Co-Parenting: Wer spricht für die Kinder?

Von Rüdiger Lenz, Nichtkampf-Prinzip.

“Das Gegenteil von gut ist nicht böse, sondern gut gemeint.“ Kurt Tucholsky

Vater, Mutter, Kind, Familie?
Beginnen wir mit einem Beispiel: Eine Frau und ein Mann sind befreundet. Das müssen beide jedoch nicht sein. Aber nehmen wir mal an, beide kennen sich. Sie sind aber nicht aneinander so interessiert, dass sich beide ineinander auch verlieben wollen. Verlieben, das ist nicht die Voraussetzung für das, was sie einen soll. Es ist der gemeinsame Kinderwunsch. Beide wollen ein Kind umsorgen und manchmal auch zu dritt Familie leben (spielen wäre vermutlich genauer ausgedrückt). Aber nur sporadisch, nicht dauerhaft. Sie gehen nun zu einem Verein, der heißt Kinderglück ohne Kindersorgen und mieten dort quasi für drei Stunden ein Kind ihrer Wahl. Spielen mit ihm, umsorgen es und bringen es dann wieder zurück. Zu wem? Zu den anderen Eltern, die sich das Elternsein mit, sagen wir, sechs Elternteilen aufteilen; vier Frauen, zwei Männer und vier Kinder – keines der Kinder ist von den Erwachsenen selbst gezeugt worden, aber insgesamt sind sie eine Familie.

Kommen Sie noch mit oder denken Sie „Was soll denn dieses blöde Gedankenexperiment!“ Es wird noch kruder. Warten Sie ab. Aber stehen Sie nicht. Bitte setzen Sie sich hin.

Denken wir weiter: Sie wollen ganz alleine bleiben und treten als Samenspender für eine Frau auf, die Mutter werden will, aber keinen Vater für das Kind braucht. Ab und an kommen sie nach der Geburt des Kindes als Freund der Familie (diesmal drei Frauen als Eltern) zu Besuch und das Kind wird nie erfahren, dass Sie der Vater sind. Abgemacht ist schließlich abgemacht. Andere Männer und Frauen kommen ebenfalls zu Besuch oder als aktiver und oder passiver Elternteil vorbei und umsorgen das Kind. Der Variationen sind bei Co-Parenting keine Schranken gesetzt.

Familie, so ruft es aus den USA, ist individualisierbar. Eigentlich sein genaues Gegenteil. Aber da noch niemand einen wirklichen Begriff für dieses seltsame Begehren „toleranter Elterndarsteller mit Extremindividualisierungsanspruch“ gefunden hat, framed man diesen Irrsinn positiv als Familie der Zukunft und alle Skeptiker wie gehabt, werden als irgendwie rechtslastig eingenordet.

So manche Linksgruppierung und große Teile der Olivgrünen haben darin schließlich Übung und eine Menge Erfahrung, wie man mit dem Schreckvolk der Deutschen ins Vernehmen und Benehmen geht: „Wer nicht für uns ist, ist Nazi, basta!“

Sie denken ich scherze!? Lesen Sie weiter.
Denken Sie nicht so lange darüber nach, was ich hier schreibe. Das bringt nichts. Der Trend des „Co-Parenting“ kommt, wie fast alles Geldgute, aus den Staaten und hat Deutschland längst erfasst. Seit 2011 gibt es Co-Parenting auch in Deutschland. Z. B. unter der Internetadresse www.familyship.org firmiert dieses neue Familienmodell, das ursprünglich die Idee hatte, gleichgeschlechtlichen Paaren einen Kinderwunsch zu erfüllen. Daneben wollten die Gründerinnen Miriam Förster und Christine Wagner ein alternatives Modell von Familie ins Leben rufen. Christine Wagner antwortet (auf www.startingup.de nachzulesen) auf die Frage „Bitte erkläre unseren Lesern kurz das Konzept Eurer Plattform. Wie funktioniert es?“:

