Wir alle sind China? Wir schaffen das! | Von Hermann Ploppa

Warum der Versuch, China nachzueifern, zum Scheitern verurteilt ist

Ein Standpunkt von Hermann Ploppa.

Der Westen entwickelt zunehmend ein Minderwertigkeitsgefühl gegenüber der Volksrepublik China. Die Modernisierung des Staates und die Digitalisierung der Gesellschaft lässt die weisen Staatenlenker der angloamerikanischen Wertegemeinschaft vor Neid erblassen. Schon recht früh in der Corona-Krise stellten amerikanische Strategen fest, dass die USA in der 5G-Technologie nicht mehr mit dem Reich der Mitte konkurrieren können. Deswegen engagierte der Gouverneur von New York Andrew Cuomo in diesem Frühjahr den ehemaligen Chefentwickler des Internet-Giganten Google Eric Schmidt, um den Ostküstenstaat nach chinesischem Vorbild umzuwandeln.

Eine öffentliche Debatte, ob die New Yorker eine solche Umkrempelung von Behörden, Schulen und Krankenhäusern überhaupt wünschten, unterblieb. In guter postdemokratischer Manier trafen sich weise Männer hinter verschlossenen Türen und ließen nur Bruchstücke der Debatte in die Öffentlichkeit rieseln. Es besteht mittlerweile kaum noch begründeter Zweifel, dass im Rahmen des vom Weltwirtschaftsforums und dem Internationalen Währungsfond angestoßenen Great Reset-Programms Elemente chinesischer Regierungskunst auf westliche Fassadendemokratien übertragen werden sollen. Oder sagen wir zutreffender: übergestülpt und aufgepfropft werden sollen.

Kann man einem Apfelbaum Kirschzweige aufpfropfen?

Auch unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits den Gedanken fallen lassen, dass das chinesische Modell uns in Bälde alt erscheinen lassen könnte. Darum sollen im Windschatten der Corona-Krise im Instant-Verfahren nach chinesischem Vorbild 5G-Netze möglichst dicht die deutsche Landschaft verschandeln und Bundesbürger verstrahlen. Deswegen sollen unsere Städte möglichst rasch in Smart Cities verwandelt werden – mit digitaler Totalüberwachung, mit roboterisiertem Lieferservice anstelle von Tante Emma-Läden. Mit minutiöser Nachverfolgung aller unserer Kommunikationen. Denn demokratische Wahlen brauchen wir dann nicht mehr – man weiß ja schon aus unseren digitalen Schmauchspuren, was wir wünschen und was wir verabscheuen. Kein Witz.

Das ist Denkpapieren des Bundesinnenministeriums zu entnehmen. Und autistische Kinder oder hochbetagte Senioren kann man doch sicher auch wie in Japan von Robotern bespaßen lassen. Die Duldungsstarre der coronierten deutschen Bevölkerung macht vieles möglich, was wir bis dato nicht einmal denken konnten.

Durchsetzen kann man das, wenn sich die Bevölkerung weiterhin so lethargisch verhält. Aber ist das auch nachhaltig zu betreiben? Funktioniert diese Zwangsdigitalisierung? Klappt die Übersetzung aus fassadendemokratisch in digitalautoritär?

Sicher. Vieles hat schon reibungslos funktioniert. Da haben doch so manche Mitmenschen gesagt: „Ich lasse mich nicht wegen so einem Lockdown einsperren!“ Und ließen es dann doch mit sich machen. „Nein! So eine blöde Maske werde ich nicht lange tragen!“ „Nein! Einen PCR-Test werde ich mit mir nicht machen lassen!“ Und: kommt uns der PCR-Test nicht mittlerweile harmlos vor – verglichen mit einer genmanipulativen Spritze? Der Mensch gewöhnt sich an alles. Aber: kann man auf diese Weise ein hochkomplexes System wie die Bundesrepublik Deutschland mal eben so umprogrammieren?

Auf Facebook berichtete ein deutscher „Freund“, der viele Jahre schon in einer südchinesischen Stadt lebt und arbeitet, folgendes: als er eines Nachts bei Rot über die Fußgängerampel lief, erreichte ihn fünf Minuten später eine SMS: „Hier ist die Ordnungsbehörde von Guangzou. Sie haben soeben unerlaubt bei Rot die Straße überquert. Wir haben Ihnen soeben fünf Dollar Bußgeld von Ihrem Konto abgezogen.“ Smart City in feinster Auflösung. Wollen wir das für Gelsenkirchen?

