Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.
Spiegel Online schreibt, Zitat Anfang: Emmanuel Macron will Europas Neustart: In einer leidenschaftlichen Rede forderte Frankreichs Präsident revolutionäre Reformen – und kontert Widerstand aus Deutschland mit einer Umarmungsstrategie.
Zweifel daran, wie weit sein Reformwillen für Europa geht, dürfte Macron mit dieser Rede weitgehend ausgeräumt haben. Er stellte gleich einen ganzen Katalog von Initiativen vor, darunter:
▪ ein gemeinsames Verteidigungsbudget und eine Einheit für Auslandseinsätze sowie eine Doktrin für deren Einsatz, und alles schon bis zum Jahr 2020,
▪ die Öffnung der nationalen Armeen für Soldaten aus anderen EU-Staaten,
▪ einen eigenen Haushalt für die 19 Euroländer, um gemeinsame Investitionen zu
ermöglichen und Stabilität im Krisenfall zu gewährleisten,
▪ eine “vollständige Integration” der Märkte Deutschlands und Frankreichs bis zum Jahr
2024 und die Harmonisierung der entsprechenden Gesetze,
▪ eine europäische Geheimdienst-Akademie und eine engere Zusammenarbeit zwischen
den Geheimdiensten der EU-Staaten,
▪ eine EU-Zivilschutzbehörde für die Bekämpfung der Folgen von Naturkatastrophen,
▪ eine EU-Grenzpolizei und eine gemeinsame Asylbehörde,
▪ ein EU-Programm zur Finanzierung und Ausbildung von Flüchtlingen,
▪ einen Mindestpreis für den Ausstoß von Treibhausgasen von 25 bis 30 Euro pro
Tonne Kohlendioxid; derzeit liegt er bei 6,80 Euro,
▪ eine EU-weite Steuer auf Börsengeschäfte, die es in Frankreich bereits gibt und die auf EU-Ebene seit Jahren erfolglos diskutiert wird. Zitat Ende.
Derweil im Ländle von Heinrich Heine, in dem der eine oder die Andere in den letzten Tagen um den Schlaf gebracht wurde, herrscht Jamaika-Stimmung bei den neu gewählten Problemerschaffern der Grünen, der FDP, und der CDU/CSU. Noch wird gestritten, doch am Ende sind alle vereint unter dem Willen ihrer Anti-Mutti Merkel. Sie wird wieder alle Themen abgreifen, die andere durchdacht haben. Und eines wird die neue Regierung dann ganz gewiss tun. Sie wird die Pläne eines Macron nicht für ernst nehmen und weiter das tun, was sie am besten kann: Eine Finanzwirtschaft für Goldman Sachs unterstützen, die Umwelt weiterhin stark gefährden, den Sozialabbau voranschreiten lassen und in der Außenpolitik an ihren Kriegsplänen festhalten.
Der neoliberale Geist siegt weiterhin. Und wer das oben Geforderte vom französischen Präsidenten für etwas Neues hält, dem sei gesagt: Nein das ist es nicht, es ist ein neoliberaler Konsens, der immer und immer wieder neu abgeglichen wird, in Europa. Der heftige Widerstand, der aus Deutschland kommen wird, wird eine Neudrehung der Worte werden, die dem Deutschen Michel keine Klarheit darüber schenken wird, was Diese Worte und Sätze tatsächlich beinhalten: Neusprech für Deutsche, was in der Computerlitertaur längst Deutschsprech für Dummies heißen würde. Jetzt wird der Deutsche in einer neuen Art Zwittersprache darüber informiert, was Grünliberalkonservativ im Sinne der alt bewehrten Kleider bedeutet.
Die vierte Symphonie von Angela Merkel wird in C-Dur erklingen, aber h-Moll wird ihr Inhalt sein.
Macron will also Deutschland umarmen. Auweiha. Er weiß nicht, dass die Deutschen so gespalten wurden, wie noch nie in ihrer noch jungen BRD-Geschichte. Die Deutschen haben einer Regierung aus Rot/Schwarz getrotzt und Jamaica kam dann am Ende dabei heraus. Es wird für den einzelnen Bundesmichel nicht besser werden. Es wird schlimmer. Der einzelne Deutsche weiß nicht, dass, egal was er wählt, Nocebo schon drin ist. Nicht Placebo, sondern Nocebo, also der Schaden schon gedacht ist und sich dadurch auch realisieren wird.
Demokratie ist eine Luxusversion für das Regieren nach Volkes Wünschen. Das heißt, Demokratie ist zunächst einmal teuer, sie kostet mehr Geld als alle anderen Staatsformen. Demokratie will den Luxusgedanken des Volkes stärken und ihn ausbauen. Tja, so denkt fast ein jeder, dass Demokratie ein tiefes persönliches Recht sei. Es fühlt sich an wie Evolution, ist aber Konstruktion.
