Niveauregulierung – eine Kolumne (13)

Von Bernhard Loyen.

Autonomous Meridian Sensory Response? Sind sie auch so müde, betreffend neuer Zustandsbeschreibungen des Individuums Mensch. AMSR soll bei entsprechenden youtube “Künstlern“ und seinen Zuschauern Kopfkribbeln und Entspannung auslösen[1].

Nun ja, bei mir löst es eher Nackenverspannungen und Kopfschütteln hervor. Gibt es dafür eigentlich auch schon eine Abkürzung? Zurück zur Müdigkeit. Als Vater von zwei heranwachsenden Kindern, vermerke ich eine zusehende Resignation und Müdigkeit, betreffend der Dynamiken von weltweiten Ereignissen. Man ertrage es nicht mehr, all das Elend in der Welt und jetzt ist er auch noch in Deutschland angekommen[2]. Welch Anmaßung vom Terror. So vernimmt man es aus dem schulischen und privaten Elternumfeld. Man sei müde und erschlagen von den unterschiedlichen Einschätzungen und Informationsmöglichkeiten. Der Dichte und Schnelligkeit von neuen Informationen zu täglichen und wöchentlichen Ereignissen. Dem wolle man sich zukünftig mehr entziehen. Sozusagen Urlaub machen vom Terror. Hin zum Schönem und Banalen.

Schon von Pokemon Go gehört?[3] Der Kindersender KiKa erklärte es so – der User bewege sich an der frischen Luft und man lernt sehr schnell neue Menschen kennen. Soso, das Problem ist sicherlich nur, dass die Erwachsenen wiedermal die größeren Kinder sind[4].

Mal an der Luft Pause machen vom täglichen Terror. Wenn schon Amoklaufen, dann aber bitte lustig und ohne Blut. Ein Kollege formulierte wörtlich, solche Menschen seien ihm lieber, als solche die mit der Axt rumlaufen. Ich erwiderte, dies sei aber doch bitte nicht zu vergleichen. Dumpfe Ablenkung und die Tat einer verwirrten traumatisierten Seele. Nein, erwiderte er noch vehementer. Jetzt sei Schluss mit dem Verständnis für vermeintlich kriegstraumatisierte Jugendliche. Dieses Verhalten sei mit den jeweiligen Wurzeln seit frühester Jugend vermittelt worden. Die Diskussion musste ich aus berufstaktischen Gründen leider abbrechen. Die Wege hätten sich getrennt.

Die Tage informierte er mich, dass er nach Jahrzehnten treuer Leserschaft, die Berliner Zeitung nicht mehr ertrage und nun die FAZ sehr schätzen würde. Klare Statements und Positionierungen hätten ihn schlussendlich zum regelmäßigen Leser dieser Zeitung gemacht.

Damit möchte ich abschließend zur Jungen Welt kommen. Der Kollege liest sich nicht, weil sie seiner Meinung nach schon in der DDR scheiße, bzw. schlecht war. Auch das KenFM Portal empfahl die Tage, etwas salopp, das etwaige Abonnement zu kündigen (Twitter vom 16.Juni 2016). Diverse Foren Beiträge auf KenFM, im Zeitraum der Berichterstattung zur Rammstein Demonstration, unterstützten diesen Gedanken.

Warum? Ja, auch die Junge Welt hat schwache Momente. Keine Frage! Ob sie einen Sportanteil wirklich benötigt, muss sie selber wissen (diesen Platz, von mir aus gerne für andere qualitative Artikel nutzen). Diese Zeitung bleibt im hiesigen Printmarkt ein wichtiges Produkt, wenn es um Informationen, Interviews, Themenbeiträgen geht, die in den allbekannten anderen Gazetten bewusst und mutwillig verschwiegen werden. Klar und ohne Schnickschnack in den Formulierungen gegen Krieg, gegen Militarisierung innen wie außen, gegen Sozialabbau, gegen Hartz4 Terror, gegen Lobbyismus und Bankenwahnsinn, ….ja, auch die Junge Welt versperrt sich Wege zu potentiellen Lesern durch Kopfkastenkrampfdenken. Ich bin ein genereller Verfechter der – ich lese sowieso nur – Argumentationskultur. Breit informieren ist das Gebot der Stunde, um alles vielleicht besser, oder ein bisschen mehr für sich zu verstehen und für andere zu erklären. Dazu gehört für mich in diesen Tagen auch unbedingt die Junge Welt[5].

Quellenhinweise:

[1] – https://www.youtube.com/watch?v=LxdRdBhWAjM
[2] – http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-07/bundesanwaltschaft-uebernimmt-ermittlungen-zu-axt-attentat-von-wuerzburg
[3] – http://www.googlewatchblog.de/2016/07/pokemon-go-die-idee/
[4] – https://vimeo.com/174821377
[5] – https://www.jungewelt.de/

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Artikels.

KenFM bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Meinungsartikel und Gastbeiträge müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.


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