Tagesdosis 14.3.2018 – Die Zeitmaschine des Pentagons

Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.

Mephistopheles:
„So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.“

Und Zack! Wieder was im Internet bestellt. Keine Sorge: Nicht bei Amazon, dem Sklaventreiber. Aber mit Paypal bezahlt. Wie leicht, wie einfach. Da muss ich mich nicht chic machen und mit dem Auto losfahren, ins Gewühl hinein, um dann eine schöne Teetasse zu kaufen. Bequemer geht das mit dem Internet. Auch meine neuen Schallwandler zack, über das Internet bestellt und mit Pay.., Moment! Mit Paypal bezahlt? Das waren doch die zwei Genies: Der eine produziert doch jetzt den Tesla, das Elektroauto und will demnächst zum Mars fliegen. Eine Flug- und landefähige Rakete hat er auch schon gebaut. Für die NASA? Nein! Die hatte ja, ihr könnt euch noch alle sicher daran erinnern, die Baupläne für das Apollo-Programm vernichtet, zerschreddert. Die hat, laut eigener Aussage, keine Ahnung mehr, wie man das macht. Und so gelang es den Leuten der NASA bis heute nicht mehr, was Elon Musk wieder gelang. Eine landefähige Rakete zu bauen.

Aber davon will ich heute nicht weiter berichten. Da gibt es ja noch den anderen Partner, damals, als beide noch Paypal besaßen. Peter Thiel, so heißt er, macht nämlich jetzt in Sachen Palantir. Ihr wisst schon, Der Herr der Ringe. Da hat Saruman doch immer hineingeschaut, wenn er mit Sauron Kontakt aufnahm. Ja, ja! Die schwarzen sehenden Kugeln. Mit ihr, es gab davon in der Serie drei, konnte man in die Zukunft schauen. Und so etwas ähnliches, das hat dieser Peter Thiel nun entwickelt. Und drei Mal dürft ihr raten, wer nun diese Mini-Zeitmaschine nutzt. Richtig! Das Pentagon. Die brauchen nämlich dringend so ein Computerprogramm, damit sie via Satellit die niedlichen Bömbselchen auch logistisch präzise platzieren können. Zeitbeschleunigt soll das gehen. Fixer als fix, sozusagen.

Man munkelt, dass es diesem Programm gelungen sei, den schlimmsten Terroristen aller Zeiten zu finden. Ihr wisst schon, der, den sie ins Meer geschmissen hatten.

Zack! Und schon wieder eine Stehlampe geordert und mit Paypal bezahlt. Wenn dieses Internet nicht wäre, ich wüsste nicht, was ich sonst machen sollte. Auch wenn die Algorithmen mich bestimmen, so merke ich davon doch eigentlich gar nichts, wenn ich im Internet bin.

Jetzt hat das Pentagon diesem Peter Thiel einen Riesenauftrag gegeben, damit Palantir alle anderen ähnlichen Programme des Pentagons dominiert und optimiert. Satte 876 Millionen US-Dollar schwer ist dieser Auftrag. Für das Peterle sind das übrigens Peanuts, denn seine Firma, so Schätzungen, soll 20 Milliarden US-Dollar Gesamtwert besitzen. Peter Thiel ist einer der wenigen offenen Unterstützer von Donald Trump und man darf annehmen, dass Trump sich mächtig über diesen Deal freut. Warum? Na wegen der Friedensmaßnahmen, weltweit.

Palantir brachte auch schon die Datensysteme des FBI und der CIA zusammen. Und in der Terrorbekämpfung steht Palantir weit oben – ohne ernstzunehmende Konkurrenz. Palantir ist ein Analysewerkzeug. Es analysiert Zustände, von denen man selbst nicht weiß welche Struktur sie haben, findet sie und kann loslegen, zugreifen und eine Bombenstimmung verbreiten. Kennt ihr die Serie „Person of interest“? Dann wisst ihr in etwa, wie dieses Programm funktioniert. Man gibt bestimmte Daten ein, alle die man im Laufe der Ermittlungsarbeit zusammen getragen hat und stellt nun Szenarien auf. Dann analysiert Palantir anhand der eingegebenen Präferenzen Optionen zukünftiger Szenarien und schon kann zugegriffen werden. Es analysiert Zustände, die in der Zukunft, aber auch in der Gegenwart geschehen oder geschehen könnten. Das hat auch schon ein paar Mal geklappt. Militärisch ist es ein Ass im blutigen Ärmel des Pentagons. Auch während ein Schlachtfeld tobt, kann es Szenarien erkennen, die in der Zukunft eintreffen werden und in der Gegenwart schon darauf reagieren. Gewinnen und siegen können sind somit im wahrsten Sinne des Wortes vorprogrammierbare Ereignisse geworden. Hach, herrlich! Endlich kann die Demokratie sich schneller und effektiver für die Menschenrechte und den Wohlstand für Alle in der Welt breit und breiter machen.

Zack, diese Hemden, schon bestellt und mit Paypal bezahlt. Toll, dieses Paypal. Und so einfach.

