KenFM über: Tod auf dem Mädchenklo

…oder: Die Nase voll von der Realität. 

Über den plötzlichen Abgang des Claas RelotiUS.

Von Anna Zollner.

Er gehörte zu den begnadetsten Reportern des 21. Jahrhunderts. Claas Relotius. Auf der Suche nach der Wahrheit berichtete er meistens von den Brennpunkten dieser Welt. Gestern starb der Mann, den Klaus Kleber mal das „Gewissen unserer Branche“ nannte, auf dem Mädchenklo des Mutterhauses. Hatte er beim Blick hinter den SPIEGEL der Macht eine weiße Linie überschritten?

Ein Versuch der Annäherung.

Claas Relotius nur als Ausnahmetalent zu bezeichnen, trifft es nicht. Der Mann war ein Genie, wie es in einem Jahrhundert höchstens drei- oder vierhundert Mal geboren wird. Alf, Bohlen oder Heiko Maas haben zu ihm aufgeblickt.

Claas RelotiUS hinterlässt ein Vakuum der Presse. Wir haben es im Kopf, aber wir kommen nicht drauf. Wie es zu seinem plötzlichen Abgang kam, wird wohl nie vollständig zu klären sein. Warten wir, was Wikipedia am Ende des Monats schreibt.

Die Jugend.

Claas RelotiUS entstammte einer Dynastie von Großgrundbesitzern. Sein Vater hatte es nach dem ersten Weltkrieg zu einem ansehnlichen Vermögen als Getreidehändler gebracht. Claas Relotius, der dem Wunsch seines Erzeugers nicht nachkommen wollte, nämlich das Geschäft weiterzuführen, hatte es sich schon früh in den Kopf gesetzt, sein Leben der Raumfahrt zu widmen. So gelang es ihm, aus den Resten eines alten Fahrrades die erste funktionstüchtige Feststoff-Rakete zu entwickeln. Das war in Fake News, einem kleinen Dorf bei Kahane.

Hier gelang es dem damals 11-jährigen Claas bereits, eine Nutzlast von 31 Kilogramm in einer Höhe von 35 Kilometer zu transportieren. Es handelte sich um die siamesischen Zwillingsbuben Jacob und Wilhelm Grimm. Beide verkauften ihre Erlebnisse später an Netflix, um im Anschluss mit der Fachzeitschrift für „Linke Lyrik“ ein kleines Vermögen zu machen. Als „Linke Lyrik“ im Zuge der Wende an Egon Krenz verkauft wurde, änderte dieser die thematische Ausrichtung und setzte den Schwerpunkt wieder auf die Ursprünge der Familie Relotius. Die Landwirtschaft. Kurz darauf konnte man DER SPAGEL auf dem Dach des Gebäudes lesen. Die leuchtend rote Neonschrift tüncht seither die gesamte Nachbarschaft in ein rotes Licht, während ein herber Geruch von Sex, Lügen und Videokabinen jedem Besucher der Gegend klar macht, hier wird gearbeitet.

Als 1931 die erste Biografie von Relotius erscheint, steht die Welt vor Staunen still. In „Au(s)fzeichnungen eines Tiefladers“ hatte Claas seine Idee vom „Flug in den Äther“ skizziert. Wie er sich erinnert, hatte er Wernher von Braun gebeten, nach seinen Anweisungen eine Konstruktionszeichnung zu fertigen.

Wie aus den heute im Guggenheim Museum in New York ausgestellten Schriften hervorgeht, inspirierte er, Relotius, ihn, von Braun, dazu, später eine Agentur für Weltraumreisen zu gründen. Die spätere NASA.

Eine weitere Innovation, die die Welt für immer verändern sollte, war der von Claas Relotius erfundene Mähdrescher aus dem Jahre 1936, genannt A-Class-E.

Da die Zeichnungen während des zweiten Weltkrieges mehrfach verlegt und dabei falsch abgeheftet wurden, landeten sie nach dem Krieg um 180 Grad gedreht bei Mercedes Benz, wo sie erst den Elchtest und später den Dieselskandal auslösten.