Wer in Demokratien das Volk beobachtet, wird feststellen, dass es sich in Zeiten der Wahlen völlig seltsam verhält. Es glaubt, es berät, es hetzt, es stigmatisiert, es überzeugt und es moralisiert bis zum Umfallen. Demokratie ist ein Chamäleon. Demokratie ist eine Tarnung. Demokratie kann, wie in unserer Zeit, als Tarnkappenbomber überall hinfliegen, ohne das dieses von der Mehrheit auch nur ansatzweise bemerkt wird.
Demokratie kann alles sein oder nichts bedeuten. Einzig im Wähler kann es die Vorstellung vom gelobten Land und den darin schon vorhandenen Rechten für einen selbst beinhalten. Demokratie wird als Selbstbedienung verstanden, nicht als ein Bauprojekt, dass sich ständig im Bau befindet. Der Einzelne fühlt sich unbeteiligt und lässt machen. Selbstbedienung ist ein Selbstwert. Fast ausnahmslos alle in einer Demokratie wie der unsrigen, glauben, dass sie durch einen Akt der Demokratie, der Wahlbeteiligung also und der Abgabe der Stimme für eine bestimmte Partei oder Person, dass sich ihre Wünsche irgendwie doch erfüllen ließen; von anderen, die gar keine Ahnung von dem Einzelnen haben, der da glaubt, durch seine Beteiligung an den Akten der Demokratie, würde ein anderer deren Wunsch erhören und vollstrecken. Mein Wille ist nur umsetzbar, wenn andere ihn als den ihren auf ihre Fahnen geschrieben haben. Hört sich ziemlich bescheuert an, nicht wahr?
Das ist, wenn man etwas intensiver und länger darüber nachdenkt, völlig irre. Ich jedenfalls würde niemals auf die Idee kommen, ein anderer würde mein Leben in den Griff bekommen und dafür sorgen, dass mir meine Welt genau so vor meinen Augen erscheint, wie ich das will. Dieser Jemand müsste dann also sein Leben aufgeben, damit er meines so hinbekommt, wie ich das will. Irre, nicht wahr. Das ist vollkommen irre. Aber die Leute denken tatsächlich, dass genau so etwas Demokratie sei. Ich würde das eher als parasitär bezeichnen. Was macht man mit so vielen hilfeschreienden Parasiten? Oder besser formuliert: Was macht ein mit Geld, Einfluss und Macht ausgestatteter Mensch mit so vielen Jammerern? Richtig, er sortiert sie, um seinen Einfluss, sein Geld und seine Macht zu vergrößern. Glaubt wirklich jemand noch, dass so jemand Mächtiger in so vielen Jammernden kein Hilfsangebot für sich erkennt? Glauben wirklich so viele Menschen, dass diejenigen die Macht und Einfluss besitzen, dass genau diese Menschen denen auf Dauerjammermodus eingestellten Massen helfen können, helfen wollen, helfen werden? Das können sie nicht wollen. Niemand kann einem helfen, wenn sein Hilfeschrei selbst ohne Handlungsbeteiligung erklingt. So einfach ist die Realität. Wenn ich meinen Bizeps trainiere, wird mein Bizeps stärker und mit der Zeit auch größer. Die Leute aber glauben, dass wenn ich trainiere, dass sie dann fitter werden. So verstehen sie Politik. Selber machen ist ihnen unmöglich, weil sie davon überzeugt sind, dass die eine oder die andere politische Entscheidungskraft sie daran hindert, selbst etwas zu tun, dass den Marschrouten der politischen Regeln dann widerspräche. Leute, ihr müsst schon ein bisschen Aggro werden. Ein bisschen grenzüberschreitend mit euch selbst umgehen. Sonst wird das nichts mit der Umsetzung eures Willens.
Macron will Deutschland umarmen und Europa umkrempeln. Achherrjeh, schon wieder so einer, der im sozialen Neusprech á la Goldman Sachs den neoliberalen Weg schon in der Eliteuni beigebracht wurde. Schon wieder ein Toni Blair, ein Gerhard Schröder, ein Barack Obama. Der Weg ist immer der gleiche, das Produkt immer dasselbe: Ohnmacht führt zur Machtausübung. Wann begreifen Wähler diesen Kreislauf endlich. Denn er ist endlich, da die Erde endlich ist, aber vor allem Dein Leben irgendwann endet. Was hier jeder bemerken kann, ist, dass auch die französische Demokratie ohne die einfachen Leute abgespult wird. Macron möchte in der Liga der Speichellecker und Elitenversteher mitmachen als guter Hirte die Schafe zum Trog führen. Daher spricht er zu Europa und meint doch die deutsche Kanzlerin.
