Tagesdosis 30.10.2019 – Und täglich grüßt das Murmeltier (Podcast)

Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.

Vorsicht, einige Passagen in diesem Text sind ironisch gemeint. Welche? Das findet der aufgeklärte Mensch mit Leichtigkeit selbst heraus.

Ich weiß nicht, inwiefern oder wie viele hier schon mitbekommen haben, dass es sehr mächtige Menschen auf diesem Planeten gibt, die sich einen feuchten Kehricht um andere Menschen kümmern. Die sollen alles besitzen und gefährlicher sein, als alle kriminellen Organisationen dieser Welt zusammengenommen. Sie können ganze Armeen verschieben, Bomben über Bomben explodieren lassen, nur um noch mehr Geld und Macht zu scheffeln. Ferner habe ich gehört, dass es eine schier unfassbar große Anzahl von Menschen gibt, sie bezeichnen sich selbst als die Aufgewachten, die sich jede dieser Nachrichten ins Hirn brennen, die mit denen zu tun hat. Und dies, obwohl sie ganz genau wissen, dass das schon immer so war und noch lange so bleiben wird. Denn vom Konsumieren solcher Zeilen oder solchen Wissens geschieht nichts, was diese Mächtigen ins Wanken bringen könnte. Ich glaube, auf dieser Seite hier ist man aufgeklärt genug und weiß das alles und man bemüht sich um eben diese Veränderung. Diese Veränderungshoffnung nennt sich Lösung. Und die meisten Leute hier sind hell auf begeistert, wenn irgendwer mal Lösungen präsentiert. Dann wird auf Teufel komm raus herumgeliked, bis die Finger glühen. 

Die Meisten hier haben es nämlich satt, immer und immer wieder Artikel zu lesen, wo wieder ein Krieg entfesselt wird, das Merkel wieder einen Fehler oder eine Lüge verbreitet und so weiter. Die Leute haben es satt, so richtig satt, dass man sie mit weiteren Gaunereien beträufelt. Sie wollen vor allem mehr Lösungen. Davon können sie alle nicht genug bekommen. Oder doch nicht? Eher doch nicht. Denn sobald man hier auf KenFM Lösungen anbietet, dann wird gemeckert, nicht von allen, aber von einer nicht geringen Anzahl an Usern. Und dabei ist es unerheblich, ob dieser Autor sie anbringt oder andere Autoren es wagen, Lösungen zu präsentieren. Je tiefer die Lösungen gehen, desto mehr Unmut entfesselt sich bei den Usern. Und auch hier gilt, nicht bei allen, aber bei einer großen Anzahl. Schreibe ich hier zum Beispiel über Trump, Merkel oder Maas, so sind die Klickzahlen sehr hoch, die Zustimmung ebenso, weil sich diese Personen hervorragend für eigene Projektionen herhalten können. Schreibe ich hier hingegen von Lösungen, so schlägt das genau in sein Gegenteil um.

Wollen die meisten in Wahrheit gar keine Lösungen? Was wollen sie dann? Sie wollen den starken Helden, machen wir uns nichts vor, sie wollen den starken Mann. Nicht die Annegret Kampf Knarrenbauer. Die wollen sie nicht. Und wenn wir ehrlich sind, so ist die schon längst bei uns durchgefallen. Den inneren Sieg, den trägt schon lange der Black Rock-Kenner Friedrich Merz vor uns her. Ein starker Mann, der weiß, wie das mit den Finanzen, also unserem Geldbeutel, funktioniert. Er wäre die Lösung für viele. Ein Mann, der alles Weitere wegblenden kann, außer unseren Erfolg. Mal ganz ehrlich, mir doch egal, wenn es rummst. So lange es nicht vor meiner Haustür rummst, ist mir das völlig egal. Diese Körnerfresser und Fleischverzichter. Kein Wunder dass die so komisch sind. Die sollen mal lieber ein ordentliches Stück Fleisch essen. Dann kämen die auch wieder auf gesunde Gedanken. 

