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HIStory: Die Daseinsberechtigung der NATO aus dem Geist falscher Narrative

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Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von HIStory.

Das westliche Militärbündnis NATO gibt es jetzt schon seit dreiundsiebzig Jahren. Der Nordatlantikpakt wurde uns immer als notwendiges Übel verkauft. Als Verteidigungsbündnis gegen die finsteren Mächte des Kommunismus. Die Anfänge der NATO waren alles andere als vielversprechend. Immer wieder mussten die unwilligen „Partnerländer“ mit mehr oder minder sanfter Gewalt in das neue Militärbündnis geschubst werden.

Heute ist die NATO mit Abstand das größte und mit Verlaub gesagt: aggressivste Militärbündnis der Welt. Die NATO fühlt sich mittlerweile so stark, dass sie es nicht nur mit Russland, sondern sogar mit der Volksrepublik China aufnehmen will. So sagt es jedenfalls der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Doch gehen wir jetzt zurück zu den Anfängen der NATO, und schauen einmal, welche Begründung dieses Militärbündnis seine eigene Existenz rechtfertigt, und ob uns das überzeugt. Wir erkennen drei Gründungs-Narrative der NATO:

Narrativ Eins: Man hätte ja gerne nach dem Zweiten Weltkrieg in Frieden und durchaus im gemeinsamen Haus Europa leben wollen. Leider aber sei die Sowjetunion unter Generalissimus Stalin derart aggressiv, kriegslüstern und unkooperativ gewesen, dass man sich bedauerlicherweise bis an die Zähne aufrüsten musste.

Ja, wirklich? Musste „der Westen“ sich gegen den Ansturm der Bolschewiken hochrüsten?

Nun, versetzen wir uns in die 1940er Jahre. Im Abwehrkrieg gegen die Achsenmächte Deutschland, Italien und Japan arbeiteten die Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritannien mit der Sowjetunion zusammen, um diese Aggression niederzuringen. US-Präsident Franklin Delano Roosevelt beauftragte 1944 seinen Finanzminister Henry Morgenthau mit der Planung einer Nachkriegs-Weltordnung. Zusammen mit Regierungsvertretern aus 44 verbündeten Staaten im Kurort Bretton Woods in Neuengland wurden UNO, Weltbank, IWF, sowie die Welthandelsorganisation GATT aus der Taufe gehoben. Jetzt kommt‘s: Die Sowjetunion sollte selbstverständlich führendes Mitglied dieser Weltordnung werden. Dem IWF sollte die Sowjetunion als drittgrößter Einzahler angehören. Auch direkt nach dem Krieg wurde in den USA ernsthaft erwogen, den Sowjets sechs Milliarden Dollar als Wiederaufbau-Kredit zu gewähren und Stalins Reich in die neue Weltordnung zu integrieren. Man ging davon aus, dass die UdSSR nicht länger kommunistisch sei, sondern vielmehr nationale Interessen vertrete und Realpolitik betrieb wie alle kapitalistischen Länder. Dann jedoch beschlossen die maßgebenden Strategen der USA, Stalin die Tür vor der Nase zuzumachen und die Kriegsverbündeten zukünftig als Todfeinde zu behandeln.

Doch: waren denn die USA und Großbritannien auf der einen Seite, und die Sowjetunion auf der anderen Seite, überhaupt Kriegsverbündete? Tauschten sie ehrlich und offen ihre Erkenntnisse und Absichten aus? Davon kann leider überhaupt keine Rede sein. Zwar hatten die USA durch ihr Lend-Lease-Programm nicht nur Großbritannien sondern auch der Sowjetunion großzügig mit Geld und kriegswichtigem Material unter die Arme gegriffen. Die Hauptlast des aufreibenden Bodenkampfes trugen die Soldaten der Roten Armee fast ganz alleine – mit unvorstellbaren Verlusten an Menschenleben. Es entstand sogar der Eindruck, dass die Westmächte erst einmal zuwarteten, wer im Kampf der beiden Diktaturen obsiegen würde: die Wehrmacht oder die Rote Armee?

Anstatt die Sowjets durch eine Front im Westen zu entlasten, überredete Churchill den US-Präsidenten Roosevelt, eine Front von Nordafrika über Italien aufzurollen, um dann die Rote Armee im Balkan und im Baltikum daran zu hindern, weiter nach Westen vorzurücken. Tatsächlich begann die Invasion in der Normandie erst im Sommer 1944 – als nämlich die Rote Armee die Wehrmacht im Eiltempo gen Westen trieb. Trotz allem blieben die ausgeruhten und gut genährten GIs an der deutschen Grenze stecken. Die Rote Armee verlor beim Entlastungsangriff auf Berlin dagegen 300.000 Soldaten.