Relotius hatte die Idee einer mit Zitronensaftkonzentrat angetriebenen vollautomatischen Getreide- und Ernte-Fahrmaschine, als sein Vater ihm vorwarf, er würde seine Zeit mit Weltraumexperimenten in der „sauerstoffarmen Luft“ verschwenden. Europa litt damals unter einer bitteren Hungerkatastrophe. Es gab kaum noch Snickers. Die Nationalsozialisten hatten alles, was braun und süß war, konfisziert. Claas skizzierte damals binnen weniger Minuten jene Maschine mit der es Enzo Ferrari später gelang, die Etappe Rom – Kitzbühel – Esslingen in nur 45 Tagen zurückzulegen. Als Enzo Ferrari im Ziel ankam, wurde er von Roberto Blanco begrüsst, der im Auftrag von Claas Relotius das Geschehen mit einer später patentierten „Foto-Kommunikationswalze“ festhielt. Das Gerät muss man sich als eine Mischung aus Fotoapparat, Schreibmaschine und Waffeleisen vorstellen. Aus ihm entstand später das erste Smartphone. Claas Relotius hatte die Foto-Kommunikationswalze als Reportergerät in Syrien eingesetzt und weiter verbessert. Hier traf er auf den damals erst 11-jährigen Stefan Arbeit und adoptierte ihn.

Die Geschichte ihrer gemeinsamen Erlebnisse in einer Fabrik für Plutonium to Go wurde später von 77 Zeitungen weltweit in rund 2.356 Sprachen übersetzt und machte vor allem Stefan Arbeit reich, der später als Steve Jobs nach Amerika ging, um die Foto-Kommunikationswalze weiterzuentwickeln.

Mit dem enormen Erfolg kam der Erfolg.

Claas Reelotius hatte Blut geleckt. Für ihn stand fest, er wollte aus der Buchstabensuppe des Lebens den Brei eigener Geschichten erzählen. Am liebsten von der Front, wo es „raucht und stinkt“, wie er sich ausdrückte.

So wurde CR, wie er sich abkürzte, binnen weniger Jahre zum wichtigsten Zeugen historischer Ereignisse überhaupt. Er entdeckte die damals noch als Kakaoverkäuferin arbeitende Petra Scholl-Latour, beschrieb ihre vom Vietkong durchgeführte Totaloperation unter freiem Himmel und verkaufte die Story an Ali Schwarzer, der späteren Gründerin des „Fachmagazins für frigide Frauen“, Jutta. Das Geld, rund 3.500 Mark, schenkte er Jeff Bezos mit der Bitte, dafür eine seiner alten Büchersammlungen zu verkaufen. Da Jeff nicht wusste, wie er die Bücher transportieren sollte, lieh ihm Claas seinen alten Volvo Amazon. Der Rest ist bekannt.

Claas Relotius hat in den knapp 7 Jahren, in denen er als Reporter tätig war, die Großen dieser Welt in ihren entscheidenen Stunden begleitet. Er empfing Reinhold Messner, als dieser als erster Österreicher ohne Führerschein den nach ihm benannten Messmer-Tee auf dem Mount Everest als Eis-Tee genoss.

Als es Gandhi gelang, Indien in die Abhängigkeit von Bollywood zu führen, Claas war dabei. Als Friede Springer 1936 für Leni Riefenstahl die ersten Marlboro ohne Filter rauchte, Claas war dabei. Als es Klaus Kinski als erstem Europäer gelang, gleich zwei Oscars für seine Doppelrolle in Boris & Becker einzuheimsen, Claas war dabei. Claas hatte van Gogh dabei erwischt, wie der sich erst sein Ohr abschnitt, um später die Versicherungssumme zu kassieren. Claas konnte Rudolf Juliani nachweisen, dass er weder mit Rudolf Steiner, noch mit Rudolf Diesel und schon gar nicht mit Rudolf Augstein verwandt war. Und Claas R gilt als der Erfinder des sogenannten „LSD-Journalism“. Wikipedia schreibt dazu:

„LSD-Journalism“ kann man mit Blitzkrieg-Schach vergleichen. Gehe nie über Los und schreibe so, dass du morgen noch in den SPIEGEL spucken kannst. Sei kein FAZke, krall deine TAZen in das Fleisch der Presse. Was kostet die WELT und liefere nie, was nicht der Agenda des Hauses widerspricht. Die Schere im Kopf sorgt für Würstchen im Topf.

An dieses Motto hat sich Claas Relotius sein Leben lang gehalten. So wurde er mit Preisen überhäuft. Er erhielt u. a. den begehrten Preis „Reporter ohne Grenzen“ für seine Geschichte über einen Araber, dem es als Besitzer einer Bohrinseln gelungen war, reich zu bleiben.

