Big Brother Bill | Von Roland Rottenfußer (Podcast)

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Hinweis zum Beitrag: Der vorliegende Text erschien zuerst im „Rubikon – Magazin für die kritische Masse“, in dessen Beirat unter anderem Daniele Ganser und Rainer Mausfeld aktiv sind. Da die Veröffentlichung unter freier Lizenz (Creative Commons) erfolgte, übernimmt KenFM diesen Text in der Zweitverwertung und weist explizit darauf hin, dass auch der Rubikon auf Spenden angewiesen ist und Unterstützung braucht. Wir brauchen viele alternative Medien!

Sven Böttcher skizziert in seinem neuen Buch, wie wir die Gates-Agenda durchkreuzen und stattdessen unsere eigene neue Weltordnung errichten.

Ein Standpunkt von Roland Rottenfußer.

Sie haben schon alles über Corona gelesen, wissen schon alles und brauchen keine weiteren diesbezüglichen Nörgelattacken? Ein solches Urteil könnte sich als verfrüht erweisen. Zunächst: Zwar schreiben manche Autoren Ähnliches wie Sven Böttcher, aber sie schreiben es niemals so wie Sven Böttcher. Der Mann ist ein stilistischer Solitär. Meist lacht und weint man bei der Lektüre gleichzeitig, denn Böttchers Milde ist grimmig und giftgetränkt, seine Untergangsszenarios lassen einen frohgemut zurück.

Ferner ist das ganz Außerordentliche an diesem Autor, dass er für seine Erzählung einen weitaus größeren Rahmen absteckt als die meisten anderen — selbst wenn es sich um hellsichtige Corona-Analysten handelt. Das Virus-Thema ist bei Böttcher eingebettet in den Kontext eines noch größeren Themas: der Klima- und Umweltkatastrophe. Wenn wir zurückgehen ins Greta-Jahr 2019, so stellen wir fest, dass dessen Erkenntnisse mittlerweile fast verschwunden sind hinter Corona. Nicht so für Bill und seinen ungnädigen Biografen Sven.

Der startet mit einem Rückblick auf die Zeit „davor“:

„Schon vor der Krise war absehbar, dass wir mit unserem Ressourcenverbrauch so nicht weitermachen können und dass Banken- und Finanzsysteme sich von der Realität abgekoppelt haben und nur noch künstlich am Leben erhalten werden durch hemmungsloses Gelddrucken beziehungsweise die Aufnahme immer höherer Schulden. All diese wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Trends und Probleme hat Corona nicht verursacht, wohl aber ‚beschleunigt und wie unter einem Brennglas sichtbar gemacht‘.“

Und Böttcher schlussfolgert: „Niemand kann es sich mehr leisten, keine Zukunftstheorie zu entwickeln.“

Die Krise hinter der Krise

Das tut er in diesem Buch. Das Klimathema ist für ihn wie für seinen „Helden“ Bill das Alpha und Omega des großen Seuchendramas. Es ist der Ursprung der ganzen Inszenierung — weil nämlich erst die drastischen Umweltschäden und die Blindheit der Menschen für diese es notwendig gemacht haben, bei dieser disziplinlosen Bande die Zügel fester anzuziehen. Und es ist das, worauf alles hinausläuft: auf eine Menschheit, die sich nach vollzogener Dressur unter dem Vorwand des Gesundheitsschutzes auch der zweiten Stufe der Diktatur wohl willig hingeben wird — dem globalen Ökototalitarismus. All das ist natürlich vonseiten der großen Weltenlenker sehr gut gemeint. Denn wenn die Freiheit zum Tod des gesamten Ökosystems führt, der Tod der Freiheit jedoch dessen Rettung wäre — was bleibt dann als einziger Ausweg? Die mit wohlwollender Brutalität durchregierende Diktatur. Alles klar?

