Trump – Propagandist der Rechten

Der Nationalismus gefährdet die Erde.

Von Bernhard Trautvetter.

1969 sagte UNO-Generalsekretär U Tant: „(…) nach den Informationen, die mir als Generalsekretär der Vereinten Nationen zugehen, haben nach meiner Schätzung die Mitglieder dieses Gremiums noch etwa ein Jahrzehnt zur Verfügung, (…) eine weltweite Zusammenarbeit zu beginnen, um das Wettrüsten zu stoppen, den menschlichen Lebensraum zu verbessern (…). Wenn eine solche Partnerschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht zustande kommt, so werden, fürchte ich, die erwähnten Probleme derartige Ausmaße erreicht haben, dass ihre Bewältigung menschliche Fähigkeiten übersteigt.“

Trumps Antrittsrede geht in die diametral entgegengesetzte Richtung: Die des Nationalismus, des nationalen Egoismus, der das eigene Land auch auf Kosten anderer in den Vordergrund stellt „America first“ heißt: die anderen stehen hinten an. Zum Beispiel Mexiko, das mit einer Mauer aus-/abgegrenzt werden soll, dem Autofabrikation entzogen werden soll. Die nationalistische Ausrichtung aller Politik erinnert an einen Nutzer einer Schiffskajüte, der sie besonders ausschmückt und luxuriös herrichtet. Mit seinem auf sein ‚Revier‘ eingeengten Blick verliert er das Ganze, das Große, das Schiff, das Überleben aus den Augen. Was aber hilft eine noch so großartige Kajüte, wenn das Schiff in Gefahr ist, wegen mangelnder Kooperation der Menschen, die es transportiert, unterzugehen?

Trump zeichnet ein katastrophales Bild des Zustands seines Landes und der Welt. Er ist der Retter (des kleinen Mannes). Der Feind ist die Elite, zu der der Multimilliardär natürlich nicht gehört. Der kleine Mann ist eine homogene Volksgruppe, die nicht aktiv sein muss, dass macht jetzt er mit jedem Atemzug:

“Wir geben die Macht an Euch, das Volk zurück (…). Zu lange hat eine kleine Gruppe in der Hauptstadt von der Regierung profitiert, und das Volk hat die Kosten getragen (…). Das Establishment schützte sich selbst, aber nicht die Bürger unseres Landes. Das ändert sich hier und jetzt. Denn dieser Augenblick ist Euer Augenblick (…), an dem das Volk wieder zu den Herrschern dieser Nation wurde. Alle hören jetzt auf Euch (…). Im Zentrum steht (…), dass die Nation da ist, um ihren Bürgern zu dienen. Doch für zu viele unserer Bürger gibt es eine andere Realität (…). Armut (…), verrostete Fabriken (…), Bildungssystem, unsere jungen und schönen Schüler jeglichen Wissens beraubt (…). Verbrechen (…) Banden (…) Drogen (…) unerfülltes Potential (…).

Dieses Massaker endet jetzt.

(…) Der Reichtum unserer Mittelklasse ist von ihr gerissen und in der ganzen Welt verteilt worden. Aber das ist jetzt Vergangenheit. (…) Ich werde mit jedem Atemzug meines Körpers für Euch kämpfen (…). Amerika wird wieder anfangen, zu gewinnen – gewinnen wie nie zuvor. (…) Arbeitsplätze (…) Autobahnen (…) Flughäfen (…) unsere Leute aus der Sozialhilfe holen (…).

Wir werden unsere alten Allianzen (also auch die Nato, B.T.) verstärken und die zivilisierte Welt gegen radikal-islamischen Terrorismus vereinen, den wir vom Erdboden auslöschen werden (…).

Wenn Ihr Euer Herz dem Patriotismus öffnet, dann gibt es keinen Platz für Vorurteile (…). Ein neuer Nationalstolz wird (…) unseren Blick erheben und unsere Gräben schließen. (…) Wir werden von den großartigen Männern und Frauen unseres Militärs und der Sicherheitskräfte beschützt werden.

Es ist Zeit, sich an die (…) Weisheit zu erinnern, die unsere Soldaten niemals vergessen werden – dass, egal ob wir schwarz, oder braun oder weiß sind, in unseren Adern dasselbe, rote Blut von Patrioten fließt. Wir alle (…) salutieren der gleichen, großartigen amerikanischen Flagge (…).

Gemeinsam werden wir Amerika wieder stark (…) wohlhabend machen. Wir werden Amerika wieder stolz (…) sicher (…) großartig machen (…).”

Dieses Propaganda-Muster birgt intolerable Gefahren für die Menschheit auf dem verletzlichen Planeten Erde in sich. Ökologische Fragen spricht Trump nicht an, er ist ja auch ‘kein großer >Believer in climate change<‘ – er berührt sie allerdings mit seiner Formulierung vom Ausbau der Autobahnen und Flughäfen. Diese Politik übergeht die noch immer nicht ausgeräumte und abgewendete ökologische Zukunftsgefährdung infolge der Klima-Unwägbarkeiten, die nach überwiegender Wissenschaftsmeinung eine Bedrohung für das Überleben der Menschheit darstellt. Der Übertrag des amerikanischen Lebensstils auf die Erde würde nach einer UNO-Studie von 1980 (!) eine Versiebenfachung des Welt-Energieverbrauchs bedeuten (Böhmer, Die drohende Katastrophe, Ffm 1984, S.46f.). In anderen Worten: Es ist schon jetzt ein Verbrechen: Ein Lebensstil, der für die Gattung Mensch den Ökozid riskiert, ist für keinen Teil der Menschheit zu verantworten.

Und dann ist da noch Trumps Äußerung, den Terrorismus ein für allemal ausmerzen zu wollen. Das erinnert an die Rede G. W.Bushs 2003 zur Rechtfertigung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges gegen den Irak, der eine immer weitere Militarisierung der Weltpolitik und den Zerfall der Region zwischen dem Golf, Nordafrika, dem Sudan und Teilen Ost-Südeuropas mit sich gebracht hat; Zitat: “Und ich versichere Ihnen, dies wird kein halbherziger Feldzug, und wir werden als Ergebnis nur den Sieg akzeptieren.”

Kriege enden nicht im Frieden, auch nicht der gegen den Terror. Im Gegenteil. Die Friedensbewegung wird im Angesicht der Gefahr stärker mit den Gewerkschaften und der Umweltbewegung zusammenwachsen müssen. Und mit der Bewegung für Menschen- und Bürgerrechte.

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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