Er ist wieder da | Von Anke Behrend

Der Virenpapst meldet sich zu Wort

Ein Standpunkt von Anke Behrend. 

Viele Monate war Christian Drosten abgetaucht. Nun meldet er sich zurück mit einem Buch, welches er gemeinsam verfasst hat mit dem früheren Chefredakteur des ehemaligen Nachrichtenmagazins Der Spiegel, Georg Mascolo. Unter dem Titel „Alles überstanden?“ rechtfertigt er das erratische Vorgehen und zeichnet bereits die nächste Pandemie als unausweichlich vor:

„Ein überfälliges Gespräch zu einer Pandemie, die nicht die letzte gewesen sein wird“, heißt es im Untertitel.

„Einer der ersten Spitzenpolitiker, die sich mit einem Beratungswunsch meldeten, war die Kanzlerin Angela Merkel.“ Sie habe sofort verstanden, worum es rechnerisch ging. (1)

Aber hatte Drosten dies eigentlich selbst verstanden? Dazu einige Auszüge aus seinen Podcasts, die er vom 16. Februar 2020 bis 12. Januar 2023 regelmäßig beim NDR veröffentlichte (2):

In Folge 1 der Reihe geht es um bekanntes Wissen:

„… wir können schon annehmen, dass dieses Virus, wie viele andere physikalisch ähnlich aufgebaute Viren – also gehüllte RNA Viren – labil ist gegen UV-Strahlung, gegen Trockenheit, sodass wir in den Sommermonaten eine ganz natürliche Verlangsamung der Verbreitung bekommen.“ (3)

Wie zählt man Grippetote und wer stirbt?

„Und dann zählt man in den anderen Monaten des Jahres die Todesfälle. Dann vergleicht man die Zahlen, und das, was da an mehr Todesfällen in der Grippesaison auftritt, das schreibt man der Influenza zu. Das ist natürlich eine ganz grobe Schätzung, die tatsächlich erfahrungsgemäß mit der Schwere einer Grippewelle korreliert. Aber das sind nicht jeweils die an Grippe gestorbenen Personen, sondern da hat die Grippe häufig etwas angestoßen, was vorher schon als Grunderkrankung stark da war.“ (3)

Die geschätzte Fallsterblichkeit ist höher als die reale:

„Die Fallsterblichkeit wird einfach zwangsweise am Anfang einer Pandemie verschätzt – und zwar überschätzt. Das liegt daran, dass verstorbene Personen auffallen und mild Erkrankte nicht auffallen, und natürlicherweise ist es deswegen gerade am Anfang von solchen Epidemien so, dass man alle Verstorbenen zählt, aber längst nicht alle Fälle.“ (3)

Im weiteren Verlauf spricht er von Werten zwischen 0,1 bis 0,5 Prozent und warnt vor voreiligen Berechnungen. Bei einer Influenza liegt dieser Wert zwischen 0,1 und 0,2 Prozent, bei hospitalisierten Patienten kann sie bei 0,5 Prozent liegen (4).

In Folge 9 am 9. März hat Drosten seine Einschätzung geändert und zwar …
„Durch eine wichtige Studie, die erschienen ist. Eine Modellierungsstudie, muss man dazusagen. Alles, was wir im Moment haben, um die Zukunft vorauszusagen, sind Modellrechnungen. Und so eine Studie ist herausgekommen von einer weltweit führenden Gruppe. Die sagt voraus, dass der Temperatureffekt auf dieses Virus relativ klein sein wird.“

Nun prognostiziert er den Höhepunkt der Welle folgendermaßen: „Wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird.“ (5) Das war falsch.