Dass die Sowjetunion faktisch alleine den Bodenkrieg gegen die Nazis auszufechten hatte, forderte eben jenen extrem hohen Blutzoll. Um der kollektiven Amnesie des Westens einmal nackte Zahlen über den großen Brand im Osten erneut zuzuführen: 28 Millionen zivile und militärische Todesopfer hatte die Sowjetunion zu beklagen. 31.000 Fabriken wurden in Schutt und Asche gelegt; dazu 65.000 Quadratkilometer Gleisanlagen; 2.900 Maschinen und Traktorstationen; 20 Millionen Schweine; sieben Millionen Pferde; 17 Millionen Rinder; sechs Millionen niedergebrannte Gebäude, die wiederum 25 Millionen Menschen ohne Obdach buchstäblich im Regen stehen ließen; 40.000 Krankenhäuser; 84.000 Schulen; 43.000 öffentliche Bibliotheken. Alleine im kleinen Weißrussland verschwanden 209 Städte einschließlich der Hauptstadt Minsk komplett von der Erdoberfläche.

Kann man unter solchen Umständen überhaupt noch ans Angreifen denken?

So kommt auch ein Bericht des US-Geheimdienstes OSS im Jahre 1945 zu der Schlussfolgerung, die Sowjetunion könne gar nicht an einen Angriffskrieg denken, da die Infrastruktur an ihrer Westfront ausgelöscht sei. Die Soldaten seien erschöpft und mit polizeilichen Aufgaben ausgelastet. Die technische Ausstattung der Roten Armee sei veraltet und die Hälfte ihres Fuhrparks bestünde nach wie vor aus so genannten Panje-Wagen – also: musealen Pferdekutschen! Auch der Geheimbericht NSC-68 des Nationalen Sicherheitsrates der USA von 1950 gibt unumwunden zu, dass die Sowjetunion an Wirtschaftskraft und militärischer Stärke nur ein Viertel des Potentials der Westmächte zur Verfügung hat.

Wie sieht es also mit der gefühlten Angriffslust der Sowjetunion aus? So beklagte der ehemalige britische Premierminister Churchill in seiner Rede an der Winchester-Universität im amerikanischen Fulton 1947, Stalin habe einfach ganz kackfrech die Länder des späteren Warschauer Paktes durch einen Eisernen Vorhang vom Rest der Welt abgeschnitten. Eigenmächtig habe er die sowjetische Grenze nach Westen verschoben. Litt Churchill unter Gedächtnisschwund? Er selber traf doch mitten im Krieg in Moskau mit besagtem Stalin diese Verabredung.

Wie Schüler warfen sie sich Kassiber zu, auf denen stand, wieviel Prozent der Westen und wieviel Prozent der Osten von einzelnen Ländern bekommen sollte. Dass eine solche prozentuale Aufteilung praktisch nicht durchzuführen war, leuchtete allen Beteiligten ein. Konsens bestand jedoch darüber, dass der Wille der betroffenen Nationen und Völker keine Rolle spielen sollte. Auf diese Weise wurden die politischen Eliten im Osten gewaltsam auf Stalin-Linie gebürstet. Und im Westen, keineswegs unblutiger, entsprechend auf USA-Linie gestriegelt. Der Unwille der Griechen zum Beispiel, sich geostrategisch einem bestimmten Lager zuordnen zu lassen, wurde im so genannten Griechischen Bürgerkrieg mit einem Blutzoll von 160.000 Toten, Napalm-Attacken auf Partisanen und Zwangsadoptionen von Partisanenkindern (Paidomazoma) bezahlt. Weder Stalin noch Churchill, und schon gar nicht Truman, trugen bei ihrer geopolitischen Arrondierung Samthandschuhe. Der Vorwurf der gewaltsamen geopolitischen Flurbereinigung durch Stalin darf also getrost als einseitig und heuchlerisch verworfen werden.

