Tagesdosis 14.5.2019 – Das große Aussterben

Ein Kommentar von Mathias Bröckers.

Es gibt ja immer noch Leute, die den Ausstoß von Treibhausgasen für unbedenklich halten, weil das Klima auf diesem Planeten sich ja sowieso ändert wie es will. Und dass man da einfach nichts machen kann. Und dass diejenigen, die behaupten, dass man etwas machen kann und sogar machen muss – wie zum Beispiel die Kids der “Fridays for Future”- Demos – auf einem völligen Irrweg sind. Irgendwie ferngesteuert, gehirngewaschen, wie auch ca. 95 % aller Wissenschaftler und Forscher, die sich mit dem Thema beschäftigen. Auch wenn man eine solche Massengehirnwäsche nie ganz ausschliessen kann, scheint sie mir in diesem Fall recht unwahrscheinlich. Zumal ziemlich unklar ist, wer denn und zu welchem Behufe diese Großverschwörung inszeniert und steuert – außer den NWO-Illuminaten, die uns sowieso alle knechten und versklaven wollen bzw. seit Jahrhunderten schon haben. Okay, da kann man einfach nichts mehr machen.

Vielleicht hilft ein kleiner Perspektivwechsel. Ein Blick auf das Ganze, das lebende Gesamtssystem Erde, für das der Astrophysiker James Lovelock und die Mikrobiologin Lynn Margulis den Namen “Gaia” geprägt haben – und aufzeigten, wie abhängig die sichtbare Biosphäre von unsichtbaren Kleinstlebewesen und Bakterien ist, da von ihnen die genaue Gaszusammensetzung der Atmosphäre gesteuert wird. “Klima” ist nicht einfach da, es wird jeden Tag rund um die Uhr hergestellt. Und das seit vier Milliarden Jahren.

“Wenn wir diese vier Milliarden Jahre zu einem Kurzfilm zusammenfassen, sehen wir, wie sich das Gesicht der Erde ständig verändert, wie es auf seine Umgebung reagiert und seinerseits, mit strengem Mienenspiel, auf sie Einfluß nimmt. Manchmal antwortet es für einen Moment mit eisiger Strenge – und während der Eiszeiten wirkten große Teile des Gesichts tatsächlich wie erstarrt -, doch nachher zeigt sich, daß auch dies nur ein Mittel war, ein Trick, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Wie heute manche Lebensmittel bedurfte auch das Leben selbst auf dem langen Weg der Evolution offenbar bisweilen der Konservierung durch Tiefkühlung.

Die letzte Sekunde des Films zeigt die Erdgeschichte der vergangenen 50 000 Jahre bis heute. In Zeitlupe betrachtet, können wir die finale Menschwerdung des Affen beobachten: Durch eine neue Technologie, die Handhabung des Feuers, ist er weniger klima- und standortabhängig als alle anderen Tiere und breitet sich bald überall aus. Dann ist ein weiteres faszinierendes Ereignis zu beobachten: die Entstehung einer Speichertechnologie, mit der sich die Menschen nun auch zeitunabhängig machen – dank der Sprache können sie erworbenes Wissen konservieren und weitergeben. Dieser Informationsvorsprung scheint sie allen anderen Lebensformen nun endgültig überlegen zu machen. Mit den letzten Bildern des Films jedoch werden wir Zeuge einer dramatischen Situation: So plötzlich hat Gaia ihr Gesicht noch nie verändert. Blitzartig verschwinden die Waldflächen in Afrika, Europa und Nordamerika – und auf dem letzten Bild des Films, dem Beginn des Industriezeitalters, beginnt die Atmosphäre, sich durch Rauch und Abgase zu verdunkeln. Das Licht geht wieder an. Der Film ist zu Ende. Wir sind wieder in der Wirklichkeit.

Einen so starken C02-Anstieg wie zur Zeit erlebte Gaia das letzte mal vor etwa 65 Millionen Jahren: Damals, gegen Ende der Kreidezeit, verwandelte sich die Erde in einen Backofen, und mit den Sauriern gingen 90 Prozent aller höheren Arten zugrunde. Auslöser der C02- Katastrophe war, so weiß man mittlerweile, der Aufprall eines größeren Himmelskörpers. Heute müssen über den Auslöser keine Vermutungen angestellt werden – die Menschen, denen die Handhabung des Feuers einst den entscheidenden Evolutionsvorteil sicherte, scheinen an der Perfektionierung ebendieser Technologie jetzt zu scheitern: Sie fahren wider besseres Wissen fort, den Planeten in einen giftigen Backofen zu verwandeln. Das Artensterben hat heute schon wieder dasselbe Tempo erreicht wie in der Kreidezeit – die Saurier indessen leben noch.”

Diesen kleinen Kurzfilm der Erde schrieb ich vor über 20 Jahren, als Kommentar zu den Umweltkonferenzen in Rio 1992 und  in Kyoto 1997. Der lebende Saurier hieß damals George Bush und trat bei der UN-Versammlung nur unter der Bedingung an, dass keine Reduzierung von Treibhausgasen beschlossen wird. Sein Nachfolger Trump hat 20 Jahre später sämtliche Abkommen gekündigt.

Er und seine Freunde werden sich dann auch von dem jüngsten UN-Bericht zum Artensterben nicht beirren lassen – so wie es schon immer mal wärmer oder kälter war auf der Erde, so sind doch auch schon immer Tier,-und Pflanzenarten verschwunden. Dass der Schwund jetzt noch schneller vorangeht als damals in der Kreidezeit – da kann man halt nichts machen. Und bewiesen, dass es sich um menschengemachte Zerstörung handelt ist es schließlich auch nicht, wie eine Studie von Professor Koofmich von der Discount-Universität doch gerade wieder gezeigt hat. Man kann jede Wette eingehen, dass Donald Trump an einer UN-Konferenz zur Biodiversität nur teilnimmt, wenn keine konkreten Schritte zu ihrem Erhalt beschlossen werden. Die Kids müssen wohl bald auch noch von Montags bis Donnerstags demonstrieren…

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Mathias Bröckers schrieb zuletzt „Wir sind immer die Guten – Ansichten eines Putinverstehers“ (mit Paul Schreyer) und „Newtons Gespenst und Goethes Polaroid – Über die Natur“, beide im Westendverlag erschienen. Er bloggt auf broeckers.com

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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