Sven Böttchers Vision erinnert an zwei der großen Bestseller der Vor-Corona-Epoche: Der erste ist Dan Browns „Inferno“ — ein Roman, der vor der Katastrophe durch Überbevölkerung warnt, aber auch vor dem Verlust jeder Menschlichkeit unter dem Vorwand der Weltrettung. Sven Böttcher — als Advocatus Diaboli — rechnet vor, dass die Eliten nach dem Great Reset nur noch höchstens 40 Prozent der sonstigen Menschen werden „brauchen“ können. Und worin sonst sollte unsere Existenzberechtigung liegen als darin, von den Eliten gebraucht zu werden? Diese Überlegung kombiniert er mit der bewiesenen Tatsache, dass Menschen notorische CO2-Ausstoßer und somit gefährlich sind.

„Andere Menschen könnte der Planet massenhaft verkraften, aber von diesen Menschen sind zu viele da. Mit dieser Schlussfolgerung aber wird es endgültig eng für uns, die 60 Prozent, denn nicht nur werden wir nicht mehr gebraucht, sondern wir gefährden obendrein durch unser unverbesserliches Tun und Treiben (fortwährende CO2-Ausatmerei symbolisch inklusive) das Überleben der ganzen Gruppe.“

Die Abschaffung des Verbrechens — und des Menschen

Die andere hier relevante literarische Vorlage ist Dave Eggers dystopischer Roman „The Circle“, der die Techniken der Menschenzähmung glänzend beschreibt: die Verführung zu Konformismus und totaler Selbstentblößung, der wir uns alle seit einigen Jahrzehnten ausgesetzt sehen. In diesem Geist entwirft auch Böttchers Bill die Vision einer Welt, in der Verbrechen nicht mehr möglich sein werden.

„Wir werden niemanden mehr bestrafen müssen. Denn es wird ja niemand mehr eine Straftat begehen können. (…) Kriminelles Verhalten ist in dieser neuen Welt dem Einzelnen praktisch unmöglich. Nicht nur weil es kein Bargeld mehr gibt und er nicht mehr schwarzarbeiten oder unerkannt Drogen kaufen kann, sondern auch weil sein Verhalten jederzeit vorhersagbar ist. Genau diese Vorhersagbarkeit ist doch der Schlüssel zum kollektiven Glück.“

Wie im System „The Circle“ erstreckt auch das System Bill seinen Einfluss bis tief ins Seeleninnere des Menschen hinein. Eine Mischung aus Totalüberwachung und chinesischem Social Scoring wäre „das Ende jeder Chance, sich unbemerkt, und sei es auch nur für ein paar Sekunden, danebenzubenehmen“. Die Menschen würden also nicht mehr nur aus Angst vor Strafe gehorchen, sie würden — wie am Schluss von Orwells Roman „1984“ dargelegt — anfangen, den Großen Bruder aus eigenem Antrieb zu lieben.

„In der neuen Normalität des Teams Bill wird nichts mehr frei sein, nicht einmal mehr die Gedanken, denn sie werden nicht mehr geboren. Wir werden uns jeden Gedanken ganz von selbst abgewöhnen, der in sozialpunktereduzierendes Verhalten auch nur theoretisch münden könnte.“

Das ist gruselig, aber leider angesichts der jüngeren Entwicklung nicht mehr ganz abwegig. Böttchers Buch ist ein Sachbuch mit den Zügen eines dystopischen Romans, eine Tragödie mit eingebautem Satyr-Spiel.

Die Geburt des Homo billensis

„Rette sich, wer kann!“ — Böttchers literarische Abrechnung mit unserem Gesundheitssystem — wäre durchaus auch als Titel seines neuen Opus geeignet. Bill Gates schwingt sich darin selbst mit Batman-Attitüde und aasigem Joker-Grinsen zum Weltenretter auf. Nachdem — wie er es ausdrückt — „wir“ alle Menschen auf diesem Globus durchgeimpft haben, löst er mit links auch noch das nächste Problem: die Klima- und Umweltkatastrophe. Doch wer rettet uns vor einem solchen Weltenretter?

Die Methode Bill ist schon seit seinen Anfängen als genialischer Garagenbastler das alles durchdringende Monopol. Seine neue Weltordnung wäre zentral gesteuert, würde wie eine gut geölte Maschine funktionieren und wäre vor allem eine völlig freiheitsbereinigte Zone.