Ursula von der Leichenburg, unsere herzallerliebste Schlachtfeldministerin, befragt ob sie auch ein Hai sei, ihr wisst schon, ein Hai im Sinne des Militärmanagements, antwortete darauf liebevoll lächelnd, „Nein! Ich fühle mich wie ein Delphin. Die sind so gesellig und so lieb“, hat schon deutsches Interesse an Palantir angemeldet. Der CEO der Firma habe, wie er gegenüber Flinten-Uschi beteuerte, „die Firma nach deutschem Vorbild beim Datenschutz aufgebaut“. Konzerne und Behörden gehören schon zu seinen, zu Palantirs Kunden. Auweia, wenn ich da an den Berliner Flughafen oder den neuen Stuttgarter Bahnhof denke, dann wird der Schuß wohl wieder nach hinten losgehen.

Und jetzt, liebe User dieser Zeilen, hinsetzen, sonst könntet ihr hinfallen. „Mit Stefan Oschmann, Firmenchef des deutschen Pharmakonzerns Merck, saß er im kleinen Konferenzraum in der Palantir-Zentrale, um über den neuen Kunden zu plaudern. Der Dax-Konzern will Palantir-Technologien einsetzen, um herauszufinden, welche Patienten am besten auf bestimmte Therapien ansprechen, oder bei der Entwicklung neuer Medikamente für die Krebstherapie“, schriebt das Handelsblatt schon am 15. Januar 2017.  Wir leben in einer Welt, in der wir von Algorithmen in unseren Verhalten komplett in berechenbare, zukünftige Ereignisse hineingelockt werden. Wir merken es nur nicht. Palantir und Schulbildung, da geht doch bestimmt auch was.

Die pharmazeutisch-chemische Firma Merck wolle mit Palantir den zukünftigen Bedarf eigener Produkte vorhersehen und den Bedarf daran anpassen. Diese Optimierung ist insofern ein Wettbewerbsvorteil, dass Merck damit gelingt, neue Therapien oder neue Medikamentierungen zu entwickeln, für die andere Firmen wohl Jahre benötigen könnten. Palantir, ein Wettbewerbsvorteil, mehr nicht. Seine Nebenwirkungen sind Zukunftsmanipulationen. Ob das auch im Beipackzettel notiert wird?

Palantir setzt damit ein Zeichen in Silikon Valley, dass uns wohl noch weitere Jahre beschäftigen dürfte. Denn die Umrüstung unserer Welt auf solche Rechner und Programme, wird auch unsere soziale Welt komplett verändern und umkrempeln. Ähnlich wie das Smartphone, jedoch unsichtbar für uns. Es macht zum ersten Mal forensische Methoden möglich, die in der sozialen Welt, in der wir alle leben, auf zukünftige Ereignisse angewendet werden können. Dein Leben – ein vorhersagbares Ereignis. Für die Unwissenden wohl ein Traum, für uns ein echter Alptraum. Es wird unser Verhalten in einer Weise vorhersagen können, auf die wir weder gefasst, noch auf die wir vorbereitet sind. Es wird dann wohl auch vorherbestimmte Ereignisse geben, denen wir über Wetten an der Börse ausgesetzt sein werden. Die Werbeindustrie wird nach solchen oder ähnlichen Programmen und Rechner lechzen, wie der Ertrinkende nach Luft. Politische Entwicklungen können damit nicht nur vorhergesagt werden. Sie können anhand solcher Software auch manipuliert werden. Ich glaube, die Manipulation ist ihr eigentlicher Zweck. Und diese Manipulationstechnik wird keine Spuren hinterlassen. Daniel Kahnemans Psychologie der Manipulationstechniken, die wir in seinem Bestseller „schnelles Denken, langsames Denken“ nachlesen können, wird mit Palantir völlig neue Märkte eröffnen.

Achja, sitzt Du noch? Nein? Dann setz dich lieber noch einmal hin. Ich hätte fast die Medien vergessen. Palantir-Chef Alexander Karp, Mitgründer von Palantir soll nun ins Kontrollgremium des Axel Springer-Konzern kommen. Am 18. April soll Karp dort einziehen. „Alexander Karp ist einer der erfolgreichsten und wichtigsten Vordenker der Digitalwirtschaft“, sagte Springer-Aufsichtsratschef Giuseppe Vita. Lückenpresse war gestern, heute arbeitet die Presse daran, Ereignisse oder Spiele vorherzubestimmen, damit sie stattfinden. Oder Gegenmeinungen präsentieren, bevor ein Ereignis stattfinden wird. Wie schrieb Frank Schirrmacher, der ehemalige Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch in seinem, von der Aufklärungsbewegung viel zu unterschätztem Buch „Ego, das Spiel des Lebens“ noch auf Seite 56: „Es ist nicht nur die Krise eines Finanzsystems, von dem wir reden, sondern eines kognitiven Systems, das zwischen Information und Wissen nicht mehr zu unterscheiden vermag, weil alles zu Spielzügen (oder Drehbuchszenen) geworden ist.“ Zack, und schon eine Jeans bestellt. Ich liebe Paypal.

Quellen

https://www.stern.de/digital/online/wie-der-paypal-gruender-der-us-armee-die-kontrolle-ueber-das-schlachtfeld-sichert-7897076.html

www.handelsblatt.com/unternehmen/it-medien/start-up-palantir-der-geheimniskraemer-des-silicon-valley-oeffnet-sich/19248350-all.html

http://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/alexander-karp-chef-von-mysterioeser-silicon-valley-firma-wird-aufseher-bei-springer/21044248.html

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