Tagesdosis 4.3.2019 – Der gescheiterte Hanoi-Gipfel und Nordkoreas Bodenschätze

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Das geplatzte Gipfeltreffen zwischen US-Präsident Trump und Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un hat weltweit für Schlagzeilen gesorgt. Dabei vermieden die Mainstream-Medien es jedoch, einen überaus wichtigen Faktor für die Änderung in den Beziehungen zwischen beiden Staaten zu erwähnen: Die Entdeckung riesiger Vorkommen von „Seltenen Erden“ in Nordkorea.

Dazu einige Informationen: 

Zu den Metallen der „Seltenen Erden“ zählen insgesamt 17 chemische Elemente, die der Allgemeinheit kaum bekannt sind. Für die globale Wirtschaft aber gewinnen sie ständig an Bedeutung, da sie in wachsendem Maß von Hochtechnologie- und Rüstungskonzernen, aber auch in der Medizin- und Nukleartechnik benötigt werden. 

Die Herstellung von Smartphones und Plasmabildschirmen wie auch die von Waffensystemen und Kernreaktorhüllen ist ohne seltene Erdmetalle nicht mehr denkbar.

Da diese Elemente weit verstreut und nicht in reiner Form, sondern immer nur in Verbindung mit anderen Elementen vorkommen, ist ihre Gewinnung extrem aufwändig und damit sehr kostspielig. Zudem ist sie mit einer außergewöhnlich hohen Umweltbelastung verbunden. 

Bisher gibt es nur ein Land, das über eine hohe Konzentration seltener Erdmetalle verfügt und diese auch in großem Stil fördert – China. Es kontrolliert derzeit mehr als 90 Prozent der weltweiten Förderung – unter anderem auch deshalb, weil es bei ihrer Gewinnung in der Inneren Mongolei keinerlei Rücksicht auf die Umwelt nimmt. 

Seit einigen Jahren weiß man allerdings, dass es ein weiteres Land gibt, das auf sehr begrenztem  Raum über gewaltige Vorkommen seltener Erdmetalle verfügt – Nordkorea. Der Wert der etwa 150 Kilometer von der Hauptstadt Pjöngjang entfernt gelegenen Vorkommen – möglicherweise die größten der Welt – wird auf 6 bis 10 Billionen US-Dollar geschätzt.

Es ist die hieraus resultierende Interessenslage, die – neben geostrategischen Erwägungen – die Veränderung im Verhältnis zwischen den USA und Nordkorea erklären und auch ein Licht auf die Ursachen für das Platzen des Gipfeltreffens in Hanoi in der vergangenen Woche werfen kann.

Die USA sind derzeit auf Importe seltener Erdmetalle aus China angewiesen. Da das Verhältnis der beiden Staaten wegen des Zollstreits und Chinas Abwendung vom Petro-Dollar angespannt ist, versuchen die USA seit einiger Zeit, sich aus dieser Abhängigkeit zu befreien.

Präsident Trump hat seit seiner Amtsübernahme alles getan, um sich der Führung Nordkoreas zu nähern – ganz sicherlich auch mit dem Hintergedanken, US-Konzerne an den Förderrechten in Nordkorea zu beteiligen, da Nordkorea selbst nicht über die technischen Voraussetzungen verfügt, die seltenen Erdmetalle in Eigenregie abzubauen.

China wiederum ist daran gelegen, die eigene globale Vormachtstellung im Bereich der Gewinnung seltener Erdmetalle aufrecht zu erhalten. Es tut also alles in seiner Macht Stehende, die Förderrechte für koreanische seltene Erdmetalle an sich zu reißen, um so weltweiter Monopolist zu bleiben. 

Die Führung in Nordkorea wiederum versucht, den Konflikt zwischen den beiden Großmächten zum eigenen Vorteil auszunutzen. Das aber ist nicht so einfach, denn das Land ist seit seiner Gründung 1948 wirtschaftlich vollständig von China abhängig, mit dem es mehr als 80 Prozent seiner Im- und Exporte abwickelt. 

Aus diesem Grund bleiben Nordkorea im Grunde nur zwei Optionen: Zum einen kann es weiterhin der Verbündete Chinas bleiben und ihm erlauben, die Vorkommen im Land auszubeuten – in der Hoffnung, dass auch einige der Gewinne für die nordkoreanische Elite abfallen.

Die andere Option bestünde darin, sich von China ab- und den USA zuzuwenden. Damit aber würde die Gewinnung seltener Erdmetalle mit Sicherheit in die Hände US-amerikanischer Konzerne übergehen. Außerdem würde es eine weltpolitische Erschütterung bedeuten und neben der Zuspitzung des Konfliktes zwischen den Großmächten mit großer Wahrscheinlichkeit die Frage der Wiedervereinigung beider koreanischer Staaten auf die Tagesordnung stellen.  

Das wiederum hätte erhebliche soziale Auswirkungen: Während die nordkoreanische Führung sich zur Absicherung ihrer Zukunft wahrscheinlich schnell hochbezahlte Posten im Management der bisher volkseigenen Betriebe sichern würde, hätte eine solche Entwicklung für die große Mehrheit der Parteifunktionäre wahrscheinlich verheerende Folgen: Der auf Planwirtschaft und Parteiherrschaft basierende Staatsapparat würde nämlich mit Sicherheit zerfallen und neuen, dem Marktsystem angepassten Strukturen Platz machen.

Kim Jong Un ist also absolut nicht frei in seinen Entscheidungen, sondern steht unter dem wirtschaftlichen Druck Chinas und dem sozialen Druck großer Teile der Funktionärsschicht, auf die sich seine Macht gründet. Angesichts der zudem drohenden Gefahr, ins Fadenkreuz des sich zuspitzenden Konfliktes zwischen den Supermächten USA und China zu gelangen und der Tatsache, dass China mit dem Projekt der Neuen Seidenstraße auf dem besten Weg ist, die USA als wichtigste Wirtschaftsmacht der Erde abzulösen, dürfte Kim Jong Un also auch in Zukunft auf China setzen.

Präsident Trumps Hoffnungen, Nordkorea in den eigenen Einflussbereich einzugliedern und die Produktion seltener Erdmetalle unter die Kontrolle von US-Konzernen zu bringen, dürften damit in der vergangenen Woche nicht nur einen Dämpfer erhalten haben, sondern endgültig geplatzt sein. 

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