Menschen, wie sie jetzt existieren, so beklagenswert unvollkommen und undiszipliniert, würden in diesem neuen Menschheitsentwurf nur stören. Vielmehr müssten sie Platz machen für einen neuen Typus: den Homo billensis. Vernetzt, überwacht, verwaltet, apparateabhängig. In einem Szenario, das auf eine Mischung aus Global China und einer „freien Welt“ ohne Freiheit hinauslaufen würde. Doch Bill kommt nicht mit leeren Händen.

Zum Dank für die Preisgabe von fast allem, was bisher unser Menschsein ausgemacht hat, verspricht er ein lange entbehrtes Gefühl kuscheliger Geborgenheit: die Lösung aller Gesundheitsprobleme — außer ein paar klitzekleinen Impfschäden — und aller Umweltprobleme. Die Befreiung von aller Zwietracht und Gewalt, die die Welt so lange in Atem gehalten haben.

Sanfter Sarkasmus

Man kann einem Werk von Sven Böttcher natürlich niemals gerecht werden, wenn man nur dessen Inhalt, nicht den Stil beschreibt. Böttchers Tonfall ist geradezu heimtückisch familiär. So redet er selbst die seriösesten Menschheitsheroen mit dem Vornamen an. Bill, Klaus, Greta. Man fühlt sich streckenweise geradezu eingelullt durch einen freundlichen, verstehenden Tonfall. Dann aber beißt Böttcher zu — mit scharfsinnigem Sarkasmus:

„Denn ohne Bill und die von ihm so großzügig unterstützte Weltgesundheitsorganisation (…) sowie unsere allzeit wachsam und ausführlich berichtenden Leitmedien (ebenfalls reich von Bill unterstützt) wüssten 7,8 Milliarden Menschen vielleicht bis heute nichts von der herrschenden Pandemie, sondern würden noch immer völlig ungeschützt im Dunkeln tappen und irrtümlich annehmen, die ‚Grippe‘ wüte dieses Jahr schlimmer als in anderen schlimmen Grippejahren.“

Derartige Wendungen sind typisch für Böttcher, der sich teilweise zu einer Rhetorik von Shakespeare’scher Raffinesse aufschwingt. Der ließ in seinem Stück „Julius Cäsar“ dessen Vertrauten Marc Anton Schlag auf Schlag gegen den Verräter Brutus austeilen, um dann jeden Satz mit der tückischen Wendung zu beenden: „Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann.“ Vergleichen Sie nun, wie fintenreich Sven Böttcher seinen Bill killt:

„Bill behält seine mit KI und Transhumanismus verbundenen Hoffnungen aber lieber für sich, denn die angestrebte Unsterblichkeit wäre ja keinesfalls für alle zu haben — wohin sollte das denn führen, auf einem überlasteten Planeten? Es wäre deprimierend für alle, wiese Bill nun auch noch darauf hin. Regelrecht unmenschlich. Und Bill ist doch lieber ganz Mensch.“

Die kreative Zerstörung

In einem Punkt hat der Autor jedoch Verständnis für die Great Resetter um Klaus Schwab und Bill Gates:

„Die ‚kreative Zerstörung‘ der Weltwirtschaft, Neustart und Reset erscheinen aber Team Bill nicht nur unvermeidlich, sondern sogar wünschenswert. Für eine bessere Welt. Zu unserem eigenen Besten, denn der bis Covid eingeschlagene Weg war nicht zukunftsfähig. Jede Fortsetzung dieses Weges hätte uns über kurz oder lang ins Chaos geführt und/oder unseren Planeten unbewohnbar gemacht.“

Nur leider: Der vermeintliche Ausweg ist wiederum ein Holzweg. Denn beim Marsch in die schöne neue Zukunft gilt, wie es Marius Müller Westernhagen beschrieben hat: „Freiheit ist die einzige, die fehlt.“ Bill Gates „geht also davon aus, dass die Mehrzahl der Menschen bei diesem existenziell notwendigen Verhaltenswandel nicht mitmachen wird. Nicht freiwillig. Appelle an die Vernunft führen erkennbar, nachweislich, zu nichts.“

