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Wenn Technologie zum Antichrist wird | Von Anna Zollner

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Thiels geheime Vorträge mitten im Gaza-Krieg

Ein Standpunkt von Anna Zollner.

Am 7. Oktober 2023 begann die Eskalation in Gaza, die Welt sah den brutalen Angriff der Hamas und die darauffolgende militärische Reaktion Israels. Ab dem 12. Oktober folgten massive Luftangriffe, die Bodenoffensive, die humanitäre Katastrophe. In genau diesem Moment, als Gaza zur Brennkammer wurde, startete Peter Thiel, Palantir-Gründer und Girard-Schüler, seine Lecture Series über den Antichristen – eine vierteilige Reihe, gehalten in exklusiven, teils geheimen Zirkeln im Herbst 2023. Diese Gleichzeitigkeit ist mehr als Zufall, sie ist Chiffre. Während in Gaza das archaische Prinzip des göttlichen Urteils vollzogen wurde, entwarf Thiel im Unsichtbaren die moderne Version: den Antichrist als Technologie.

Thiel spricht nicht vage von Systemen oder Gefahren, er sagt es direkt: Der Antichrist ist nicht nur eine dämonische Figur der Offenbarung, er kann eine Technologie sein. Ein Regime, das Frieden verspricht und ein Gefängnis baut. Regulierung, Überwachung, globale Plattformen, jede Form totaler Zugriffskontrolle können Teil dieses Antichrist-Systems sein. Der Satz ist keine Metapher, sondern eine unfreiwillige Selbstanklage: Thiel ist der Erfinder der Überwachungstechnologie Palantir und all ihrer Komponenten. Fakt ist: Wenn Technologie selbst antichristlich werden kann, dann ist jeder Softwaredienst, jeder Algorithmus, jedes biometrische Verfahren ein mögliches Werkzeug des globalen Leviathans.

Während Thiel doziert, läuft in Gaza der Sündenbock-Mechanismus in Reinkultur. Die Palästinenser werden kollektiv als Terroristen, Barbaren, existentielle Bedrohung deklariert – und seit Jahren digital totalüberwacht. Die Mechanik ist exakt das, was Thiels Lehrer René Girard einst beschrieb: Die Gemeinschaft bündelt ihre Gewalt auf ein Opfer, erklärt es für schuldig und stabilisiert so ihre eigene Ordnung. Doch im 21. Jahrhundert sind die Mittel nicht mehr nur Waffen, sondern digitale Raster. Drohnenbilder, Satelliten, Metadaten, Bewegungsprofile – die palästinensischen Städte sind nicht nur physisch zerstört, sie sind auch digital kartiert, analysiert und markiert. Gaza wird nicht nur bombardiert, Gaza wird durchleuchtet.

Und wer durchleuchtet? Israel und die USA, synchronisiert. Wenn Israel überwacht, überwacht die NSA mit. Thiels Palantir liefert die Software, Unit 8200 liefert die Daten, die Five-Eyes-Architektur die Infrastruktur. Es ist eine transatlantische Koalition der Kontrolle. Zionistische Überwachung ist amerikanische Überwachung. Jerusalem und Washington sind keine getrennten Räume, sondern zwei Knoten einer Matrix. Wer in Gaza gescannt wird, wird global gescannt.

Diese Achse Jerusalem–DC wird auf den Rest der Welt übertragen. Israel versteht sich nicht nur als Staat, sondern als Modell. Jerusalem ist Mythos, Symbol und Kontrollzentrum zugleich.

Und dann kommt die zionistische Überzeugung hinzu, das Alte Testament eins zu eins umsetzen zu müssen. Konkret: Die Al-Aqsa-Moschee muss weg. Während Thiel im Silicon Valley über den Antichristen doziert, bereitet Israel rituelle Komponenten für den dritten Tempel in Jerusalem vor – die roten Kühe aus Texas wurden längst eingeflogen, der Traum vom apokalyptischen Ritual wird tatsächlich umgesetzt. Archaisches Opfer trifft auf digitale Architektur. Der rituelle Mord, den Girard als Urszene jeder Kultur beschrieb, verschmilzt mit der Software des 21. Jahrhunderts.

Doch die Weltbühne ist nicht mehr dieselbe. 2025 ist der Planet multipolar. China, Russland, Indien, die BRICS bauen ihre eigenen – auch digitalen – Architekturen aus. Israel versucht, sein Modell von Überwachung und Sicherheit als globalen Standard zu exportieren, während es gleichzeitig auf koloniale Überheblichkeit setzt: Palästinenser werden in die Schublade der „Dritten Welt“ gesteckt, zu disziplinieren, zu kontrollieren, zu verwalten. Das sogenannte Friedensangebot von Trump und Netanjahu an die Palästinenser strotzt von Arroganz, als sei es ein Akt der Gnade, wenn der Belagerer dem Belagerten Bedingungen diktiert, unter denen dieser überhaupt überleben darf.

Und genau hier wird Thiel interessant. Er ist kein naiver Mahner, er ist Teil der Architektur. Seine Vorträge über den Antichrist sind nicht Warnung, sondern Vorbereitung. Er errichtet geistig die Tür, durch die seine eigenen Produkte marschieren. Palantir beliefert NSA, CIA und israelische Dienste. Unit 8200 nutzt die Werkzeuge, die Gaza kartieren und Dissidenten weltweit markieren. Thiel warnt vor dem Antichristen – und verkauft gleichzeitig seine Software.

Die Ironie ist, dass die Offenbarung längst Handbuch geworden ist:

„Und es bringt alle dahin, die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Sklaven, dass sie ein Zeichen an ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirn annehmen; und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.“ (Offb 13,16–17).

Biometrische IDs, digitale Gesundheitsausweise, zentrale Währungen – alles längst Realität. Das Zeichen ist kein Symbol mehr, es ist ein Protokoll.

Clausewitz würde sagen: Israel braucht endlose Feinde, um seine Strategie zu rechtfertigen. Girard würde sagen: Es braucht endlose Opfer, um seine Gewalt zu stabilisieren. Johannes aus dem Neuen Testament würde sagen: Das Zeichen ist bereits verteilt, an Hand und Stirn, als digitale ID. Und Peter Thiel würde hinzufügen: Der Antichrist ist Technologie.
Der eigentliche Skandal ist, dass all diese Sätze gleichzeitig stimmen. Gaza ist das Opfer, Israel das Labor, Washington der Knotenpunkt, Palantir die Software. Der Antichrist ist keine Prophezeiung mehr, er ist ein Geschäftsmodell.

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Danke an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. 

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Bild: KI stärkt das globale KI-Netzwerk durch die Verbesserung der globalen, KI- und Netzwerkintegration für die weltweite Datenkonnektivität

Bildquelle: Summit Art Creations /shutterstock


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