„Familyship ist eine Website, auf der es möglich ist, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die auf freundschaftlicher Basis eine Familie gründen möchten. Da kann man Schlagworte nennen wie Co-Parenting oder Regenbogenfamilie oder Queer-Family oder auch Patchwork-Familie. Letztlich geht es um die Umsetzung eines alternativen Familienmodells, das zwischen den biologischen Elternteilen nicht auf Liebesbasis fußt und von Partnerschaft entkoppelt ist. Man richtet sich also ein Profil ein, kann ein Foto hochladen, gibt den Wohnort an und das Alter und überlegt sich, welche Rolle man gerne später einnehmen möchte. Beispielsweise Vater mit Onkelfunktion oder Mutter mit Tantenfunktion oder aktive Mutter oder Yes-Samenspender. Leihmutterschaft und No-Samenspenden schließen wir aus.“

Weiter fragt Startingup: „Beim Co-Parenting sind viele verschiedene Rollen möglich – kannst Du sie kurz erläutern?“ Und Christine Wagner antwortet:

„Co-Parenting bedeutet, dass es mindestens zwei Menschen gibt, die sich, in welchem Umfang auch immer, um das Kind kümmern wollen. Das reicht in unserem Verständnis von Bei-Bedarf-mal-zum-Kaffee-Treffen bis zum Zusammenwohnen. Die Modelle, die dahinterstehen, sind letztendlich so individuell wie die Menschen hinter den Profilen. Beispielsweise gibt es da die 39-jährige Frau, sie hat womöglich studiert und danach ein Praktikum gemacht, dann folgte der Berufseinstieg, anschließend die ersten Jahre zum Fuß-Fassen und dann scheitert plötzlich die letzte langjährige Beziehung mit ihrem Freund und sie ist plötzlich Single und hat trotzdem einen Kinderwunsch und, biologisch gesehen, tatsächlich nicht mehr allzu viel Zeit. Vielleicht sucht sich diese Frau nun einen schwulen Mann oder ein schwules Paar, weil sie nicht in emotionale Verstrickungen geraten möchte mit dem Kindsvater und gleichzeitig aber auch nicht alleine verantwortlich sein will.

Oder es gibt einen Mann, der gerne Kinder hätte, aber sich nicht als Familienmensch versteht. Dieser Mann würde sich vielleicht ein lesbisches Paar suchen, das sich wünscht, dass das Kind regelmäßig Kontakt zum Vater hat, den Lebensmittelpunkt aber bei den Frauen behält. Oder es gibt eine lesbische Single-Frau, die einen schwulen Single-Mann sucht, oder zwei Männer suchen zwei Frauen, oder eine heterosexuelle Frau sucht einen heterosexuellen Mann und wer weiß, vielleicht verlieben sie sich ja doch und wenn nicht, ist das nicht schlimm, weil im Zentrum ihres Kennenlernens der gemeinsame Kinderwunsch stand. So oder so ist viel denkbar. Zentral jedenfalls ist der Kinderwunsch.“
(Quelle: http://www.starting-up.de/news/gruender-der-woche/gruender-der-woche-familyship.html)

Alternativen für Familie
Zentral ist also der Kinderwunsch bei Erwachsenen – nicht etwa der Elternwunsch von Kindern. Was die Präferenzen aus Sicht des Kindes in den Vordergrund rücken würde. Jetzt verstehen Sie, worum es sich bei dem Co-Parenting handelt. Natürlich kann heute niemand etwas dagegen haben, wenn gleichgeschlechtliche Paare sich ein Kind wünschen und dieses adoptieren können. Es geht hier um folgendes, was Christine Wagner, die Gründerin von Familyship, auf den Punkt gebracht hat: „…vielleicht verlieben sie sich ja doch und wenn nicht, ist das nicht schlimm, weil im Zentrum ihres Kennenlernens der gemeinsame Kinderwunsch stand. So oder so ist viel denkbar. Zentral jedenfalls ist der Kinderwunsch.“

D. h., niemand fragt das Kind. Niemand bedenkt dabei die Ergebnisse aus der Bindungsforschung. Niemand bindet bei dieser Idee des Co-Parenting die Biologie der Familie mit ein. Kinder brauchen feste Bindungen zu festen Bezugspersonen. Nicht nur Kinder reifen an ihren Eltern. Auch Eltern reifen an ihren Kindern. Das ist ein sich selbst organisierender und an Erfahrung reifender Prozess aller Familienmitglieder. Feste Bindungen. Und nicht sporadische Kaffeekranzbekanntschaften.