Narrativ Zwei: die Rote Armee habe auch nach dem Ende der Kampfhandlungen über 4.5 Millionen Soldaten unter Waffen gehalten. Die USA dagegen hätten ganz friedliebend ihre Streitkräfte auf 1.5 Millionen Soldaten heruntergefahren. Dem ist nicht zu widersprechen. Es gibt aber triftige Gründe, warum Stalin die akute und sehr reale Gefahr eines erneuten Angriffskrieges gegen sein Land zur Kenntnis nahm und folglich seine Streitkräfte in voller Alarmbereitschaft hielt. Da war zum einen die von Churchill in Auftrag gegebene Planung für die Operation Unthinkable. sofort nach der deutschen Kapitulation sollten 100.000 Wehrmachts- und SS-Soldaten neu bewaffnet und zusammen mit den westalliierten Streitkräften in einen Krieg gegen die Sowjetunion ziehen. Die Planung dirigierte Sir Hastings Lionel Ismay. Der avancierte später zum ersten Generalsekretär der NATO. Von Ismay stammt das klassisch gewordene Bonmot: die NATO sei dazu da, „die Russen [aus Europa] rauszuhalten, die USA reinzuholen und die Deutschen dauerhaft unten zu halten.“

Angeblich wollte man die Sowjets aus Polen vertreiben, und dann stehenbleiben. Es heißt aber in Ismays Memorandum unmissverständlich: „Das zentrale oder auch politische Ziel besteht darin, Russland den Willen der Vereinigten Staaten und des Britischen Empires aufzuzwingen … es hängt ab von der russischen Entscheidung. Wenn sie den Totalen Krieg haben wollen, dann können sie ihn bekommen.“ Diese Goebbels-Sprache gegen eine Nation, die nicht zuletzt die Briten vor der Schmach einer Niederlage gegen Hitler bewahrt hatte, ist unterirdisch. Zum Segen für den Weltfrieden wurde der Kriegstreiber Churchill bei der Parlamentswahl im Sommer 1945 durch einen Erdrutschsieg für die Labour-Partei aus dem Amt gejagt und somit von seinem Vorhaben abgehalten, da weiterzumachen wo Hitler aufhören musste.

Doch auch die neue USA-Regierung war um keinen Deut besser. Hatte Präsident Roosevelt sich noch fair und gewissenhaft an die Vereinbarungen mit der Sowjetunion gehalten, benahm sich sein Nachfolger Truman weniger Gentleman-like. Truman war auf Druck diskreter Herrschaften aus dem New Yorker Council on Foreign Relations 1944 zu Roosevelts Vizepräsidenten gemacht worden. Roosevelt-Nachfolger Truman erwies sich als „gelehriger Schüler“ der weisen Männer aus dem Council.

Der außenpolitische Azubi Truman ließ zunächst die japanischen Großstädte Hiroshima und Nagasaki mit zwei verschiedenen Typen von Atombomben einäschern – über 250.000 Todesopfer waren zu beklagen. Truman log die eigene Bevölkerung an, bei den Bombenzielen handele es sich um Militärbasen. Die Einäscherung der beiden Städte geschah, obwohl Japan längst zur Kapitulation bereit war. Der makabre Waffentest an lebenden Objekten war der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe geheim gehaltener Angriffsszenarien gegen das Sowjetreich.

Direkt nach dem Tod von Roosevelt beauftragte dessen Amtsnachfolger Truman den legendären General Dwight D. Eisenhower mit der Entwicklung des Plan Totality. Zeitnah zum Abwurf der beiden Atombomben in Japan sollte den Sowjets dieser Totalitätsplan zugespielt werden. Die noch vor Nuklearregen Ungeschützten sollten sich erschrecken, um sodann vor diesem Bluff klein beizugeben. Zwanzig Städte in der Sowjetunion sollten mit Atombomben ausgelöscht werden. Tatsächlich verfügten die US-Streitkräfte 1945 gerade mal über jene beiden in Hiroshima und Nagasaki eingesetzten Atombomben. Es fehlte auch noch ein Flugzeug. Oder eine Rakete, um Bomben im sowjetischen Territorium abwerfen zu können. Das sollte sich jedoch bald lösen lassen. Im Jahre 1949 konnten die Amerikaner mit ihrer Operation Dropshot einen atomaren Vernichtungsschlag für das Jahr 1957 schon ernsthaft ins Auge fassen. Dieser 1977 veröffentlichte Geheimplan sah vor, einhundert Großstädte in der Sowjetunion mit 300 Atombomben und 29.000 „hochexplosiven“ Phosphorbomben auszulöschen und dabei neben gigantischen Opfern an Menschenleben auch 85% der sowjetischen Industrieproduktion lahmzulegen.

Da mit Gewissheit Stalin durch seine hocheffiziente Feindaufklärung von diesen durchaus ernst gemeinten Plänen wusste, musste er als Regierungschef darauf bestehen, das einzig relevante Abwehrpotential seines rückständigen Riesenreiches ständig bereit zu halten – nämlich die gigantischen Reserven der Infanterie. Diese Dauermobilisierung eines Millionenheeres als Rechtfertigung für die Existenz der NATO anzuführen, ist intellektuell unredlich.