Am deutschen Wesen…

Und da bleibt nichts übrig als der „Escape from freedom“ (Erich Fromm). Des Autors Blick richtet sich in diesem Zusammenhang zwangsläufig auf ein bestimmtes Volk: die Deutschen. Haben diese nicht in den Jahrhunderten ihrer ruhmbekränzten Geschichte auf das Schönste bewiesen, dass sie sehr gut ohne die Freiheit auskommen können? Henryk M. Broder sagte in diesem Zusammenhang:

„Ich habe den Eindruck — das erschreckt mich beinahe mehr als die Pandemie —, dass die deutsche Seele aufblüht, wenn ihr Befehle gegeben werden.“

Ähnlich ungnädig sieht es Sven Böttcher:

„Im internationalen Vergleich ragen die Deutschen in mancher Hinsicht heraus, insbesondere hinsichtlich ihrer tapferen, unverbrüchlichen Obrigkeitstreue. (…) Deshalb erscheint Deutschland als ideales Terrain, um zu testen, wie weit die Mehrheit der Bevölkerung im Angstfall mitgeht bei einer weitreichenden Abschaffung von Grundrechten und der Einführung von massiven Überwachungs- und Zwangsmaßnahmen.“

Um Deutschland an sich geht es einem Globalstrategen wie Gates natürlich nicht. Es geht überhaupt nicht so sehr um Menschen. Die meisten von ihnen sind ohnehin entbehrlich.

„Für Bills Experiment ist auch diese Entbehrlichkeit wichtig. Denn gelingt sein Experiment, kann Deutschland bestehen bleiben, wenn auch auf kontrolliert niedrigerem Niveau, jedenfalls totalüberwacht, rund um die Uhr getrackt und alljährlich neu geimpft. Aber es wäre eben auch nicht dramatisch, wenn Deutschland unterginge.“

Spätestens hier könnte selbst der bisher sehr duldsame Untertan rabiat werden. Deshalb gilt:

„Um nun jeden denkbaren Widerstand schon im Keim zu ersticken, muss dem Menschen zunächst die Freiheit genommen werden, mit der er bisher nachweislich ohnehin nichts weiter anzufangen wusste, als sie egoistisch einzusetzen dem direkten Mitmenschen gegenüber wie gegenüber allen fernen Mitmenschen da draußen auf der Welt.“

Der große Vakzinator

Wohlgemerkt: In einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Zukunftsgesellschaft muss auch der Freiheitsentzug nachhaltig sein. Andernfalls droht der Wiedereinzug des lange herrschenden Chaos. So zitieren wir in diesem Zusammenhang einmal nicht Sven Böttcher, sondern gleich direkt den großen Vakzinator Bill:

„Viele hoffen, dass in einigen Wochen alles wieder so sein wird, wie es im Dezember war. Das wird leider nicht geschehen. Ich glaube, dass die Menschheit diese Pandemie besiegen wird, aber nur, wenn der größte Teil der Bevölkerung geimpft ist. Bis dahin wird das Leben nicht zur Normalität zurückkehren.“

Hier nun steigt Böttcher aus seiner ironischen Haltung für kurze Zeit aus und zeigt drastisch die drohenden Folgen der globalen Impfkampagne: eine Art kollektive Antibiotika-Resistenz, nur bezogen auf den Impfstoff. Die Impfung könnte im globalen Mutantenstadl die neuen Varianten nicht nur nicht besiegen — sie könnte diese erst hervorbringen.

„Wird der Erreger allerdings nicht getötet, sondern kann (gehustet, geniest) wieder austreten, hat er förmlich einen Blick auf das Verteidigungssystem des von ihm angegriffenen Ziels geworfen und passt sich für seinen nächsten Angriff an — ein solches Virus nennt man dann ‚leaky‘, und es wird nach dem Wiederaustritt gern ‚hot‘.“

Bills Team hätte damit ein System kreiert, das die im Interesse der Repression gewünschten Virusgefahren andauernd wieder selbst hervorbrächte. Das Heilmittel der aktuellen Viruswelle würde zum Gift der nächsten — und so weiter bis in alle Ewigkeit.

