am 13. Dezember, woraufhin die japanischen Truppen in die Stadt strömten. Mit dem Einmarsch begann eine sechswöchige Phase systematischen Terrors. Die japanische Armee startete eine gezielte Kampagne, um jeden Widerstand in der Stadt, sei es von Soldaten, sei es von Zivilisten, zu brechen. In ihrer rassistischen und kolonialistischen Einstellung waren chinesische Menschenleben nicht viel wert.

Die Massaker der japanischen Armee

Japanische Offiziere und Soldaten zogen marodierend durch die Stadt, Häuser, Geschäfte und kulturelle Einrichtungen wurden geplündert, angezündet, zerstört. Männer, Frauen und Kinder wurden auf Verdacht oder wahllos getötet. Zwei Offiziere der japanischen Armee hielten sogar einen Tötungswettbewerb ab – gewonnen hätte, wer zuerst 100 Chinesen oder Chinesinnen mit dem Schwert tötet. Japanische Zeitungen meldeten begeistert den täglichen Stand. Besonders gefährlich und tragisch war die Situation für Frauen und Mädchen. Sie wurden in großer Zahl vergewaltigt, oft öffentlich und unter extrem grausamen Umständen. Nach Schätzungen des „Internationalen Militärtribunals für den Fernen Osten (IMTFE)“ wurden rund 20.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt.

Der berüchtigte „Todesmarsch vom Zhonghua-Tor" begann gleich am 13. Dezember beim Zhonghua-Tor. Tausende Gefangene wurden von der japanischen Armee kolonnenweise zum Ufer des Jangtse geführt und dort oder am Weg dorthin erschossen oder mit Bajonetten erstochen. Augenzeugen (wie der ehemalige japanische Soldat und Fotograf Murase Moriyasu) und Überlebende berichteten, dass der Fluss durch die Leichen rot gefärbt war.

Eine längere Serie von Massakern fand in einem bergigen, abgeschiedenen Gebiet nördlich der Stadt statt, dem Mufu-Berg. Die Hinrichtungen fanden über mehrere Tage hinweg in Schluchten und an Abhängen statt. Viele Gefangene wurden lebendig begraben, mit Bajonetten erstochen oder verbrannt. Archäologische Ausgrabungen in den 1980er und 2000er Jahren am Mufu-Berg legten Massenverstecke mit über 2.000 Skeletten frei. Die Knochen wiesen eindeutige Hinweise auf gewaltsamen Tod durch Schusswunden, Hieb- und Stichverletzungen auf.

Das IMTFE schätzte die Gesamtzahl der Opfer auf über 200.000, chinesische Schätzungen gehen von 300.000 Toten aus.

Die Internationale Sicherheitszone versucht Leben zu retten

Die Internationale Sicherheitszone in Nanking war eine einzigartige humanitäre Zufluchtsstätte, die während des schlimmsten Grauens des Nanking-Massakers etwa 250.000 bis 300.000 Chinesen das Leben rettete. Die Zone wurde in den Wochen vor dem Fall Nankings, etwa ab Mitte November 1937, von einer Gruppe ausländischer Missionare, Ärzte und Geschäftsleute eingerichtet. Sie umfasste ein Gebiet von etwa 3,86 km² im Stadtzentrum und schloss das Ausländische Viertel, den Campus der Nanking-Universität und andere ausländische Einrichtungen ein. Ein 15-köpfiges Gremium, hauptsächlich aus Amerikanern und Europäern, übernahm die Leitung.

Der deutsche John Rabe, Bevollmächtigter von Siemens China für den Standort Nanking, wurde zum Vorsitzenden gewählt, unter anderem, weil man hoffte, dass seine Zugehörigkeit zur NSDAP und die deutsch-japanische Freundschaft (Anti-Kominternpakt 1936) einen gewissen Schutz bieten würden. Seine Rolle war paradox und hilfreich: als NSDAP-Mitglied hing er das Hakenkreuz-Banner über seinem Eingangstor auf um japanische Soldaten einzuschüchtern. Er trat den Plünderern und Gewalttätern persönlich entgegen.