Am 18. März in Folge 16 (6) folgt dieses Statement:
„Wir sind nun mal jetzt gerade in der ansteigenden Flanke einer exponentiellen Wachstumskinetik. Und wenn wir nicht jetzt etwas tun, und zwar drastisch und einschneidend, dann wird das so weitergehen. Dann haben wir im Juni, Juli ein Problem.“

In dieser Folge geht es nun auch um die Modellierung des Imperial College, die für die massive Überbewertung der Sterblichkeit verantwortlich war:

„Das Imperial College in London hat gerade eine neue Modellierung veröffentlicht, also eine Hochrechnung oder Prognose (…).“

„Wie beurteilen Sie und Ihre Kollegen diese Rechnung?“, fragt Korinna Henning vom NDR. Drosten antwortet:

„Ich kann jetzt nicht sagen, wie meine Kollegen die beurteilen, denn diese Studie ist so neu, dass kaum jemand bis jetzt überhaupt Zeit hatte, die ganz zu lesen und zu verstehen. Aber ich halte das auch für eine sehr wichtige Studie. Das ist wahrscheinlich auch eine der Studien, die aktuell hinter den Entscheidungen der Politik in Großbritannien gestanden haben. (…)“

Und politische Entscheidungen brauche es jetzt.

„So, und jetzt also zu dieser Studie, es werden da Annahmen gemacht – und das ist immer so in diesen Modellierungsstudien. Man kann so ein mathematisches Modell nicht einfach so nach Naturkonstanten durchrechnen, sondern man muss diesen Modellen Annahmen mitgeben. Und das hier ist jetzt einfach eine Studie, bei der ganz besonders feinkörnig nachgeschaut wurde, also bei der das mathematische Modell besonders elaboriert ist, und auch kleinste Details mit rein programmiert wurden. Aber auch in diesen kleinsten Details liegen natürlich Annahmen, und man muss sich diese Annahmen vielleicht erst mal vergegenwärtigen.“

Eine Studie also, die allein auf Annahmen beruht, denn konkrete Daten konnte es noch gar nicht geben. Durchgearbeitet hatte Drosten die Studie auch nicht:

„Ich lese hier gerade auch, während ich spreche, das musste ich mir jetzt auch rausschreiben, ich habe wirklich erst heute morgen diese Studie gelesen, und ich kann nicht sagen, dass ich die komplett in allen Details erfasst habe.“

Und so stellt er völlig korrekt das Folgende fest:

„Aber ob das wirklich ein Drittel sind (die keine Symptome entwickeln, Anm. d. Verf.), wissen wir nicht, das ist hier wirklich eine Schätzung. Daran sieht man schon mal, solche Schätzungen, die sind mutig, und die können komplett falsch sein, und die können am Ende einer Modellrechnung extreme Auswirkungen haben. Das ist immer das Problem bei Modellen, an einigen Stellen muss man Schätzungen eingeben. Da hat man dann also eine wissenschaftliche Studie, die sieht extrem kompliziert aus, aber an den wichtigen Stellschrauben steht dann plötzlich da: Ja, da haben wir einen Experten gefragt und er hat das geschätzt. Das ist so ein bisschen das Problem an solchen Studien.“

„Und dann schätzen sie (die Autoren der Studie, Anm. d. Verf.), dass ein Drittel derjenigen, die ins Krankenhaus gehen, beatmet werden müssen. Das ist schon eine hohe Zahl, wie ich finde. Aber sie gehen auch davon aus, also das kann man umrechnen, das wären dann 1,32 Prozent aller Infizierter. Und das mag schon sein, solche Schätzungen würde ich auch anstellen. Und hier steht dann aber auch wieder dabei: Das basiert auf einer Schätzung eines Professors in England.“

Ungeachtet der Tatsache, dass das Wissen bis dato auf Glauben beruht, schlägt Drosten bereits hier vor, die Regularien für Impfstoffzulassungen zu lockern:

„Aber ich denke, wir müssen jetzt diesen Denkprozess unter Experten in der Wissenschaft starten, auch ungewöhnliche Optionen zu denken, wenn wir an diese Modellierungszahlen glauben. Und ich glaube schon an diese Zahlen. Also, ich habe immer meine Reserviertheiten gegen solche Modellierungen, weil, wie ich das vorhin schon mal sagte, immer grobe Annahmen getroffen werden. Also man hat da ein hoch diffiziles System, aber irgendwo ist dann plötzlich eine ganz grobe Schraube dran, und irgendjemand kommt einfach und dreht da mal dran rum, so wie er gerade meint. Während andere Sachen, die ganz feinen Zahnrädchen – die justieren sich alle gegenseitig selbst. Und man kann da wirklich auch skeptisch sein.“