Kinder können nur zu starken Erwachsenen werden, wenn ihnen zumindest ein Elternteil oder eine Bezugsperson von Geburt an begleitet und diesen Menschen ganz genau kennt. Eine tiefe Bindungsbeziehung zu ihm hat und mit dem Kind durch dick und dünn geht. Kinder betreuen ist kein Hobby und Betreuung gelingt auch nicht mal so nebenher. Und schon gar nicht, wenn viele dies als nebenher betreiben und meinen, die Tageszeit des Kindes sei ja dadurch eben erlebbar und vor allem bunt betrieben worden. Schauen wir uns kurz einmal auf Familyship an, wer wie Kinder mit Co-Parenting betreuen kann:

Co-Parenting: Auf Familyship findest du Menschen, die eine Familie auf freundschaftlicher Basis gründen.
Aktiver Vater: Auf Familyship sind Menschen registriert, die den Wunsch haben eine Familie zu gründen und aktiv Vater zu sein.
Passiver Vater: Manche Nutzer auf Familyship möchten eine Familie gründen und hierbei nur eine Nebenrolle für das Kind spielen.
Yes-Samenspender: Auf Familyship sind auch Männer angemeldet, die als Yes-Samenspender Frauen ihren Kinderwunsch erfüllen.
Aktive Mutter: Hier findest du Frauen, die auf der Suche nach einem Mann sind, der mit ihnen eine Familie gründet – ganz ohne Beziehung.
Passive Mutter: Zugegebener Maßen ist es selten, aber einige unserer Nutzerinnen möchten für ihr Kind nur eine Tantenfunktion einnehmen.
Finde Austausch: Beim Co-Parenting gibt es zahlreiche Aspekte, die bedacht sein wollen – vom rechtlichen bis zum Praktischen.
Partner/in: Vielleicht ergibt sich bei der Suche nach einem Familien-Partner ja auch mehr; jeder Nutzer kann angeben, ob er hier auch die Augen nach einem potentiellen Partner offenhalten möchte. (Quelle: www.familyship.org)

Jetzt überlasse ich es dem Leser dieses Artikels, sich Optionen von Co-Parenting einmal beliebig vorzustellen. Familie, und das ist das Entscheidende, ist bei Co-Parenting nicht das, was wir bisher allgemein damit assoziiert haben. Zwei Elternteile, die sich der Verantwortung im vollen Umfang bewusst sind und Bindungsdichte beim Kind erzeugen wollen. Wobei es unterschiedliche Meinungen dazu gibt, ob die Betreuung von leiblichen Eltern, von Pflegeeltern oder gleichgeschlechtlichen Eltern vollzogen wird. Die Qualität der Elternschaft ist entscheidend.

Wichtig bei einer gesunden Entwicklung eines Kindes ist die Bindungsdichte, die über die Eltern oder Betreuer erzeugt wird. Wie soll eine solche Bindung gelingen, wenn die dort definierten Eltern selbst aber keine Bindung eingehen wollen? Auch das zeigt die Bindungsforschung: Kinder erlernen ihr eigenes Verhalten aus dem Bindungsverhältnis der Eltern. Ist dies lapidar oder konfliktträchtig, so nimmt das Kind das als Norm für sich auf und erlernt Selbiges. Kinder nehmen immer das jeweilige Bindungsverhalten der Eltern für sich auf und leben das dann aus. Haben die Eltern ein gutes oder auf Krawall gebürstetes Bindungsverhalten, so wird das Kind dies dann auch so ausleben. Aus diesen grundlegenden Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie erwächst ein hohes Maß an Verantwortung im Umgang mit Kindern.

Triple B
Ich habe nicht ohne Grund in meinem Buch Die Fratze der Gewalt genau diesen Punkt zu Beginn erörtert, um klar zu stellen, welche Anfangsfehler in der Erziehung oft begangen werden und diese dann später beim Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Gewaltaffinität korrelieren. Dazu schrieb ich folgendes:

„Folgen wir zunächst den Vorbedingungen einer gut gelingenden ›psychischen Ausreifung‹, damit wir erkennen können, wie es kommen konnte, dass immer mehr Jugendliche körperliche und geistige Defizite besitzen und diese hauptsächlich in Gewaltverhalten kanalisiert werden. ›Nachreifungsprozesse‹ in Form von Therapien werden heutzutage als Wachstumsmarkt in der Kinder- und Jugendpsychologie verstanden, weil Kinder und Jugendliche immer mehr ›psychische Entwicklungsverzögerungen‹ in Form von Gewalt- oder selbstschädigendem Verhalten ausbilden.

