KenFM im Gespräch mit: Stefan Schulz („Redaktionsschluss: Die Zeit nach der Zeitung“) (Podcast)

Stefan Schulz, Jahrgang 1983, ist Soziologe, Journalist und Autor. In seinem aktuellen Buch „Redaktionsschluss: die Zeit nach der Zeitung“, geht es um nichts Geringeres als die Zukunft des Journalismus.

FAZ-Legende Frank Schirrmacher „outete“ sich 2011 persönlich als Fan von Schulz, dessen Texte ihm auf dem Blog „Sozialtheoristen“ aufgefallen waren. Schulz hatte diesen Blog mitgegründet.

Es folgte eine Einladung an den arbeitssuchenden Soziologen aus Bielefeld. Schulz kam, sah und blieb. Er absolvierte ein Voluntariat bei der F.A.Z.

Im Gespräch mit KenFM macht Schulz keinen Hehl daraus, dass er seinen ehemaligen Chef, den Kopf des Feuilletons der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, bis heute für einen Ausnahmejournalisten hält. So beschreibt er den Tod Schirrmachers auch als eine „Zäsur in seiner Branche”. Auch die F.A.Z. verlor schon sechs Monate nach dessen Tod an Profil, Haltung und Qualität und leidet unter chronischem Leser-Schwund.

Warum ist das so? Warum hat der Journalismus es heute so schwer, die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen von einst zu bewahren? Was hat sich verändert? Was stimmt nicht mehr?

Stefan Schulz analysiert den generellen Wandel in den Medien und weist auf den zunehmenden sozialen und ökonomischen Druck hin. Eine elementare Rolle spielt dabei das Online-Geschäft. Schneller Häppchen-Journalismus hat echte Recherche und damit wahrheitsgetreue Berichterstattung nahezu ersetzt.

Schulz analysiert aber auch das Verhalten der Medienkonsumenten von damals und heute. Er konstatiert eine Entwicklung, die sich von der sachlichen Auseinandersetzung mit komplexen Inhalten zu einer Kultur der emotionalen Aufgeregtheit verschoben hat. Oberflächlich. Wutbürger-Journalismus. Diesen findet man vor allem in den „Neuen“ Medien. Große Überschriften und schockierende Bilder haben eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema längst ersetzt.

Mit dem Aufkommen der digitalen Medien geht es immer weniger um namhafte Autoren und recherchierten Fakten, was im Netz zählt, sind heute vor allem „Likes“, die der Surfende zwischen Tür und Angel vergibt. Am Smartphone, beim Warten auf das Umschalten der Ampel. Kommentieren mit Icons auf Facebook sind die neue Währung, was nicht zwingend voraussetzt, dass der Text, den der User öffentlich up- oder downgradet, auch gelesen wurde.

Kapitelinhalte:

00:05:24 Frank Schirrmachers Tod markiert „Zäsur im Journalismus“

00:10:38 Mainstreampresse: klebrige Nähe zu Politikern und einflussreichen Think-Tanks?

00:20:06 Zentrales Problem des heutigen Journalismus: Verlust der Glaubwürdigkeit

00:29:43 Zeitung vs Online-Medien: Sachliche Auseinandersetzung vs Emotionale Aufgeregtheit

00:41:10 Orientierung an User-Reichweite als oberste Priorität heutiger Medienhäuser: Technische Neuerungen erzwingen neue Kommunikationswege

00:49:43 Mensch oder Maschine: Wer ist der bessere Autor? Bedingungsloses Vertrauen für Google, Facebook & Co

01:02:07 Digitale Jugend: Der hoffnungsvolle Gegentrend der Generation@

01:10:15 Das Ende des Pluralismus im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen

01:14:18 US-Wahlkampf: Trump als Gegenspieler des Systems

01:20:05 Reichweite generiert Verantwortung: „Blattlinie“ oder mangelnde Durchsetzungsfähigkeit in Redaktionsstuben? 9/11, AfD

01:30:09 Die Realität der Massenmedien: wenig Korrelation zur öffentlichen Meinung

01:35:52 Von der Agenda eines „Journalismus ohne Haltung“ – Subjekt oder Objekt

01:41:58 Renaissance für das Politische Buch? Fernseh-Nachrichten als „Daily-Soap“ zur emotionalen Normierung der Gesellschaft

01:53:07 Ein Plädoyer für die Zukunft der „Neuen“ Zeitung

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