Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Am 6. August hat Susan Bonath in ihrer Tagesdosis auf KenFM (1) und später in weiteren Medien wie „Russia Today Deutsch“(2) versucht, die unter Führung von Sahra Wagenknecht entstehende Sammlungsbewegung „Aufstehen“ zu diskreditieren und damit auszubremsen. Dabei hielt sich Bonath an die zuvor in der Tageszeitung „junge Welt“ von Knut Mellenthin vorgegebenen Linien. Doch Bonath hätte lieber schweigen sollen. Denn was sie und ihre Anhänger gern als vernichtende Kritik an „Aufstehen“ deuten, war nichts als eine böswillige Tirade. Wollen ist eben nicht gleich Können.
Bonaths Versuch einer Kritik ist ein Lehrstück dafür, wie man es nicht machen sollte. Unter diesem Gesichtspunkt empfehle ich jedem, der das hoch emotionale Bonath-Machwerk noch nicht gelesen hat, seinen Widerwillen zu überwinden, und sich den Text aus rein didaktischen Gründen doch noch anzusehen. Wer dabei auch nur ein stichhaltiges „Argument“ und gar Fakten findet, warum „Aufstehen“ ignoriert oder bekämpft werden soll, der melde sich bitte per Leserbrief bei mir.
Mein erster Gedanke nach der Lektüre war gewesen, Bonaths Schmähwerk Absatz für Absatz zu sezieren und die menschenverachtende Ideologie und den miesen Geist, die dahinter stecken, bloßzustellen. Aus zwei Gründen habe ich mich dagegen entschieden. Ersten bin ich sicher, dass die mit kritischem Verstand ausgerüsteten KenFM-Leser und Hörer in der Lage sind, sich selbst ein Bild von Bonaths intellektuellem Wirrwarr zu machen, durch den sie sich zwangsläufig in Widersprüche verwickelt und folglich als Schlussfolgerung nur Gelaber produziert. Und zweitens hätte der Bonath-Text durch eine zeitaufwendige Sezierung eine Würdigung erfahren, die ihm überhaupt nicht zusteht.
Inhaltlich sei nur gesagt, dass das von „Moralin“ und Selbstgerechtigkeit tropfende Bonath-Werk belanglos ist. Da ihm jede konkrete Analyse fehlt, trägt er nicht zum Kampf für eine gerechtere und soziale Gesellschaft bei. Er bewirkt eher das Gegenteil mit ihrer Unterstellung, dass eine sozialreformerische Bewegung à la Wagenknechts „Aufstehen“ (3) die Arbeiterbewegung in ihrem Schwung ausbremsen könnte. Dazu hat die scharfsinnige Kommunistin Dagmar Henn treffsicher bemerkt, dass diese von Bonath thematisierte Frage ,,im heutigen Deutschland aus mehreren Gründen nicht relevant ist. Zum einen, weil etwas, was kaum da ist, auch nicht gebremst werden kann. Zum anderen, weil der Zustand des Kapitalismus von der Art ist, dass jede echte soziale Forderung sehr schnell an die Grenze des in Wirklichkeit dysfunktionalen Systems stößt.“
Tatsächlich versucht Bonaths mit ihrem Text mit manipulativen Mitteln, Halbwahrheiten und Unterlassungen alles zu tun, um die „Aufstehen“ Bewegung“ bereits im Kindsbett zu ersticken. Statt einer konkreten Analyse zieht sie es vor, genau wie viele andere Pseudo-Linke, rrrrevolutionäre Sprüche zu klopfen und die Ungerechtigkeiten in der Welt zu beklagen. Dazu gehört auch ihr Einsatz für die Abschaffung der Nationen und der nationalen Grenzen zwecks Förderung der Migration. Aber dadurch arbeitet sie, ebenso wie die anderen „Linken“ objektiv den neoliberalen, global operierenden Konzernen in die Hände.
Wenn heute in unserem Land die selbst ernannten „Linken“ statt mehr Brot für die „kleinen Leute“ (Neusprech für die ehemalige Arbeiterklasse) die eheliche Gleichstellung der inzwischen 53 identifizierten „Genderarten“ fordern, dann kann sich die herrschende Klasse in Ruhe zurücklehnen. „Was unbedingt vonnöten ist, ist eine Bewegung, die die tatsächlich massenhaft vorhandenen sozialen Forderungen aufgreift“, so die Marxistin Henn. Es sei „nicht zu übersehen, die Linkspartei ist das nicht“. Und dann stellt Henn die Frage: „Ist es in irgendeiner Form schädlich, wenn die zwei führenden Protagonisten der ‚Aufstehen Bewegung‘ nicht von der Beendigung des Kapitalismus sprechen?(4) Im Augenblick sicher nicht; weil es weder andere davon abhält, das zu tun, noch etwas an der allgemeinen ökonomischen Lage ändert, die JEDE ernsthafte soziale Forderung an die Grenze des Systems führt“. Mit den beiden führenden Protagonisten bezieht sich Henn auf das von Bonath in ihrem Text verunglimpfte „Millionärsehepaar“ Lafontaine und Wagenknecht.
