The Wolff of Wall Street: Investmentbanking

Geld regiert die Welt. Nur, wer regiert das Geld?

Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff erklärt jeden Freitagmittag, um 12.00 Uhr, Begriffe, Mechanismen und Gesetze aus der Finanzbranche, die uns täglich als alternativlos verkauft werden, aber nur Wenige verstehen. Das soll sich ändern! THE WOLFF OF WALL STREET erklärt uns heute: „Investmentbanking“.

Banken, die die gesamte Bandbreite der Bankdienstleistungen anbieten und allen Kundengruppen offenstehen, nennt man Universalbanken. Banken, die sich auf einzelne Geschäftsfelder konzentrieren und nur mit bestimmten Kundengruppen zusammenarbeiten, heißen Spezialbanken.

Zu ihnen zählen unter anderem die Investmentbanken. Ihre Kunden sind keine Einzelpersonen, sondern große Unternehmen, Finanzinstitutionen, Pensionskassen, Gemeinden oder auch ganze Staaten. Ihnen bieten die Investmentbanken verschiedenste Dienstleistungen an.

So beraten und begleiten Investmentbanken zum Beispiel Firmen, die an die Börse gehen, die andere Firmen übernehmen oder mit ihnen fusionieren, die Großprojekte finanzieren oder auch Anleihen am Markt platzieren. Sie übernehmen für ihre Auftraggeber aber auch den Handel im Devisen- oder Rohstoffbereich oder mit Wertpapieren aller Art.

Und das ist noch nicht alles. Investmentbanken handeln nämlich nicht nur im Auftrag, sondern auch auf eigene Rechnung, und zwar in ganz großem Stil. Sie vervielfachen ihre Einsätze gern, indem sie fremdes Kapital aufnehmen – also „hebeln“ – und gehen so oft hohe Risiken ein.

Ein besonders lukrativer Bereich für Investmentbanken ist die Entwicklung von und der Handel mit Derivaten, mit denen Anleger auf steigende oder fallende Kurse, Preise oder Zinssätze wetten können. In diesem Bereich werden die höchsten Umsätze überhaupt erzielt.

Seine Blütezeit hat das Investmentbanking von der Mitte der Achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis zur Weltfinanzkrise von 2007/08 erlebt. Grund dafür war die Deregulierung, also der fortschreitende Abbau von gesetzlichen Einschränkungen für die Banken.

Ein besonderer Meilenstein war 1986 der sogenannte „Big Bang“, also der Urknall, als die britische Premierministerin Thatcher die Trennung von Investmentbanken und Geschäftsbanken aufhob, Kapitalkontrollen abschaffte und ausländische Banken in der City of London zuließ.

Zu den Banken, die sich die Deregulierung umgehend zunutze machten, zählte vor allem die Deutsche Bank, die 1989 die britische Investmentbank Morgan Grenfell, dann zehn Jahre später die US-Investmentbank Bankers Trust übernahm und so das Investment-Banking zu ihrem Kerngeschäft machte.

Die Deutsche Bank liefert aber nicht nur ein gutes Beispiel für den Aufstieg des Investment Bankings, sondern auch für seinen Niedergang, denn sie hat ihren historischen Abstieg vor allem genau diesem Bereich zu verdanken.

Dieser Niedergang begann mit dem Beinahe-Crash von 2007/08, der die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschütterte – zu einem Zeitpunkt, zu dem allein der hochriskante Derivate-Sektor auf 600 Billionen US-Dollar angewachsen war, also zehnmal so groß war wie der Wert aller Waren und Dienstleistungen, die 2007 weltweit erzeugt und erbracht wurden.

Kein Wunder also, dass die Krise diejenigen, die die höchsten Risiken eingegangen waren, am härtesten traf. Von den 5 größten Investmentbanken der Welt verschwanden damals 3 fast über Nacht von Markt, nämlich Lehman Brothers, Bear Sterns und Merrill Lynch, während sich die beiden anderen Großen – Goldman Sachs und Morgan Stanley – von der US-Zentralbank FED zu traditionellen Geschäftsbanken umdeklarieren ließen.

Auch im Jahrzehnt nach der Krise fanden die Investmentbanken nie wieder zu alter Stärke, sondern rutschten mehrheitlich in eine anhaltende Abwärtsspirale. Dass sie auch heute nicht mehr an ihre frühere Bedeutung anknüpfen können, liegt daran, dass sich der gesamte Bankensektor gewaltig verändert hat.

Zum einen müssen Banken heute mehr Kapital vorhalten und werden etwas stärker überwacht, was das Investment-Geschäft schwieriger und teurer macht. Zum anderen aber spielen das Privatkundengeschäft und die Vermögensverwaltung heute eine immer größere Rolle – und da kommen die Hedgefonds ins Spiel.

Da Hedgefonds ja wie Banken handeln dürfen, ohne deren Beschränkungen zu unterliegen, haben fast alle großen Banken in den vergangenen Jahrzehnten eigene Hedgefonds gegründet oder die Geschäfte, die ihnen untersagt sind, in Hedgefonds ausgelagert.

Die Hedgefonds wiederum haben ihre riesigen Gewinne genutzt, um als Teilhaber bei den Banken einzusteigen. Auf diese Weise ist eine Symbiose entstanden, die den Hedgefonds immer mehr Macht verliehen hat.

Da gleichzeitig das Vermögen des oberen Prozents der Weltbevölkerung explodiert ist und Hedgefonds ja weitgehend als deren Vermögensverwalter arbeiten, haben sie heute eine in der Geschichte fast einmalige Sonderstellung, die die der Investmentbanken zu ihren Glanzzeiten bereits weit übertrifft.

Und da zurzeit alles darauf hindeutet, dass die Konzentration immer größerer Vermögen in immer weniger Händen sogar noch zunehmen wird, dürften die Hedgefonds die Investmentbanken in der vor uns liegenden Periode noch weiter überflügeln.

Die Zeit ist reif für ein demokratisches Geldsystem!

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