The Wolff of Wall Street: Die Zentralbanken (Podcast)

Geld regiert die Welt. Nur, wer regiert das Geld?

Wirtschaftsjournalist Ernst Wolff erklärt jeden Freitagmittag um 12:00 Uhr Begriffe, Mechanismen und Gesetze aus der Finanzbranche, die uns täglich als alternativlos verkauft werden, aber nur Wenige verstehen. Das soll sich ändern! THE WOLFF OF WALL STREET erklärt uns heute: „Die Zentralbanken“.

Wenn wir an Banken denken, dann an Einrichtungen, bei denen wir ein Konto eröffnen können, wo wir uns einen Kredit holen oder auch ein Schließfach zur Aufbewahrung von Wertsachen einrichten können.

Es gibt allerdings eine Art von Bank, bei der das alles nicht möglich ist: Die Zentralbank, auch Notenbank genannt. Eine Zentralbank unterhält keine Filialen, in denen Kundenverkehr herrscht, und sie steht Privatpersonen auch online nicht zur Verfügung.

Es gibt aber jemanden, für den die Zentralbank jederzeit da ist: die Geschäftsbanken. Sie dürfen bei der Zentralbank Konten einrichten, sich Kredite holen und auch dort ihr Geld aufbewahren lassen. Das heißt: Die Zentralbank ist eine Bank nur für Banken. Und sie hat einen besonderen Status.

Sie genießt nämlich zwei Rechte, die den Geschäftsbanken vorenthalten sind: Sie darf unbegrenzt aus dem Nichts heraus neues Geld schöpfen und ins System einspeisen und sie darf den Leitzins – also den Zinssatz, zu dem sie dieses Geld an die Geschäftsbanken verleiht – festlegen.

Die Zentralbank steht also über den Banken und hat auf Grund ihrer Privilegien eine Art Steuerungsfunktion für die Geldwirtschaft.

Da es sich heute bei den meisten Zentralbanken um staatliche Einrichtungen handelt, glauben viele Menschen, dass es sich bei ihnen um eine Art Kontrollinstanz handelt, mit der das Bankgewerbe vom Staat reguliert und beaufsichtigt wird. Das aber stimmt nicht – und das lässt sich am besten an Hand der Geschichte belegen.

Die ersten Zentralbanken sind nämlich nicht vom Staat geschaffen worden, sondern von Bankern und Kaufleuten, und zwar ausschließlich zum Zweck der persönlichen Bereicherung. Dabei wurde allerdings in allen Fällen eine Art Abkommen zwischen ihnen und der Politik geschlossen.

Die Bank of England zum Beispiel wurde 1694 von vermögenden Kaufleuten gegründet, die dem König einen Kredit zur Kriegsführung gewährt haben. Auch die schwedische und die französische Zentralbank sind auf ähnliche Weise – durch Kreditvergabe zur Kriegsführung – entstanden. Die amerikanische Zentralbank Federal Reserve wurde 1913 von den damals reichsten Bankern der Wall Street in geheimer Zusammenarbeit mit einigen wenigen hochrangigen Politikern gegründet.

Die Zentralbanken gehen also in ihren historischen Anfängen auf ein Zusammenspiel von Bankern und Regierungen zurück. Profitiert haben davon beide: Die Banker haben das Recht zur Geldschöpfung erhalten, die Regierungen haben sich im Gegenzug eine Geldquelle geschaffen, aus der sie sich jederzeit bedienen können.

Das klingt jetzt so, als hätten wir es hier mit zwei gleichberechtigten Partnern zu tun. Aber das stimmt nicht ganz: Wenn der eine Partner – die Politik – sich vom anderen Geld besorgen kann, der andere – die Zentralbank – es aber schöpfen darf … Wer ist dann wohl der mächtigere?

Genau: Mit den Zentralbanken haben sich die Banker Organisationen geschaffen, die sie über die Politik, über Regierungen und damit über den Rest der Gesellschaft erheben. In einer Welt, in der das Geld regiert, ist selbstverständlich derjenige der Mächtigste, der dieses Geld schaffen kann.

Was bedeutet das für uns? Vor allem eines: Der Satz: „In einer Demokratie geht alle Macht vom Volke aus“, den wir alle in der Schule gelernt haben, ist einfach nicht richtig. Die wahre Macht in unserer Zeit sind nicht wir, sondern die Banken und ihre oberste Interessensvertretung – die Zentralbank.

Das hat sich übrigens sehr deutlich in der Krise von 2007/2008 gezeigt. Das globale Finanzsystem war damals am Ende, musste reanimiert und anschließend am Leben erhalten werden. Diese Aufgabe haben Regierungen und Zentralbanken Hand in Hand übernommen. Die Regierungen haben diverse Großbanken mit Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet, und die Zentralbanken haben anschließend das Geld geschöpft, mit dem die in den Haushalten entstandenen Löcher gestopft wurden.

Da das aber nicht ausgereicht hat, sind die Zentralbanken noch weiter gegangen und haben Dinge getan, die sie früher niemals getan hätten: Um bankrotte Staaten am Leben zu erhalten, haben sie deren Staatsanleihen gekauft, um maroden Unternehmen unter die Arme zu greifen, haben sie deren faule Kredite und toxische Papiere übernommen, außerdem haben sie ihnen Anleihen, Aktien und sogar Verbriefungen abgekauft – also genau die Finanzinstrumente, die das System 2008 an den Rand des Zusammenbruchs gebracht haben.

Auf diese Weise sind die Zentralbanken nicht nur zur wichtigsten Stütze des Systems geworden, sondern vor allem zu seinen größten Manipulateuren. Nicht etwa, dass sie die Finanzindustrie im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung in die Schranken weisen, nein, sie tun alles, um das bestehende System so lange wie möglich am Leben zu erhalten – mit der Folge, dass eine winzige Minderheit den eigenen Reichtum auch weiterhin fast ungehemmt vermehren kann.

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