Niveauregulierung – eine Kolumne (20)

Von Bernhard Loyen.

Die Gegenwart ist beunruhigend. Gesellschaftliche Verläufe und Entwicklungen irritieren, verunsichern die Bürger. Wie ergeht es eigentlich den Jugendlichen in unserem Lande? Der Generation Display. Formiert sich Widerstand? Gründen sich neue Bewegungen, außer der meist unpolitischen DDDU, den Doppeldaumendisplayusern?

Seit geraumer Zeit verfolge ich eine neue Jugendbewegung mit dem Kürzel IB. IB steht für Identitäre Bewegung. Wofür steht sie, was sind ihre Inhalte und Ziele? Gegründet in Frankreich als „Génération Identitaire” findet sie ihren Weg über Österreich nun auch nach Deutschland. Aktiv seit 2012, muss man sie als defintiv politische Organisation mit dem Focus auf Jugendliche nennen. Symptomatisch für die heutige Zeit, findet sich sehr viel Material im www., in denen sie sich mit ihren Inhalten vorstellt, um neue Mitglieder zu werben, oder man postet Videos von sog. Protestaktionen im deutschsprachigen Raum.

Ich vermerke im Voraus. Ich mag sie nicht. Ich kenne keine Mitglieder persönlich, aber die Inhalte dieses Vereins sind mehr als zu hinterfragen. Ich will nicht soweit gehen und sagen, sie ist gefährlich, aber man sollte sie schlicht nicht unterschätzen, da sie sich momentan noch als gewaltfrei darstellt. Warum mag ich sie nun nicht, bzw. was sind die Inhalte? Alle Videos und Texte sind unter dem Deckmantel Heimat, Freiheit, Tradition (Wortwahl IB) gebündelt.

Hat man die Ausdauer, die inzwischen meist professionell erstellten Videos bis zum Ende zu ertragen – ich empfehle zum Einstieg[1] – zeigen sich schnell die wahren Hintergedanken. Man möchte nicht nur ein Verein im Geiste der Wandervögel[2] darstellen und ihre Liedchen trällern, nein, sie möchten bewahren und vor allem verhindern.

Stichpunkte ihrer Ängste und Befürchtungen lauten – Multikulti Endstation, Angst vor dem großen Austausch, Kriegsflüchtlingslüge, gegen one-world Globalisten, Heimatliebe ist kein Verbrechen (behauptet ja auch Niemand – der Autor). Die Identitäre Bewegung verkauft das dann gebündelt als – kulturelle Reinhaltung von Staaten und Gesellschaften nach Ethnien.

Hachja, schon die Wortwahl. Im o.g. Video der bayrischen IB-Fraktion lautet der einführende Text wie folgt: “Die Multikulti-Ideologen haben unsägliches Leid über die Völker Europas gebracht. Sie verschließen die Augen vor den Folgen der Masseneinwanderung. Sie leugnen arrogant das Chaos und die Unsicherheit, die sie uns jungen Europäern aufbürden. Die Multikulti-Ideologen verraten nicht nur die Menschen, die ihren Versprechungen Glauben schenken, sondern die ganze junge Generation. Sie haben für uns keine Lösungen.”

Noch Fragen? Auf ihrer Webseite klingt das dann alles noch etwas schwulstiger: “In klarer Abgrenzung zur und Überwindung der Alten Rechten (Nationalisten, Rassisten, Neonazis etc.) stützt sich die IB dabei auf das Konzept des Ethnopluralismus: Die Anerkennung und Achtung einer jeden Ethnie und Kultur und ihrer Souveränität auf ihrem geschichtlich gewachsenen Gebiet. Dies gilt für uns für die Völker und Stämme in Asien oder im Amazonasgebiet ebenso wie für die Völker Afrikas oder Europas. Wir lehnen den westlich-liberalen Universalismus mit seiner Globalisierung genau so ab, wie andere religiöse oder politische Utopien, die dem Rest der Welt (notfalls mit Gewalt) ihr Lebenskonzept aufzwingen und so aus Profitgier oder falsch verstandener Moral ethnokulturelle Traditionslinien zerstören.”

Politische Aktionen sind dann z. B., das Brunnenwasser in Berlin am Alexanderplatz rot zu färben und Schilder schwimmen zu lassen. Auf den einzelnen Schildern stand – Ansbach, Brüssel, Würzburg, Rouen, Nizza, Berlin? – man gibt sich gewaltfrei und möchte ideologisch und Theorie bezogen bei Jugendlichen werben und wirken. In ihren Texten hört/liest man jedoch nie Reflexionen zu den Kriegsursachen, Finanzzusammenhängen, globalen Krisensituationen. Man beschränkt sich auf Ereignisse in der so geliebten Heimat. Ursache und Wirkung scheint als Begrifflichkeit unbekannt zu sein, bzw. bewusst negiert zu werden.

Wie zu jeder Jugendkultur gehört auch Mode dazu. Im Angebot stehen T-Shirts mit dem Spitzenspruch: “So sehen Patrioten aus”. Dieses T-Shirt wird vom momentan führenden Kopf der IB beworben – Martin Sellner. Österreicher und umtriebiger Multiplikator der sog. Bewegung. Zuletzt Gast bei einer Veranstaltung von und mit J. Elsässer (Compact Magazin), der auch gleich von einem neuen Rudi Dutschke schwadronierte. In einem aktuellen Video wird von Sellner in Berlin ein Robert vorgestellt. Robert ist jetzt bei der IB.

Warum sich ein Jugendlicher der IB anschließt, kann man hier erfahren[3]. Aufschlussreich, bevor man das Gesicht von Robert das erste Mal sieht, zeigt die Kamera gegen Minute 1 seine Schuhe. Es sind Schuhe der Firma New Balance mit dem markanten N als Logo. Beliebt bei politischen Jugendlichen als Code für Nationalist. Abschließend zu erwähnen sei ein aktueller Beitrag des ORF zum Thema IB[4]. Zitat aus dem Beitrag, durch den Verfassungsschutz – Die Distanzierung vom Neonazismus in öffentlichen Statements ist als taktisches Manöver zu werten, da sich in den Reihen der Bewegungselite amtsbekannte Neonazis befinden. Erhellendes auch zur Person Sellner, der sich nun nicht mehr Nazi nennt= Jugendsünde, sondern Patriot=Berufsjugendlicher.

Diese Kolumne möchte vor allem ahnungslose, oder verunsicherte Eltern und/oder Jugendliche zum Thema IB sensibilisieren und informieren. Wir brauchen sicherlich mehr politisierte Jugendliche in diesen Zeiten, aber bitte nicht mit und in der IB.

[1] – https://www.youtube.com/watch?v=Xcrr3PawJY0
[2] – https://de.wikipedia.org/wiki/Wandervogel
[3] – https://www.youtube.com/watch?v=9mKP_ZmXcgM
[4] – https://www.youtube.com/watch?v=LXA_eWgy9nA

 

Foto: By Ataraxis1492 – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=29661142 https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Ataraxis1492

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

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