Claas Relotius war dabei, als es Bud Spencer gelang, Monica Lewinsky aus den Händen des Clinton-Clans zu befreien. Der Reporter begleitete im Anschluss ihren Werdegang als größte Zwischenhändlerin für Gebraucht-Zigarren aus dem Weißen Haus.

1977 als Jimi Hendrix auf Bitten von Honecker bei der RAF einstieg, erfuhren wir dies von Claas Relotius. In den Jahren 1982-84 als Claas Relotius das Comeback von Michael Jackson begleitete, gelange es ihm parallel den Revolutionsführer Kubas dabei zu beobachten, wie dieser unter Yehudi Menuhin heimlich Unterricht an der Fidel nahm. Diesen Thriller erzählte er Michael Jackson, der daraufhin sein Album umbenannte. Es sollte ursprünglich „Fuck the GEMA“ heißen, wie wir von Relotius erfuhren.

Claas Relotius war der Mann, dem wir die Titelgeschichte des Time Magazine von 1992 zu verdanken haben. Seine Schlagzeile „Aldi Nord droht Aldi Süd mit Preiskrieg“ hat damals die Welt des Warenhandels an den Abgrund geführt. Dann kam die Rolltreppe.

In die Geschichte eingegangen sind seine vielen Live-Reportagen, z. B. über Jacques Cousteau, als der nur mit einer gelben Weste bekleidet vor dem Eiffelturm urinierte, um so seine verlorene Wette bei „Wetten, dass…? einzulösen.

Der Höhepunkt seines Reporterschaffens war aber, als es Claas Relotius als erster weißer Mann mit einem Bravo-Abo gelang nachzuweisen, dass Mutter Theresa niemals auf dem Oktoberfest war. Die Story schlug ein, wie die überraschende Erkenntnis von BASF, dass es darauf ankäme, dass die Chemie stimmt.

Für diese Geschichte, die später vom SPIEGEL zusammen mit Till Schweiger verfilmt wurde, erhielt Claas Relotius den Ehrenpreis der Deutschen SaftPresse.

Wie es in der Begründung hieß, ist es dem Preisträger erneut nach dem 11. September 2001 gelungen, immer und immer wieder das Hirn der Endverbraucher zu hijacken. Weiter schrieb die Jury, die sich aus den 500 führenden Journalisten bei McDonalds zusammensetzte, Claas Relotius wäre es zu verdanken, dass man auf dem Klo endlich wieder länger sitzen bliebe als nötig, nur um sich später mit dessen Po-esie den Arsch zu wischen.

Gestern verlor das Jahrhunderttalent Claas Relotius beim Betreten des Mädchenklos eines bedeutenden Nachrichtenmagazins das Gleichgewicht und stieß dabei mit Teilen des Resthirns derart heftig gegen den Wasserkasten, dass das dort als Brandhemmer immer im Kilobereich gelagerte Weißmehl ins Klo fiel. Beim Versuch den kostbaren Stoff aus der Schüssel zu fischen, entdeckte er die Reste des vermissten Kollegen Khashoggi und wollte sie festhalten. Dabei betätigte er versehentlich die Spülung, so dass eine definitive Top-Story den Bach runterging.

Claas Relotius erschoss sich wenig später erst mit zwei Schüssen in den Kopf und wenig später mit drei weiteren Schüssen in jedes Knie. Als die Sanitäter rund 11 Minuten später am Unfallort eintrafen, war von Claas Relotius jede Spur verschwunden. In Fachkreisen wird auch vom Shanksville-Effect gesprochen. Er hatte sich pulverisiert.

Claas hinterlässt drei Kinderschokoladen und eine Sau, die jetzt durch das Dorf getrieben wird. Wie man einem Bekennerschreiben von Al-Naiva entnehmen kann, soll für den größten Star, den der SPIEGEL je beschäftigte, ein Ehrenmal errichtet werden. Es steht später direkt neben dem hauseigenen Müllschlucker. Als letzte Botschaft, so wünschte es der Reporter selbst, wird dort dann zu lesen sein:

Claas ReloudziUS hatte die Nase voll von der Realität. Sie war aus Holz und wird uns noch lange begleiten.

Immer samstags am Kiosk gegen Cash oder eine Woche später auf den öffentlichen Toiletten des Bundestages.

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