Tagesdosis 05.05.2018 – Pulverfass Nahost: All Wars are Bankers’ Wars (Podcast)

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Seit dem Kalten Krieg hat die Welt keine so heikle Phase erlebt wie die vergangenen Wochen und Monate. Politiker in aller Welt schüren die bestehenden Konflikte, gießen wo immer es geht Öl ins Feuer und drohen einander mit dem Einsatz der schlimmsten Waffen, die die Menschheit bis heute hervorgebracht hat.

Allein in dieser Woche gab es vier neue Schreckensmeldungen. Der israelische Premier Netanjahu gab eine Pressekonferenz, deren unausgesprochene Botschaft lautete – nur ein Präventivschlag gegen Iran kann Teheran von seinen Atomplänen abhalten. Wenig später erfuhr die Welt von israelischen Truppenbewegungen an den Grenzen zu Syrien und Libanon.

Einen Tag nach Netanjahus Auftritt verkündete das Stockholmer Friedensforschungs-institut, dass die weltweiten Militärausgaben 2017 mit 1,4 Billionen US-Dollar den höchsten Stand seit Ende des Kalten Krieges erreicht haben. Wiederum zwei Tage später wurde bekannt, dass China im Südchinesischen Meer Raketen stationiert – auf Inseln, die von mehreren umliegenden Ländern als deren eigenes Territorium beansprucht werden.

Diese Meldungen sind deshalb so besorgniserregend, weil Kriege nicht einfach über Nacht vom Zaun gebrochen, sondern von den Mächtigen sorgfältig geplant und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit über Landesgrenzen hinweg vorbereitet werden. Um das, was um uns herum passiert, richtig deuten und einordnen zu können, sollten wir unbedingt auf ähnliche Phasen in der Geschichte zurückzuschauen.

Sowohl der Erste, als auch der Zweite Weltkrieg wurden nicht einfach entfacht, sondern von langer Hand vorbereitet. Es ging in beiden Fällen um eine Neuaufteilung der Welt im Interesse der größten Macht des zwanzigsten Jahrhunderts – der Finanzindustrie. Um diese schlichte Tatsache vor den Augen der Weltöffentlichkeit zu verbergen, wandten Politik und Medien vor allem drei Methoden an: Sie lenkten die Bevölkerung durch das Hochspielen von nebensächlichen Konflikten von ihren wahren Absichten ab, erzeugten künstliche Feindbilder und stellten sich selbst als Opfer ausländischer Bedrohung dar, um ihren späteren Kriegseintritt damit rechtfertigen zu können.

Insbesondere die USA haben sich in dieser Hinsicht hervorgetan. Zur Vorbereitung des Kriegseintrittes im Ersten Weltkrieg wurde eine PR-Organisation gegründet, zum Vorwand für den Kriegseintritt in den Zweiten Weltkrieg – dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor – trugen sie mittels militärischer Provokation selbst bei. Auch dem Koreakrieg bereiteten sie mittels Provokationen den Boden. Als Anlass für die Ausweitung des Vietnamkrieges diente ihnen ein konstruierter Vorfall, dem Irakkrieg ging die von ihnen in die Welt gesetzte Lüge von den Massenvernichtungswaffen voraus.

Angesichts dieser perfiden Täuschungen ist es von größter Bedeutung, immer wieder auf die tatsächlichen Kriegsgründe hinzuweisen, die kriegsvorbereitenden Manöver der Mächtigen schonungslos aufzudecken und ihre ideologischen Schachzüge als das zu entlarven, was sie sind. Eine bewusste und generalstabsmäßig geplante Irreführung der internationalen Öffentlichkeit.

Was also ist der wichtigste kriegstreibende Faktor in unseren Tagen? Es ist der Niedergang der USA, die das Weltgeschehen seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges dominieren. Das Land wird von einer winzigen, geradezu allmächtigen Finanzelite beherrscht, die es seit Jahrzehnten aussaugt und durch ihre Gier dafür gesorgt hat, dass die Wirtschaft lahmt, die Gesellschaft von wachsender Ungleichheit zerrissen wird und die Regierung sich nur noch auf die Überlegenheit der eigenen Währung und des eigenen Militärs stützen kann.

Diese Überlegenheit aber wird von der neuen Supermacht China immer stärker infrage gestellt. Mit der Seidenstraße bereitet China derzeit das größte Wirtschaftsprojekt aller Zeiten vor, militärisch hat es riesige Fortschritte gemacht und durch seine angehäuften Goldreserven und das schrittweise Untergraben des Petro-Dollars wird es in absehbarer Zeit als einziges Land der Erde in der Lage sein, die Vorherrschaft des Dollars und damit die Stellung der USA als globaler Supermacht zu brechen.

Was werden die USA in dieser Situation tun, um den eigenen Machtverlust zu verhindern? Vermutlich das, was sämtliche bedrohte Mächte in der Vergangenheit getan haben. Einen Krieg beginnen, der ihren Niedergang weiter hinauszögert. Wie könnte dieser Krieg aussehen? Am wahrscheinlichsten ist derzeit ein Stellvertreterkrieg im Bündnis mit Israel und Saudi-Arabien gegen Iran, den Verbündeten Chinas und Russlands im Nahen Osten.

Würde dieser Krieg den USA tatsächlich nützen? Sehr sogar. Er würde die Rüstungsindustrie ankurbeln und damit die Finanzmärkte befeuern. Er würde den Zusammenbruch des globalen Finanzsystems weiter hinausschieben. Er würde zu einer drastischen Erhöhung des Ölpreises führen und das Fracking-Verfahren hochprofitabel machen. Er würde die USA vermutlich innerhalb kürzester Zeit zum größten Erdöl- und Erdgasexporteur der Erde werden lassen und so insbesondere Russland, das weitgehend von solchen Exporten abhängig ist, erhebliche Schwierigkeiten bereiten.

Was hindert die USA noch daran, einen solchen Krieg zu beginnen? Vor allem eines., die Kriegsmüdigkeit und der Widerstand innerhalb der eigenen Bevölkerung. Wie könnten diese beiden Hindernisse überkommen werden? Durch einen simplen historisch erprobten Kniff. Indem ein Verbündeter, zum Beispiel Israel, die USA um Hilfe ruft und deren Einsatz wie Beistand für einen in Not geratenen Freund aussehen lässt.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem Szenario kommen wird? Um diese Frage zu beantworten, sollte man einen Blick aufs Weiße Haus werfen. Dort hat sich ein innenpolitisch angeschlagener Präsident systematisch mit Vertretern der Wall Street und des Militärs umgeben und sich in den letzten zwei Wochen mit Mike Pompeo als Verteidigungsminister und John Bolton als Sicherheitsberater zwei glühende Befürworter eines Kriegskurses gegen Iran ins Kabinett geholt.

Wem das als Warnung noch nicht reicht, der sei an einen Slogan erinnert, mit dem dieser Präsident sich vor anderthalb Jahren im Wahlkampf die Unterstützung seiner Militärs gesichert hat: „Wenn wir schon die besten Atomwaffen der Welt besitzen, warum wenden wir sie dann nicht an?“

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