Beziehungsbindungen, bedeutungsvolle Erlebnisse und Bewältigungsstrategien erfahren Kinder und Jugendliche immer weniger als einen gesunden ›Ausreifungsprozess‹ über die Familie und in der Gesellschaft, weil sie schon sehr früh in Beziehungen zu ihren Eltern die ›persönlichen Elternkonflikte‹ ausgleichen müssen und daraus ein selbstschädigendes Verhalten für ihre eigene Zukunftsplanung ausprägen. (…)

Wir gehen davon aus, dass ein Mensch auf die Welt kommt und vier Erfahrungen mitbringt, auf die er sich zunächst beruft. a) Er ist aufs Tiefste mit seiner Umgebung, seiner Mutter, verbunden und kann b) nicht ohne die Beziehung zu ihr überleben. Auf die Welt gekommen macht er zum ersten Mal die Erfahrung, dass er die Beziehungsbindung auf Gegenseitigkeit überprüft und c) Angebote macht, die seine Bedeutsamkeit stärken: Es schreit zunächst und will ein Bedürfnis damit äußern. Schafft es die Mutter die Sprache zu verstehen, dann setzt es ihr Baby an die Brust. Die Bedeutsamkeit wandelt sich sofort in ein angenehm positives inneres Bild beim Neugeborenen um, denn d) zum ersten Mal hat es erfahren, dass es ein Bedürfnis bewältigt hat. Es ist von ungeheuer elementarer Bedeutung für die Entwicklung eines Menschen, dass sich diese drei Erziehungs- und Bildungsangebote zu einem Band verdichten. Aber auch die Gesellschaft sollte dafür Sorge tragen, dass ihre Mitglieder diese drei Bänder niemals aus den Augen verlieren. Diese Drei (Beziehungsbindung, Bedeutsamkeit und Bewältigungskompetenz – Triple B) sind die Grundnahrungsmittel eines jeden menschlichen Gehirns und sind ausschlaggebend für die Entwicklung einer stabilen und ausgereiften, gesunden Psyche. Werden einem jungen Menschen diese drei Grundnahrungsmittel für die Ausreifung einer gesunden Psyche entzogen, dann könnte seine Seele den Motor zum Bösen entwickeln und später auch anlassen.“ (Quelle: Die Fratze der Gewalt, von Rüdiger Lenz)

Wenn ich zynisch wäre, würde ich mutmaßen: „Genau dieser Verzicht, seine dauerhafte Pathogenisierung, schafft extremste Herrschaftsverhältnisse. Denn Menschen, denen diese Drei genommen oder vorenthalten werden, werden zeitlebens eben auf der Suche nach Erfüllung dieser drei Eigenschaften sein und sie werden sie in maladaptives Erfüllen kanalisieren. Maladaptives Verhalten ist eine Ersatzbefriedung nach einem inneren natürlichen Bedürfnis, das durch den Ersatz jedoch niemals wirklich befriedigt wird. Folglich eine Verhaltensschleife produziert (eine individuelle Konfliktgenese ankurbelt), die fast ausschließlich in Fremdbestimmtheit und Materialismus endet.

Von Elterndarstellern und Neunazis
Als ich von Co-Parenting erfuhr, da war mir sofort klar, dass ich hier einen Artikel darüber veröffentlichen muss. Nur wenige haben bisher davon gehört und sich – außerhalb der vielleicht anfangs guten Intention der Gründerinnen, darüber Gedanken gemacht, was das eigentlich für die Kinder bedeutet, die keinerlei Mitspracherecht dabeihaben. Sie werden einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Wille und das Bedürfnis von Erwachsenen werden einfach über das der Kinder gestellt und die Erwachsenen glauben wirklich, sie handelten im guten Interesse auch für die betreffenden Kinder.

