Tagesdosis 27.11.2018 – 55 Jahre nach dem Mord an JFK: No “come along with Russia” (Podcast)

Ein Kommentar von Mathias Bröckers.

Letzte Woche jährte sich der Todestag von John F. Kennedy zum 55. Mal und seit ich vor einigen Jahren ein Buch über diesen Mord geschrieben habe, werde ich immer wieder gefragt, warum ich mich damit denn immer noch beschäftigen würde, das wäre doch ein Fass ohne Boden und so lange her, dass selbst eine vollständige Aufklärung heute gar nichts mehr nützen würde. Was das Fass betrifft, stimme ich vielleicht zu, was aber die Aufklärung angeht überhaupt nicht. Für die Weltmacht USA und das “amerikanische Jahrhundert” war der 22. November 1963 ein entscheidendes Datum, ein Wendepunkt, der die von Kennedy angekündigte und schon eingeleitete Wende – den Rückzug aus Vietnam und ein Ende des Kalten Kriegs – rückgängig machte. Mit den folgenden (und ebenfalls bis heute ungeklärten) Morden an Martin Luther King und Robert Kennedy, der JFKs Erbe antreten wollte, war das Rollback komplett und mit den charismatischen Reformern unter der Erde auch jede Wende zu einer friedlicheren, kooperativeren Politik der Vereinigten Staaten definitiv beerdigt.

Seitdem regiert, was Kennedys Vorgänger Eisenhower in seiner Abschiedsrede den “militärisch-industriellen Komplex” genannt und vor seiner Einflussnahme gewarnt hatte. Der bekam nach Kennedys Tod was er wollte – einen gigantischen Krieg in Südostasien, bei dem die Air Force allein über Laos, einem kleinen Land von Reisbauern, mehr Bomben abwarf als über Deutschland im Zweiten Weltkrieg – und sorgt seitdem mit immer gigantischeren Budgets überall auf der Welt dafür, dass dieses Bombengeschäft weiter läuft.

Mit JFK, der mit einem Erdrutschsieg für weitere vier Jahre im Amt bestätigt worden wäre und seinem Bruder Bobby als Präsident für weitere vier oder acht Jahre danach, hätte Amerika sowohl innen,- wie außenpolitisch einen deutlich anderen Kurs genommen. Deshalb war dieser “Königsmord” ein so einschneidendes Ereignis und deshalb ist die Ermittlung seiner Hintergründe und Hintermänner bis heute von so großer Wichtigkeit, denn die Folgen erschüttern die Welt bis heute – mit einer brutalen imperialistischen Politik, die nur eine Alternative kennt: Pax Americana oder Bombenteppich.

Diese Politik, so hatte er in seiner “Friedens”-Rede im Juni 1963 deutlich gemacht, wollte JFK beenden. Nach dem folgenden Besuch in Deutschland und dem umjubelten “Ich bin ein Berliner”-Auftritt vor dem Rathaus Schöneberg hatte Kennedy  seinen Beratern angekündigt, dass er nach der Wiederwahl nach Moskau reisen werde, um einen Friedensvertrag mit der Sowjetunion zu schließen. Was die Schüsse von Dallas verhinderten.

Merkwürdigerweise sitzt 55 Jahre später ein Präsident im Weißen Haus, der sich nicht nur verhindert sieht, dem Gesetz nachzukommen, nach dem sämtliche Kennedy-Akten bis zum 26.10.2017 veröffentlicht sein sollten, sondern auch daran, nach Moskau zu reisen, um sein im Wahlkampf verkündetes Vorhaben zu starten: “to come along with Russia”.  Paul Craig Roberts – einst  unter Reagan im Finanzministerium und ehemaliger Herausgeber des “Wall Street Journals” – fragt, warum Trump eine Normalisierung der Beziehung zu Russland “schier unmöglich gemacht wird”.  :

„Warum ist die Opposition gegen eine Normalisierung der bilateralen Beziehungen unseres Landes mit einer Atomsupermacht wie Russland derart groß? Warum sind selbst die heimischen Grünen auf den Anti-Trump-Propagandazug aufgesprungen? Sind sich die Grünen über die Auswirkungen, die ein nuklear geführter Krieg auf unserem Planeten haben würde, nicht mehr im Klaren? Und warum sind die verrückten und inhaltlich haltlosen Bemühungen zur Amtsenthebung eines US-Präsidenten, der die bilateralen Beziehungen zu Russland zu normalisieren beabsichtigte, derart groß? Und warum werden solche Fragen nicht im öffentlichen Diskurs aufgeworfen? Das Versagen der politischen Führung, der Konzernmedien und der intellektuellen Schicht Amerikas sowie ein Mangel an politischer Führung in unserem Land sind komplett. Der Rest der Welt wird Mittel und Wege finden müssen, um Washington zu quarantänisieren, bevor Washington das Leben auf unserem Planeten zerstört.“

So himmelweit die Unterschiede zwischen Kennedy und Trump sind, ist die Parallele doch unübersehbar: “to come along with Russia” ist damals wie heute verboten, es unterminiert das Geschäftsmodell der Rüstungsindustrie.

