Ein Meinungsbeitrag von Mike Ahrend.
In meinem letzten Artikel habe ich versucht zu erläutern, warum eine gemeinsame Vision hilfreich für die vielen, leider heillos zerstrittenen Teile der Bewegung sein kann. Unter einer Vision verstehe ich dabei kein unerreichbares, oder besser unrealistisches Szenario, wie etwa, dass wir alle ein höheres Bewusstseinslevel erreichen und uns per Teleportation durch die Welt bewegen. Das ist jetzt auch nicht für alle Zeiten ausgeschlossen, wir brauchen jedoch eine mittelfristig erreichbare Vision. Ein Leben also, dass mit genau diesen Menschen, so wie sie genau jetzt auf der Welt sind, in der aktuellen Umgebung möglich ist. Und das wir in den nächsten ein, zwei Generationen erreichen können.
Zusammenfassend möchte ich noch einmal feststellen, dass für mich an der Vision kein Weg vorbei führt. Es gibt nur einen Planeten und nur eine Menschheit. Damit all diese Menschen friedlich zusammen leben können und im Idealfall die Natur nicht nur nicht schädigen, sondern besser machen, braucht es ein Konzept. Es liegen viele Konzepte fertig in Schubläden dieser Welt: von Religionsgemeinschaften, Wirtschaftsbossen, Transhumanisten usw. Um zu verhindern, dass diese uns von oben übergestülpt werden, sollten wir ein eigenes Gesellschaftskonzept entwerfen. Logisch, energetisch, menschlich, praktisch, ziel- und lösungsorientiert können wir eigentlich gar nichts anderes tun.
Für fast jeden Teil der zukünftigen Gesellschaft gibt es mehrere Konzepte. Für die Wirtschaft etwa gibt es die Idee der WIRKRAFT, die Gemeinwohlökonomie, Genossenschaften, Solawis und viele andere Projekte, die es alle verdient hätten, hier aufgezählt zu werden. Genauso verhält es sich bei den Bereichen Bildung, Ernährung, Gesundheit usw. Statt uns alles vom Urschleim an neu zu überlegen, können wir also auf die Arbeit der vielen Gruppen zurückgreifen und kommen so schneller ans Ziel.
Soweit die graue Theorie, in der Praxis wird das so oder nicht so einfach funktionieren. Weil natürlich jeder Mensch seine Idee oder das Projekt, an dem er selbst beteiligt ist, für das Beste hält. Darum wird es Kämpfe und Diskussionen geben, die zwar sehr viel Energie verschlingen - bei denen aber von Anfang an klar ist, dass am Ende kein Gewinn für die Menschheit stehen wird. Beim Fußball ist auch die eine Mannschaft der Meinung, dass der Ball mit vollem Durchmesser die Torlinie überschritten hat, die andere Mannschaft sieht das ganz anders. Die Lösung ist natürlich der Schiedsrichter, aber wo bekommen wir den her? Allenfalls ein Außerirdischer könnte hier eine neutrale Position einnehmen. Da, jedenfalls hier bei mir, gerade keiner zur Hand war, habe ich mir etwas anderes überlegt: Einen Maßstab, den man an jede Idee, jedes Projekt und jede Bewegung anlegen kann. Entstanden ist die Idee beim Erstellen des WIRKRAFT-Leitfadens, wo der erste Punkt direkt enthalten ist.
Angebot Jeder Mensch kann sich frei entscheiden, mitzumachen, auszusteigen und wieder einzusteigen.
Vereinfachung Ein Konzept in seiner Ganzheit ist meist sehr komplex. Für einen leichteren Einstieg sollte also eine Vereinfachung, eine Reduzierung auf einzelne Punkte möglich sein. Selbstverständlich ohne die übergeordnete Idee zu verfälschen. Für mich ist das die größte Aufgabe für intellektuelle Denker: Einen komplexen Sachverhalt so darzustellen, dass auch Menschen, die mehr in der Praxis zu Hause sind, verstehen, worum es geht und all ihre Taten in die richtige Richtung lenken können.
Mitmachen Es sind weder wirtschaftliche, finanzielle, rechtliche, spirituelle noch sonst irgendwelche Voraussetzungen nötig. Man muss auf nichts warten, es kann sofort losgehen. Alle Konzepte, die sich erst umsetzen lassen, wenn teils unmöglich zu erreichende Voraussetzungen gegeben sind, sind in meinen Augen für die Tonne.
Subsidiarität Entscheidungen werden von den Menschen getroffen, die von deren Auswirkungen betroffen sind.
Menschlichkeit Die Menschen werden da abgeholt, wo sie sind. Niemand muss sich stark verändern, um mitmachen zu dürfen. Alle, die auf das gleiche Ziel hinarbeiten wollen, sind willkommen.
Umsetzbarkeit Parallel zur theoretischen Entwicklung des Gesamtkonzepts gibt es eine praktische Umsetzung, wenn auch in vereinfachter Form. Mit Taten gewinnt man mehr Mitstreiter und Unterstützer.
Familie Alle gehören zur Menschheitsfamilie. Niemand wird ausgeschlossen, für jeden wird es einen Platz geben.
Rahmen Innerhalb eines weit gesteckten, aber festen Rahmens ist es jedem Menschen möglich, seine Persönlichkeit zu entfalten. Die Grenze für die persönliche Freiheit liegt da, wo sie einen negativen Einfluss auf die Gemeinschaft hat.
