Tagesdosis 12.05.2018 – Lieber eine wachsende Dummwelt als eine intakte Umwelt (Podcast)

Ein Kommentar von Dirk C. Fleck.

Lasst uns ein paar Worte über den Bundeshaushalt 2018 verlieren, ist ja erst ein paar Tage her, dass der Scholzomat ihn ausgespuckt hat. Ein furztrockenes Thema, zugegeben. Moment, nicht gleich weglaufen, man muss es hier ja nicht furztrocken behandeln! Schließlich gehört KenFM nicht zu den „Qualitätsmedien“ der Republik, denen außer dem Bemühen des Finanzministers um die schwarze Null nichts Besonderes an seinem  Finanzplan aufgefallen ist. Obwohl sich dieser sehr emotional betrachten ließe. Man könnte sich beispielsweise verwundert zeigen, empört oder gar ratlos. Aber nichts dergleichen war der Berichterstattung zu entnehmen. Und das ist der eigentliche Grund, weshalb ich mich ins furztrockene Politgestrüpp begebe. Nicht verwundert, empört oder ratlos – das auch, aber vor allem mit einer gehörigen Portion Galgenhumor ausgestattet.

Aber zu den Fakten. Der Bundeshaushalt 2018 hat eine Größe von 139,76 Milliarden Euro, die sich auf fünfzehn Ministerien verteilen, von denen elf  Zuwächse zwischen 0,2 und 11,6 Prozent verzeichnen. Die vier Loser sind Verkehr und digitale Infrastruktur (-0,4 %), Justiz und Verbraucherschutz (-7,1%), Auswärtiges Amt (-7,5 %) sowie Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Mit einem Minus von … Na? Na? 61,5 Prozent! In Worten: Einundsechzigkommafünf ! Olaf Scholz, der in Schuld und Unschuld aussieht wie ein Rundstück (so nennt man in Hamburg die Brötchen) würde darauf verweisen, dass es sich ja lediglich um etwas mehr als eine Milliarde Euro handelt, was bei einem Gesamtvolumen von nahezu 140 Milliarden …

Ist gut, Olaf, lass stecken. Dann verdeutlichen wir es eben anders herum. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit steht mit einem Finanzvolumen von 1,97 Milliarden Euro an vierzehnter Stelle unter den Ministerien, nur noch gefolgt von Justiz und Verbraucherschutz (0,78 Mrd.), aber in Sichtweite mit dem Bundeskanzleramt (2,92 Mrd, Zuwachs 7,2 %). Irre, oder?

Wenn es eines weiteren Beweises bedurft hätte, wie sehr die Ängste der Bürger den der Wirtschaft verpflichteten Regierungen im Global Village am Allerwertesten vorbei gehen, hier wäre er erbracht. Unsere aus dem Ruder gelaufene Zivilisation führt direkt in den Ökozid. Die Mehrheit der Menschen weiß das inzwischen und sie sorgt sich. Es können noch so viele Tschernobyls und Fukoshimas produziert werden, noch so viele Wälder gerodet, Böden verseucht und Meere mit Plastikmüll abgefüllt werden, um nur einige Zutaten in der Suppe des zwanghaften Wachstumswahns zu nennen, von dem die multinationalen Konzerne befallen sind: effektiv gegengesteuert wird nirgends. Aber so seltsam es klingen mag: unser Problem ist nicht die Unverfrorenheit, mit der die Politik an uns vorbei agiert. Das eigentliche Problem ist das Problem der Machtlosigkeit, dieser Eindruck, mit gebundenen Händen dazustehen und nichts anderes tun zu können, als die Schweinereien einfach geschehen zu lassen.

Wie würden wir wohl reagieren, wenn die Umweltverschmutzung von Außerirdischen betrieben würde, wenn es Aliens wären, die unsere Ozeane versauen, dass Klima verändern und das filigrane ökologische Netzwerk auf unserem Heimatplaneten aus dem Gleichgewicht rissen?

Die Antwort ist einfach: Wir würden uns wehren, wir würden versuchen ihre Infrastruktur zu zerstören, die es ihnen erlaubt, die Erde anzugreifen und schwer zu verletzen. Wir würden sie bekämpfen mit allem was uns zur Verfügung steht, weil dies unser Zuhause ist, wir haben kein anderes. Warum zeigen wir diese Reaktion und Kampfbereitschaft nicht gegen jene Eliten, die ihr Zerstörungswerk ganz unverfroren vor unseren Augen verrichten? Die die Verteidigungsetats zu ganz anderen Zwecken in absurde Höhen treiben? Die man bei nüchterner Betrachtungsweise schlicht als Verbrecher und Psychopathen outen muss?

Der Schriftsteller Michael Ende, dessen Bücher sich über dreißig Millionen Mal verkauft haben, hat auf die Frage, ob es denkbar sei, dass es je zu einem dritten Weltkrieg kommen könnte, folgendes geantwortet: „Ich glaube, wir befinden uns schon mittendrin. Nur bemerkt es offenbar niemand, weil dieser Krieg nicht territorial, sondern zeitlich geführt wird. Wir haben einen erbarmungslosen Krieg gegen unsere eigenen Kinder und Enkel, gegen die kommenden Generationen, entfesselt. Wir werden ihnen eine verwüstete Welt hinterlassen, auf der das Leben für sie sehr schwer sein wird. Aber da sie ja nicht zurückschlagen können, fahren wir damit fort — wir können schon gar nicht mehr anders — und beruhigen unser Gewissen (sofern es nicht ganz zum Schweigen zu bringen ist) mit der Annahme, daß ihnen schon etwas einfallen wird, um unsere Gemeinheiten wieder gut zu machen“.

Und wenn ich schon am zitieren bin, hier ist ein Satz des französischen Malers Paul Cézanne (1839 – 1906): „Man muss sich beeilen, um noch etwas zu sehen. Alles verschwindet“.

Der Scholzomat indes, darauf lässt sein Bundeshaushalt 2018 schließen, scheint davon nicht beunruhigt. Er scheint eher der Ansicht zu sein, dass die Natur sich schon anpassen muss, wenn sie hier mit uns leben will.

Quellen:

https://www.volksfreund.de/nachrichten/themen-des-tages/der-scholzomat-laesst-gruessen_aid-22318093

https://de.sputniknews.com/wirtschaft/20180502320555266-bundeshaushalt-programm-analyse/

http://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/regierung-hat-die-eckpunkte-zum-bundeshaushalt-2018-vorgelegt–134419725.html

https://www.tagesspiegel.de/politik/bundeshaushalt-2018-die-schwarze-null-ist-normal-auf-die-investitionen-kommt-es-an/21227816.html

https://www.bundeshaushalt-info.de/#/2017/soll/ausgaben/einzelplan/04.html

https://www.protokoll-inland.de/PI/DE/RangTitulierung/AmtlicheReihenfolgen/Bundesministerien/bundesministerien_node.html

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