Der permanente Impf-Alarmismus

Daher sagt Bill Gates treffend: „Die nächste Pandemie wird für immer drohend über unseren Köpfen hängen.“ Das wäre eine Art Ewigkeitsgarantie für den Corona-Psychoterror. Denn die immerwährende potenzielle Verwundbarkeit durch Pandemien hätte für die Gesellschaft ganz praktische Folgen:

„Wir können nur dann rechtzeitig gewarnt sein und unser zukünftiges Überleben sicherstellen, wenn wir ab jetzt jederzeit, weltweit, wissen, wer infiziert ist, infiziert sein könnte oder mit anderen möglicherweise Infizierten in Kontakt getreten ist — oder getreten sein könnte.“ (Keine Ironie, Originalton Bill Gates)

Und nun, in den Worten von Sven Böttcher:

„Das bedeutet aber natürlich auch, dass niemand sich der vollständigen Überwachung entziehen darf. Logisch. Denn verweigern sich auch nur wenige Millionen, ist unser Seuchenradar nutzlos. Verweigerer gefährdeten mit ihrer Haltung das Überleben von uns allen. Es wären daher Verweigerer fraglos Feinde der Menschenfamilie, die verantwortungslos das Sterben von Millionen in Kauf zu nehmen bereit wären, nur um ihre absurde Vorstellung von ‚Privatsphäre‘ zu bewahren.“

Bedingtes Grundeinkommen als Disziplinierungsinstrument

Es gehört wohl zu den historisch bedeutendsten Folgen der Coronakrise, dass sie es geschafft hat, der angeschlagenen Privatsphäre den Todesstoß zu versetzen und dabei das sentimentale Festhalten vieler Bürger an ihr uncool aussehen zu lassen. Für die Zukunft heißt das wohl — neben anderem: Von China lernen heißt überwachen lernen. Konkret: ein globales Social-Credit-System. Hier wird Böttcher nun kreativ und stellt sich als Lösung für die erwartbare Massenarbeitslosigkeit ein Grundeinkommen vor — nicht bedingungslos, sondern bedingt durch Wohlverhalten, dessen Regeln der Staat festlegt.

„Der Pandemie folgt die kreative Zerstörung des Wirtschaftslebens, aus der kreativen Zerstörung des Wirtschaftslebens erwächst die Notwendigkeit eines echten Nothilfeprogramms für alle — eines bedingungslosen Grundeinkommens in Form einer neuen digitalen Währung, deren Ausgabe gekoppelt ist ans Solidarverhalten des Einzelnen.“

Böttchers Zusammenfassung des Gates-Wegs.

„Es wäre dies eine Welt, in der für die Illusion kein Platz mehr wäre, der Mensch sei vernunftbegabt, eigenständig und frei.“

Weder Pest noch Cholera

Nun aber zum positiven Teil meines Artikels beziehungsweise des Buchs „Wer, wenn nicht Bill?“. Sven Böttcher zeichnet die neue Normalität als kollektiven Albtraum, er weiß aber auch, dass eine einfache Rückkehr zur alten nicht möglich sein wird, da diese wohl auf eine selbstmörderischen Lemming-Wanderung hinauslaufen würde. Hier hält es der Autor mit der indischen Schriftstellerin Arundhati Roy, die sich von den Mächtigen keinesfalls in eine destruktive Scheinalternative hineindrängen lassen wollte. Bei ihrer Rede beim Weltwirtschaftsforum 2003 forderte Roy, „dass die Menschen der Welt nicht zwischen einer böswilligen Mickey Mouse und den verrückten Mullahs wählen müssen“. In den Worten von Böttcher: „Bleibt uns tatsächlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera?“

Es muss einen dritten Weg geben, und den skizziert Sven Böttcher in der zweiten Hälfte seines Buchs auch ausführlich. Ich will hier nicht über Gebühr spoilern — es wird wirklich spannend —, aber einige Hinweise seien erlaubt: Die Bürger haben in der Folge der Lockdowns und der damit verbundenen Entbehrungen gelernt, was sie wirklich brauchen und was nicht.