Ohne Zweifel ist Bonath mit ihrem verstellten ich-bezogenen Blick nicht im Stande sich ein realistisches Bild von der Lage der Linken und dem Kräfteverhältnis in unserem Land zu machen. Man könne „sich leicht täuschen“, so Henn, „wenn man glaube, an dem desolaten Zustand ändere sich nur etwas, wenn man besonders eifrig mit der Flagge der Revolution wedelt. Da hat man Lenin nicht verstanden. Der hat nicht mit der Losung ‘Wir wollen den Sozialismus jetzt!’ die Revolution eingeleitet, sondern mit der Forderung ‘Land, Brot und Frieden’.“
In diesem Punkt überschneiden sich die Erfordernisse für ein Wiedererstarken der Arbeiterbewegung mit denen für eine Abwehr der vorhandenen faschistischen Tendenzen in unserem Land. Beides gelingt nur, wenn endlich Vertreter der Linken Organisationen, in den Straßen und im Parlament, die zunehmend prekären Lebensverhältnisse großer Teile unserer Bevölkerung wieder auf die Tagesordnung setzen. Rufe nach Revolution „jetzt“ helfen da nicht weiter.
Gleiches gelte auch für die Forderung nach offenen Grenzen, so Henn, vor allem auf die Art, wie sie von Susan Bonath in ihren Texten vertreten wird. Dadurch würden die Bewohner der Peripherie (Flüchtling und Migranten) zum Objekt der Politik der linken Gutmenschen, die ihnen dadurch auch das Recht und ihre Pflicht zum Kampf um die Befreiung des eigenen Landes absprechen. Daher müsse die Schlussfolgerung lauten: „Der beste Beitrag, den wir Deutschen für eine Verbesserung des Lebens der Menschen in allen Ländern Afrikas und anderer Kontinente leisten können, besteht nicht darin, ganz lieb zu Flüchtlingen zu sein. Er besteht darin, dem deutschen Imperialismus die Flügel zu brechen, die Fänge abzureißen und die Federn zu ziehen. So, wie einmal die DDR keinem anderen Land Schaden, aber einigen Nutzen gebracht hat, sollte das für ganz Deutschland gelten.“
Allerdings könne die Frage, „wie deutsche Arbeiter mit den Flüchtlingen umgehen oder umgehen sollten, zu moralischen Ausbrüchen verleiten, aber relevant ist sie nicht“, so Henn und unterstreicht: „Relevant ist vielmehr, ob die Macht der deutschen Konzerne angetastet wird.“ Mit diesen Worten endete Henns Replik auf den Text von Bonath.
Bereits im Juni hatte Bonath über Facebook eine Welle unflätiger Beschimpfungen gegen Henn losgelassen, als diese nicht ihrer Meinung zur Flüchtlings- und Migrantenfrage war. So beschimpfte Bonath die unter dem brutal erniedrigenden Hartz IV Regime lebende Henn als „fettgefressene Bildungsbürgerin“. Während sie andere, die mit ihrer Positionen in der „Flüchtlingsfrage“ nicht einverstanden sind, als „Bürgerkinderpack“ oder neuerdings als „Wagenknecht-Rassisten“ entwürdigt. In einem anderen Text von Bonath heißt es u.a. „Ich hab es so satt, wie ihr verlogenen Wagenknechte und Co. euch zur Freude der Bourgeoisie an der Rampensortierung von Opfern des Imperialismus beteiligt. Pfui Teufel. Wer so redet, steht nicht auf der Seite meiner Klasse.”
Aber auf der Seite welcher Klassen steht Frau Bonath eigentlich? Offensichtlich hat sie jeden Kontakt zur Realität verloren. Das könnte das Niveau ihrer persönlichen Attacken und die erschreckende Menschenverachtung, die daraus spricht, erklären. Mit rrrrevolutionär sein hat das nun wirklich nichts zu tun. Im Gegenteil.
Quellen
- – https://kenfm.de/tagesdosis-6-8-2018-sammeln-von-oben-statt-sagen-was-ist/
- – https://deutsch.rt.com/meinung/74657-conrta-aufstehen-die-illusion-vom-guten-kapitalismus/
- – https://www.aufstehen.de/
- – https://www.facebook.com/dagmar.henn.92/posts/2022238551161802?__tn__=K-R
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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