Ist es nicht ein Missbrauch der Erwachsenen, wenn sie solch weitreichende Entscheidungen aus egoistischen Interessen fällen, OHNE dabei das Recht von Kindern auf deren möglichst selbstbestimmtes Leben zu berücksichtigen? Wer spricht auf Familyship für die Kinder? Wer im Interesse von Co-Parenting für die Kinder? Ist das Prinzip von Co-Parenting nicht abgeschaut aus dem Interesse des Konsums – der maladaptiven Suche nach innerer Bedürfniserfüllung Erwachsener? Müssen Kinder heute einzig den Bedürfnissen Erwachsener untergeordnet werden? Das Kind als Marke definiert Familie? Kann man so mit Kindern umgehen? Darf Mann/Frau/Mensch das? Mich jedenfalls bestürzt es außerordentlich zu erkennen, dass ein Großteil der Erwachsenen noch immer von dem Vorurteil ausgehen, dass Kinder nicht wissen können, was für sie und in ihrem Interesse das Richtige ist. Kinder werden oft noch in die Bedürfniswelt der Erwachsenen hineingepresst. Erwachsene denken in der Mehrheit noch immer, dass die Welt der Erwachsenen eine alternativlose Option von Erziehung darstellt. Dabei ist es auf Gehorsam, Ichkompensation und Selbstentfremdung aufgebaut.

Der Sinn von Co-Parenting ist nicht, Kindern eine Familie zu geben. Zentral ist der Kinderwunsch der Erwachsenen – nicht der Elternwunsch der Kinder; letzterer kommt gar nicht erst vor! Denn die Möglichkeit ist eine Option bei Co-Parenting, dass die Elterndarsteller nach Betreuung jeder wieder seines Weges gehen kann, in seine eigene Wohnung, seiner individuellen heilen Welt – ohne das Kind. Mathematisch betrachtet sind die Möglichkeiten, Kinder nach dem Konzept von Co-Parenting zu betreuen, schier unglaublich hoch. Seine Varianten unerschöpflich. Die einzige Grenze liegt im Bedürfnis der Elternausübung erwachsener Gehirne und deren psychischer Zustände verborgen.

Ein befreundeter Sozialarbeiter teilte mir kürzlich mit, dass er im Sommer 2015 einen Dokumentarfilm über Co-Parenting auf 3Sat gesehen hat, bei dem ein Reporter den Einwand einbrachte, dass so etwas doch verboten gehöre. Geantwortet wurde mit dem üblichen Toleranztool der Eingeschworenen, nämlich: dass es sich bei der traditionellen Einstellung von Familie, (also Vater, Mutter und Kind) um ein „rechtsbehaftetes Gedankengut einer völlig veralteten Vorstellung von Familie“ handelt, denn: die Nazis hätten das auch propagiert. Spätestens jetzt sind wir bei Hitlers Schäferhund angelangt.

Es häufen sich diese Neunazi-Theoretiker in der Familienpolitik wie auch anderswo, wo es um gesellschaftliche Veränderungen geht, genau so massiv und mit ähnlichen Stilmitteln, wie sie bereits aus der Friedensmahnwachen-Bewegung bekannt geworden sind. Bekannte Mütter-Feministinnen wie Birgit Kelle, die den Gender Mainstream als „wirre Ideologie“ bezeichnet, wird ebenso von den Antideutschen und der AntiFA bei öffentlichen Veranstaltungen angegangen. Forscht man nach, so kommen beispielsweise die gleichen Drohungen von denselben Internet-Plattformen (Indymedia.org) wie auch die, die gegen Vortragseinladungen von Ken Jebsen ausgesprochen werden. Siehe dazu meinen Beitrag hier auf KenFM.de (https://kenfm.de/meinungsverbrennung/). Es ist das gleiche Spiel wohl überall dort, wo die Bürger aufbegehren, man sie aber einzuschüchtern versucht, mit Mitteln, die denen der Nazis zwar nicht gleichen, aber doch sehr ähnlich sind.

Wer spricht für die Kinder?
Co-Parenting mag als gute Idee für den gleichgeschlechtlichen Kinderwunsch gegründet sein. Doch in Wahrheit ist es ein Millionengeschäft. In den USA werden damit schon heute Millionen von Dollar produziert und damit Millionäre erzeugt. Schon längst vor Co-Parenting ist in der BRD eine Sozialindustrie entstanden. Und viele von uns einfachen Menschen dürfen nicht vergessen, noch verdrängen, woran jede Industrie gebunden ist. Am ewigen Wachstum im endlichen Raum. Am Aufsplittern der Ware für noch mehr Konsum. Aus dem Kerngeschäft Vielfalt zu erzeugen produziert Marktstabilität.