„Wir können vielleicht sogar ganz gut ohne Unternehmensanwälte leben, die im Interesse ihres Unternehmens gegen das Gemeinwohl agieren; ohne Steuerberater, Hartz-IV-Schikaneure und ohne Investmentbroker; ohne die hundertfach überbesetzten Verwaltungen von Krankenkassen und Versicherungen.“

Erträglicher Worst Case

Wir sollten also mit Klugheit und Gemeinschaftsgeist unsere eigenen konstruktiven Schlussfolgerungen aus den derzeitigen verstörenden Erfahrungen ziehen: „Die dritte Verschwörung ist die des ‚Team Mensch‘.“

In gewisser Weise ist der zweite Teil ein postapokalyptisches Szenario, aber eines, mit dem es den Menschen gut geht, wenn sie zusammenhalten — vielleicht besser als in der jetzigen „erfolgreichen“ Episode der Menschheitsgeschichte. „Nur wer den Worst Case erkennt, kann versuchen, ihn zu verhindern oder sich auf die Folgen vorzubereiten.“ War das nicht das Motto aller großen Dystopisten, angefangen bei George Orwell?

In seiner Vision versucht Böttcher, die Fehler des Teams Bill ebenso zu vermeiden wie den Rückfall in die alte, ja ebenfalls nicht taugliche Normalität. Wenn das große Passagierschiff voll auf Eisberg-Kurs ist, müssen wir Rettungsboote bauen, und zwar bevor dieses gesunken ist. Wir müssen nachhaltig, menschen- und mitweltgerecht leben — freiwillig oder auch gezwungenermaßen als Folge eines großen Zusammenbruchs. Aber: „Es ist nie zu spät für einen neuen Weg“, wie es der österreichische Schlagersänger Peter Cornelius sang. Das Ganze läuft dann auf neue Bescheidenheit, Degrowth, Selbstversorgung, Nachbarschaftshilfe und Sharing Economy im Kleinen hinaus. Die Zukunftsmenschheit nach Böttcher — man muss sie sich eher wie Hobbits als wie die Borg vorstellen.

Eines aber ist Sven Böttchers Konzept nicht: eine nur oberflächlich dargestellte Idylle. Der Autor geht in die Tiefe und baut seine Vision auf zukunftsfähigen Werten auf. Wenn wir nach solchen suchen, müssen wir nur die falschen Werte, die jetzt gelten, in ihr Gegenteil verkehren: Vertrauen, Freiheit, Güte, Aufrichtigkeit, Wahrheit, der Kant‘sche „Kategorische Imperativ“… Selten wurden in Zukunftsszenarios so große Worte gemacht, blieb der Autor jedoch gleichzeitig auch so angenehm konkret.

„Vor die Wahl gestellt, unsere Kinder zu opfern oder unsere eigenen Leben, opfern wir unsere Leben. Wir sperren unsere Kinder nicht ein, und wir traumatisieren sie auch nicht mit Masken und Horrorgeschichten.“

Eine neue Definition von Glück

Wir leben in einer Zeit, die große Entscheidungen braucht — wenn man so will auch Heldinnen und Helden. Dennoch sind es auch die kleinen Schritte, die das Team Mensch voranbringen werden: selbst produzierte erneuerbare Energie, Vorratshaltung, partielle Selbstversorgung, eine selbst organisierte Alternativwährung, natürlich auch wahrhaftige alternative Medien, die von ihren Lesern unterstützt werden sollten — danke, Sven!

Es läuft auf das kleine Glück hinaus, das in Selbstbeschränkung besteht — bei gleichzeitig funktionierenden, erfüllenden menschlichen Beziehungen. Wir alle hätten dann viel mehr Zeit für die wirklich wesentlichen Dinge. Füreinander. Die Billianer, die uns die ganze Zeit auf Trab gehalten, kontrolliert, bestohlen und gemaßregelt haben — sie hätten keine Macht mehr über uns.

Schon das wäre eine Definition von Glück.

 

Hier können Sie das Buch bestellen: als Taschenbuch oder E-Book.

