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Buchrezension: "Ich-habe-mitgemacht"

Buchrezension: "Ich-habe-mitgemacht"


Corona-Mahnmal in Schriftform

Eine Rezension von Eugen Zentner.

Die Jahre der Corona-Politik zwischen 2020 und 2022 kommen einem Zivilisationsbruch gleich. Alle Errungenschaften der Aufklärung wurden von einem Tag auf den anderen über Bord geworfen. Nicht nur dass die Regierung sich über die Verfassung stellte und per Verordnung Zwangsmaßnahmen, Ausgangssperren, Maskenpflicht und Social Distancing exekutierte, sie sprach auch Berufsverbote aus, förderte die Denunziation und machte es vom Gesundheitsstatus abhängig, ob jemand am sozialen Leben teilnehmen durfte. Der Staat griff immer tiefer in den Privatbereich der Bürger ein. Wer dieses Vorgehen kritisierte oder dagegen aufbegehrte, wurde diffamiert, strafrechtlich verfolgt oder wirtschaftlich ruiniert. Jede abweichende Meinung vom offiziellen Narrativ galt als „Verschwörungstheorie“. Jede Diskussion wurde verwehrt. Statt Gegenargumente gab es hämisches Kopfschütteln als Antwort.

Nach Ende der unmenschlichen Maßnahmenzeit richtet sich die öffentliche und mediale Aufmerksamkeit auf andere Themen, ohne dass ernsthaft versucht wird, die vielen Verfehlungen aufzuarbeiten. Prominente Persönlichkeiten und Entscheidungsträger sämtlicher Institutionen tun so, als hätte es den Zivilisationsbruch nie gegeben. Vermutlich dämmert es ihnen allmählich, welche unrühmliche Rolle sie dabei spielten. Ohne ihr Zutun wäre das Unrecht der Corona-Jahre nicht zu einer Lawine angewachsen, die nicht nur das Grundgesetz unter sich begrub, sondern auch so manche Unternehmen und viele, viele Zukunftspläne. Während sie aber über die Vergangenheit einen dicken Mantel des Vergessens ausbreiten, fressen sich diverse Bücher wie Motten durch den Stoff, um der Wahrheit den Weg ins kollektive Gedächtnis zu ebnen. Ein solches ist der kürzlich erschienene Sammelband «Ich-habe-mitgemacht» (https://shop.kontrafunk.radio/produkt/ich-habe-mitgemacht-das-archiv-des-corona-unrechts-das-original-inkl-versand/), eine Art Mahnmal in Schriftform, welches an das Corona-Unrecht erinnert, damit es sich nie wieder wiederholt.

Wer das Buch öffnet, findet ein reichhaltiges Archiv an menschenverachtenden Aussagen gegenüber Maßnahmen-Kritikern und Ungeimpften. Das Ich im Titel mögen die im Buch angeführten Personen nicht erkennen wollen. Doch ihre verbalen Entgleisungen sind dokumentiert und mit Originalquellen versehen, sodass sich die eigene Identität nicht so leicht abstreifen lässt. Die festgehaltenen Worte vermitteln eine Atmosphäre der Beklemmung. Sie führen tief hinein in die menschlichen Abgründe und veranschaulichen auf drastische Weise, zu welchen Taten Menschen imstande sind, wenn sie sich der Macht andienen. Der Spiegel-Kolumnist Sascha Lobo schrieb etwa, sein Text sei nicht für

„harte Impfgegner, Verschwörungstheoretiker und Querdenker, die viel kaputt gemacht haben, auf die man mit Recht wütend sein darf“.

Denis von Burg, Chef des Politik-Ressorts bei der Sonntagszeitung Tagesanzeiger, meinte hingegen:

„Nicht ein Zwang ist unethisch, sondern die Rücksicht auf die Impfverweigerer und -Trödler.“

Derartige Stimmen waren aus nahezu allen sozialen Bereichen zu vernehmen, nicht nur aus Medien und Politik, sondern auch aus Kultur, Kirche, Wissenschaft und Medizin.