NATO-Narrativ Nummer drei: Der Ostblock habe die deutsche Spaltung herbeigeführt und auf diese Weise „den Westen“ leider gezwungen, sich mitten in Deutschland mit seinen Waffen aufzustellen.

Auf den letzten Kriegskonferenzen der „Großen Drei“ in Teheran, Jalta und Potsdam herrschte Einigkeit, das Deutsche Reich in seiner militaristischen und imperialistischen Struktur zu zerschlagen. Ein erneutes demokratisches Deutschland sollte von unten her aufgebaut werden. Einstweilen sollte der paritätisch besetzte Alliierte Kontrollrat anstelle einer deutschen Regierung die großen Entscheidungen treffen. Territorial wurde Deutschland in vier Teile zerlegt – allerdings sollte das entmilitarisierte Gebiet von allen vier Alliierten gemeinsam regiert werden. Der Konsens wurde jedoch auf der Londoner Sechsmächtekonferenz 1948 in aller Stille beerdigt. Denn die Sowjetunion und ihre neuen Satellitenstaaten waren von dieser Konferenz ausgeschlossen.

Stattdessen stimmten sich hier die USA, Großbritannien, Frankreich sowie die Benelux-Staaten über den zukünftigen Status der drei westlichen Besatzungszonen ab. Als bei der Alliierten Kontrollratssitzung am 20. März 1948 der sowjetische Marschall Sokolowski von seinen westlichen Partnern gerne Genaueres über die Ergebnisse der Londoner Sechsmächtekonferenz erfahren wollte, schwiegen diese ihn ebenso vielsagend wie höhnisch an. Woraufhin Sokolowski und seine Mitarbeiter die Konferenz verließen und dort auch nie wieder gesehen wurden.

Sicher war den Sowjets nicht entgangen, dass sich derweil in den Westzonen entscheidende Dinge und unwiderrufliche Entwicklungen abspulten. Denn bereits seit dem September 1947 druckten und prägten die American Note Company in New York und das Bureau of Engraving and Printing in Washington D.C. die neue Währung exklusiv für die Westzonen. Gesamtumfang dieses Lebenselixiers: 5.7 Milliarden Deutsche Mark. Und das alles unter höchst konspirativen Umständen, sorgfältig konfektioniert für die Bedürfnisse der Westzonen. Am 20. Juni 1948 regnete die neue Valuta in die Schürzen der westdeutschen Bürger. Die Sowjets stoppelten improvisatorisch eine eigene neue Notwährung zusammen, wobei teilweise alte Geldscheine einfach neu überdruckt wurden, begleitet von Spott und Hohn der Öffentlichkeit. Richtig blamabel war sodann Väterchen Stalins Rache: er ließ das unter alliiertem Kommando stehende Westberlin einsperren. Das ist in den Geschichtsbüchern als Berlin-Blockade festgehalten. Diese perspektivlose Verzweiflungstat trieb die Westberliner nunmehr komplett in das Lager der Amerikaner, die mit ihren Rosinenbombern auf der ganzen Linie punkten konnten.

Jetzt ging es den Sowjets nur noch darum, eine Bewaffnung der neuen Bundesrepublik Deutschland zu verhindern oder zumindest solange wie es ging hinauszuzögern. So bot der gealterte Stalin im Jahre 1952 in seiner Deutschland-Note an, seine gerade im Gegenzug gegen die Bundesrepublik gegründete DDR zu opfern, wenn sich der Westen mit einem neutralen und militärfreien Gesamtdeutschland anfreunden würde. Stalins Nachfolger Chruschtschow und Malenko gingen 1954 sogar noch einen Schritt weiter. Sie boten an, in die NATO einzutreten! Die Sowjets koppelten ihr Beitrittsangebot mit dem Vorschlag, die USA sollten sich in diesem Falle auf einen Beobachterstatus zurückziehen. Das ging nun gar nicht. Den Hausherrn vor die Tür schicken? Im Jahre 1955 war dann der Beitritt der Bundesrepublik in die NATO nicht mehr aufzuhalten. Erst zu diesem Zeitpunkt gab die UdSSR ihre Zurückhaltung auf und gründete ihrerseits den Warschauer Pakt, das Militärbündnis der Satellitenstaaten Moskaus. Als nun allerdings im Jahre 1958 Chruschtschow mit seinem Berlin-Ultimatum keck die Westmächte aufforderte, ihre Truppen aus Westberlin abzuziehen, geschah das bislang Unvorstellbare: die Westmächte versuchten die Sowjets zu besänftigen. Denn 1957 demonstrierte der Sputnik-Schock, dass von nun an die Sowjets mit ihrer neuen Semjorka-Interkontinentalrakete R-7 Atombomben mitten in die USA transportieren konnten.

