Neues altes Jahr – Ein Gedicht

Von Bernhard Trautvetter.

1517 durchwehten Thesen
rebellische Thesen eines Mönchs, der in seiner Burg nicht mehr warten wollte,
Europa wie ein Orkan
Die 95 Thesen klopften an der Tür zur Neuzeit an
Nächstenliebe statt Verlogenheit,
mit Ablass Schuldbefreiung zu erkaufen sollte enden
Die unteren Stände nahmen diesen Weckruf auf
gegen die Gnadenlosigkeit,
des Bauern Leib sollte kein Eigentum mehr der Herren in den Schlössern sein,
die mit zehntausendfachem Tod die Revolution im Blut des Krieges erstickten
1817 dann das Wartburgfest gegen gnadenlose Kleinstaatfürsten
nach Napoleons Waterloo in der Völkerschlacht
Gedenken an des Mönchen Mut
Hundert Jahre später brannte Europa erneut wie noch nie
Friedhofsruhe in den Kriegsstaaten
Kadavergehorsam bis zum letzten Blutzoll am Eisernen Kreuz
der Kaiser kannte keine Parteien nur noch Deutsche
Der Gasgeruch über den Schlachtfeldern von Verdun
ließ Ahnen ahnen,
wohin der Samen des Infernos zwei Jahrzehnte später führte
von Auschwitz nach Hiroshima
der Krieg als Industrie
Nun der Neuanfang, der danach ruft, ein Neuanfang zu sein
Hundert Jahre nach den ersten Bomben auf London und Folkston
gegen die Sicherheit des Lebens in der Stadt und auf dem Land
fernab der Schützengräben
erstmals kam das Trauma aus der Luft
Hundert Jahre nach den ersten Bomben
ein halbes Jahrtausend nach dem Krieg der Bauern
werden Waffen schlau
die Bundeswehr kauft waffenfähige Drohnen in Israel
die USA bauen Drohkulissen gegen Russland in Polen
in Osteuropa aus, die Nato hilft, die deutsche Armee mitten
vorne dabei mit Logistik, Aufklärung Kontrolle und Befehl
Damals schon wurde gegen den Russen zurückgeschossen
Heute ist er seit der Krise an der Krim erneut an allem Schuld,
so als gäbe es den Bruch des Rechts
nicht auch westlich von den Spannungszonen

 

So hat die Friedensbewegung 2017 die große Verantwortung gegenüber dem Leben,
der Menschheit und der Zivilisation,
den Militärs mit ihren Unrecht des Stärkeren in die Arme zu fallen,
ehe nicht nur menschliches Leben in der nächsten Katastrophe fällt,
die dann kein Krieg mehr ist, sondern das Ende der Welt.
Wir aber, die wir das wissen, haben in diesem Wissen
und im Erlebnis der gemeinsamen Kraft die Quelle für die Solidarität,
die aus der Krise neue Chancen schafft,
wenn sie die zentralen Aufgaben an den Anfang stellt.
Atom ächten und abrüsten,
Fernsteuerung und Automatisierung des Krieges ächten und abwenden,
Kriege um Öl, Ressourcen, Handelswege und strategische Vorteile auf Kosten anderer stoppen.
Kadavergehorsam, nationalistische Überheblichkeit, Rassismus
und Gläubigkeit gegenüber den Märchen der eigenen Seite über die Dämonen da drüben
durch Mut, Aufklärung und Protest ersetzen,
um das Teufelszeug los zu werden,
ehe es uns abschafft.

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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