Pressestimmen:

„Das dritte Buch der ‚Corona-Aufklärungsoffensive‘ des Rubikon-Verlags ist etwas ganz Besonderes. Nachdem die ersten beiden Bücher die Machenschaften und Lügen von Eliten, Lobbyisten und Regierung offenbarten, ändert Sven Böttcher mit ‚Wer, wenn nicht Bill?‘ nun die Richtung und liefert die Überlebensanleitung zur globalen Krise ― voller Humor, analytischer Brillanz, nebst Bauplan für eine bessere Welt. Ein Buch, das berührt, verändert, Hoffnung und Zuversicht schenkt, vor allem aber endlich Antworten auf die Frage liefert: Was können wir tun?“
Markus Haintz, Rechtsanwalt

„Sven Böttcher hat ein großes Buch im Kleinformat geschrieben ― und gibt mitten in der endlos ermüdenden Coronakrise das zurück, was längst verloren geglaubt war: Leichtigkeit und Gelassenheit. Seine Erzählung über das ‚Team Bill‘ (Gates) und das ‚Team Mensch‘ ist ein Versuch, den Wahnsinn nicht nur verstehbar zu machen, sondern auch zu kurieren ― mit Zukunftsvisionen, die den Rahmen des Denkbaren endlich wieder auf ein vernünftiges Maß ausweiten.“
Paul Schreyer, Mitherausgeber Multipolar-Magazin

„Endlich mal eine neue Pandemieübung: Wie kommen wir aus der sich entwickelnden Gesundheitsdiktatur raus? Sven Böttcher ist der geniale Spielleiter beim Match ‚Team Bill‘ versus ‚Team Mensch‘. Dass man dabei auch herzlich lachen kann, liegt an der Brillanz des Autors und dessen bitterbösen Beobachtungen.“
Walter van Rossum, Autor

„Sven Böttchers neuester Geniestreich dient nicht nur der unverzichtbaren Aufklärung über aktuelle Machtstrukturen, sondern fungiert auch als Wegweiser zur Rettung der Menschlichkeit ― für Güte, Geduld, Gemeinschaftssinn und Mut. Endlich eine Handreichung sowohl zur Überwindung der Krise als auch zur Errichtung einer besseren Welt!“
Florian Schwindt, Physiotherapeut

„Ein bewegendes Manifest unserer Zeit: ein überzeugendes, kluges und berührendes Buch. Schockierend lustig, lustig schockierend und schockierend gut recherchiert! Die aufrüttelnde und motivierende Lektüre macht auf freudvolle und tiefsinnige Art Lust darauf, die schönste aller Gesellschaften zu gestalten ― und so die Welt zu retten. Ich setze auf ‚Team Mensch‘. Wer macht mit?“
Denisa Vosahlik, Übersetzerin

„Nach diesem unglaublichen Jahr 2020, in dem sich für die meisten von uns vieles auf eine Art und Weise änderte, die wir uns nie hätten vorstellen können, macht Sven Böttcher nicht nur Mut, sondern sogar Lust auf das, was uns nun bevorsteht. Vor allem Lust darauf, Teil von ‚Team Mensch‘ zu werden und unsere zukünftige Welt gemeinsam zu gestalten.“
Friederike Pfeiffer-de Bruin, Geburtsbegleiterin

„Das neue Buch von Sven Böttcher zeigt unmissverständlich auf, dass das Zeitalter des ‚betreuten Denkens‘ geradewegs in die Katastrophe führt. Wollen wir unsere Freiheit zurückgewinnen, müssen wir jetzt handeln und als ‚Team Mensch‘ die Zukunft selbst gestalten: empathisch, gerecht und ohne übergriffigen Staat.“
Jens Lehrich, Moderator

„Sven Böttcher zeigt auf unterhaltsame und humorvolle Weise auf, wie wir nach einem durch das ‚Team Bill‘ und seine Helfer verursachten Worst-Case-Szenario als mutiges ‚Team Mensch‘ die Zukunft neu gestalten können.“
Svenja Herget, Lehrerin

„Böttcher in Bestform. Ein radikalhumanistisches Manifest, das seinesgleichen sucht!“
Jens Wernicke, Journalist

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Dieser Beitrag erschien am 10. April 2021 im Rubikon – Magazin für die kritische Masse

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:      Wahyu97 / shutterstock

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