Niveauregulierung – eine Kolumne (22)

Von Bernhard Loyen.

Sind sie auch so geschockt, oder zumindest irritiert? Also, nicht weil Donald Trump 45. Präsident der USA werden wird, sondern woher auf einmal all diese politisch interessierten Menschen auftauchen. Es wird vermeintlich über Politik diskutiert. Nein, falsch. Es wird über einen Politiker diskutiert. Den Wahlsieger Donald Trump. Das stimmt aber so auch nicht, weil wir wissen ja,  er hat keinerlei  politische Vergangenheit,  d.h. eigentlich ist er gar kein Politiker. Er ist ein Wahnsinniger, ein Sexist, ein Rassist, ein Pleitier. Viele wissen jetzt schon – ab Januar wird alles schlimmer. Es wird aber anders schlimm, als wenn Frau Clinton gewonnen hätte. Donald Trump ist eine Bedrohung für den Weltfrieden.

Nein! Ich bin kein Trump-Fan. Ja, der Mann ist zu hinterfragen. Aber ich frage mich die letzten Tage immer öfter, wo waren diese ganzen Politikversteher eigentlich in den letzten Jahren, als der Frieden an vielen Ecken der Welt bombardiert und zerstört wurde. Den Weltfrieden gibt es doch seit gut 20 Jahren schon nicht mehr. Dafür verantwortlich war in den meisten Fällen ein Land, wohlbekannt, mit dem dazu gehörigen Staatsoberhaupt einer jeweiligen Amtszeit. Andere Politiker, weniger bekannt, waren zuständig für die radikale Verschlechterung, oder auch Zerstörung der sozialen Zustände und der Infrastruktur dieses großen Landes. Die Außenpolitik der letzten Jahre wurde von einer Frau umgesetzt, welche wiederum bekannter ist. Die Verliererin der diesjährigen US-Wahl: Hillary Clinton. Nun ist Hillary Clinton nicht die USA, sondern nur ein Rädchen im System. Warum sollte jetzt Donald Trump alleine der gefährlichste Mensch auf Erden sein? Auch er wird nur ein Rädchen darstellen.

Der Versuch, dies alles in die aktuell laufende Diskussion um Donald Trump einzubringen, scheitert meist. Warum? Es erfolgt der absurde Vorwurf, sich schon die letzten Jahre mit Politik und nicht mit Trivialem beschäftigt zu haben.

Genau vor einem Jahr schrieb ich die erste Kolumne für das KenFM-Portal. Wie schon öfters erwähnt, dieses Portal möchte anregen, aufzeigen, aufwecken, aufklären – schlicht inhaltlich informieren. Jeder Besucher sollte das rausziehen, was von Nutzen für den persönlichen Bedarf. Ken Jebsen ist nicht KenFM. Es gibt Autoren und Gäste. Texte und Gespräche. Hinweise und Empfehlungen zu Büchern und Dokumentationen. Die Möglichkeit sich schlau(er) zu machen, zu verstehen.

Neun von zehn Menschen aus meinem Umfeld  interessiert dies alles nicht. Was machst du, wird irritiert gefragt? KenFM noch nie gehört. Ken Jebsen, das ist doch der Querfrontler wird gemutmaßt. Gefühltes Wissen. Nun vermeldete die Taz am 11.11.2016, sie hatten doch Recht. Ken Jebsen ist ein Antisemit[1]. Damit endet ein Rechtsstreit zwischen Jebsen und der Zeitung. Dazu nur ein Kommentar aus dem online Forum der Taz vom 13.11.:

“Links und Rechts. Oben und Unten. Richtig und Falsch. Liebe taz. Das Brandmarken von Menschen mit so ausgelutschten Begriffen wie Antisemit bringt in der Sache nichts und kennzeichnet meines Erachtens Leute, die entweder bezahlt werden und willige Handlanger sind oder sich gebrauchen lassen. Ihr seid raus :( Wieso sind die Linken in Deutschland so schlecht aufgestellt? Wir brauchen doch mehr als je die Linken!”[1]

Die Tage hat Mathias Bröckers ein Buch veröffentlicht – Der Fall Ken Jebsen[2]. Regelmäßigen Lesern und Besuchern von KenFM ist Mathias Bröckers ein Begriff. Ehemaliger taz-Mitbegründer, streitbarer Journalist und mehrfacher Buchautor. Ein guter Mann. Trotzdem wurde er im September diesen Jahres auf der Liste für den goldenen Aluhut nominiert[3]. Kategorie Verschwörungstheorien allgemein. In der Kategorie Medien & Blogs natürlich auch Ken Jebsen. Das ist schlicht dumm, es langweilt und trotzdem ist man sauer. Wozu, warum? Welcher Zweck soll bedient werden?

Am 12.11. demonstrierten in Berlin an die 700 Menschen ohne größere Probleme vor der US-Botschaft – gegen Donald Trump[4]. Am 16. und 17.11. beehrte nochmals die Berliner Bürger der noch amtierende US Präsident Barack Obama. Wäre der Satz – Leichen pflastern seine Amtszeit – unhöflich, anmaßend? Werden wieder Bürger vor der US Botschaft, die diesmal Hochsicherheitszone ist, demonstrieren?

Wen das alles irritiert und verwirrt empfehle ich abschließend diese sehr gute Zusammenfassung aus der NZZ vom 14.11.2016, zum komplexen Thema Trump vs. Clinton[5].

Entdeckt habe ich den Artikel durch einen Hinweis von KenFM – Danke dafür!

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

[1] – http://blogs.taz.de/hausblog/2016/11/11/taz-gewinnt-gegen-ken-jebsen/

[2] – http://www.buecher.de/shop/journalismus-allgemein/der-fall-ken-jebsen-oder-wie-journalismus-im-netz-seine-unabhaengigkeit-zurueckgewinnen-kann//products_products/detail/prod_id/45998149/

[3] – http://blog.dergoldenealuhut.de/2016/09/12/der-goldene-aluhut-2016-das-voting/

[4] – http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2016/11/anti-trump-proteste-in-berlin.html

[5] – http://www.nzz.ch/nzzas/nzz-am-sonntag/vor-dem-wahlkampf-wie-alles-begann-ld.128128


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