„Die Politik kann sich nicht aufraffen, konsequent gegen Impfgegner vorzugehen – was ich sehr bedauere. Man diskutiert mit diesen Idioten, die unsere Gesellschaft spalten und das gedeihliche Zusammenleben behindern. (…) Es gibt natürlich immer einen Bodensatz von Subproletariat, von Idioten, die keine Meldung erreicht.“

Diese abschätzige Aussage stammt von dem Musiker Heinz Rudolf Kunze. Nicht weniger despektierlich klingen die Worte des Buchautors Franz Alt:

„Es stört mich sehr, dass diese irre Mischung aus Neonazis, AfD-Anhängern, Impfgegnern, Corona-Leugnern und Esoterikern den Namen ‚Querdenker‘ von uns geklaut hat und missbraucht. (…) Die heutigen ‚Querdenker‘ sind zukunftsblind und wissenschaftsfeindlich. Die sich so nennen, sind Wirrköpfe ohne jede Vision für die Zukunft. Sie sind keine Querdenker, sondern haben meist ein Brett vor dem Kopf.“

Aus diesen und anderen Worten spricht das Grauen. Gesammelt wirken sie wie ein „Sittengemälde (…), das an Hieronymus Bosch erinnert“, bringt es der Herausgeber Burkhard Müller-Ullrich auf den Punkt. Es zeige den

„völligen Zusammenbruch des zivilisierten Miteinanders unter dem Horizont eines halluzinierten Notstands, angetrieben von diabolischem Herrschaftswahn und satanischen Gewinnabsichten“,

schreibt er in dem sehr lesenswerten Vorwort, das den Wahnsinn der Corona-Jahre in metaphorischer Sprache trefflich zusammenfasst. Der Journalist und Gründer des digitalen Radiosenders Kontrafunk hat das „Archiv des Corona-Unrechts“ zunächst als Online-Projekt gestartet. Im Februar 2022 rief er die Webseite ‚ich-habe-mitgemacht‘ (.de/.ch/.at/./com/.org/.net) ins Leben, um Beweisstücke zu sammeln und „den einen oder anderen Zivilisationsbruch der drohenden Vergessenheit zu entreißen“.

An dem Projekt konnten sich alle beteiligen, die ein Interesse an einer Aufarbeitung hatten. „Das Publikum war aufgerufen, eklatante Beispiele für Übergriffigkeiten, menschenverachtende Formulierungen und Drangsalierungen durch maßgebliche Personen in Parlamenten, Behörden, Universitäten, berufsständischen Organisationen, Medien, Krankenhausverwaltungen und anderen Institutionen per Web-Formular einzureichen“, so Müller-Ullrich.

Dass die mühsam zusammengetragenen Verbalangriffe nun gebündelt in einem Buch erschienen sind, liegt in den Vorteilen analoger Artefakte begründet. Sollte die Webseite eines Tages abgeschaltet, gehackt oder gesperrt werden, bleibt die Wahrheit in den jeweiligen Exemplaren konserviert. Wer sich eines anschafft, trägt zugleich zu ihrer Verbreitung bei. Was auf Papier an verschiedenen Orten liegt, hat gute Chancen, von Generation zu Generation tradiert zu werden. Und auch wenn die heutige nur wenig Interesse an einer Aufarbeitung zeigt, könnte der Nachwuchs in vielleicht schon ein paar Jahren wissen wollen, was während der Corona-Jahre wirklich geschah und welche Stimmung vorherrschte. «Ich-habe-mitgemacht» vermittelt sie so unverblümt, dass bisweilen der Atem stockt.

Auf jeder Seite finden sich zwei Originalzitate mit Datumsangabe, über denen noch einmal der kernige Bestandteil gefettet prangt, wie ein Teaser, der dazu animiert, auch das Beiwerk zu lesen. Darunter wird der Urheber samt seiner gesellschaftlichen Funktion genannt. Zum Schluss folgt die Quellenangabe. Obwohl es sich um eine „Chronik des Tuns und Sagens“ handelt, sind die dokumentierten Aussagen nicht chronologisch aufgelistet. Chronologisch lässt sich dieses Buch ohnehin nicht lesen. Es eignet sich eher zum Stöbern, Durchblättern und Nachschlagen. Eine kursorische Lektüre reicht völlig aus, damit der Geist jener Jahre zu atmen beginnt. Wer den Irrsinn und die gesellschaftliche Kälte der Corona-Zeit spüren möchte, wer die zahlreichen Konflikte auf den Straßen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder in Supermärkten unmittelbar vor Augen sehen will, hat in «Ich-habe-mitgemacht» einen Schlüssel zur Aufarbeitung, ja vielleicht zur Vergangenheitsbewältigung.

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Hier der Link zum Buchkauf: https://shop.kontrafunk.radio/produkt/ich-habe-mitgemacht/ +++

Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com


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