Wie sieht unsere nähere Zukunft aus?

Die akuten Konflikte lassen sich nicht von heute auf morgen lösen – falls das überhaupt beabsichtigt ist

Von Wolfgang Bittner.

Zurzeit ist es schwierig, für 2017 Prognosen abzugeben. Es ist alles sehr ungewiss, insbesondere nach den Wahlen in den USA. Schon jetzt lässt sich aber sagen, dass 2017 kaum friedlicher werden wird als das vergangene Jahr 2016. Die akuten Konflikte lassen sich nicht von heute auf morgen lösen – falls das überhaupt beabsichtigt ist. Da schauen wir mit großer Sorge und – sagen wir mal – vorsichtiger Hoffnung auf die USA, die mit ihrer aggressiven Politik in den vergangenen Jahren immer mehr zu einer Geißel der Menschheit geworden sind. Die Frage ist: Was wird der neugewählte Präsident Donald Trump machen? Er hat viel versprochen, zum Beispiel eine Verständigung mit Russland, aber was wird er halten?

Der ganze Orient brennt, angefangen von Afghanistan über den Irak, Libyen und Syrien bis zum Jemen. Wenn wir an diese wunderschönen Städte und Orte denken, die in unseren Märchen, in den biblischen Erzählungen und den alten Berichten aus diesen Ländern des Orients vorkommen, dann könnte man weinen. Bagdad, Mossul, Ninive, Palmyra, Aleppo Damaskus, Saba … Sie sind zum Teil entvölkert, liegen in Schutt und Asche, sie werden bombardiert oder werden von terroristischen Anschlägen erschüttert. Völliges Chaos. Die Menschen leiden unsäglich.

Auch in der Ukraine sehen wir, wie ein bis vor drei, vier Jahren noch funktionierendes Staatswesen ruiniert worden ist. Darüber wird ja kaum noch berichtet, obwohl die Ostukraine der wohl gefährlichste Konfliktherd ist. Dort brennt meines Erachtens nach wie vor eine Lunte, der dortige Bürgerkrieg kann jederzeit ausufern. Hinzu kommt die massive Aufrüstung der baltischen Staaten, Polens, Bulgariens und Rumäniens. Gerade sind weitere 4.000 Soldaten aus den USA nach Osteuropa unterwegs. An der russischen Grenze sind Tausende Soldaten stationiert, Panzerbataillone, Raketen und Kampfflugzeuge. Wenn es dort zu einem Konflikt kommt, stehen sich zwei Atommächte gegenüber.

Insofern finde ich die Ansprachen des Bundespräsidenten Gauck oder der Bundeskanzlerin Merkel scheinheilig und verlogen. Man gibt vor, um die Opfer terroristischer Anschläge zu trauern (und das ist ja in der Tat für die Betroffenen furchtbar), während aber woanders unter Mitverantwortung oder sogar Beteiligung unserer Regierung Hunderttausende in diesen inszenierten Kriegen ihr Leben verlieren oder heimatlos werden. Ich habe das schon vor zwei Jahren in meinem Buch „Die Eroberung Europas durch die USA“ geschrieben: Wir können nicht ständig über Torroranschläge und über die Zunahme von Flüchtlingen klagen, wenn zugleich deren Länder zerstört werden, womit auch der Terrorismus provoziert wird. Die USA und einzelne der NATO angehörende Staaten müssen aufhören, für ihre machtpolitischen und wirtschaftlichen Interessen andere Länder zu unterminieren und zu entstaatlichen. Deutschland muss aufhören, Waffen in Krisengebiete zu liefern, insbesondere nach Saudi-Arabien und Katar, die den Krieg in Syrien und im Jemen anheizen. Außerdem müssten unverzüglich die bestehenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland und Syrien, aber auch gegen Kuba, aufgehoben werden.

Ein ganze dunkler Punkt ist, dass Politiker wie Bernie Sanders in den USA oder Jeremy Corbyn in England oder auch eine Politikerin wie Sahra Wagenknecht in Deutschland von den Parteien Hand in Hand mit den Medien schlecht gemacht und verhindert werden. Das wären Hoffnungsträger, aber sie werden von vornherein verteufelt und für unwählbar erklärt. In den USA gab es ja lediglich die Wahl zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, mit anderen Worten: zwischen Pest und Cholera. Und Clinton wäre natürlich überhaupt keine Lösung gewesen, denn sie gehört mit ihrer Verflechtung in den sogenannten militärisch-industriellen Komplex zum Problem. Voraussichtlich hätte sie uns noch mehr Konflikte und Kriege beschert, während wir bei Trump immer noch erwartungsvoll hoffen können, dass sich etwas ändert.

Übrigens hat der US-General Wesley Clark, der zeitweise Oberbefehlshaber der NATO war, 2007 in einem Interview rückblickend gesagt, dass seinerzeit schon die Bush-Administration den Krieg gegen sieben Länder geplant habe. Das waren außer Afghanistan der Irak, Syrien, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und letztlich noch der Iran. Die aktuellen Kriege sind also nicht durch Zufall entstanden, sie sind von gewissenlosen Psychopathen – anders kann man sie wohl nicht nennen – in Politik, Wirtschaft und Militär geplant worden.

Aber das alles erfährt die Bevölkerung nicht, das wird dem Zeitungsleser, Rundfunkhörer oder Fernsehzuschauer vorenthalten. Weil sich die Medien als „staatstragend“ empfinden und viele der leitenden Journalisten wie auch die führenden Politiker Netzwerken angehören, die von den US-Diensten und der NATO gesteuert werden. Das ist eine Schande sondergleichen!

Ich glaube – und das möchte ich abschließend zu meinen Erwartungen für 2017 sagen –, dass den alternativen Medien eine immer größere Bedeutung zukommen wird. Sie bekommen immer mehr Zulauf, sie können der Desinformation entgegenwirken und wirklich demokratische, human orientierte Bewegungen in der Bevölkerung stärken. Das jedenfalls ist eine meiner großen Hoffnungen für 2017 und auch darüber hinaus.

Wolfgang Bittner, Schriftsteller und Jurist, ist Autor zahlreicher Bücher, u.a. „Die Eroberung Europas durch die USA“, Westend Verlag 2015.

Erstveröffentlichung bei WorldEconomy: http://www.world-economy.eu/pro-contra/details/article/wie-sieht-unsere-naehere-zukunft-aus/

Weitere Infos von und über den Autor: www.wolfgangbittner.de sowie https://kenfm.de/wolfgang-bittner/


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