Rabe führte ein detailreiches Tagebuch, in dem er täglich Morde, Plünderungen und Vergewaltigungen dokumentierte. Diese Aufzeichnungen wurden später zu einem der wichtigsten Beweismittel für die Kriegsverbrecherprozesse gegen japanische Offiziere. Er verfasste und übermittelte gemeinsam mit dem Komitee Protestnoten an die japanische Botschaft und Berichte an die Weltöffentlichkeit, in denen die Gräueltaten konkret benannt wurden. Aufgrund seiner Tätigkeit wurde er später als „Oskar Schindler von Nanking“ bezeichnet. Siemens rief ihn und seine Familie im Frühjahr 1938 auf Drängen der deutschen Regierung, die die Beziehungen zu Japan nicht belasten wollte, nach Berlin zurück. In Deutschland wurde er von der Gestapo verhört, kurz verhaftet und geriet später in Vergessenheit und Armut.

Das Komitee verwandelte sich in eine Notregierung mit unglaublichen Aufgaben.

Die Mitglieder richteten 25 Flüchtlingslager in vorhandenen Gebäuden ein und organisiertem täglich Nahrungsmitteltransporte, oft unter Beschuss. Mitglieder patrouillierten rund um die Uhr und versuchten, eindringende japanische Soldaten aus den Lagern zu vertreiben. Dies war ein ständiges und lebensgefährliches Katz-und-Maus-Spiel. Eine weitere Schlüsselfigur war die amerikanische Missionarin Minnie Vautrin, Leiterin des Ginling Women's College. Sie verwandelte Teile des Campus des College in ein Schutzlager speziell für Frauen und Kinder, das zeitweise über 10.000 Menschen beherbergte. 

Wie hat die Welt reagiert?

Es gab internationale Presseberichterstattung über die Massaker durch ausländische Korrespondenten in Nanking. Fünf amerikanische und britische Journalisten – darunter Reporter der New York Times, des Chicago Daily News und der Associated Press – waren die ersten Augenzeugen. Ihre Berichte, die ab dem 15. Dezember 1937 erschienen, waren voller erschütternder Details. Der Chicago Daily News titelte mit "Japaner töten Tausende“ und beschrieb "vier höllische Tage“.

Die New York Times berichtete am 18. Dezember auf ihrer Titelseite über die systematische Ermordung von Kriegsgefangenen und das Leiden der Zivilbevölkerung. So schrieb Frank Durdin in der Ausgabe vom 18. Dezember zwei entsetzte Berichte, einen unter dem Titel „Alle Gefangenen getötet – Zivilisten ebenfalls getötet, als die Japaner Terror in Nanking verbreiteten“. Und ein zweiter Bericht desselben Tages erscheint unter dem Titel „Nanking Gemetzel kennzeichnet seinen Fall“. Durdin war entsetzt, was er sah: „In einem Gebäude in der Flüchtlingszone wurden 400 Männer gefasst. Sie wurden zum Hinrichtungsgelände weggebracht, in Chargen zu fünfzig gebunden, zwischen Reihen von Gewehr- und Maschinengewehrschützen. Bei seiner Ausreise, nach Shanghai, beobachtete der Autor die Hinrichtung von 200 Männern auf dem Bund. Die Morde dauerten zehn Minuten. (...) Tausende von Gefangenen wurden von den Japanern hingerichtet."

Der britische Times-Korrespondent sprach von Straßen, die mit Leichen "übersät" waren, und von Leichenbergen. 

