Ein Kommentar von Ernst Wolff .
Nach den heftigen Turbulenzen der vergangenen beiden Wochen ist an den Finanzmärkten vorübergehend Ruhe eingetreten. Die Journalisten der Mainstream-Medien nutzen die Gelegenheit, um uns weiszumachen, es habe sich bei den Schwankungen der letzten Wochen um eine Korrektur gehandelt, die nach dem steilen Anstieg der Kurse zu erwarten war und auf die nun weitere Kursanstiege folgen werden.
Doch selbst die systemtreuesten Journalisten müssen zugeben, dass einige Begleiterscheinungen der plötzlich eingekehrten Ruhe in ihren Augen „unerklärlich“ sind. So schüren die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen zur Inflationsentwicklung in den USA, die höher als erwartet ausfielen, die „Zinsangst“ (die Angst vor einer Verteuerung des „billigen Geldes“ und einer Erschwerung der Rückzahlung laufender Kredite) und hätten die Kurse eigentlich in Erwartung eines Gegensteuerns der FED (mittels Zinserhöhung) drücken müssen.
Tatsächlich aber geschah das Gegenteil. Ähnliches gilt für die Entwicklung der Zinsen auf zehnjährige US-Staatsanleihen: Sie nahmen zunächst weiter zu, was sich ebenfalls negativ auf die Börsenkurse hätte auswirken müssen, aber einen „unerklärlichen“ Anstieg nach sich zog.
Auch die Entwicklung des Goldpreises gab Anlass zur Verwunderung. Steigen die Börsenkurse, sinkt oder stagniert im allgemeinen der Goldpreis, weil Investoren keinen Grund sehen, in einen „sicheren Hafen“ zu fliehen. Dennoch ist der Goldpreis dem Aufwärtstrend der Aktienkurse in dieser Woche an vier von fünf Tagen gefolgt. Im Bereich der Futures (Derivate, mit denen man auf eine zukünftige Preisentwicklung wettet) war ebenfalls ein Aufwärtstrend zu beobachten, obwohl die Daten, auf die sie sich stützen, das Gegenteil hätten bewirken müssen.
Was hat das alles zu bedeuten? Woher kommt nach Tagen schwerster Turbulenzen der plötzliche Umschwung? Gibt es einen Sinneswandel bei den Investoren oder sind die Märkte inzwischen so unübersichtlich und kompliziert, dass sie mit herkömmlichen Methoden nicht mehr zu erklären sind?
Nichts von alledem. Es gibt für die angeblich unverständliche Entwicklung nur eine einzige logische Erklärung: Die Märkte werden hinter den Kulissen manipuliert. Da es sich um sehr hohe Beträge handeln muss und die Manipulation allem Anschein nach international koordiniert ist, kommen nur die Zentralbanken als Akteure in Frage.
In der Tat spielen sie nach dem Drucken von mindestens 15 Billionen US-Dollar und der Senkung der Zinsen bis in den Negativbereich eine allesentscheidende Rolle und greifen in letzter Zeit immer häufiger in die Märkte ein. So ist bekannt, dass die größten unter ihnen zunehmend in Staats- und Unternehmensanleihen, aber auch in Aktien investieren.
Vorreiter ist dabei die weltweit wichtigste Zentralbank Federal Reserve. Zwar sind ihr direkte Käufe von Aktien verboten, doch kann niemand sie hindern, Käufe über „Zweckgesellschaften“ zu tätigen und mit selbstgedrucktem Geld zu finanzieren. Zudem wird sie von mächtigen Helfern unterstützt: Das sind vor allem das 1987 unter Ronald Reagan gegründete Plunge Protection Team (Team zur Verhinderung eines Börsenabsturzes) und der Exchange Stabilization Fund (Fonds zur Wechselkurs-Stabilisierung), der als die größte schwarze Kasse der Welt gilt.
Aber auch ausländische Zentralbanken kommen der Federal Reserve zu Hilfe. Da sie ihre Währungsreserven zu einem großen Teil in US-Dollar halten, sind sie an einer Stützung des Dollars interessiert und greifen durch den Kauf von Staatsanleihen ein (hier sind die japanische und die chinesische Notenbank führend), helfen aber auch durch Aktienkäufe aus.
Die Schweizer Nationalbank (SNB) ist mittlerweile einer der größten Halter von Apple-, Google, Microsoft- und Amazon-Aktien. Da deren Kurse erheblichen Einfluss auf den US-Aktienindex Dow Jones haben, hat die SNB somit entscheidenden Anteil an seiner Entwicklung. Auch die Zentralbank des wichtigsten US-Verbündeten im Nahen Osten, Israel, investiert zunehmend in US-amerikanische Aktien.
Höchst interessant sind in diesem Zusammenhang auch zwei Personalien, die stellvertretend für eine personelle Interessensverquickung stehen: Stanley Fischer, unter Janet Yellen stellvertretender Vorsitzender der FED, war von 2005 bis 2013 Gouverneur des israelischen Zentralbank. Philipp Hildebrandt, von 2010 bis Januar 2012 Präsident der Schweizer Nationalbank, arbeitet seit Oktober 2012 als stellvertretender Chef des weltgrößten Hedgefonds Blackrock.
Ergänzt man die schier unbegrenzten Möglichkeiten von Zentralbanken auch noch um die Finanzmacht von milliardenschweren Hedgefonds, die mittels Hebelung Billionenbeträge bewegen, so verwundert es nicht, dass „unerklärliche“ Phänomene an den Börsen dieser Welt zunehmen und es für Mainstream-Journalisten immer schwieriger wird, uns allen die Machenschaften hinter den Kulissen als „normales Marktgeschehen“ zu verkaufen.
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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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