Lösung der Ukraine-Krise
Es wird immer offensichtlicher, dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten bei den beginnenden Verhandlungen zwischen den USA und Russland über die Ukraine nicht am Tisch sitzen. Das gleiche dürfte auch für Selensky gelten.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Die Spekulationen, wie es mit der Ukraine weitergeht, sind eines der beherrschenden Themen und buchstäblich die ganze Welt wartet darauf, wie US-Präsident Trump den Konflikt zu lösen gedenkt. Eines ignorieren die deutschen Medien dabei jedoch geflissentlich, nämlich dass die EU und ihre Mitgliedsstaaten bei dem Thema nicht einmal gefragt werden. Und auch das große Mantra, es werde keine Verhandlungen über die Ukraine ohne die Ukraine geben, ist vom Tisch.
Mit anderen Worten: Die angebliche „russische Propaganda“, die seit Jahren behauptet, die Ukraine sei nur eine Marionette der USA und habe keinerlei Souveränität, hat sich mal wieder als wahr erwiesen, während die Behauptungen westlicher Medien, die Ukraine sei ein souveräner Staat, der selbständig (und natürlich ganz demokratisch) über seine Zukunft entscheidet, sich als Lügen herausgestellt haben.
Die EU als Zuschauer
Dass Trump die Europäer nicht ernst nimmt, haben seine ersten Tage im Amt gezeigt. Außer Drohungen mit neuen Zöllen, wenn die Europäer nicht mehr Öl und Gas in den USA kaufen, und der Forderung, fünf Prozent des BIP für Rüstung auszugeben, kam von Trump in Richtung Europa bisher nichts. Dafür meldete die Presse, dass von der Leyens Büro versucht, ein Treffen mit Trump zu organisieren, dass aus Washington bisher jedoch keine Reaktion kam. Und dass Musk sich offen über Bundeskanzler „Oaf Schitz“ lustig macht und ihn als Dummkopf bezeichnet, zeigt, wie man in der Trump-Regierung über die europäischen und vor allem die deutschen Politiker denkt.
Auch in Europa ändern einige Falken bereits ab und an den Tonfall und finden sich wohl mit der neuen Realität ab. Der finnische Präsident Stubb beispielsweise ist bisher als radikaler Anti-Russe aufgefallen, er hat aber am 22. Januar erklärt, es sei gut, dass Trump „stark auf Frieden eingestellt“ sei.
Und Selensky hat die Europäer in seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos heftig kritisiert und sagte, Europa müsse „aufstehen und lernen, wie man sich um sich selbst kümmert, damit die Welt es nicht ignorieren kann“. Dann stellte er die Stärke Washingtons der Schwäche der EU gegenüber und sagte, nach der Amtseinführung von Präsident Trump würde die ganze Welt darauf warten, „was er als Nächstes tun wird“ und fügte hinzu:
„Aber niemand stellt diese Art von Fragen über Europa. Und da müssen wir ehrlich sein. Washington glaubt nicht, dass Europa den USA irgendwas bringen könnte, was wirklich entscheidend ist.“
Selensky vergaß natürlich nicht, sich pflichtschuldig für die Hilfe der EU zu bedanken, aber er sagte auch:
„Es ist nicht klar, ob Europa überhaupt einen Platz am Tisch haben wird, wenn der Krieg gegen unser Land zu Ende ist.“
Er sagte auch, er zweifle daran, dass Trump Europa überhaupt zuhören und die EU-Institutionen respektieren werde:
„Die ganze Welt blickt nach Washington. Europa ist nur noch ein Zuschauer. Unsere Entscheidungsträger geben auf X ihren Senf dazu, wenn andere Teile der Welt wichtige Deals miteinander eingehen. Europa muss die Bedingungen für diese Abkommen mitgestalten.“
Die Worte von Selensky sollte man nicht in erster Linie als Kritik um der Kritik selbst Willen verstehen. Selensky weiß natürlich, dass auch er bei den Verhandlungen zwischen Trump und Putin nicht mit am Tisch sitzen wird, daher wäre er sehr froh, wenn die Europäer stärker wären, denn ohne die USA läuft nun einmal nichts. Und die USA unter Trump werden sich nicht allzu sehr für Selensky einsetzen.
Aber Selensky braucht den Krieg, weil er bei Wahlen nach Kriegsende mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt wird und wahrscheinlich Angst um sein Leben haben muss, wenn er nach der unvermeidbaren Niederlage gegen Russland in der Ukraine bleibt.
Dass Selensky meint, selbst nicht in die Verhandlungen einbezogen zu werden, sagte er in Davos auch ganz offen:
„Wir wollen nicht, dass dies hinter dem Rücken der Ukraine geschieht. Ich habe großes Vertrauen, dass die USA das nicht tun werden, obwohl ich nicht sicher bin, dass es nicht schon mal passiert ist.“
Wir wissen nicht, ob und worauf Trump und Putin sich in der Ukraine-Frage einigen, aber eines scheint sicher: Die EU und Kiew haben jeden Einfluss auf die weitere Entwicklung verloren. Wobei, seien wir ehrlich, sie hatten nie irgendeinen Einfluss, jetzt wird es nur offen gesagt.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 24. Januar 2025 auf anti-spiegel.ru.
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: FotoDax / shutterstock
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