Kaffee aus Elefantenscheiße – Obszöner Reichtum, perverse Armut, Erben erben alles

Von Ulrich Gellermann.

Ein kleiner Aperitif aus Balsamico-Essig gefällig? Damit der wirklich
edel ist, muss es dann aber schon der gute, 80 Jahre alte Aceto
Balsamico Tradizionale „Millesimato Ginepro“ für 436 Euro die
Kleinst-Pulle sein. Wenn vier Leute davon ein Gläschen zur befrackten
Brust nehmen, dann ist der Hartz-Vier-Satz des letzten Monats schon mal
weg. Und der vom nächsten Monat ist auch halb die Kehle runter. Nach dem
Essen dann, ganz unbedingt, ein Tässchen „Black Ivory Coffee“. Der
kostet 1.100 Euro pro Kilo. Ein fairer Preis: Denn die Kaffeebohnen
müssen zuerst von Elefanten in Thailand unter Aufsicht gegessen werden.
Danach wartet der Elefanten-Wärter so lange, bis der Dickhäuter mal
muss: Dann werden die veredelten Bohnen aus dem Elefantenkot
rausgesucht. Weil Enzyme im Elefantenmagen freigesetzt werden, die alle
Bitterstoffe in den Kaffeebohnen verschwinden lassen. Sie hatten schon
alles? Jungfrauen auf Eis, einen Ferrari mit Sahne, Kaviar in Blattgold?
Dann wird es Zeit für „Black Ivory Coffee“, für den Kaffee, der aus der
Scheiße kommt.

In der Scheiße sitzen, seit Jahren schon, jene Millionen Menschen, die
nicht richtig arbeiten dürfen und deshalb von staatlichen Almosen leben.
Nicht wenige von denen würden gern arbeiten, aber es gibt für sie nix
oder eben Arbeit, von der man nicht leben kann. Die rackern und tun und
machen, die bücken und drücken, damit eine Rasse von Faulenzern morgens
aufstehen kann und über Nacht, ohne einen Handschlag zu tun, schon
wieder reicher geworden ist: Die Erben. Nein, nicht die, die Oma ihr
klein Häuschen geerbt haben. Und die Hypothek gleich mit. Sondern solche
Erben, von denen in diesen Tagen das „Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung“ redet, die in jedem Jahr Vermögen im Wert von 200
bis 300 Milliarden Euro erben oder geschenkt bekommen. Die
hauptberuflich Sohn oder Tochter sind. Für deren geerbte Unternehmen
eben auch die arbeiten, die als Verkäuferin oder Paket-Esel nicht genug
zum Leben verdienen.

Vor gut einem Jahr hatte das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass
die faktische Steuerbefreiung der Erben von Unternehmen
verfassungswidrig ist. Wegen der “wachsenden Ungleichheit in
Deutschland“. Doch im Liegenlassen – außer es ginge um Auslandseinsätze
der Bundeswehr – ist die Große Koalition einfach groß. Macht nix, sagen
die falsch etikettierten SOZIAL-Demokraten, macht nix, dass dem Staat in
den letzten Jahren rund 45 Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgangen
sind. Milliarden für echte, volle und echt bezahlte Arbeit: Vom Stopfen
von Löchern in deutschen Straßen bis hin zum Stopfen von Löchern in den
Köpfen deutscher Schüler. Aber dann würden die armen Kinder der Quandts
(BMW), der Albrechts (Aldi) oder Schaefflers (Continental) plötzlich
keinen weiteren Satz Polo-Ponys kaufen können und gerieten ins
Wehklagen. Oder den Nachkommen der Ottos (vom Versand die), oder der
Oetkers und derer von Finck ginge der Spaß an der Parteienfinanzierung
verloren, Trübsinn würde sich im Bundestag verbreiten und die sensiblen
Abgeordneten müssten teure Anti-Depressiva auf eigene Kosten kaufen.

Immer nur Zahlen und Fakten, stöhnen die Feingeister in den Redaktionen,
ja schön, wir haben die Nachricht von Oxfam gebracht: Die 62 reichsten
Menschen besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung –
und der Trend hält an. In ihrem Bericht “An Economy for the 1%” listet
die Nichtregierungs-Organisation auf, dass sich die Investitionen von
Unternehmen in Steuerparadiesen 2000 und 2014 vervierfacht haben – neun
von zehn der weltweit führenden Großunternehmen sind in mindestens einem
dieser Länder vertreten. Das ist das eine. Das andere – wie der DGB
mitteilt haben die Hartz-Vier-Zombies heute faktisch weniger zum Leben
als zum Start des Hartz-IV-Systems Anfang 2005 – hat damit doch gar
nichts zu tun. Jedenfalls wollen wir vom Medienmainstream diesen
Zusammenhang mal schön außen vor lassen. Man will doch noch eingeladen
werden.

Dieser DGB, dem der Sozialneid aus den Augen guckt, sagt doch zum
Beispiel sowas: Die Hartz-Vier-Regelsätze seien zwar von 2005 bis 2015
um 15,7 Prozent gestiegen – die Preise für Nahrungsmittel aber um 24,4
Prozent. Ja ist denn der Balsamico Tradizionale „Millesimato Ginepro“
nicht auch ein Nahrungsmittel und ist dessen Preis in der langen
Lagerzeit nicht viel extremer gestiegen als der Preis für die
Kaffee-Sahne bei Lidl? Darum sollten sich die Gewerkschafter mal
kümmern! Die armen Töchter von Dieter Schwarz zum Beispiel – das ist der
Inhaber von Lidl – deren bisschen Erb-Geld so rund 15 Milliarden Euro
beträgt, denen hat der Papa noch vor seinem Tod das Geld in einer
Stiftung verbuddelt. Um nur ja keine richtigen Steuern zu zahlen. Wie
sollten sich die Mädels sonst jemals ein Tässchen
Elefanten-Scheiße-Kaffee leisten können?

Danke an den Autor für das Recht der Zweitverwertung.
Dieser Text erschien zuerst bei Rationalgalerie.de

Alle Quellen:
http://www.rationalgalerie.de/home/kaffee-aus-elefantenscheisse.html
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