Ein Soziologe hat festgestellt, dass die AfD-Wähler gar keine armen Schweine sind. Die sind alle reich. Deren wahre Gründe sind nämlich nur Ausländerfeindlichkeit. Ach, das darf man auch nicht mehr sagen. Fremdenfeindlichkeit, das ist das richtige Wort. Die sind alle, ohne Ausnahme, fremdenfeindlich. Ein anderer Soziologe wird vermutlich bald feststellen, wissenschaftlich natürlich genauso valide und felsenfest richtig, dass wer die Linken oder Grünen wählt, nach der Bergpredigt Jesu lebt. Und ganz wie von selbst, also ohne jegliche soziologische Evidenz ist natürlich klar, wer Bomben und Bombenteppiche befürwortet und sie ganz entzückend findet, wie die Kanzlerin das auf einem CDU-Parteitag mal von sich gab, dass diese Leute natürlich die Mitte des Volkes in vollster Empathie mit dem Frieden und der Nächstenliebe repräsentieren. Jesus würde vor Freude vor ihnen Tanzen und himmelwärts ein Halleluja nach dem Anderen singen. Wenn diese Leute auf die Toilette gehen, dann scheißen sie lauter Engel aus. Ja, so und nicht anders hält sich die große Lehre aus dem, was einst in schändlicher Weise Nazideutschland genannt wurde. Die Regierung darf schießen, aber wehe dem, wer sagt: Wenn das Haus platzt, dann können nicht alle satt werden. Der ist schlimmer als ein Bombenteppich schmeißender Staat. Der Staat darf Fascho sein und keiner merkt es.

Die neue Mitte, und diese ist säuerlich, fast bitter aber im Kern immer gleich, hat in Thüringen einen politischen Sieg errungen. Sie besteht aus 31 Prozent Linken-Wählern und aus 23,4 Prozent AfD-Wählern. Ob es schmeckt oder nicht, es ist die neue thüringer Mitte und sie zeigt auf, worum es im ganzen Land geht. Aber lassen wir auch das hier lieber links liegen. Man wird sich bei den Linken mit der CDU schon einig werden. Stefan Kuzmany, Kolumnist vom Spiegel, schreibt dazu treffend, Zitat Anfang: Das, was früher mal der Rand war, ist heute die Mitte in Thüringen. Und die Funktionäre der ehemaligen Mitteparteien stehen am Rand und sehen zu, Zitat Ende. 

Tja, im Grunde sind beide Parteien für die Abgehängten eine Wahl. Doch wer hat sie abgehängt? In Deutschland beklagt man lieber die Wirkung, als die Ursache. Sie, die Ursache wird nicht erwähnt. Es wird so getan, als sei wie aus dem Nichts ein Elend emporgestiegen. Die Gier deutscher Eliten im Ganzen, zusammen mit einer ihr willfährigen Kriegspolitik im Außen, gepaart mit einer Verachtungssoziologie für die Schwächeren ist der Grund für den Aufstieg der AfD. Es ist schlichtweg Propaganda zu behaupten, die Deutschen seien wieder zu Nazis erwacht und daher der immer dicker werdende rechte Rand, der zur Mitte ausschlägt. 

Herr Lucke fordert nun selbst ein Disziplinarverfahren seiner Senatorin gegen ihn. Er will wissen, ob er sich gegen das Grundgesetz und die Demokratie verhalten habe. Immerhin, er gründete die Partei AfD mit und war lange Zeit ihr intellektuelles Zugpferd. Aber, müssen wir allen Menschen anlasten, was andere dann daraus gemacht haben? Müssten wir nicht dann auch Gott zur Rechenschaft ziehen und ihm sagen, dass er ein Vollblutmassenmörder sei, ein brutaler Eroberer, Geldfresser und das Unmenschlichste, was je seinen Fuß auf diese Erde setzte? Natürlich tut das kein Mensch, denn der Mensch hat und pflegt so seine blinden Flecke und wird jeden strafen, der diese aufhellt. 

Aber genug von derlei Wiederholungen. Lösungen wollen geschrieben, gesagt und umgesetzt werden. Aber welche Lösungen sind die Richtigen? 

Politische Lösungen sind oft der gewünschte Massentod der anderen, die man zuvor wie Kakerlaken brandmarken muss, um sie nicht mehr als Menschen zu sehen. Ein Mensch kann gar keinen anderen Menschen töten, solange er sein Gegenüber als einen Menschen fühlt, kann er ihn nicht töten. Das ist unabhängig seiner politischen Gesinnung der Fall. Doch schaut man in die menschliche Historie und fragt dann nach Lösungen, so kommt man schnell darauf, dass eine Wiederholung der zahlreichen Wiederholungen politischer Lösungen nie zu einer Lösung von Konflikten führte. Politische Lösungen sind Krieg, egal wohin wir schauen. Immer wurde dort der anders Gesinnte weggesperrt oder ermordet. Egal ob als Einzelner oder als Masse. Wer den Frieden will, der muss den Krieg wählen. Den Krieg mit Bomben, den Krieg ums Geld und den Krieg im Sozialen. Und solche Lösungen haben alle gewählt, egal ob man sich die Menschlichkeit, den Christus oder das Hakenkreuz auf die Fahne schwor. Sie haben alle die gleichen Lösungen bevorzugt. Und heute wissen wir, dass solche Lösungen nichts lösten. Sie schieben bis heute das Problem vor sich her. Von einer Generation zur nächsten. Kluge Leute ziehen heute lange Wirkungsketten, die aufzeigen, das heutige Probleme mit Jahrhunderten ungelöster Probleme zusammenhängen. Ging es vielleicht nie wirklich um Lösungen, sondern um individuelle Bedürfnisse derer, die die Macht hatten? Im Grunde kann man das alles sehr gut bei dem Psychiater und Psychologen Hans-Joachim Maaz nachlesen. Doch wer handelt dann auch dementsprechend lösend? Nur ganz wenige. Die Mehrheit hält an Ersatzlösungen fest, damit die Änderung nicht bei sich zu erkennen ist. Das Problem sind immer die Anderen und wenn die nicht das Problem verursachen würden, dann gäbe es bei mir auch kein Problem. Einem solchen mit Lösungen zu kommen ist, wie mit einem Kopfsalat zum Löwen zu gehen. Er verspeist lieber den Koch.