Entsprechend konziliant gestimmt trafen sich die Außenminister aller vier Siegermächte, also der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion zum ersten Mal seit langem, und zwar zur Genfer Konferenz 1959. Aus einer Position der Stärke heraus konnte der russisch-ukrainische Polterer Chruschtschow nach dem U2-Vorfall seinen Counterpart Eisenhower mehrmals öffentlich demütigen.

Der Bau der Berliner Mauer wiederum legte für alle erkennbar den Finger in die Wunde der miserablen wirtschaftlichen Verfassung des Ostblocks. 1964 versuchte Chruschtschow dennoch ganz ungeniert, die Bundesrepublik aus dem NATO-Bündnis herauszulocken. Er schickte seinen Schwiegersohn Alexej Adschubej, seines Zeichens Chefredakteur der einflussreichen Zeitung Iswetija, zu den Spitzen der westdeutschen Wirtschaft und Politik. Sein Angebot ähnelte Gorbatschows Offerte zwanzig Jahre später: Preisgabe der DDR zugunsten einer nach Osten ausgeweiteten BRD, die ihre Bundeswehr behalten durfte. Sie sollte allerdings aus der NATO ausscheren und neutral werden. Im Gegenzug sollte die mächtige westdeutsche Industrie der Sowjetunion bei der Modernisierung ihrer Anlagen, besonders im Chemiesektor, tatkräftig unter die Arme greifen. Die westdeutsche Presse berichtete damals ausführlich und durchaus wohlwollend über diese Abwerbung von der NATO durch den Sowjetherrscher. Jedoch bereits im Oktober 1964 sollte Chruschtschow gestürzt und durch die Doppelherrschaft von Kossygin und Breschnew ersetzt werden. Damit war diese Wiederauflage des Rapallo-Vertrages aus der Weimarer Republik, und damit auch die Wiedervereinigung Deutschlands, für lange Zeit vom Tisch.

Was lernen wir aus alledem? Die Behauptung, es sei die Sowjetunion gewesen, die die deutsche Teilung betrieben und damit die Remilitarisierung Deutschlands unvermeidlich gemacht habe, entbehrt jeder Grundlage. Zudem ist die NATO nicht als Reaktion auf eine Aggression der Sowjetunion entstanden. Die NATO ist kein Defensivbündnis. Die NATO ist selber unverkennbar ein Offensivbündnis. Dieser Faden zieht sich, immer weiter verstärkt, unerschütterlich in die Jetztzeit hinein.

Wir lernen aus der Vergangenheit, wie wir die Zukunft besser machen.

Quellen:

<1> Bernd Greiner, Die Morgenthau-Legende – Zur Geschichte eines umstrittenen Plans. Hamburg 1995. S.147ff <2> https://www.heise.de/tp/features/Der-Klub-der-Weisen-Maenner-3419681.html <3> https://linkezeitung.de/2018/09/27/charles-chaplin-und-die-zweite-front/ <4> Diese, zurückhaltend ausgedrückt, ambivalente Haltung des Westens gegenüber der Sowjetunion hat der ehemalige sowjetische Botschafter Valentin Falin in einer faktengetränkten Dokumentation dargestellt: Valentin Falin: Die Zweite Front – Interessenkonflikte in der Anti-Hitler-Koalition. München 1995. <5> Diese Zahlen nannte der sowjetische Außenminister Molotow auf der Moskauer Konferenz von 1947: „Er bemaß sie [diese Zahlen] niedrig, um nicht gar zu armselig zu erscheinen …“ So Jörg Friedrich in Yalu – An den Ufern des Dritten Weltkriegs. Berlin 2007. S.52. <6> So der Befund der US-Geheimdienste in einem Memorandum vom 6.1.1945. Joachim Guilliard: 1949-91: Kurze Bilanz einer kriegerischen Geschichte. In: Tobias Pflüger u.a.: Kein Frieden mit der NATO – Die NATO als Waffe des Westens. Informationsstelle Militarisierung e.V. Tübingen 2009. https://www.imi-online.de/2009/02/15/die-nato-1949-91-kur/ siehe auch: Christopher Simpson: Blowback – America`s Recruitment of Nazis and its Effect on the Cold War. New York 1988. S.56 Die Kavallerie der Sowjetunion wurde erst 1953 aufgelöst. <7> https://usacontrol.wordpress.com/?s=NSC-68 <8> https://en.wikipedia.org/wiki/Percentages_agreement

Bildquellen:

https://commons.wikimedia.org


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