Tagesdosis 28.9.2017 – Umstürze, ab morgen kriegen sie in die Fresse (Podcast)

Ein Kommentar von Bernhard Loyen.

Die Politik denkt, der Bürger kann nicht verstehen. Der Bürger weiß, die Politik will nicht verstehen. Hach, Menschheit. Es könnte eigentlich alles recht einfach sein, das Miteinander in unserer Gesellschaft.

Ab morgen kriegen sie in die Fresse, sprach die neue Fraktionssprecherin der SPD Andrea Nahles in die Mikrofone der Hauptstadtpresse[1]. Das soll kämpferisch klingen, wie die alte SPD. Es soll das Halali der neuen Jagdsaison auf die kommende Bundesregierung sein. Kann, will man das dieser Partei abnehmen?

SPD nach der Wahl. Eine neue Hoffnung, lautete eine Kolumne dieser Woche auf Spiegel Online[1]. Im Text ist zu erlesen: Vielleicht ist heute der erste Tag eines neuen sozialdemokratischen Zeitalters.  Die Partei hat jetzt vier Jahre Zeit, sich zu sammeln. Das tut bitter Not. Es wird viel vom Ende des sozialdemokratischen Zeitalters geredet. Das ist Unsinn. Die SPD wird dringender gebraucht denn je. Bitte? Kann, will man das, diesem Magazin abnehmen?

Gestern bei Maischberger in der ARD hieß das Thema: Wutwahl: Haben die Volksparteien ausgedient? Gäste: niemand von der FDP und der AFD. Dafür aber Frau Petry. Macht eigentlich keinen Sinn, bringt aber erhoffte Quote. Frau Künst von den Grünen sinnierte über das Ergebnis der AFD: Hier funktionalisiert jemand die Wut. Warum haben wir die Wut nicht angenommen und gesagt, wir müssen eine andere Politik machen? Macht eigentlich keinen Sinn, klingt aber gut. Ein sog. SPD Urgestein, Klaus von Dohnanyi, hatte die sehr interessante These: Wir hätten inzwischen einen Zuwachs an Trachtenmoden, die Leute suchten angesichts der Globalisierung “Heimat in kleinen Räumen”. Sie verstehen?

Zusammenfassend: auch die nächsten vier Jahre, werden Politik und öffentlich-rechtliche Medien ihren Weg weiterführen. Wie gehen aber die Bürger mit den forcierten Herausforderungen des Alltags um. Wie schaut es mit dem Solidargedanken in der Gesellschaft aus. Anders formuliert, miteinander, anstatt gegeneinander.

Der Begriff Wohlstandsverwahrlosung kommt aus der Jugendpsychologie. Ich finde, er sollte auch in der Erwachsenenpsychologie angewendet werden. Gestern stand mein DHL Mann vor mir. Auf seiner Hubkarre geschätzt 16 Pakete von teilweise beeindruckender Größe. Ich fragte ihn morgens um halb 11: und, schlimm heute? Er kuckt mich müde an und antwortet: Heute? 240 Pakete, obwohl ein Straßenzug weniger. Dann der entscheidene, sehr ernst ausgesprochen Satz: Weißte was, ich hab’ echt Angst vor Dezember. Wohlstandsverwahrlosung?

Das Dienstleistungsunternehmen Uber[3] erhält keine weitere Lizenz für London. Aktuell läuft eine Petition von Londoner Bürgern, Save your Uber in London, zur Weiterführung des Fahrdienstes. Benötigt werden 1 Million Stimmen, aktueller Stand: 810 000[4]. Wohlstandsverwahrlosung?

Umstürze, von Eugen Roth:

Ein Mensch sieht wild die Menschheit grollen:
Paß auf! Jetzt kommt, was alle wollen!
Doch schau, die Klügern sind schon still:
’s kommt, was im Grunde keiner will.

Quelle

[1] – http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-09/andrea-nahles-spd-opposition-bundesregierung

[2] – http://www.spiegel.de/politik/deutschland/spd-nach-der-wahl-eine-neue-hoffnung-kolumne-a-1169768.html

[3] – https://de.wikipedia.org/wiki/Uber_(Unternehmen)

[4] – https://www.change.org/p/save-your-uber-in-london-saveyouruber

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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