Tagesdosis 18.04.2020 – Corona: Diktatur, Nein Danke!

Social Distancing, Kontaktbeschränkung und -verbot, könnten laut aktueller US-Corona-Studie bis mindestens 2024 notwendig sein. Die Zeit ist reif für Widerstand.

Ein Kommentar von Christiane Borowy.

Vor wenigen Tagen wurde bundesweit entschieden, dass es kaum eine Änderung der Ausgangsbeschränkungen geben wird. Einzelne Politiker versuchen zwar, ihr Profil durch eine Diskussion über das Ausmaß der vermeintlichen Lockerungen zu schärfen, doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade etwas geschieht, das man bisher ausschließlich als Hauptcharakteristikum Totalitärer Systeme gesehen hat: Die Zerstörung des Sozialen.

Totalitäre Systeme beziehen seit jeher ihre Kraft aus der Zerstörung des Sozialen

Auf der Internetseite der Bundeskanzlerin kann man die jüngsten Beschlussfassungen des Bundes und der Länder schwarz auf weiß nachlesen (4). Dort heißt es zu den Beschränkungen des öffentlichen Lebens:

„Die wichtigste Maßnahme auch in der kommenden Zeit bleibt es, Abstand zu halten“.

Verstöße gegen diese Kontaktbeschränkungen würden durch die Ordnungsbehörden sanktioniert, heißt es dort weiter. Damit das besser gelingen kann und bekannt ist, mit wem man wann wie Kontakt gehabt hat, wird die digitale Nachverfolgung erleichtert. „contact tracing“ heißt das Zauberwort dieser totalen Überwachung.

Die meisten Medien sehen das nicht kritisch. Sie weisen ganz im Gegenteil durch Hinweis auf so genannte Experten und Studien unterstützend darauf hin, wie dringend geboten dieser heftige Eingriff in das Freiheitsrecht angeblich sei. Die Süddeutsche Zeitung schreibt beispielsweise am 16.04.2020 darüber, dass große Musikfestivals abgesagt würden, Kanzlerin Merkel wird mit ihrem vermeintlichen Leistungsausweis der Maßnahmen, und zwar eine erreichte Nicht-Überforderung des Gesundheitssystems, zitiert, aber keineswegs kritisiert. Das wundert auch nicht, denn einen tatsächlichen Leistungsnachweis, der die harten und demokratiefeindlichen Maßnahmen nachweislich rechtfertigen würde, kann nicht geliefert werden. Ist ja alles nicht so schlimm, diese Heavy-Metal-Festivals interessieren ja ohnehin nur eine kleine Bevölkerungsgruppe, darauf kann man gerne verzichten, oder? Schließlich ist das alles nur zu unserem Besten. Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.

Zeitlich günstig erfolgt in den deutschen Medien der Hinweis auf eine amerikanische Studie, der zufolge die Strategie der Kontaktbeschränkung, beziehungsweise des Kontaktverbotes langfristig aufrechtzuerhalten sei, am besten bis 2024. Darin heißt es unter anderem:

„Serologische Längsschnittstudien sind dringend erforderlich, um das Ausmaß und die Dauer der Immunität gegen SARS-CoV-2 zu bestimmen. Selbst im Falle einer offensichtlichen Beseitigung sollte die SARS-CoV-2-Überwachung aufrechterhalten werden, da eine Wiederbelebung der Ansteckung bis 2024 möglich sein könnte.“ (5).

Hier kommt etwas ins Spiel, das der Soziologe und Sozialpsychologe Harald Welzer bereits in seinem (…) 2013 erschienenen Buch gefordert hat: Selbst denken. (6). Wer hat die Studie gemacht? Wer hat sie bezahlt? Wie kommt es eigentlich, dass diese Studie, die auf Computersimulationen und -berechnungen basiert, als wissenschaftlich fundiert akzeptiert ist? Was hat es eigentlich für Folgen für eine Gesellschaft, die sich für demokratisch hält, wenn über lange Jahre eine Beschränkung der Kontakte implementiert wird?

Eine Antwort findet sich in den Analysen von Welzer seit Jahren: Lässt man das widerstandslos geschehen, führt es in ein totalitäres System. Sie glauben, Totalitäre Systeme gibt es nur bei Russen und Chinesen, aber nicht bei uns? Schon falsch. Bei Welzer heißt es:

„Wenn man übrigens betrachtet, woraus totalitäre Systeme ihre Kraft bezogen haben, die Welt wenigstens für eine Weile nach Ihren Vorstellungen einzurichten, dann war das zuallererst die Zerstörung von bestehenden Sozialbeziehungen“.

Zuallererst werden die Sozialbeziehungen zerstört und genau das geschieht gerade. Hier. Bei uns. Willigen wir da ein? Frei-willig? Wenn Ihre Antwort hierauf Ja lautet, könnte das Selbstdenken und der Widerstand dagegen genau hier ansetzen. Wovor haben Sie möglicherweise Angst?

