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Buchrezension: »Geopolitik im Überblick – Deutschland – USA – EU – Russland«

Buchrezension: »Geopolitik im Überblick – Deutschland – USA – EU – Russland«

Eine Rezension von Winfried Wolk.

Wolfgang Bittner, der als Kind die Schrecken des letzten großen und verheerenden Weltkrieges erleben musste, hat sich noch einmal angesichts der in Politik und Medien immer lauter werdenden Kriegsrethorik eindrucksvoll warnend zu Wort gemeldet. Sein Buch ist ein außerordentlich wichtiges Signal in einer Zeit, wo man uns weis machen will, dass nur immer mehr und immer gefährlichere Waffen den Frieden wieder herzustellen vermögen. Deshalb sollen wir schnell kriegstüchtig werden. Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz sowie eine Reihe von kriegswütigen Politikern erwägen tatsächlich, wieder deutsche Soldaten an die Ostfront zu schicken.

Bittner legt den Finger auf all die vertuschten, ausgeblendeten, absichtlichen Tricksereien und Lügengeflechte und blickt dabei auch weit in die Vergangenheit zurück. Mit Sachverstand und unwiderlegbaren Fakten offenbart er bewusst und lange verschwiegene Wahrheiten, die die weitere Entwicklung und damit auch unsere Gegenwart entscheidend prägen. Er dokumentiert all die Manipulationen, die Einmischungen und die Machtstrukturen, die unserer heutigen Welt ihren Stempel aufgedrückt und an den Kipppunkt gebracht haben. Das politische Führungspersonal, von atlantischen ThinkTanks und im Young-Leader-Programm des WEF präzise ausgerichtet, lässt wenig Hoffnung aufkommen, dass unsere nationalen Interessen und Besonderheiten erhalten bleiben. So gelten ganz andere Interessen, denen wir gnadenlos unterworfen werden, ist doch Deutschland nach wie vor „Feindstaat ohne Friedensvertrag", wie es Bittner eindeutig nachweist. Seit 1945 steht Deutschland „unter Kuratel in einem permanenten Ausnahmezustand", so schreibt er auf Seite 45. Dass der westliche Teil als Vorposten gegen den immerfortwährenden Erzfeind eine zeitlang besondere Privilegien genoss, um auch als Sehnsuchtsschaufenster zur Destabilisierung des Ostens genutzt zu werden, darf dabei nicht unerwähnt bleiben. Nun der „Ostblock" erfolgreich aus der Welt geschafft wurde, sind diese nicht mehr notwendig, zumal die seit langem unbewältigte Finanzkrise nun auch für den um seine alleinige Weltherrschaft bangenden Hegemon ganz andere Prämissen setzt.

So weicht Wolfgang Bittner auch der Frage, welche Zukunft uns erwartet, nicht aus und benennt die wichtigen Aspekte, die dabei eine entscheidende Rolle spielen. Der zunehmenden Propaganda und Hetze widmet er fast 30 Seiten, wo er den verbreiteten Lügen die tatsächlich auch ganz offen zu findenden Wahrheiten entgegenstellt. Die geopolitischen Zielstellungen der westlichen Führungsmacht, die insbesondere im 1997 erschienenen Buch »The Grant Chessboard – American Primary and its Geostrategic Imperatives« (zu deutsch: »Die einzige Weltmacht – Amerikas Strategie der Vorherrschaft«) von Zbigniew Brzezinski deutlich benannt werden, sind der ungute Treibsatz für all die in den letzten Jahrzehnten weltweiten blutigen Turbulenzen. Die entgegen der Zusicherungen vollzogene Ostausdehnung der NATO, aber auch all die von den USA inszenierten Regime-Change-Operationen und Blumen- und Farbrevolutionen von Afghanistan über Irak, Libyen, Syrien bis hin zur Ukraine haben für eine weltweit spürbare Instabilität gesorgt. Dabei spielt der ungehinderte Zugriff auf die Ressourcen und die Ausschaltung möglicher Konkurrenten wie Russland eine wichtige Rolle. 

In seinem Buch schreibt Brzezinski unmissverständlich, dass, wer die Welt beherrschen will, zuerst Eurasien beherrschen muss: 

„Eurasien ist mithin das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird".  

Die globale Dominanz der USA im 21. Jahrhundert könne nur gesichert werden, so schreibt er weiter, „wenn wir Russland und China zersetzen und in die Knie zwingen". Die Osterweiterung des westlichen Bündnisses müsse kompromisslos und mit absoluter Unnachgiebigkeit verfolgt und Russland durch die Vereinnahmung ehemaliger Sowjetrepubliken, insbesondere der Ukraine, geschwächt und der internationale Einfluss minimiert werden, so erklärt es Brzezinski und schreibt: 

„Ohne die Ukraine ist Russland kein eurasisches Reich mehr... irgendwann zwischen 2005 und 2010 sollte die Ukraine für ernsthafte Verhandlungen sowohl mit der EU als auch mit der NATO bereit sein... Die Unabhängigkeit der Ukraine beraubt Russland zudem seiner beherrschenden Position am Schwarzen Meer, wo Odessa das unersetzliche Tor für den Handel mit dem Mittelmeerraum und der Welt jenseits davon ist. Unter geopolitischem Aspekt stellt der Abfall der Ukraine einen zentralen Verlust dar, denn er beschneidet Russlands geostrategische Optionen drastisch...".

