The Wolff of Wall Street: Federal Reserve System (Podcast)

Geld regiert die Welt. Nur, wer regiert das Geld?

Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff erklärt jeden Freitagmittag, um 12:00 Uhr, Begriffe, Mechanismen und Gesetze aus der Finanzbranche, die uns täglich als alternativlos verkauft werden, aber nur Wenige verstehen. Das soll sich ändern! THE WOLFF OF WALL STREET erklärt uns heute: “Federal Reserve System”.

Beim Federal Reserve System, auch FED genannt, handelt es sich um die US-amerikanische Noten- oder Zentralbank. Sie wurde 1913 gegründet und besteht aus 12 regionalen Federal-Reserve-Banken und einer Vielzahl weiterer Mitgliedsbanken.

Das wichtigste Gremium der FED ist der Offenmarktausschuss, der über die Geld- und Währungspolitik der USA, also über das Schicksal des US-Dollars, entscheidet. Diese Entscheidungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die gesamte Welt, weil die Zentralbanken rund um den Globus zurzeit etwa 2/3 ihrer Fremdwährungsbestände in US-Dollar halten, es sich beim Dollar also um die bedeutendste Reservewährung der Welt handelt.

Das F im Wort FED steht für federal, zu deutsch: föderativ oder bundesstaatlich. Es erweckt den Eindruck, dass es sich bei der FED um eine staatliche Einrichtung handelt. Das aber entspricht nicht den Tatsachen. Die FED wurde nicht vom Staat, sondern von einer Handvoll Wall-Street-Banker unter Mithilfe einiger Politiker ins Leben gerufen. Die FED gehört auch nicht dem amerikanischen Staat, sondern mehrheitlich den Besitzern ihrer Mitgliedsbanken. Sie ist ein mit dem Staat verschmolzenes Bankenkartell in der Hand zumeist privater Eigentümer.

Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Banken begann bereits 3 Jahre vor der Gründung der FED: 1910 traf sich eine Gruppe führender Wall-Street-Banker heimlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit einigen US-Spitzenpolitikern. Die Absicht der Banker war es, eine Zentralbank nach dem Vorbild der Bank of England zu schaffen und ihr vom amerikanischen Staat das Geldschöpfungsmonopol übertragen zu lassen.

Der Plan wurde ins US-Parlament eingebracht, scheiterte dort aber. Der Grund: Die Abgeordneten fürchteten die Reaktion des Volkes, das damals sehr stark gegen die Banken eingestellt war und die Gründung eines Bankenkartells wahrscheinlich nicht ohne weiteres hingenommen hätte.

Die Banker ließen sich jedoch nicht entmutigen und verfolgten ihren Plan weiter. Sie änderten ihr Konzept leicht ab und griffen dann zu einem überaus raffinierten Trick: Sie wiesen die von ihnen kontrollierten Zeitungen an, eine Kampagne zu inszenieren, in der ihr vermeintlich neuer Plan als eine Offensive zur Eindämmung der Macht der Banken dargestellt und gleichzeitig heftig kritisiert wurde.

Die amerikanische Bevölkerung fiel auf das Täuschungsmanöver herein. Sie glaubte tatsächlich, die FED sei als staatliches Kontrollorgan zur Zügelung der Banken geplant und leistete daher keinerlei weiteren Widerstand gegen ihre Gründung.

Der wahre Charaktere der FED und die Macht, die sie über die US-Politik hatte, zeigte sich schon wenige Jahre später im 1. Weltkrieg: Während sich Woodrow Wilson als Antikriegs-Präsident wählen ließ, unterstützte die FED die Großbanken der Wall Street bei der Kreditvergabe an verschiedene kriegführende Nationen, vor allem Großbritannien, Frankreich und Italien.

Als es 1917 so aussah, als könnten die US-Banken wegen eines deutschen Sieges ihr Geld verlieren, wendete sich die US-Regierung um 180 Grad, entsandte Truppen nach Europa und sicherte so die Rückzahlung der Kredite – um den Preis des Lebens von mehr als einhunderttausend amerikanischen Soldaten.

Auch nach dem Krieg setzte sich die Kreditflut fort und führte zu den Goldenen 20ern. Sie wurden durch eine Zinserhöhung der FED beendet, die zum Crash von 1929 führte. Während Millionen von Menschen in der anschließenden Großen Depression um ihre Existenz kämpfen mussten, waren die Großbanken der Wall Street einmal mehr die Gewinner: Sie schluckten etwa 10.000 kleinere Banken, die nach der Zinserhöhung in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten.

Der 2. Weltkrieg schließlich wurde von den USA genutzt, um ein neues Finanzsystem zu schaffen, das den US-Dollar zur globalen Leitwährung erklärte und die FED endgültig zur unumschränkten Nr. 1 unter den Zentralbanken der Welt machte.

Diese Macht hat sie bis in die Gegenwart beibehalten, aber um einen hohen Preis: Da die Rettung des globalen Finanzsystems bei seinem Beinahe-Kollaps 2007/2008 riesige Löcher in den Kassen des Staates und der Hochfinanz hinterließ, begann die FED kurz danach mit einer zuvor nie gekannten „lockeren Geldpolitik“:

Sie schuf Billionen von Dollar aus dem Nichts und verlieh sie zu immer niedrigeren Zinsen an Großinvestoren – angeblich, um die Wirtschaft anzukurbeln. Tatsächlich aber wanderte der Löwenanteil des Geldes in die Spekulation und hat dazu geführt, dass das weltweite Finanzcasino außer Kontrolle zu geraten drohte.

Als die FED dann zwischen 2016 und 2018 versuchte, ihre Geldpolitik wieder zu straffen – also weniger Geld ins System zu pumpen und die Zinsen zu erhöhen – zeigte sich, dass das nicht mehr möglich ist. Das billige Geld hat wie ein Suchtmittel gewirkt, und der Entzug droht den Süchtigen umzubringen.

Deshalb ist die FED in unserer Zeit gezwungen, an der Politik des lockeren Geldes festzuhalten und sie in Zukunft sogar noch zu intensivieren. Die Folge: Die Finanzmärkte wachsen weiter, die Risiken ebenfalls. Wie lange das gutgeht, kann niemand sagen, aber das Ende steht heute schon fest: Das bestehende auf dem Dollar aufbauende Finanzsystem wird eines Tages wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen – und die Allmacht der FED ein für allemal beenden.

Die Zeit ist reif für ein demokratisches Geldsystem!

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