Diese Berichte wurden weltweit aufgegriffen und führten in den USA und Großbritannien zu einer Welle der öffentlichen Entrüstung und des Mitgefühls für China. Die USA und Großbritannien verurteilten die Taten zwar, unterließen aber direkte militärische Drohungen oder harte Sanktionen. Man wollte einen Krieg im Pazifik vermeiden und den ohnehin angespannten Frieden in Europa nicht weiter destabilisieren. Diese Zurückhaltung änderte sich erst mit dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941. So äußerte sich dann 1943 der US-Marineministers Frank Knox im Jahr 1943 in einer Erklärung:

"Wir werden das Massaker von Nanking nicht vergessen, genau wie wir den Massenmord an den Juden nicht vergessen werden."

Im faschistischen Deutschland erging von der NS-Führung ein striktes Berichtsverbot, ebenso im faschistischen Italien. Selbst hochrangige Diplomaten wie der Geschäftsträger Georg Rosen, der detaillierte Berichte an das Auswärtige Amt schickte und den Begriff "Nankinger Massacre" prägte, wurden mundtot gemacht. Die offizielle Linie war klar: Die Achse Berlin-Tokio-Italien ging vor.

Japanische Journalisten und Medien waren in der Rolle der Propagandisten der japanischen Invasion in China und Verteidiger der Gräueltaten des Massakers von Nanking, ließen die Wahrheit nicht zu.

Die japanische Armee zog indes weiter und besetzte verlustreich weitere chinesische Städte, dauernd attackiert von der regulären chinesischen Armee und der immer stärker werdenden Roten Armee Mao Zedongs, bis sie am 15.August 1945 unter dem chinesischen und amerikanischen Druck kapitulierte, womit die Besetzung Chinas endete.

Die Kriegsverbrecher-Prozesse nach Ende des Zweiten Weltkriegs

Obwohl ein direktes schriftliches "Massaker-Befehlsschreiben" fehlt, deutete vieles darauf hin, dass die Massenmorde in Nanking eine Folge von expliziten oder impliziten Befehlen der militärischen Führung waren, die von den ausführenden Truppen umgesetzt wurden.

Mehrere japanische Militärdokumente, die vor der Eroberung Nankings erstellt wurden, enthielten Befehle, Gefangene "zu erledigen" oder "zu beseitigen". Ein Befehl der Shanghai-Expeditionsarmee, die auch Nanking eroberte, vom 1. Dezember 1937 lautete:

"Alle Gefangenen der feindlichen Streitkräfte sind zu töten".

Dieser Befehl prägte auch die Praxis in Nanking. Oberbefehlshaber Prinz Asaka Yasuhiko, der Onkel des damaligen Kaisers Hirohito, gab am 5. Dezember 1937 den Befehl:

"Alle feindlichen Streitkräfte, die Widerstand leisten, müssen vernichtet werden".

Dies wurde von untergeordneten Kommandeuren als Freibrief für die Tötung aller Gefangenen interpretiert. Massenhinrichtungen erfolgten unter anderem organisiert an festgelegten Orten, dem Jangtse-Ufer, dem Mufu-Berg. Dies spricht für eine koordinierte Durchführung, die ohne Wissen oder Duldung der militärischen Führung schwer denkbar ist. Japanische Soldaten und Offiziere gaben in Tagebüchern und späteren Vernehmungen zu, Befehle zur Tötung von Gefangenen erhalten zu haben.

Die Gräueltaten an diesen Orten sind juristisch anerkannt. Sowohl das UMTFE, das von 1946 bis 1948 in Tokio tagte, als auch das Nanking-Kriegsverbrechertribunal 1946 in China verhandelten über die Anklagen gegen verantwortliche Offiziere und Politiker. Das Tokioter Tribunal stellte achtundzwanzig sogenannte "Hauptkriegsverbrecher" der „Klasse A“ vor Gericht, die für Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortlich gemacht wurden. Die meisten hatten eine breitere Verantwortung für den gesamten Krieg in Asien. Die Massaker von Nanking waren ja nur ein Vorfall in einer langen Liste japanischer Barbarei während des fünfzehnjährigen Krieges.

