Star-Wars is back

Trump macht den Reagan.

von Ulrich Gellermann.

Da war ein Zetern und Zagen im deutschen Medien-Dschungel, jüngst, als sich die Herren Putin und Trump in Helsinki getroffen hatten. Was mögen sie wohl gemacht haben, die zwei, als sie mal so ganz alleine waren? Sich Witze über Frau Merkel erzählt? – Das Wort “Verrat” machte die Runde, der sonderbare, postfaktische Hubert Wetzel von der SÜDDEUTSCHEN wusste gar von “Trumps dreifachem Verrat” zu erzählen, als sei jener Petrus und die westliche Staatengemeinschaft der liebe Herr Jesus. Spätestens das muss Donald, den Twitterer, schwer gerührt haben. Denn schon in diesen Tagen lässt er seinen evangelikalen Vizepräsident Mike “The Racist” Pence von einer “Space Force” schwärmen: “Die Zeit ist gekommen für das nächste, großartige Kapitel in der Geschichte unseres Militärs. Um für das nächste Schlachtfeld gerüstet zu sein, auf dem Amerikas Beste und Tapferste aufgerufen sein werden, neue Bedrohungen für unsere Nation abzuwehren und zu besiegen.” Denn bis 2020 wollen die USA mal wieder Weltraum-Streitkräfte aufbauen.

Geradezu erleichtert wusste die TAGESSCHAU die Pence-Worte zu apportieren: “Viele Jahre haben Länder wie Russland, China, Nordkorea oder Iran Waffen angestrebt, um unsere Navigations- und Kommunikations-Satelliten mit elektronischen Angriffen vom Boden aus zu stören. In jüngster Zeit arbeiten unsere Gegner daran, Kriegswaffen ins Weltall zu bringen.” Beweise? Null. Nachfragen der Behelfsjournalisten? Zero. Zweifel gar? Auf keinen Fall! So schön lebt die Made im Speck atlantischer Seligkeit, da will man doch nichts und niemanden irritieren. Vor allem nicht Zuschauer und Leser. Zumal Trump so ein schönes altes Kapitel in der Geschichte des US-Militärs aufschlagen will. Denn die neue “Space Force” klingt ganz nach der “Strategic Defense Initiative (SDI)”, den Star-Wars-Träumen des Ronald Reagan, der damit immerhin einen erheblichen Beitrag zum Totrüsten der verblichenen Sowjetunion geliefert hatte. Und jetzt versucht es Trump eben mit Russland.

Donald Trump hatte gleich nach seinem Amtsantritt eine Überprüfung der amerikanischen Nuklearstrategie angeordnet. Ein Ergebnis dieser “Überprüfung” ist der Plan des Pentagon, Atomwaffen mit vergleichsweise geringer Sprengkraft bauen zu lassen. Denn, so argumentiert die US-Kriegsmaschine: “Strategische Atomwaffen mit ihrem gigantischen Zerstörungspotenzial reichten nicht zur Abschreckung. Russland setze demnach womöglich darauf, dass Amerika diese Waffen niemals einsetzen würde, da das Risiko wegen eines zu befürchtenden atomaren Gegenangriffs von ähnlicher Dimension und der damit drohenden Vernichtung von großen Teilen der Menschheit zu hoch sei” (zitiert nach FAZ 03.02.2018).

Die einzige substanzielle Äußerung des Putin-Trump-Treffens in Helsinki kam dann auch von Wladimir Putin, der kühl und nüchtern daran erinnerte, dass Russland eine Reihe von Vorschlägen unterbreitet habe, um die Verhandlungen über das Rüstungskontroll-Abkommen NewSTART, das 2021 ausläuft, wieder aufzunehmen. Das brutale Echo der USA ist wohl die neue “Space Force”. Selbst die konservative “Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP)”, der Think-Tank der Bundesregierung, meinte jüngst: “Vor allem in Washington mangelt es an der Bereitschaft, das Abkommen zu verlängern. Donald Trump ist besorgt, die Vereinigten Staaten könnten nuklear hinter andere Nuklearwaffenstaaten zurückfallen. Die USA sollten, so sein Versprechen, das »Rudel« der Atomwaffenstaaten »anführen«. »New START« bezeichnete er als »einseitiges Abkommen«.”

So reden Waffenhändler nun mal. Denn schon der historische Vorläufer der Trumpschen “Space-Force”, die Strategic Defense Initiative (SDI), hat zwischen 1983 und 1993 rund 120 Milliarden US-Dollar gekostet. Da läuft der Rüstungsindustrie der Profit-Sabber nur so aus dem Maul. So blieb es nicht aus, dass die ebenso perfide wie raffinierte Alice Weidel von der AfD das Helsinki-Treffen so kommentierte: „Die teilweise schrillen Reaktionen auf die Zusammenkunft Donald Trumps mit seinem russischen Amtskollegen sind unverständlich und unangebracht. Dass der Präsident der Vereinigten Staaten gegen den lautstarken Widerstand des US-Establishments einen Schritt unternimmt, die Beziehungen zu Russland zu normalisieren und den unerklärten Kalten Krieg zu überwinden, ist aus deutscher und europäischer Sicht zu begrüßen.” Dass Trumps Schritt nur der zum Tritt gegen das russische Schienbein war, wollen die NATO-Lover von der AfD ungern zugeben. Hat sich die Partei doch bisher, vor allem um Stimmen in Ostdeutschland zu gewinnen, als Russlandfreundin ausgegeben.

Leider gab es den Kinderglauben an eine fundamentale Differenz zwischen dem US-Establishment und Donald Trump bis in die Reihen der deutschen Friedensbewegung. Dass es sich um nichts anderes handelte als um die übliche Prügelei unterschiedlicher Profit-Fraktionen, dürfte spätestens jetzt, nach der bedrohlichen Wiederkehr der Star-Wars-Pläne auch denen klar sein, die immer noch auf einen guten König hoffen: Es rettet uns leider kein höheres Wesen, geschweige denn eine solch niedere Existenz wie Donald Trump.

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