Tagesdosis 31.3.2018 – Der kritische Zustand des globalen Finanzsystems und die wachsende Kriegsgefahr

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Drei Entwicklungen prägen die gegenwärtige Weltlage: Die Zunahme der sozialen Spannungen, die Verschärfung der internationalen politischen Konflikte und die immer  unverhülltere Vorbereitung des Westens auf einen Krieg gegen Iran.

Die Mainstream-Medien lassen derzeit keine Gelegenheit aus, der internationalen Öffentlichkeit klarzumachen, wer in diesem Krieg Freund und wer Feind ist. Irans Verbündete Russland und China werden ein ums andere Mal in ein möglichst negatives Licht gerückt, während über die wichtigsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, Israel und Saudi-Arabien, fast ausschließlich positive Meldungen verbreitet werden.

Parallel dazu setzen sowohl die Politik als auch die Medien alles daran, den wichtigsten Grund für die Kriegsvorbereitungen – den kritischen Zustand des globalen Finanzsystems – zu verschleiern. Mit aller Macht versuchen sie, der Öffentlichkeit weiszumachen, dass die Weltwirtschaft sich zehn Jahre nach der Krise von 2007/ 2008 erholt habe, es einen wahren Wirtschaftsboom gebe und die Gefahren im System unter Kontrolle seien.  

Tatsächlich entspricht keine dieser Behauptungen der Wahrheit. Alle drei unterschlagen nämlich die historische Bedeutung der grenzübergreifenden Manipulation durch die Zentralbanken, die nach dem Beinahe-Zusammenbruch von 2007/2008 notwendig war, um das System vor dem Zusammenbruch zu retten und die es noch heute am Leben erhält.

Das globale Finanzsystem ist ohne Manipulation nicht mehr lebensfähig

Diese Manipulation hat eine Entwicklung in Gang gesetzt, die sich mit dem Schicksal eines Patienten vergleichen lässt, der eine schwere Krise nur durch Suchtmittel übersteht und den eine anschließende Entziehungskur wegen seines nach wie vor schlechten Gesundheitszustands umbringen würde. Anders ausgedrückt: Ohne Geldinjektionen und Niedrigzinsen und ohne den Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen durch die Zentralbanken wäre das globale Finanzsystem heute nicht mehr lebensfähig.

Dass die führenden Zentralbanker der Welt sich darüber im Klaren sind, zeigen ihre vergeblichen Versuche, das Ruder herumzureißen. Selbst die zaghaftesten Ankündigungen, die Geldflut einzudämmen und die Zinsen signifikant zu erhöhen, senden solche Schockwellen durch den Finanzsektor, dass schon jetzt klar ist: eine Rückkehr zu einer Normalität, in der kein weiteres Geld gedruckt, die Zinsen auf ein früher normales Niveau angehoben und keine Anleihen oder Aktien mehr von den Zentralbanken gekauft werden, kann es nicht geben.

Was dann? Wie wird es weitergehen? Werden die Zentralbanken die Politik der vergangenen zehn Jahre vielleicht doch einfach fortsetzen? Schließlich kann sie ja niemand daran hindern, unbegrenzt Geld zu drucken und die Zinsen – nach dem Vorbild der Schweizer Zentralbank – bis in den Minusbereich zu senken…

Das kann in der Tat niemand, aber die Folgen sind absehbar: Eine weitere Zunahme der Spekulation, noch größere Volatilität (Schwankungen) an den Märkten, ein noch stärkeres Aufblähen der ohnehin bis zum Platzen gefüllten Blasen, die vollständige Zerstörung des klassischen Bankengeschäfts (der Kreditvergabe gegen Zinsen), der Zerfall der herkömmlichen Geschäftsbanken und Sparkassen, die vollständige Übernahme der Märkte durch Investmentbanken und Hedgefonds, der Zusammenbruch der Renten- und Pensionssysteme  – um nur einige der zu erwartenden Konsequenzen zu nennen.

Die größte Gefahr ist der Vertrauensverlust in das Geldsystem

Schlimmer als jede einzelne dieser Folgeerscheinungen aber ist der schleichende Vertrauensverlust in das gesamte Geldsystem, das ja seit der Abkoppelung des US-Dollars vom Gold 1971 an keinen realen Wert mehr gebunden ist. Man kann davon ausgehen, dass er irgendwann auf das gesamte System durchschlagen, ohne Vorwarnung zu einer Panik an den Märkten führen und das globale Finanzkartenhaus zum Einsturz bringen wird.

Wie nah wir bereits an diesem Punkt angelangt sind, zeigen die dramatischen Kursschwankungen beim US-Aktienindex Dow Jones im Februar dieses Jahres. Allem Anschein nach handelte es sich dabei um einen Testlauf, bei dem die US-Zentralbank Federal Reserve, die permanent bereit steht, um größere Kursabstürze zu verhindern, erst in letzter Sekunde eingriff. Bei den Schwankungen handelte es sich um die stärksten, die der Dow Jones in seiner mehr als hundertjährigen Geschichte erlebt hat.

Für die Finanzelite der Welt war das möglicherweise eine ernste Warnung. Sowohl die Russland angelastete Giftaffäre in Großbritannien wie auch der von den USA angezettelte Handelskrieg gegen China und die gegen Russland gerichtete Reaktion der EU deuten jedenfalls darauf hin, dass die Eliten entschieden haben, sich ab sofort die Option offenzuhalten, die der Ökonom Ernst Winkler bereits 1952 als „das beste Mittel“ beschrieben hat, „um die endgültige Katastrophe des ganzen kapitalistischen Systems immer wieder hinauszuschieben“ – die Option des Krieges.

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