„Flucht kann man nicht verhindern – man kann sie nur managen”
Rund um den Globus sind aktuell 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Gründe seine Heimat zu verlassen, sind dabei so unterschiedlich wie die Schicksale der Flüchtenden selber. Oft sind es Ressourcenkriege und Klimawandel, die den Ausschlag geben.
Was alle Betroffenen eint, ist die Tatsache, dass es sich bei den Flüchtenden um Menschen handelt. Menschen! Wie wollen wir, die „Heimgesuchten“ dieser Völkerwanderung, mit dem Phänomen Flucht in Zukunft umgehen? Das Thema ist nicht vom Tisch. Im Gegenteil. Es wird uns Jahrzehnte begleiten.
Helfen kann bei diesem emotional besetzten Thema ein Blick in die Geschichte der Menschheit:
Flucht ist kein neues Phänomen, das zum ersten mal und ganz plötzlich im 21. Jahrhundert aufgetreten ist. Flucht ist so alt, wie die Spezies selber. Viele der europäischen Metropolen wurden erst durch den massenhaften Zuzug von Flüchtenden zu den Städten, die wir heute wegen ihrer kulturellen Vielfalt schätzen. Städte, die sich heute gern als „spannendes Pflaster“ in Konkurrenz zu anderen Metropolen vermarkten, verdrängen parallel die Ursprünge der eigenen Vielfalt. Warum? Weil für jede Gesellschaft Flucht dann zum Problem wird, wenn die Zahl der Flüchtenden überhand nimmt. Das gilt sowohl für die Gesellschaften aus denen geflüchtet wird, sie bluten aus, als auch für die, in die diese Flüchtenden integriert werden müssen.
Wann ist eine Gesellschaft mit Flucht aus ihr oder Flucht in sie überfordert? Wann setzt hüben wie drüben Zerfall oder eine andere zerstörerische Komponente ein?
Diese Frage kann nicht mit einer konkreten Zahl beantwortet werden, denn sie hängt auch davon ab, inwieweit ein Flüchtling, der einen ihm fremden Kulturraum dauerhaft betritt, mit diesem in seinen Kernwerten bereits kompatibel ist.
Wichtig bei der aktuellen Flucht-Debatte ist aber auch zuzugeben, dass die größte Gruppe derer, die aktuell nach Europa flieht, aus exakt den Ländern stammt, die zuvor durch die NATO destabilisiert oder vollkommen zerstört wurden. Afghanistan, Irak, Syrien. Es war die „westliche Wertegemeinschaft”, die diese Fluchtwelle mit ihren Bombenteppichen auslöste. Und noch ein Tabu gilt es endlich auszusprechen. Flüchtlinge sind Menschen wie Du und ich. Unter ihnen gibt es großartige Individuen als auch hoffnungslos verkorkste Egoisten.
Erst wenn wir uns diese Wahrheit eingestehen, können wir einen weiteren Aspekt von Flucht enttarnen. Flüchtende werden von jenen, die Angriffskriege planen und durchführen, bewusst als soziale Waffe eingesetzt. Sie sollen das Land, das bombardiert wird, ihrer Bildungsschicht berauben, während jene Ländern, in die dann zuhauf geflüchtet wird, je nach Zustrom sozial destabilisiert werden können. Flüchtlinge sind damit Teil der militärischen Planung. Selbst in dem Land, das ihnen Asyl gewährt oder das sie “ausnahmsweise” ohne registriert zu werden zu Tausenden aufnimmt, kann man sie weiter für oder gegen ihr Umfeld missbrauchen. Eine “Wir schaffen das”-Kanzlerin muss diese Mechanik nicht zwingend verstanden haben.
Wir sehen: Flucht hat viele Aspekte, die weit darüber hinausgehen, das Menschen in Not geraten sind.
Kilian Kleinschmidt war 22 Jahre 2 Monate und 22 Tage für das UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, unterwegs. Dann warf er das Handtuch. Zuletzt leitete das Organisationsgenie Zaatari, das größte Flüchtlingslager der Welt an der syrisch-jordanischen Grenze.
Kleinschmidt packt im Gespräch mit KenFM aus. Als Mann, der in diversen Krisen und Kriegsgebieten gearbeitet hat, musste er lernen, mit dem Tod umzugehen. Der Tod und seine Leichenberge haben eine beißenden Geruch.
„Flucht kann man nicht verhindern – man kann sie nur managen“, so Kleinschmidt. Sehen wir, so gut wir es können, der Wahrheit ins Auge.
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