Petition: AKW Neckarwestheim Block 2 abschalten! SOFORT!

Redaktioneller Hinweis: Zur Unterstützung der Petition: AKW Neckarwestheim Block 2 abschalten! SOFORT! , die Rede von Hans Heydemann am AKW Neckarwestheimam vom 8. März 2020, anlässlich der Demonstration am 9. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe.

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Risse im Atomkraftwerk – Kein Weiterbetrieb des AKW Neckarwestheim

Liebe Freunde und Mitstreiter gegen die Atomkraft-Nutzung.

Atomkraftwerke sind sicher – so heißt es immer wieder. Und am allersichersten seien deutsche Atomkraftwerke, wie uns die Atomlobby unermüdlich weismachen will. Doch in Wahrheit sind deutsche Atomkraftwerke so unsicher wie alle anderen auch. Das zeigt sich gerade hier am Standort Neckarwestheim an der abgenutzten altersschwachen Reaktoranlage hinter diesem Zaun, vor dem wir gerade demonstrieren.

Hier werden seit 2017 immer weitere Korrosionsschäden mit teilweise sehr erheblichen Wanddicken-Verringerungen bis zu 91% an den Heizrohren der Dampferzeuger festgestellt – und es werden jedes Jahr mehr. Waren es 2017 noch insgesamt 32 Schadensbefunde, so erhöhten sich diese in 2018 auf 101; bei der Revision 2019 wurden 296 Schadensbefunde festgestellt. Bei etwa zwei Drittel davon handelt es sich um Spannungsriss-Korrosion. Inzwischen sind über 400 Rohre betroffen.

Warum ist das gefährlich? Die Dampferzeuger-Heizrohre führen das 326°C heiße hochradioaktive Primärkreis-Wasser des Reaktors, um das Wasser in den vier Dampferzeugern zu erhitzen und so den Dampf für die Turbine zu liefern. Die Rohre haben nur eine Wanddicke von 1,2 mm; sie stehen unter sehr hohen Druck von 158 bar und können bei Spannungsrissen ohne weiteres auf- oder gar abreißen. Die Folgen wären verheerend, reißt auch nur ein einziges dieser Heizrohre ab, so strömen aufgrund des großen Druckgefälles von fast 100 bar 120 t heißes, hochradioaktives Primärkreiswasser in den Sekundärkreis über, wobei es an der Austrittsstelle schlagartig verdampft. Der Druck im Dampferzeuger steigt dadurch an, das Sicherheitsventil öffnet bei 80 bar und bläst den jetzt radioaktiv verseuchten Dampf einfach in die Umgebung ab – die Umgebung wird radioaktiv verseucht.

Der starke Wasserverlust im Reaktorkreis führt – trotz sofort ausgelöster Schnellabschaltung des Reaktors – zu einem großen Kühlmittelverlust-Störfall. Das Druckhaltesystem wird dabei überfordert und kann den notwendigen Druck im Reaktor nicht aufrechterhalten – es kommt zur Bildung von Dampfblasen im Reaktorkern mit der Folge einer unzureichenden Kühlung der Brennstäbe und sogar zur Rekritikalität des Reaktors, d.h. die zunächst unterbrochene Kettenreaktion im Reaktor kann wegen der in den Dampfblasen fehlenden Borierung wieder anspringen. Das kann ohne weiteres zu einer Kernschmelz-Katastrophe führen, wie sich diese 1979 im TMI-Reaktor von Harrisburg / USA ereignet hatte.

Verheerend wäre dies für die betroffene Bevölkerung im dicht besiedelten mittleren Neckarraum mit den nahe gelegenen Großstädten Heilbronn und Stuttgart – im Umkreis von 40 km um das AKW NWH leben 2,5 Millionen Menschen. Wohin will man diese auf die Schnelle evakuieren? Der Schaden für ganz Deutschland wäre unermeßlich.

Dass ein Heizrohr reißen könne, räumt selbst der TÜV in seinem Prüfbericht über die letztjährige Revision von 2019 ein, und auch der grüne Umweltminister Franz Untersteller hatte öffentlich erklärt, dass dies möglich sei. Dennoch hat er am 22.9.2019 in voller Kenntnis dieser Korrosionsschäden und des Risikos eines möglichen Rohr-Abrisses den Weiterbetrieb dieser abgenutzten mängelbehafteten Reaktoranlage genehmigt. Er stützt sich dabei auf die Aussage im Prüfbericht des TÜV, ein solches Ereignis sei doch sehr unwahrscheinlich. Und die EnBW als Betreiber behauptet gar frech, der „sichere Betrieb sei garantiert“.