Wir Erwachsenen haben die Pflicht, Anwälte für alle Kinder dieser Welt zu sein. Anwälte für deren freie Entfaltung und Entwicklung. Wir haben es zu unterlassen, unsere Bedürfnisse, Sehnsüchte und Wünsche durch sie verkörpert oder vervollkommnend zu sehen. Wir haben nicht das Recht, ihr Recht auf Unversehrtheit zu beugen, noch zu missbrauchen. Eher ist es unsere Pflicht, uns vor ihre Unmündigkeit zu stellen, damit sie die Freiheit zur Selbstentfaltung als ein menschliches vollständiges Wesen erleben und erfahren dürfen. Wir haben nicht das Recht, unsere Fehler in ihre Gehirne einzulagern.

Das ist die Kernaufgabe von Eltern: ihren Kindern einen Rucksack mit möglichst viel Bewältigungskompetenz zu schenken. Sie haben es zu unterlassen, in die Seele der Kinder ihre eigenen Probleme einzulagern. Wenn wir unsere Kinder nicht davor schützen, nämlich vor unserer eigenen Unzulänglichkeit, wer schützt sie denn dann noch? Unsere Gesellschaft ist lediglich aus einem ganz banalen Grunde eben so, wie sie ist. Weil sie zutiefst krank ist. Die meisten Erwachsenen aber glauben, dass diese Welt in der sie aufgewachsen sind und forthin weiterleben, die beste aller Möglichkeiten darstellt.

Lassen wir zum Schluss noch einmal Christine Wagner von Familyship zu Wort kommen, damit wir unmissverständlich verstehen, was der Motor dieser Idee ist: „Ich glaube schon, dass sich das zunehmend entwickelt, weil wir einfach alle so hoch individualisiert leben und jeder so sehr seinen eigenen Weg geht und seinen eigenen Weg plant, dass eben alternative Konzepte und individualisiertere Konzepte, wo man vielleicht ein bisschen unabhängiger ist, zunehmen werden.“ (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=mrZOFiymOE0)

Es geht also um das weitere Ausblühen der Ich-Kultur, um den Ausbau der Ichlinge, den Leitdienern von Finanzen, Wirtschaft und Konsumbarometer. Dass dieser Ausbau einzig deswegen so ist, weil wir hier im Westen die Trennung des Ichs vom Kernselbst vollzogen haben, darauf kommen diese neuen, nach immer mehr „Ich-Toleranz sonst Neunazi“ feststellenden Maladapteure und Egotaktiker nicht.

Wir dürfen unsere gesellschaftlichen Erkrankungen nicht zu neuen Ufern erklären und mit ihnen Schiffe bauen, auf denen alle Schiffbrüchigen Platz nehmen. Diese Schiffe verdrängen immer mehr die Landbewohner, weil dessen Bruttoregistertonnen zunehmend das Land mit Wasser fluten. Doch am Ende laufen sie auf Grund und werden von den selbst erzeugten Tsunamis einfach hinweggespült.

Auf der Seite von Familyship wird schon jetzt der User dazu gezwungen, einen Obolus zu bezahlen, damit er sich darüber kundig machen kann, was auf den Seiten überhaupt angeboten wird. Wen das bei einer Seite, die die Familie preist, nicht von vornherein abschreckt… . Es zeigt überdeutlich, auf was dort in welcher Weise konditioniert wird. Und wie fern ab von Gut und Böse der Konsum in uns als völlig normal akzeptiert wird. Mit Kindern Geld zu machen ist und bleibt eines der abscheulichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Und das viele diese Abscheulichkeit nicht einmal mehr fühlen, zeigt, wie weit die Krankheit unsere Gesellschaft schon fortgeschritten ist.

Nachtrag: Ich habe einen erwachsenen Sohn.
Und seit September 2015 haben meine Frau und ich uns dazu entschlossen, ein elfjähriges Pflegekind aufzunehmen. Unser Pflegekind kam aus eben solchen Umständen der Vielelterei und genau das war der Grund für uns, das Kind in Pflegschaft zu nehmen. Weil es keine Perspektive, keine stringente Bindung kannte. Es ist mit dem Gefühl groß geworden, dass es nicht geliebt wird. Zur Liebe braucht es nämlich mehr als bloße Vielelterei. Es braucht dazu den bedingungslosen Einsatz – rund um die Uhr. Wechselnde Bezugspersonen erzeugen ein nicht geliebt werden im Kind. Nachzulesen in jedem Buch über Entwicklungspsychologie.

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


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