Tagesdosis 8.4.2019 – Brexit als Auslöser für inszenierten Crash?

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Am 23. Juni 2016 ließ der britische Premier David Cameron die britische Bevölkerung in einem Referendum darüber entscheiden, ob Großbritannien in der EU verbleiben oder sie verlassen sollte. 

Cameron hoffte offensichtlich darauf, dass ein klarer Sieg der EU-Befürworter seine eigene Pro-EU-Position gegenüber der nationalistischen UKIP (United Kingdom Independence Partei) und der zunehmenden Opposition innerhalb der Konservativen Partei stärken würde. 

Doch es kam anders als erwartet. Eine klare Mehrheit von 17,4 Millionen Briten stimmte für einen Austritt aus der EU. Die internationale Politik und die globale Finanzelite reagierten schockiert, denn ein ungeordneter Brexit hätte die City of London und damit das gesamte globale Finanzgefüge existentiell bedroht. 

Um ihn zu verhindern, wurde Cameron umgehend durch Innenministerin Theresa May ersetzt, die ebenfalls zu den Brexit-Gegnern zählt. May hat Großbritanniens Austritt aus der EU bis heute durch eine politische Hinhalte- und Verzögerungstaktik verhindert und der Finanzelite so die Möglichkeit verschafft, sich im Hintergrund auf alle Eventualitäten vorzubereiten. 

Am vergangenen Freitag hat May nun ein weiteres Manöver gestartet, um dem Brexit zu entgehen: Sie hat Brüssel um einen erneuten Aufschub bis zum 30. Juni gebeten. EU-Ratspräsident Donald Tusk hat daraufhin sogar einen weiteren Aufschub um ein Jahr ins Gespräch gebracht.

Beide Vorschläge treffen allerdings auf erheblichen Widerstand: Zum einen müssten ihnen alle 27 EU-Staaten zustimmen, was als fraglich gilt. Zum anderen müsste Großbritannien sich an der Europawahl am 26. Mai dieses Jahres beteiligen.

Das wiederum dürften die 17,4 Millionen Briten, die für den Brexit gestimmt haben und die seit zweidreiviertel Jahren auf seine Umsetzung warten, kaum widerspruchslos hinnehmen. Die Polizei des Landes bereitet sich jedenfalls auf diesen Fall vor: Nach Angaben der Londoner Polizei stehen derzeit 10.000 Polizisten bereit, die bei Unruhen innerhalb von 24 Stunden eingreifen können.

Die gesamte Situation scheint völlig verfahren, eröffnet der globalen Finanzelite aber möglicherweise eine historisch einmalige Gelegenheit. Hier der Hintergrund: 

Nach den Einbrüchen an den Finanzmärkten im Dezember haben die Zentralbanken ihre in der jüngeren Vergangenheit eingeleitete straffere Geldpolitik aufgegeben, das Ruder herumgerissen und signalisiert, dass sie in Zukunft wieder auf expansive Geldpolitik – also vermehrtes Gelddrucken – setzen werden.

Da diese Strategie-Änderung die Blasen an Märkten weiter aufblähen und die Risiken ihres Platzens erhöhen wird, dürfte sich die Finanzelite zurzeit vor allem eine Frage stellen: Wie ließe sich der Druck aus den Finanzmärkten nehmen, ohne dabei selbst in den Fokus der Öffentlichkeit und somit unter heftigen sozialen Druck zu geraten?

Hier bietet der Brexit eine geradezu perfekte Lösung: Da er mit Sicherheit zu einem gewaltigen Wertverlust des Pfundes und zu schweren Turbulenzen an den Finanzmärkten führen wird, müssten Hedgefonds und Großinvestoren ihn nur selbst inszenieren – ihre Finanzprodukte also nach vorheriger Absprache in großer Menge auf den Markt werfen und so die Abwärtsbewegung an den Märkten eigenständig in Gang setzen. 

Würden sie vorher auch noch auf fallende Kurse und ein fallendes britisches Pfund wetten, könnten sie den Crash zu einer Goldgrube für sich selbst machen. Vor allem aber könnten sie die Schuld für die Ereignisse der angeblich so störrischen und auf einem Brexit beharrenden britischen Bevölkerung zuweisen. 

Auch für die EU, die ja ebenfalls genügend Zeit hatte, sich auf die gegenwärtige Situation vorzubereiten, hat der Brexit mittlerweile einen nicht zu unterschätzenden Reiz: Die Brüsseler Bürokraten könnten die daraus entstehenden Probleme in Großbritannien als abschreckendes Beispiel nutzen, um vor weiteren Ablösungsbestrebungen wie zum Beispiel in Katalonien, Wallonien oder Norditalien zu warnen.

Ein mögliches Indiz für einen inszenierten Crash liefern seit Wochen die Finanzmärkte und die Medien. Während die Finanzmärkte kontinuierlich steigen, ergehen sich die Medien in positiver Stimmungsmache – eine Kombination, die angesichts der geballten Ladung negativer Wirtschaftsdaten der jüngeren Vergangenheit kaum zu erklären ist, die aber darauf hinweisen könnte, dass hier manipuliert wird, um auf der letzten Etappe vor dem Crash noch möglichst viele Anleger in den Markt zu locken. 

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