Nur ein Angeklagter, General Matsui Iwane, Oberbefehlshaber der japanischen Zentralchina-Armee, wurde von diesem Tribunal ausschließlich für seine Verantwortung für das Massaker von Nanking verurteilt und 1948 hingerichtet. Prinz Asaka Yasuhiko, der den Oberbefehl über die vor Nanking stehenden Truppen hatte, wurde nicht angeklagt! Die nicht nachvollziehbare und ungerechte Entscheidung, ihm als Mitglied des Kaiserhauses Immunität zu gewähren, traf der Oberbefehlshaber der Alliierten Besatzungsmächte in Japan, General Douglas MacArthur, in Absprache mit der US-Regierung. Hier spielt schon die Wendung der USA, die Sowjetunion und ein eventuell befreites China als Feinde zu betrachten und deshalb Japan als Stützpunkt auszubauen, eine Rolle. Die USA beginnen die Eindämmungspolitik.

Beim Verfahren in China wurde Generalleutnant Hisao Tani, der Kommandeur der in Nanking mordenden 6. Division zum Tode verurteilt und 1948 hingerichtet. Andere verantwortliche Divisionskommandeure starben noch vor Beginn des Tribunals und konnten nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden.

Japans Umgang mit seiner historischen Schuld

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Nanking Massaker – und der japanische Aggressionskrieg generell – in Japan zuerst wenig diskutiert. Erst in den 1980er Jahren nahm die Diskussion Fahrt auf. Erste kritische Auseinandersetzungen mit dem Massaker erschienen in japanischen Medien und Geschichtsbüchern, gleichzeitig wurden auch Texte der Geschichtsleugner publiziert, die nicht vom „Nanking Massaker“, sondern beschönigend vom „Nanking Ereignis“ sprachen. Ein Autor bezeichnete sogar die Massaker als „Fiktion“, die die Alliierten von 1946 bis 1948 erfunden haben.

Mitte der 1990er Jahre dürfte das Bewusstsein für japanische Gräueltaten in Kriegszeiten, einschließlich des Nanking Massaker, seinen Höhepunkt erreicht haben. Der starke Anstieg des Interesses spiegelte sich in öffentlichen Diskussionen, Politik, Museumsausstellungen, veränderten Lehrbüchern und Gerichtsverfahren wider. Zwei Ereignisse verstärkten besonders das öffentliche Bewusstsein aber gleichzeitig die Spaltung der Eliten und der Bevölkerung über Japans Kriegsvergangenheit: im August 1993, als Hosokawa Morihiro der erste Nicht-LDP-Premierminister seit 1955 wurde, wurde er nach seiner Meinung zum Krieg gefragt. In seiner Antwort bezeichnete er den Konflikt als „aggressiven Krieg“. Im August 1995 drückte Murayama Tomiichi, ein sozialistischer Premierminister, seine "tiefe Reue" und "aufrichtige Entschuldigung" für Japans Kolonialherrschaft und Kriegsaggression aus. Beide stießen auf heftige Kritik durch rechtskonservative geschichtsrevisionistische Kritiker.

Die jetzige Premierministerin Takaichi tat sich hier als Kritikerin von Murayama hervor. Sie kritisierte die offizielle Entschuldigung für die Angriffskriege und die Kolonialherrschaft. Takaichis politischer Aufstieg erfolgte im Umfeld des Revisionismus der Ergebnisse des Zweiten Weltkriegs und der Beschönigung der Verbrechen des japanischen Faschismus. Sie besuchte auch immer wieder den berüchtigten Yasukuni Schrein, auf dem unter anderem eintausend japanischen Kriegsverbrechern gedacht wird, darunter zwölf der „Klasse A“. Von der Infragestellung der Murayama-Erklärung, die bis heute als Höhepunkt der Entschuldigung Japans für sein Fehlverhalten vor und während des Zweiten Weltkriegs gilt, über die Leugnung des Massakers von Nanking 1937 und der Leugnung der vielen von der japanischen Armee zwangsrekrutierten Prostituierten in China und Korea, bis hin zur Verherrlichung militaristischer Symbole hat sie sich mit Fraktionen verbündet, die sich weigern, mit Japans früherer Aggression abzurechnen.