Tatsächlich geht es aber genau darum: die EnBW will auf Biegen und Brechen die Anlage noch drei weitere Jahre bis zur gesetzlich vorgesehenen Abschaltung am 31.12.2022 in vollem Umfang weiternutzen – was schert sie da die Sicherheit der Bevölkerung? Im Schadensfall kommt eh der Staat für die Folgen auf. Hauptsache, die EnBW kann ungehindert noch die vollen Gewinne aus dem längst abgeschrieben AKW mitnehmen.

Dabei weist die Anlage eine Vielzahl weiterer Mängel auf: so mussten u.a. 1.100 Kondensatorrohre verschlossen werden; Undichtigkeiten an Zwischenüberhitzern und fehlerhafte Stellungsanzeigen von Sicherheitsventilen beseitigt sowie Mängel an den Notstrom-Dieseln behoben werden, die im Ernstfall die Stromversorgung für das sichere Abfahren der Reaktoranlage bereitstellen müssen – ansonsten droht eine Katastrophe wie 2011 in Fukushima!

Die Korrosionsschäden an den Dampferzeuger-Heizrohren sind Folge einer jahrelangen fehlerhaften Betriebsweise und damit fahrlässig selbst verschuldet. Dem TÜV ist ein Mitverschulden anzulasten, weil er es unterlassen hatte, das Abstellen dieser fehlerhaften Betriebsweise anzuordnen.

Wie unverfroren die EnBW Behörden und Öffentlichkeit mit einer vermeintlichen Sicherheit täuscht, zeigt sich an dem vom AKW-Betreiber EnBW behaupteten „Leck-vor-Bruch-Nachweis“, nämlich bevor ein Rohr abreiße, entstünde ja erst ein kleines Leck, welches von der Aktivitäts-Überwachung im Dampferzeuger bereits bei Übertritt von 20 g Primärkreiswasser je Stunde erkannt und dadurch die Anlage geordnet abgefahren würde. Der TÜV hat das unbesehen und ungeprüftso übernommen, und das Umweltministerium gründet darauf den Genehmigungs-Bescheid. 20 g je Stunde bedeuten jedoch eine nahezu hundert millionenfache Verdünnung im Dampfstrom von 1.850 t/heines Dampferzeugers – ein kleines Leck ist nicht nachweisbar, die behauptete Sicherheit also nicht gegeben. Hierauf angesprochen hat uns das Umweltministerium mitgeteilt, „Die dort eingesetzten Geiger-Müller-Zählrohre haben Nachweisgrenzen der Leckagemenge von ca. 0,5 kg/s bis 2 kg/s.“ Das aber ist das 90.000fache bis 360.000fache der angegebenen 20 g/h! kg/s=7.200 kg/h sind kein Klein-Leck, sondern bereits ein besorgniserregender Kühlmittelverlust des Primärkreislaufes! Warum ist der TÜV nicht selber darauf gekommen? Und wie konnte das Umweltministerium das bei seiner Genehmigungsentscheidung unberücksichtigt lassen?

Diese Genehmigung ist fehlerhaft und muss unverzüglich zurückgezogen werden. Sicherheit ist kein Lotteriespiel mit Eintrittswahrscheinlichkeiten! Der Weiterbetrieb dieser mit Rißschäden und zahlreichen anderen Mängeln behaften schrottreifen Reaktoranlage ist nicht länger zu verantworten.

Atomkraft ist nicht sicher, sondern hochgefährlich. Erst recht ist Atomkraft weder umweltfreundlich noch klimaneutral – man denke nur an den Uranabbau und dessen Aufbereitung und Anreicherung, wobei riesige Mengen an CO2 freigesetzt werden. Atomkraft steht darin der Kohle kaum nach.

Wir fordern, dass das AKW Neckarwestheim unverzüglich vom Netz genommen und dauerhaft außer Betrieb geht.

Um das zu erreichen, ist öffentlicher Druck notwendig. Dazu haben wir seit gestern eine Petition „AKW Neckarwestheim abschalten –SOFORT!“ ins Netz gestellt – dazu sind heute Handzettel mit dem Hinweis auf diese Petition verteilt worden.

Bitte unterstützt alle diese Petition an das Umweltministerium mit Eurer Unterschrift und verbreitet diese weitestmöglich weiter. Nur wenn wir bis zur nächsten Revision Anfang Juni eine hohe Zahl Unterstützer vorweisen, können wir etwas bewegen.

AKW Neckarwestheim abschalten – SOFORT

Der Link zur Petition

Zum Autor: Dipl. Ing. Hans Heydemann ist diplomierter Ingenieur für Versorgungs- und Energietechnik. Er kämpft seit 1976 gegen  Atomstrom.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Peter38 / shutterstock  

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