Gemeinschaft Alles ist so angelegt, dass, wenn immer ein Einzelner einen Nutzen hat, die Gemeinschaft auch profitiert.
Nachhaltigkeit Materielle Ressourcen werden immer weniger verbraucht, menschliche Ressourcen werden gefördert. So entsteht ein System, das für alle Zeit funktionieren kann. Langfristig können wir, in ein paar Generationen, der Natur vielleicht sogar etwas zurückgeben. Sie hätte es verdient.
Das sind nun zufällig 10 Punkte geworden, da hat mich die Analogie zu 10 Geboten förmlich angesprungen – ich bitte um Verzeihung bei allen, die sich davon gestört fühlen. Ich würde mich am meisten freuen, wenn die Punkte als Diskussionsgrundlage gesehen werden. Wenn am Ende alle Punkte durch bessere Inhalte ausgetauscht sind und es nur 8 oder 20 Punkte geworden sind – nichts würde mich glücklicher machen.
Fazit:
Eine Menschheit, eine weltweite Gesellschaft, eine Vision. Ja, es ist 5 vor 12 oder schon viel später, ja, es eilt, ja, für so eine aufwändige Geschichte haben wir eigentlich gar keine Zeit. Was haben wir ohne bisher erreicht? Die sehr gute Idee, mutig auf die Straße zu gehen, andere durch das Beispiel zum Mitgehen zu motivieren und so eine Massenbewegung auszulösen, hat nicht funktioniert. Das müssen wir, so weh es speziell den Organisatoren, die mit viel Herzblut dabei waren, auch tut, eingestehen. Und doch haben wir etwas ganz großes erreicht, es wird nur nicht so wahrgenommen: Wir haben uns gefunden!
Zusammen sind wir ganz locker die kritische Masse. Es ist verdammt schwierig, ehrenamtlich die Welt zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören. Rüdiger Lenz hat mal gesagt:
„Aktivismus ist Arbeit an sich selbst!“
Wenn jetzt also jeder mal einen Maßstab an sein eigenes Denken anlegt und anfängt, die Teile mit weniger Aufmerksamkeit zu belegen, die nicht zielführend sind? Was wäre dann? Ist es wirklich so wichtig, 100% der knappen Freizeit in die Recherche zu stecken, was dieses unmenschliche und korrupte System im innersten zusammenhält und wer zu welcher Zeit die handelnden Akteure waren? Reicht es nicht, wenn das ein paar Historiker tun? Statt für die Geltung irgendwelcher alten Gesetze zu kämpfen – kann man die Energie nicht sinnvoller auf eine bessere Zukunft richten (Gesetze sind nur für uns kleine Leute da, „die da oben“ haben sich zu keiner Zeit daran gehalten. Selbst wenn das Grundgesetz in seiner jetzigen, aufgeweichten Form Geltung hätte, stünden wir doch immer noch viel besser da!)?
Ob die Wurzel allen Übels nun im Fiat-Geldsystem, bei den Freimaurern, dem Opus Dei liegt, oder ob das alles Satanisten und Kinderschänder sind – was bringt uns das, es ganz genau zu wissen und diese Menschen ins Gefängnis zu stecken? Wäre das wirklich ein Schritt auf dem Weg in eine neue Gesellschaft? Hat eigentlich schon mal jemand darüber nachgedacht, dass man weder das Gesundheitsministerium noch die komplette Pharmaindustrie ins Gefängnis stecken kann? Man würde nur die handelnden Akteure austauschen. Kurzfristig wäre es sicher auch etwas besser, da die neue Riege der alten nicht gleich ins Gefängnis folgen möchte. Langfristig sind im Hintergrund die gleichen Kräfte aktiv, und es bleibt alles beim Alten.
So sehr ich, zum Beispiel, privat verstehe, wenn jemand den Mörder seines Kindes tötet – als Gesellschaft sollten wir anders denken und handeln. Die wenigen Menschen, die das wirklich getan haben, berichten meist auch, dass sie sich hinterher nicht besser fühlten. Zum Verlust des Kindes kam noch die Gewissheit, einen Menschen umgebracht zu haben. Ein befreiendes Gefühl nach gelungener Rache gibt es wohl nur in Hollywood.
Die Menschen, die ausschließlich Aufarbeitung und Vergeltung fordern, scheinen eine Art unterdrückte Gewalt in sich zu tragen. Trotz dass fast alle von ihnen liebevolle Väter, Mütter, Freunde und Kollegen sind. Vermutlich wird diese Wut und Gewalt, die die meisten zum Glück nicht ausleben, durch eine Gesellschaft hervorgebracht, die von Anfang an auf Konkurrenzkampf setzt. Beim Versuch, sich durchzusetzen, entstehen nicht nur 1 Gewinner und 10 Verlierer, sondern eben auch diese Aggression. Das Mitarbeiten an der Vision könnte einigen Menschen helfen, ihre liebevolle und mitmenschliche Seite zu stärken.
Je früher wir anfangen, die Vision zu entwickeln, um so früher ist klar, in welche Richtung unsere vielen tausend kleinen Aktionen und Initiativen gehen müssen. Um so früher verlieren die Feinde der Menschheit ihre Macht. Unsere Energien werden endlich gebündelt, es wird klar, was wir eigentlich wollen.
"Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft. Um etwas zu verändern, baut man Modelle, die das Alte überflüssig machen."
Richard Buckminster Fuller (1895 – 1983)
Hier der Link zur Akademie für WIRKRAFT e.V.: https://wirkraft.org/ +++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Mashosh / Shutterstock.com
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