KenFM am Set: Valentin Falin in Moskau (Podcast)

Valentin Falin, ehemaliger Botschafter der Sowjetunion in der Bundesrepublik Deutschland und Vorsitzender der Nachrichtenagentur Nowosti ist am Donnerstag, den 22. Februar 2018, im Alter von 91 Jahren gestorben.

Aus Anlass seines Todes möchten wir auf das Interview hinweisen, das wir im Oktober 2016 in Moskau mit ihm geführt haben.

Valentin Falin war mehr als ein interaktives Geschichtsbuch, er war einer der letzten Zeitzeugen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts und hat als russischer Diplomat, Berater und Autor große Teile der europäischen Geschichte mitgestaltet. Falin war immer ein Friedensaktivist, kein kalter Krieger. Geboren 1926 im damaligen Leningrad begann Falin, in Moskau internationale Beziehungen zu studieren. Zu seinen Nebenfächern gehörte Völkerrecht und Deutschlandkunde. In der UdSSR erwarb er sich den Ruf des Deutschlandexperten.

Falin war Mitglied der Sowjetischen Kontrollkommission in der neu gegründeten DDR, arbeitete später für das sowjetische Außenministerium und stieg in der KPDSU zum Europaexperten für die Region Österreich und Deutschland auf. 1961 zählte Valentin Falin zum persönlichen Beraterstab von Nikita Chruschtschow und war damit ganz oben in der Weltpolitik angekommen. Hier blieb er sein Leben lang.

Falin war u. a. Ansprechpartner für Kennedy und Willy Brand und beriet, als es um die Wiedervereinigung Deutschlands ging, den damaligen sowjetischen Präsidenten Michael Gorbatschow.

Von 1992 bis 2000 lebte die Legende Falin in Hamburg als Mitglied des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik. Egon Bahr hatte ihn eingeladen. Nach 2000 lehrte er als Dozent an seiner alten Hochschule, dem Staatlichen Moskauer Institut für Internationale Beziehungen.

KenFM traf Valentin Falin im Oktober 2016 in der russischen Hauptstadt. Der Zinoviev Club hatte geladen, um mit internationalen Geisteswissenschaftler über die sich abzeichnende multipolare Welt zu sprechen. Am Rande dieser mehrtätigen Veranstaltung gelang es uns, den 90-jährigen über den Status Quo in Europa und zu seiner Meinung, vor allem über die aktuelle Haltung der BRD zu Russland, zu befragen. Die Antworten, die wir erhielten, waren bestechend und klar. Falin warnt vor einem Atomkrieg, der aus Versehen ausgelöst werden könnte. Die Situation ist brandgefährlich und erinnert ihn zunehmend an die Kuba-Krise, die um ein Haar im Auslöschen der Spezies Mensch geendet hätte. Längst haben Militärs die Kontrolle über die obszöne Vernichtungsmaschine an Computer outgesourced.

„Wenn Roboter die Kriege führen, werden die Hauptopfer dieser Kriege die Menschen, die Völker, bleiben. Darum wird die Vervollkommnung der Kriegstechnik unweigerlich eine umso grausamere Kriegsstrategie nach sich ziehen. Die einzige Möglichkeit, die Beziehungen unter den Völkern zu humanisieren, besteht darin, die Instrumente der Gewalt zu zerstören und das Bewusstsein umzubauen. Das ist der schwierigste Teil der Konversion des Denkens.“

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