Wenig später glaubt er allerdings schon nicht mehr, „…dass diese epidemiologischen Modellierungen so grobe Fehler machen, wie sie die noch vor 15 Jahren oder vor 20 Jahren gemacht haben, wo es dann hieß: Ganz England wird in den nächsten Monaten BSE bekommen, und solche Geschichten. Das waren Fehler, die da auch mit den Berechnungen und mit den Annahmen gemacht wurden, und das ist nicht eingetreten.“

Und weiter:

„Aber da ist jetzt so viel Zeit vergangen, und da ist so viel dazugelernt worden, dass wir einfach als Wissenschaftler sagen müssen, dass wir das ernst nehmen“

Diese Studie, die er noch gar nicht vollständig gelesen hat, hält er nun

„… für eine der besten Studien, die bisher verfügbar ist. (…) Und die Aussichten sind wirklich verzweifelnd. Es ist wirklich schlimm, was man da unterm Strich raus liest aus dieser Studie, und wir müssen uns jetzt hinsetzen und miteinander über Möglichkeiten sprechen.“

In der Studie (7) ist Folgendes zu lesen:

„Die Modellierung der Pandemie ohne Eindämmungsmaßnahmen geht von einem Maximum der Mortalität in Großbritannien für Mitte Juni aus, Deutschland dürfte einen Monat früher liegen. Wenn man die Zahlen für Großbritannien umrechnet, würde das aufgrund der Bevölkerungszahl für Deutschland 640.000 Todesfälle bedeuten.“

In der Podcastfolge 33 geht es noch einmal um Modellierungen, nun hat Drosten eine 180 Grad Wende hingelegt:

„Man darf nie den Fehler machen, zu sagen, eine epidemiologische Modellierung, das ist nur eine Modellierung. Und wenn man da einen Faktor ändert, dann bricht das alles wie ein Kartenhaus zusammen. Nein. Wir machen epidemiologische Modellierungen, um die Wirklichkeit besser zu verstehen. Das bricht überhaupt nicht wie ein Kartenhaus zusammen. Diese Modellierungen sind heutzutage so gut, dass die Faktoren, die wichtig sind, sich zum Teil gegenseitig kontrollieren. Da sind auch Kontrollstufen mit eingebaut. Wir können wirklich davon ausgehen, dass wir hier die Realität abbilden. Die epidemiologische Wissenschaft ist so gut geworden in den letzten 15, 20 Jahren, dass diese frappierenden Fehler, dass komplett falsche Voraussagen gemacht werden, die können wir nicht mehr erwarten.“

Die skandalösen Fehlprognosen zu BSE (1995 – 2006) und Schweinegrippe (2009) fallen in diesen Zeitraum.

Mitte Juni 2020 war immerhin noch 570.000 Toten die Rede, würden keine Maßnahmen ergriffen. Tatsächlich waren Ende Mai nur etwa 7.000 Todesfälle gezählt worden. Darauf hat Christian Drosten in Folge 48 nur eine Antwort: Die Maßnahmen haben gewirkt! (8)

Im Gespräch mit Mascolo kommt er auf das Präventionsparadox zu sprechen: „Jetzt haben viele den Ernst der damaligen Lage vergessen und wollen suggerieren, die Maßnahmen seien in Wirklichkeit alle übertrieben gewesen. Es ist ein so offensichtlicher Mechanismus, und doch fällt man immer wieder auf ihn herein.“ (1)

Dabei handelt es sich allerdings gar nicht um das Präventionsparadox, sondern um den Zielscheibenfehler. Man verhängt Maßnahmen, deren Wirksamkeit bestenfalls zweifelhaft ist. Tritt das Schadensereignis nicht im prognostizierten Ausmaß ein, verbucht man es als Wirkungsweise der Maßnahmen. (10)

Auch die unterkomplexen Vergleiche, die man aus den vergangenen Jahren als „Gurtvergleiche“ zu Genüge kennt, sind wieder da. Diesmal als Feuerwehrschlauch von Georg Mascolo: „Niemand kritisiert die Feuerwehr dafür, dass sie genügend Schläuche kauft, auch wenn es dann gar nicht brennt.“ (1) Und man möchte entgegnen, dass niemand einen Löschhubschrauber ruft, wenn das Spiegelei angebrannt ist.