Tja, und so ist das tagtägliche Konformexerzieren aller, die sich für aufgewacht und als Wissende begreifen doch bloß ein Tanz um einen Kreis herum, der immer derselbe Kreis bleibt. Das eigene Ego. Tun sie es wirklich nur darum, wie einige behaupten, um selbst nicht auf Lösungen zu kommen, die ein eigenes Zupacken ihres Lebens von eigener Hand verlangt? Ist der geostrategische Kreistanz ein Tanz um Auswege herum, weil das Beweihräuchern der Bösen das eigene Gute erstrahlen lässt, nie aber den eigenen Lebensweg zur Pflicht werden lässt? Lösungen, immer wenn die am Horizont zu sehen sind, werden mit Pfeilen beworfen und wenn die Lösungen zu arg das eigene Verhärten der Ausreden aufzeigen, dann wird geworfen, mit allem, was man bekommen kann. Ja, so ist das. Ist das die eigentliche Krankheit? Sie hat keinen  Namen, denn sie nährt ja das Problem. Und damit stärkt sie genau das, was diese Lösungszensoren vorgeben abwenden zu wollen. Die Abwehrenergie stärkt das Problem. Jeder Psychologe weiß das. Wer auch immer tiefergehend über Lösungen spricht, der bekommt stets auch zur Antwort, dass man doch nicht so viel darüber wisse und dass das auch unerheblich sei, da die da Oben sowieso machen, was sie wollen. Das Elend müsse zuerst beseitigt werden, denn würde es nicht beseitigt, kann man machen, was man will: Die da oben diktieren alles, führen Krieg und machen, dass wir arm und abhängig bleiben. Stimmt das wirklich? 

Natürlich stimmt das nicht. Denn wenn das stimmen würde, dann gäbe es nur Menschen, die so denken. Es gibt ja die Anderen, die trotz allem ihr Leben leben, glücklich sind und lieben, was sie tun – ohne den schnöden Mammon dabei anzuhimmeln. Ich glaube, sie haben nicht nur die Lösung, sie leben sie. Und wenn man diese danach fragt, wie denn die Lösung aussieht, dann sagen sie: Lebe einfach nicht das Leben anderer. Lebe dein eigenes Leben. Finde heraus, was dein Leben ist, was es von dir will, aber sei kein Abziehbild anderer Interessen oder anderer Menschen. Mache dein Leben zu deinem Interesse. Frieden bekommst du nur durch Entzug dessen, was sie dir als das ganz normale Leben verkaufen. Kämpfe nicht dagegen an. Entscheide dich nicht gegen die Anderen oder gegen die Bösen. Entscheide dich für dich, für dein Leben. Das ist alles. Wenn du das tust, verschwindet das Murmeltier, das von dir jeden Tag wieder aufs Neue begrüßt werden will, ganz von alleine.  

Was nicht heißt, dass die narzisstisch normopathische Gesellschaft auch aufhört, ihr Unwesen zu treiben. Du ganz allein gehörst dann nicht mehr zu ihr, was einen Teil der Heilung der ganzen Gesellschaft darstellt, aber vor allem: Du machst nicht mehr mit. Egal wie du es hinbekommst. Die Losung der Aufklärer heißt: Mach nicht mehr mit. Wer hingegen alles weiß und aufklärt, aber noch immer dieselben Fehler macht, wie zu der Zeit, wo er noch nicht alles wusste, der weiß eben doch noch nicht wirklich. 

Der Aufklärer verlangt keine Änderungen, die er nicht selbst auch an sich umgesetzt hat. Aufklärung ist enorm konsequent. Allerdings, mit dem Mund allein ist es Quacksalberei.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung.

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Bildhinweis: GoodStudio / Shutterstock

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