Der Wähler denkt tatsächlich, dass er eine Stimme hat, die zu etwas führt, das auch nur ein ganz klein wenig nach dem klingt, was er seinen Willen nennt. Und nach einer Wahl ist er derart voller Botenstoffe, voller Adrenalin und Hormonen vollgestaut, dass er die Hoffnung, es werde jetzt endlich gut und auch auf ihn gehört, dass er das alte Spiel um die ganz große Macht, nicht mehr als das versteht, was sie ist. Sie sagt jeden Tag: Du Winzling, Du bist mir scheiß egal. Gut das es so einen Idioten wie Dich überhaupt gibt. Denn ohne dass Du ein Idiot wärst, zu dumm für Dein eigenes Leben, ohne Deine Selbstverblödung, die Du tagtäglich auch noch selbst in Gang hältst, könnte ich Dich nicht in meinen Willen hineinlenken. Du bemerkst nicht, dass ich in Deinem Hirn sitze und ich Dein Navi längst auf mich eingestellt habe.
Soeben schreibt mir ein bekannter SPD-Politiker, ein wirklich netter Mensch, Zitat Anfang:
Wir sollten NIEMALS unterschätzen, wie schurkenhaft Politiker mit falschen Aussagen von z.B. Geheimdiensten und gefälschten Berichten in den Medien in den Krieg getrieben werden! Ja mein lieber Rüdiger, wir Friedensaktivisten haben mächtige Gegner, welche über ein gewaltiges finanzielles und einflussreiches Potenzial verfügen. Zitat Ende.
Wenn nun selbst höchste Politiker diesen Wirren der Fake News der NeoCons derart ausgesetzt sind, dass sie selbst nie wirklich wissen, was Tango ist, und deren Berater oft aus den Kreisen der NeoCons herkommen, dann ist etwas ganz anderes in Europa in Gefahr. Es ist die Information selbst, sie ist in Gefahr, nicht als das erkannt zu werden, was sie oft auch sein kann. Ein Fakefakt.
Fakefakten sind eine weitere Form dessen, was Marshall McLuhan mit seinem berühmtesten Satz so formulierte: Das Medium ist die Massage. Jedes Medium ändert daher über ihre jeweilige Informationsmassage den vorherigen Gehalt der Information komplett.
Dadurch, dass die Welt über das Internet und dem Smartphone ein Dorf geworden ist, entstand auch gleichzeitig eine völlig andere Politik. Sie wurde antinational, da sie dezentral gesteuert und verwaltet werden kann. Allein durch das Medien-Genie Marshal McLuhan kann man, wenn man sich dessen Tragweite bewusst wird, den gesamten imperiale Werkzeugkoffer der NATO-Vasallen und den weltweit agierenden NeoCons wie in einer Zeitmaschine vorstellen. Abgelenkt aber von den Emotionen der Wahlen in Deutschland ist für den deutschen Michel, egal was er weswegen und wozu gewählt hat, nur eins von entscheidender Bedeutung: Herrsche und Teile. Als beherrschtes Wesen findet er in die Gruppe, in seine ganz spezielle Gruppe und darf nun all diejenigen zur Projektionsfläche seiner selbst erzeugten Unmündigkeit und Unaufgeklärtheit machen, die nicht in seiner Gruppe seinen Herrscher mitgewählt haben. Und alle zusammen geifern nach dem Nichtwähler, um wenigstens noch in der gruppenbezogenen Verzweiflung einen äußeren Feind abzuwatschen.
Macron umarmt jetzt Deutschland, um Europa umzukrempeln. Es ist wie ein Sado-Maso-Spiel, ein Stockholm-Syndrom-light. Der Wille der Menschen ist mit ihrem Peiniger derart vernetzt, dass der Gepeinigte den Peiniger als einen Teil von sich selbst empfindet. Ohne ihn kann er nicht fortbestehen. Ohne gepeinigt zu werden, empfindet er nichts mehr für sich. Und so ist es hier mit vielen. Sie nennen sich nicht Klienten oder Patienten. Sie lassen sich Wähler nennen. Ihr Rezept ist die Fremdbestimmung. Sie werden gelebt und wollen das auch so. Sie wollen mit tiefster Inbrunst gelebt und verlebt werden. Sie willigen nicht ein, in ihrem eigenen Leben die Hauptrolle, der Regisseur und gleichfalls auch der Produzent zu sein. Sie wollen lediglich eine Leinwand sein, auf dem sie das Leben der Anderen mit standing ovation als das Ihre verstehen. Das Kasperletheater der EU und der Europolitik wird weitergehen und es wird schlimmer. Immer schlimmer für all diejenigen, die ihr Leben von der Politik diktiert bekommen wollen. So ist das mit der erlernten Hilflosigkeit, dem tagtäglichen fünf Gänge-Menü des Stockholm-Syndroms.
Quellen
https://www.youtube.com/watch?v=095TFe9FzPU
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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