(9) https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/praeventionsparadox/

(10) https://de.wikipedia.org/wiki/Zielscheibenfehler

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Wir danken der Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Jaz_Online / shutterstock

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Kommentare (9)

9 Kommentare zu: “Er ist wieder da | Von Anke Behrend

  1. hulli3 sagt:

    Er ist doch einer der beliebtesten, zusammen mit den Kinderbucherzähler.
    "Den Teufel spürt das Völkchen nie,
    Und wenn er sie beym Kragen hätte."

  2. Nevyn sagt:

    „Ohne Angst der Massen keine Bewegung der Massen.“

    Ein Insider packt aus: Die Klimakrise begann als Geschäftsmodell
    https://video-liberty.com/w/dCyBkvib1dtbiAZ8dYbTft
    Ein Video aus 2007

    Die Themen ändern sich, das Must bleibt.
    Es braucht keinen Wolf, es reicht schon zu schreien: "Hilfe, der Wolf kommt!"
    Wenn die Menschen ihre Angst verlieren, verlieren die Mächtigen ihre Macht.

    Wer liebt, hat keine Angst.
    Wer Angst hat, kann nicht lieben.

  3. Es ist so langsam aber sicher verdächtig: immer und immer wieder wird dem gleichen MIST Aufmerksamkeit (und eine Kommentierung bei Apolut!) geschenkt – was soll das, Frau Behrendt??
    Warum beschäftigen Sie sich nicht einmal mit Publikationen, die die Impflüge (Die Impf-Illusion, Dr. Suzanne Humphries et al), die Allopathie-Lügen (Virus-Wahn, Engelbrecht, Köhnlein, Bailey, Scoglio) thematisieren, oder Allgemeinem zum Thema wie den Blog "Viroliegy.com" von Mike Stone?
    Investigative Arbeit kann so schön sein – und so sinnstiftend, wenn man diese Reichweite hat wie Sie Frau Behrendt.

  4. Parkwaechter sagt:

    Der Drostenvogel müsste längst bei Wasser und Hirse in einem Gitterkäfig sitzen. Stattdessen holt man ihn jetzt allen Ernstes wieder vor die Kameras, um eine weitere (Vogelgrippe) – "Pandemie" zu inszenieren.

    Mein Gott, was für eine grottenschlechte Shitshow.
    Wer sich diesmal wieder die Scheiße spritzen lässt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.

  5. Meinenstein sagt:

    Was soll dieser Artikel?
    Was will uns die Autorin mit diesem episch langen Schwafelzitaten von Drosten sagen?
    Sehr sehr merkwürdig das schlechte Essen nur ein bischen anders gewürzt wieder unter die Leute zu bringen!

    Bestenfalls ist hier schlicht Langeweile im Spiel, oder . . .

    Bleiben wir stark

    :-)

  6. Norbobot sagt:

    wenn man gut schwafeln kann und man mit zweifelhaften Titeln behängt wird, kann man auch in einem ganzen Buch sagen: "ich habe keine Ahnung – so glaubt mir doch!"

  7. Nevyn sagt:

    Dr. Osten?
    War das nicht der Quandt-Quotient, dessen Dissertation irgendwie …
    Na egal.
    Dass sich Auguren im Dienste der Regierung betätigen, ist nicht gerade neu, allenfalls dass sie es als Wissenschaft bezeichnen und die Vögel durch Fledermäuse ersetzt wurden.

    Der Mann hat also ein Buch heraus gebracht.
    Ich habe heute auch schon etwas heraus gebracht.
    Nur es herum zeigen zu wollen, hätte ich mich geschämt.

    • HAL11000 sagt:

      Dafür brauchen Sie sich doch nicht schämen. Das "Herausgebrachte" hatte vermutlich bestimmt mehr Niveau als das Gestümpere dieses Verbrechers.

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