Damit sind die Ursachen für den Ukrainekrieg offen benannt. Wolfgang Bittner schreibt, dass die USA „Feuer vor der Haustür Russlands" gelegt haben. Denn nicht nur in Ländern wie Libyen und Syrien wurden Blumen- und Farbrevolutionen arrangiert, auch in ehemaligen Sowjetrepubliken ließ man die Blumen und Farben sprießen, 2003 die »Rosenrevolution« in Georgien, 2004 die »Orangene Revolution« in der Ukraine und 2005 die »Tulpenrevolution« in Kirgisien. Da es ausgerechnet mit der Orangenen Revolution in der Ukraine nicht so geklappt hatte, wie man sich das in Washington wünschte, wurde 2014 ein zweiter Versuch unternommen und fünf Milliarden Dollar investiert, wie Victoria Nuland ganz offenherzig und stolz verkündete. Die anfangs friedlichen Proteste auf dem Maidan wurden in einen gewalttätigen Umsturz verwandelt, wie in all den von CIA und verschiedene NGOs inszenierten Farb- oder Blumenrevolutionen. Die an die Macht geputschten, nationalistischen Kräfte verfolgten von Beginn an eine extrem russophobe Politik, die in den vor allem von ethnischen Russen bewohnten Gebieten in der Ukraine auf Widerstand stieß. Der damit provozierte Bürgerkrieg forderte über 14.000 Tote. Die Friedensbemühungen Putins, in den Minsker Verträgen niedergelegt, scheiterten, da es nach Aussagen von Merkel und Hollande, den westlichen Garanten dieser Verträge, bei diesen Verhandlungen vor allem darum gegangen wäre, die Ukraine für einen Krieg gegen Russland fit zu machen. Auch diese Aussagen wurden ganz öffentlich geäußert.

Trotzdem wird immer vom „anlasslosen Angriffskrieg" Putins gesprochen. Bewusst vergessen werden dabei aber von unseren Politikern und den ihnen gehorsam folgenden Medien all die Aktionen und Kriege, die mit erfundenen Geschichten wie der Brutkastenlüge, der Tonkinlüge oder den nie gefundenen Massenvernichtungswaffen begründet wurden. Sie sollten die Demokratie voranbringen und den Menschenrechten immer breitere Geltung verschaffen, so sagt es Brzezinski in seinem Buch. In einigen Ländern ist dieser Prozess bereits abgeschlossen, wie im Irak, in Libyen, in Jugoslawien und vor kurzem auch in Syrien. Die Ergebnisse dieser Kriege sind mittlerweile unübersehbar und müssten unsere Politiker eigentlich zum Nachdenken und zu entsprechenden Reaktionen veranlassen. Doch Westeuropa und zunehmend auch Mitteleuropa sind weitgehend US-amerikanische Protektorate, die „an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern", so schreibt es Brzezinski ebenfalls in seinem Buch.

So sind die europäischen und insbesondere die deutschen Politiker weitgehend machtlose Marionetten, die uns Schritt für Schritt in eine neue Form des Totalitarismus führen. Kritik an dem eingeschlagenen Weg, der unsere Welt ins Chaos zu stürzen beginnt, ist absolut unerwünscht und wird mit allen Mitteln bekämpft. Wolfgang Bittner spricht von beängstigenden Vorstellungen in der Innenpolitik, wo alles getan wird, um eine nicht näher definierte „Demokratiefeindschaft" auszuschalten. Deshalb steht auch die „Opposition im Fokus des Verfassungsschutzes", wie er schreibt.

Die Hoffnung ist gering, dass sich in nächster Zeit etwas zum Besseren wenden könnte. Ob der große Hegemon unter Trump  von seinen Weltmachtansprüchen und von der aggressiven Konfrontationspolitik Abstand nehmen und einen ganz anderen, vielleicht besseren Weg einschlagen wird, scheint eher unwahrscheinlich, zu widersprüchlich sind dessen Entscheidungen. Wolfgang Bittner hat die Hoffnung noch nicht völlig aufgeben, Licht in den herrschenden, absichtsvoll angerichteten Meinungsnebel bringen zu können. Seine klaren Worte und sein realistischer Blick vermögen es, die hinter all den uns aufgetischten Lügen und dem ablenkendem, bunten Firlefanz verdeckte Wahrheit sichtbar zu machen. Ich wünsche mir, dass sie sich weit verbreiten möge.

Hier der Link zum Buch: https://www.buchkomplizen.de/buecher/hintergrund-verlag/geopolitik-im-ueberblick.html

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Schachbrett mit den Flaggen der Ukraine, der USA, Russlands und Chinas
Bildquelle: jixiang liu / shutterstock


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