KenFM am Telefon: Petra Wild zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch Trump (Podcast)

Am 8. Dezember 1978, sprich vor genau 30 Jahren, starben in Palästina, in der Nähe des Grenzübergangs Erez, vier Palästinenser, nachdem das Taxi, in dem sie saßen, von einem israelischen Militärlastwagen in einen vorsätzlichen Unfall verwickelt wurde. Noch am selben Tag kam es zur ersten Intifada, dem ersten kollektiven Aufstand des Palästinensischen Volkes. Hand aufs Herz: Welches europäische Volk hätte solange gewartet, um sich gegen die permanente Besatzung einer bis an die Zähne bewaffneten Macht zu wehren? 1978 lag die Staatsgründung Israels bereits 30 Jahre zurück.

Die Nakba, die Ethnische Säuberung an den Palästinensern, hatte zwischen 1947 und 1948 rund 800.000 Menschen zur Flucht in die Nachbarländer gezwungen, wo viele bis heute in Flüchtlingslagern mehr hausen als leben. Sie werden geduldet und genau wie in ihrer eigentlichen Heimat Opfer westlicher Geopolitik, die mit der Balfour-Erklärung bis ins Jahr 1916 reicht. Alle Verhandlungen, mit oder ohne Gewalt, haben den Palästinensern nichts gebracht. Sie wurden von allen verraten und verkauft. Israel, das sich gerne als einzige Demokratie in der Region verkauft, faktisch aber als ein Apartheidsstaat bezeichnet werden muss, hat diese Woche einen weiteren Etappensieg errungen.

Die USA, ohne die sich Israel keinen Tag in der Region halten könnte, haben dem Wunsch des Netanjahu-Regimes entsprochen und Jerusalem als Hauptstadt des Staates Israel anerkannt. Donald Trump bereitet aktuell den Umzug der amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem vor und stellt sich damit auf die Seite eines Landes, das permanent das Völkerrecht bricht und das bisher 200 UN-Resolutionen gegen die ausgeübte Politik in den Wind schlug. Israel schert sich einen Dreck um Völker- und Menschenrechte und greift als Atommacht ganz bewusst auch noch nach dem Ostteil des illegal besetzen Jerusalem.

Dieser Griff ist eine Zäsur im Kampf des Palästinensischen Volkes um Selbstbestimmung, denn es macht den Traum von einem eigenen Staat endgültig zunichte. Die Palästinenser haben jetzt nichts mehr zu verlieren. Dieser Umstand könnte auch den arabischen Nachbarn zum Anlass genommen werden sich einer aktuell neu ausgerufenen Intifada anzuschließen. Der Kampf um Jerusalem ist weit mehr als der Kampf um das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser. Hier könnte sich die Wut der letzen 100 Jahre entladen. Eine Wut, die auf 100 Jahren Kolonialismus des Westens in der ganzen Region aufbaut.

Jerusalem ist hier der Zünder am Pulverfass Middle East und die Player USA, Israel und Saudi-Arabien, stehen dabei gegen Syrien, Irak, Iran und Ägypten – wobei diese Allianz starke Player im Hintergrund kennt. Russland und China. In diesem möglichen Showdown wird es keine Gewinner geben, aber viele Verlierer. Ganz vorne steht dann aber der Staat Israel, ein Land, das es dank seiner zionistisch-rassistischen Führung geschafft hat der weltweit unsicherste Ort für Juden zu werden. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass immer mehr Israelis dem Land den Rücken kehren und ihre Koffer packen.

„Nächstes Jahr in Jerusalem“ hat sich zum Albtraum eines Volkes entwickelt, das mit einem eigenen Staat die Chance hatte die Toleranz zu leben, die man ihm über Jahrtausende selber verwehrt hatte. Es ist bitter, aber in diesem Fall Hausgemacht. Der Zionismus und sein finaler Griff nach Jerusalem, das chronische in-den-Staub-treten des palästinensischen Volkes, gefährdet das ganze Land. Solange der Zionismus das Judentum in der Zwangsumarmung hält, kann es keinen Frieden in der Region geben.

KenFM sprach heute am 8. Dezember, dem Tag der ersten Intifada von 1978, mit der Islamwissenschaftlerin Petra Wild über die Jerusalem-Entscheidung des Donald Trump und über Gefahren und möglichen Kettenreaktionen, die mit dieser Entscheidung nun in Gang gesetzt werden könnten.

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