Dass Sie mich nicht falsch verstehen. Ich bin absolut kein Chinesen-Hasser. Ich plädiere dafür, dass wir mit den beiden Völkern Festlandchinas und Taiwans bessere und engere Beziehungen unterhalten als bisher. Aber bitte auf Augenhöhe. Wir haben eine ganz andere Tradition als die asiatischen Hochkulturen. Und die Tradition der Humboldt-Brüder und Goethe sollten wir selbstbewusst einbringen.

Ein deutscher Investmentbanker, der zwanzig Jahre in China gearbeitet hat, teilte mir folgende Beobachtung mit: in der Volksrepublik China hat man sechs Jahre gebraucht, um das Konzept der Smart Cities durchzusetzen. Und jetzt will die Bundesregierung uns diese Digitalisierung im Schockverfahren in wenigen Monaten aufdrücken. Das kann nicht funktionieren. Nicht nur wegen des zu erwartenden großen menschlichen Leides, das uns hier angetan wird. Sondern ganz einfach, weil man neue Kulturtechniken nicht im Hauruck-Verfahren einprogrammieren kann.

Das Modell China in Deutschland einzupauken funktioniert auch aus vielen anderen Gründen nicht:

  • Da ist das Preis-Leistungsverhältnis. Die Chinesen haben unendliche Armut hinter sich gebracht. Sie waren dereinst schon zufrieden, wenn sie eine Schale Reis am Tag essen konnten – und bei der nächsten politischen Kampagne nicht an den Pranger gestellt wurden. Heute ist der Lebensstandard in China derart angestiegen, dass man als deutscher Tourist in Kambodscha schon die zweite Wahl ist gegenüber den chinesischen Touristen. Die Chinesen nehmen die Freiheitsberaubung gerne in Kauf für die spürbaren Verbesserungen der Lebensqualität im Alltag. Die Akzeptanz gegenüber der Regierung ist im chinesischen Wirtschaftswunder in etwa so groß wie in der frühen Bundesrepublik unter Kanzler Adenauer. In Deutschland habe ich das Wort „Vermögensbildung“ der unteren Schichten indes schon seit Jahrzehnten nicht mehr gehört.
  • Die Volksrepublik China besteht auf dem Primat der Politik über die Wirtschaft. Der chinesische Staat gestaltet proaktiv die Gesellschaft. Die chinesische Regierung dürfte augenblicklich die einzige Regierung der Welt sein, die in ihrem Programm eine spürbare Erhöhung der Löhne und Renten sowie einen Ausbau der Sozialsysteme vorsieht. Der deutsche Staat wird währenddessen von skrupellosen Interessengruppen bis zur Unkenntlichkeit zerfleddert.
  • China ist meritokratisch. Das heißt: man muss das Privileg einer gehobenen Position durch Leistungen rechtfertigen, aller Korruptionsfälle zum Trotz. Immer wieder kommt es vor, dass Staatsbeamte oder kommunistische Funktionäre hart bestraft werden, weil sie öffentliches Vermögen veruntreut haben. In unseren Gefilden ist Unfähigkeit und die Veruntreuung öffentlicher Mittel eigentlich immer eine Empfehlung, auf der Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Sitzen etwa Thilo Sarrazin oder Hartmut Mehdorn im Zuchthaus? Was ist mit Christian Drosten und seiner Schweinegrippe?
  • Nur ein Punkt zum Schluss (es gibt noch vieles zu sagen): man hat im Westen frühzeitig erkannt, dass in einer Gesellschaft kontrovers diskutiert werden muss. Dass Strategien flexibel der veränderten Wirklichkeit angepasst werden müssen. Eine starre Diktatur mit absolutem Gleichklang der Meinungen hat relativ schnell fertig, wegen der inneren Emigration der Bürger. Die kommunistische Partei Chinas hat das irgendwann verstanden. Heute darf in den Eliten über alles kontrovers diskutiert werden. Nur die Kommunistische Partei und die Volksbefreiungsarmee sind sakrosankt. Nach fünfzehn Jahren Merkel hat sich das Meinungsspektrum in den deutschen Eliten im Gegensatz dazu dramatisch verengt. Nicht nur unsere Unterwerfung unter die Pax Americana und unter den Marktradikalismus sind sakrosankt. Jetzt darf nicht einmal mehr über Seuchen und Impfungen kontrovers diskutiert werden. Wie lange geht diese inzestuöse Elitenverblödung wohl noch gut?

Die Frage ist ja wohl unausweichlich, ob wir das Ruder noch herumgerissen bekommen, bevor die Dornenkrone der Corona-Verblödung uns bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

Wir schaffen das. Und zwar ohne Merkel.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: helloabc / shutterstock

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