Ängstliche Menschen sind lenkbar

Man könnte auch fragen: Wovor wird Ihnen bewusst Angst gemacht? In einem Skype-Gespräch, das ich am 13.04.2020 mit Rüdiger Lenz (Nichtkampf-Prinzip) und der Journalistin Paula P´Cay geführt habe, haben wir uns unter anderem auch dieser Frage gewidmet. Meiner Ansicht nach trifft es zu, dass Menschen derzeit bewusst Angst gemacht wird, denn „Ängstliche Menschen sind lenkbar. Der ängstliche Mensch ist berechenbar, denn entweder er erstarrt, er flieht, oder er greift an. “ (7, Minute 1:19).

Das kann sich die Macht- und Geldelite, die ihren Status erhalten möchte, zunutze machen, denn ängstliche Menschen leisten keinen Widerstand, sondern warten darauf, dass die Angst einflößende Situation vorübergeht. Wütende ängstliche Menschen sind nicht auf denjenigen wütend, der die Kontaktbeschränkungen auferlegt, sondern auf denjenigen, der sie nicht einhält und greifen denjenigen zumindest verbal an. Der große Teil der Bevölkerung friert ein und tut gar nichts. Auch das ist gewollt. Rüdiger Lenz erklärt den Zusammenhang so: „Ich glaube, dass der Staat Probleme produzieren muss, damit die Gesellschaft in der Problemhaltung bleibt. Sie dürfen nicht lösungsorientiert in der Selbstbestimmung landen, denn der selbstbestimmte Mensch hört nicht einfach zu und erwartet seine Befehle. Der interessiert sich nicht für Ausgangsbeschränkungen, sondern der geht nach Berlin und fragt `Was sind denn das für Befehle?“ (8, ab Minute 1:00:41).

Mit Widerstand gegenlenken

Damit sind wir bei einem wichtigen Punkt angekommen und der lautet: Widerstand. Hier sei noch einmal Welzer zitiert, der 2013 noch geschrieben hatte:

„Wir haben es heute noch nicht mit der Zerstörung des sozialen Zusammenhangs zu tun, aber mit einem ungeheuren Potenzial dazu. Wenn diese Diagnose zutreffend ist, dann ist allerdings Widerstand nötig. Widerstand gegen die physische Zerstörung der künftigen Überlebensgrundlagen, aber auch gegen die Okkupation des Sozialen“.

Welzers Diagnose war zutreffend. Sieben Jahre später haben wir es tatsächlich mit der Zerstörung des sozialen Zusammenhanges zu tun. Es ist also Widerstand nötig.

Den Regelungen zur Corona-Krise ließen sich die 12 Regeln für erfolgreichen Widerstand entgegensetzen, die Welzer in seiner „Anleitung zum Widerstand“ darstellt:

  • „Alles könnte anders sein
  • Es hängt ausschließlich von Ihnen ab, ob sich etwas verändert.
  • Nehmen Sie sich deshalb ernst.
  • Hören Sie auf, einverstanden zu sein.
  • Leisten Sie Widerstand, sobald sie nicht einverstanden sind.
  • Sie haben jede Menge Handlungsspielräume.
  • Erweitern sie ihre Handlungsspielräume dort, wo Sie sind und Einfluss haben.
  • Schließen Sie Bündnisse.
  • Rechnen Sie mit Rückschlägen, vor allem solchen, die von Ihnen selber ausgehen.
  • Sie haben keine Verantwortung für die Welt.
  • Wie Ihr Widerstand aussieht, hängt von Ihren Möglichkeiten ab.
  • Und von dem was Ihnen Spaß macht“

Es ist absolut nicht egal, ob es Ausgangsbeschränkungen und damit einen eklatanten Angriff auf das soziale Gefüge gibt. Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht bald vorübergehen. Es wird niemanden geben, der es für uns richtet, uns die notwendigen Entscheidungen abnimmt und uns Freiheit schenkt. Diese Aufgabe müssen wir selbst ergreifen.

Wenn wir heute den Widerstand verschlafen, wachen wir morgen in der Diktatur auf.

Quellen:

  1. https://www.focus.de/politik/deutschland/corona-statements-im-live-ticker-lindner-ist-zufrieden-kann-sich-aber-auch-mehr-lockerungen-vorstellen_id_11792105.html
  2. https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-news-deutschland-1.4828033
  3. https://www.epochtimes.de/wissen/forschung/us-corona-studie-phasen-der-sozialen-distanzierung-koennten-bis-2022-notwendig-sein-a3214416.html
  4. https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/telefonschaltkonferenz-der-bundeskanzlerin-mit-den-regierungschefinnen-und-regierungschefs-der-laender-am-15-april-2020-1744228
  5. https://science.sciencemag.org/content/early/2020/04/14/science.abb5793
  6. https://www.fischerverlage.de/buch/selbst_denken/9783100894359
  7. Christiane Borowy, News 23, der ängstliche Mensch ist lenkbar: https://youtu.be/_6SN-Eab7SQ
  8. Corona und die Angst: Skype-Interview Rüdiger Lenz, Paula P´Cay und Christiane Borowy: https://youtu.be/owCeMOhjL0Y

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Danke an die Autorin für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildhinweis:  kandl / shutterstock

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