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Mathias Bröckers schrieb “JFK – Staatsstreich in Amerika” (Westendverlag, 2016) und bloggt auf broeckers.com

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Kommentare (1)

Ein Kommentar zu: “Tagesdosis 27.11.2018 – 55 Jahre nach dem Mord an JFK: No “come along with Russia” (Podcast)

  1. Ralle002 sagt:

    Spiegel, 04.01.2006
    Kennedy-Attentat
    Oswalds Kuba-Connection

    theintelligence.de, 30. August 2010
    FBI-Agent bricht Schweigen: Oswald war nicht der Kennedy-Mörder
    u.a. steht dort:
    Das bekannte Filmdokument, dass Kennedys Ermordung zeigt, verweist, laut Adams, deutlich darauf, dass ein Schuss von vorne abgegeben wurde. Der Standort Oswalds war jedoch eindeutig hinter dem Fahrzeug. Abgesehen davon, ist Adams überzeugt, dass insgesamt elf Schüsse abgefeuert wurden.

    kennedy-attentat.de, 05. November 2010
    In Liebe Liebe – Brief von Oswald versteigert

    tagesanzeiger.ch, 19.11.2013
    «Die Beweise gegen Lee Harvey Oswald sind erdrückend»

    aarclibrary.org, 2014
    Dallas Mayor During JFK Assassination Was CIA Asset

    listverse.com, FEBRUARY 9, 2014
    10 Mysterious Deaths Connected To The JFK Assassination

    blog.tagesanzeiger.ch, 28.10.2017
    Das Rätsel des schwarzen Mannes
    u.a. steht dort:
    Dazu muss man wissen, dass es an jenem Tag warm und sonnig war in Dallas. Kein Mensch lief mit Mantel und Schirm herum. Weitere Aufnahmen aus anderer Perspektive zeigen, dass der «Umbrella Man» stocksteif dasteht und dann, als die Präsidentenlimousine heranrollt, plötzlich seinen Schirm aufspannt.
    …………Der Mann blieb verschwunden
    Es ging bis zum September 1978, bis sich ein Mann bei der Kennedy-Untersuchungskommission in Washington meldete: Er heisse Louie Steve Witt, Versicherungsangestellter in Dallas, und sei der «Umbrella Man».

    Wikipedia, Umbrella Man (JFK-Attentat)
    Der Mann trug einen schwarzen Regenschirm (englisch: Umbrella), den er öffnete und über seinem Kopf schwenkte, als die Limousine des Präsidenten sich näherte, kurz bevor die tödlichen Schüsse fielen.

    RT deutsch, 21. November 2017
    Freigegebene CIA-Akten: USA schützten 1976 Attentäter auf kubanisches Flugzeug mit 73 Toten

    larsschall.com, November 21, 2017
    JFK und „Operation Walküre“, Teil 1

    larsschall.com, 24. November 2017
    JFK und „Operation Walküre“, Teil 2

    contra-magazin.com, 23. November 2017
    JFK-Akten: Die CIA und die US-Führung wollten einen Krieg mit der UdSSR provozieren

    focus.de, 26.12.2017
    Kennedy-Experte sicher: "Die Rolle der CIA war viel größer als bisher bekannt"

    podgist.com, 2018-03-27
    “The Trash Bag Killer” Pt. 2 – Patrick Wayne Kearney
    u.a. steht dort:
    Crime, author Amanda Howard, appeared on the australian morning show studio ten claim but she had received a handwritten letter from Patrick Kearny in the letter. Kearny claim I've been friends with Lee Harvey Oswald.

    teleopolis, 22. März 2018
    500.000 $ für einen toten Agenten
    Markus Kompa

    dieunbestechlichen.com, 22. April 2018
    JOHN F. KENNEDY: DIE VERSCHWÖRUNG – NEUE FAKTEN UNBEACHTETE FAKTEN UND BILDER ZUM 22.11.63

    educationforum.ipbhost.com, June 17, 2019
    How did Oswald get to Mexico City?

    j-l-pattison.medium.com, Nov 16, 2019
    13 People Who Had Foreknowledge of JFK’s Assassination
    ….um es zu erfahren, wer diese 13 Personen waren, kann man sich auf dieser Webseite kostenlos einloggen

    alt.obituaries.narkive.com, 15 years ago
    CONFIRMED: Lee Harvey Oswald Was CIA AGENT — Assassination of President John F. Kennedy

    www.maryferrell.org
    Transcript of Milteer-Somersett Tape

    Wikipedia
    Am 1. Juli 1977 stellte Kearney sich freiwillig der Polizei und legte ein umfassendes Geständnis ab, um der Todesstrafe zu entgehen.

    Hier fällt auf, dass sich Louie Steve Witt rund ein Jahr nach dem freiwilligen Geständnis von Kearny bei den Behörden als der Umbrella Man gemeldet hatte.
    Der pensionierte FBI-Agent Don Adams hatte lediglich Anhaltspunkte für die Behauptung, dass Oswald kein Einzeltäter gewesen sein konnte.
    Dies spricht dafür, dass vermutlich Kearny und Oswald für die JFK-Ermordung verantwortlich waren.

    Hier stellt sich nur noch die Frage, wer der Auftraggeber der JFK-Ermordung war.

    Dies wird aber sehr wahrscheinlich entweder die CIA und/oder der kubanische Geheimdienst gewesen sein.
    Etwa der KGB könnte es zwar auch gewesen sein, aber er hätte nicht das größte Motiv gehabt.

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