Intensive Bemühungen gab und gibt es wiederholt von den Gräuelleugnern, die in den 1990er Jahren herausgegebenen neuen Geschichtsbücher für den Unterricht, die das Leiden der nicht-japanischen Asiaten wahrheitsnäher darstellten, durch beschönigende Geschichtsfälschungen auszutauschen. Vor allem in China und Korea reagierte damals die Bevölkerung mit antijapanischen Demonstrationen.

Die Diskussionen haben bis heute nie geendet. 

Kommentar

Wie Deutschland in Europa war Japan in Asien der zentrale Aggressor. Jedoch könnte der Umgang beider Nationen mit ihrer jüngeren Vergangenheit nicht unterschiedlicher sein.

Während in Deutschland und Österreich die Zeit des Faschismus und der imperialistischen Kriegspolitik Hitlers aufgearbeitet wurde und ein Einvernehmen der Ablehnung der faschistischen Vergangenheit besteht, ist das in Japan nach so vielen Jahren keineswegs der Fall. Starke Kräfte in Japan wollen ein Japan, das wieder so stark wird wie vor der Kapitulation 1945. Takaichis Regierung ist auch nicht eindeutig in ihrer Haltung zu Japans „Drei Nicht-Atomprinzipien“ wonach das Land weder Atomwaffen besitzt noch stationiert oder einführt. Das alles erklärt, warum in Asien Bemühungen, die japanische Friedensverfassung zu ändern, das japanische Verteidigungsbudget zu erhöhen, sich in die China-Taiwan-Frage einzumischen, auf Sorge und Ablehnung stoßen. Unter diesen Umständen sind friedliebende Kräfte dazu aufgerufen, den japanischen Bemühungen, die Geschichte zu revidieren und Japan wieder zu einer großen Militärmacht zu machen, entgegenzutreten.

Erschwert wird die Situation durch in weiten Bereichen gleichgerichtete Interessen zwischen den rechten Kräften in Japan und der offiziellen US-Strategie für den Indopazifik. So heißt es in der neuesten “National Security Strategy“ der USA vom November 2025:

„Angesichts des Beharrens von Präsident Trump auf einer erhöhten Lastenteilung durch Japan und Südkorea, müssen wir diese Länder drängen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, mit dem Fokus auf die Einsatzmöglichkeiten – einschließlich neuer Fähigkeiten –, die notwendig sind, um Gegner abzuschrecken und die 'Erste Inselkette' zu schützen.“

Und die Insel Taiwan ist ein solcher strategisch wichtiger Dominostein auf der „Ersten Inselkette“, die von Japan bis Borneo reicht. Takaichi reichte mit ihrer Aussage vor dem Diet, dass ein militärischer Konflikt betreffend Taiwan als Bedrohung für die Existenz Japans angesehen werden könnte, Trump die Hand, im Fall einer chinesischen Intervention auf Taiwan auf amerikanischer Seite in einen Krieg gegen China einzutreten – sicher kein Fall japanischer Selbstverteidigung.

Quellen und Anmerkungen

(1) https://www.19371213.com.cn/en/

(2) Das Standardwerk zum Thema: Iris Chang, The Rape of Nanjing, 1997

(3) Fotosammlung des Massakers: http://edu.szmdata.com/Novels/nanking/gallery.html

(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking

(5) Weiterführende Literatur: Dr. Klaus Schlichtmann, Gute Deutsche, schlechte Japaner?: Japan und Deutschland im Spiegel der Geschichte. Gemeinsamkeiten und Gegensätze. Neun friedenshistorische Aufsätze, Iudicium Verlag 2008

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Gedenkstätte zum Nanking-Massaker in Nanking (China)
Bildquelle: fanta_anywhere / shutterstock


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