Jugend und Liebe in Zeiten von Corona | Von Werner Köhne

Ein Standpunkt von Werner Köhe.

Küssen erlaubt!

Am kommenden Sonntag, dem Valentinstag 2021 findet in Hannover auf dem Schützenplatz das Love Festival der neuen Demokratischen Gewerkschaft (DG) statt. Erwartet werden mindestens 5.000 Demokraten, Gewerkschafter, Studierende und Jugendliche, die sich gegen Grundgesetzleugner, Corona-Faschismus und die konzerngelenkte Fake-Antifa wenden. Werner Köhne, Philosoph und Kolumnist der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand, wird dort sein. Im Folgenden veröffentlicht KenFM vorab seinen Titeltext für das Themenspezial „Liebe in Zeiten der Corona“.

„An dem Tag, an dem ich sah, dass es keine Zufälle gibt, war die Jugend vorüber; wo das Träumen aufhört, fängt das Trauma an.“

Das Zitat geht auf Ralf Rothmann zurück, einen Schriftsteller, der seine Jugend zum Thema zahlreicher Romane gemacht hat. Wie werden später einmal die Erinnerungen heutiger Jugendlicher aussehen, Erinnerungen an erste Liebe und „frühes Leid“? Man mag es sich kaum ausdenken.

Werden nicht gerade die magischen „Zufälle“ und Träume, die für junge Menschen ja Freiheit, Lebensintensität und Liebesfähigkeit bedeuten, auf dem Altar der Coronaverordnungen und Maskeraden geopfert? Der Status quo heute mit all der alarmistischen Dauervolldröhnung bietet für sie beklemmende Perspektiven.

Der Lockdown hinterlässt eine Schleimspur als Furie des Verschwindens. Vieles gibt es ja inzwischen nicht mehr. Wer erfährt im Park, in der Unterführung oder der Straßenbahn noch dieses ansteckende (!) Amor Fati, diese Lust am Leben – der wichtigste Beitrag von Jugendlichen für die Gesellschaft?

Wo eine Maske nur starre Augenpaare sichtbar macht, wird jede empathische Regung eine Geste der Überanstrengung, in der sich kaum der Funke eines Verliebtseins entzünden kann. Funktionieren da noch das Abhängen und Chillen als Formen jugendlicher Gelassenheit, in denen womöglich das Begehren wächst? Wie gestaltet sich gegenwärtig eine Topografie der Liebe – wo nur und wie?

Ist das schon Realität: Küssen in verstohlenen Hausecken wie vor sechzig Jahren in einem verklemmten Nachkriegsdeutschland? Oder ein Verbot von Dancing in the Street und Singin’ in the Rain? Oder ein Home Sweet Home, das inzwischen Isolation und Verzicht auf körperliche Nähe verlangt, weil besorgte Eltern den Freund der Tochter misstrauisch beäugen? Er könnte ja…

Während der öffentliche Raum zum Exerzierplatz von Gereiztheit und Meldepflicht schrumpft, wird die Privatsphäre zugestellt mit Daten und Informationen, hinter denen der giftige Atem der Corona-Dauerbeschwörer spürbar wird, die ähnlich wie Viren in die einstmals anarchistisch entfesselten, nun aber vergitterten sozialen (!) Netze eindringen.

Auch da gilt: Wo die Poesie des Lebens in das Räderwerk des Social-Distancing-Lockdown gerät, da erfriert jede Liebe. Auch die zwischen Generationen. Man sollte einmal darüber nachdenken, was mit uns allen, aber besonders mit der Jugend, heute eigentlich geschieht. Sie sind Opfer von Verboten.

In zynischer Weise appelliert man an sie als Menschen, die ihren Beitrag zur Solidarität mit den Alten zu leisten haben. Als ob die sich entfalten könnte, wenn der Dax nach oben explodiert. Natürlich sind sie nicht so dumm, um nicht zu sehen, dass sie von der Krankheit weitestgehend verschont bleiben – aber dieser Entwarnung begegnet die Meinungskohorte mit dem Etikett „Spreader“ und liefert dazu Phantasmen von überfüllten Partyräumen, in denen das Virus seine Vermehrung und Mutation betreibt.

Eine der dümmsten Lebensweisheiten lautete seit jeher: Erst wenn man älter ist, versteht man das Leben. Die Lüge daran: Diese Art des Verstehens ist oft gespeist aus Verbitterung und Ressentiment. Hinzuweisen ist eher auf dies: Mit zwanzig hat man/frau das Leben besser verstanden denn als Fünfzigjähriger, der mitten im Leben steht. Nur vollzog sich dieses Verstehen damals als Ahnung, die sich mit Sinnlichkeit und Träumerei verband – und nicht mit einem übergriffigen „Ich habe meine Lektion gelernt“.

„Wen die Götter lieben, den lassen sie jung sterben“, so lautet eine antike Weisheit. Dionysos galt als Gott des Tanzes, des Weines, des Lebens und der Liebe. Die großen Lovestorys scheinen den Zusammenhang zwischen Glück und frühem Tod zu bestätigen. Sie endeten meist tragisch infolge von Missverständnissen: Romeo und Julia, Hamlet und Ophelia. Nicht die Liebe scheitert indes darin, sondern ein starres Konzept von Leben, das sie unmöglich macht.

Zuletzt noch eine andere Liebesgeschichte: Die Liebe in Zeiten der Cholera von Gabriel García Márquez. Bemerkenswert, dass der Erzähler hier eine Jugendliebe in die Zeit einer Epidemie verlegt, aber mit dem Wort „Cholera“ im Spanischen auch eine leidenschaftliche Liebe verbindet, die hier einmal nicht in Vergeblichkeit endet: Die lange getrennten Liebenden treffen sich in hohem Alter nochmal – in zarter Gelassenheit.

Ähnliches rät John Lennon: „Let it be“. Jugendliche könnten daraus ein „Let us be“ herauslesen und eine Orientierungshilfe: Lasst euch nicht reinreden in die Liebesdramaturgie eures Lebens! Geht dahin, wo der Geist der Freiheit weht! Das ist in Coronazeiten die Straße, das einzig verbliebene Forum für Demokratie.

Fechtet eure Kämpfe um das gelingende Leben aus! Inzwischen wohl ein Balanceakt zwischen der Lust an der Performance, dem Wunsch nach Authentizität und der Suche nach Glaubwürdigkeit. Vor allem: Lasst euch nicht in Rollen drängen, die euch zu Steigbügelhaltern der Macht machen – als ermüdete Jünger der Merkel-GmbH, als Antifa oder Yuppies, die ihre Maske tragen wie ein Logo.

Liebe – das ist in Zeiten von Corona für alle ein bedrohtes Biotop. Ihr Liebenden: Bewässert es mit eurer Unberechenbarkeit, eurem Sinn für Zufälle und Träume!

Werner Köhne ist Philosoph und Kolumnist der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand. Der Demokratische Widerstand (DW) ist aus einem informativen Flugblatt noch im April 2020 zur auflagenstärksten deutschsprachigen Print-Wochenzeitung nach der Bild am Sonntag geworden. Die Zeitung erreicht seit 35 Ausgaben Menschen durch Verteilung überall im Land, die ansonsten ausschließlich der Regierungs- und Konzernpropaganda ausgesetzt wären. Herausgeber Anselm Lenz und die Redaktion der Wochenzeitung Demokratischer Widerstand sind auf Spenden angewiesen per Crowdfunding an KDW e.V. unter der IBAN-Nummer DE72 1101 0100 2235 4091 57 oder als Patreon. Siehe auch demokratischerwiderstand.de.

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Die Liebe in Zeiten der Cholera von Gabriel García Márquez wird in diesem Zusammenhang empfohlen.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:    Syda Productions /shutterstock

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