ISIS tötet US-Soldaten (Teil 2)

von Jochen Mitschka.

Verschwörungstheorien

Jene, die Thesen als Verschwörungstheorien wegfegen, erkennen das klassische Vorgehen eines Kriminalrechercheurs nicht an, der zunächst nach dem Motiv fragt und wem die Tat nutzt (Cui bono). Eine solche Nachfrage wird heute als „rechtsesotherisch“ verleumdet, denn sie stört oft, wenn Thesen als Verschwörungstheorien einfach von der Diskussion ausgeschlossen werden sollen. Am 17. Januar veröffentlichte KenFM einen Artikel (17), in dem ein tödlicher Anschlag in Syrien gegen die dortigen Besatzungstruppen der USA, aus einem anderen Blickwinkel als dem der Massenmedien, betrachtet wurde. Ich behauptete nicht, dass es sich um einen False-Flag der Kurden handelte, sondern wies nur darauf hin, dass eine solche Möglichkeit auf Grund der Erfahrungen in der Vergangenheit zumindest in Betracht gezogen werden sollte. Nun sind neue Fakten aufgetaucht, die ebenfalls nicht in den Massenmedien erwähnt werden, und die noch mehr Grund zum Nachdenken geben.

In einem Twitter-Thread ab Nr. 139 (1) sammelte Filomena Rocha interessante Details, die weitgehend unbekannt sein dürften. Bevor Rocha darauf eingeht, warum sie von einem False Flag ausgeht, definiert sie, welche Gruppen für einen solchen in Frage kämen. Sie nennt die Kurden, die USA, genauer gesagt Teile der CIA, und Israel. In dem gleichen Tweet zeigt sie ein Video, das den genauen Moment des Anschlags zeigt. Es ist unbekannt, wie sie in den Besitz der Aufnahme gelangte.

Im Tweet Nr. 140 schreibt sie dann: „Wenn Sie das Video genau betrachten, werden Sie sehen, dass die Bombe nicht außerhalb des Cafés explodierte, sondern in seinem Inneren. Schauen Sie auf die Menschen, die dort vorbei gehen und dann zu Boden fallen, als die Bombe explodiert. Sie stehen dann auf und gehen weg. Wenn die Bombe vor dem Café gewesen wäre, wären diese Menschen jetzt tot.“(2).

Zur Untermauerung ihrer These zeigt sie in Tweet 154, dass Fahrzeuge, die vor dem Café bzw. Restaurant geparkt hatten, nur wenige Beschädigungen aufwiesen. (7)

Im nächsten Tweet berichtet sie, dass Zeugen vor Ort einen grauen S-92-Hubschrauber sahen, der die Opfer evakuierte. Es handelte sich ihren Angaben zufolge um einen ähnlichen Hubschrauber, wie früher schon in Gebieten beobachtet worden waren, in denen die US-geführte Koalition operiert – was nicht besonders verdächtig erscheinen muss.

Im Tweet 143 berichtet sie, dass das Café regelmäßig von Soldaten der Koalitionstruppen, besonders Franzosen und Amerikanern, frequentiert worden war. In Tweet 144 dann, dass wenige Minuten nach der Explosion ein weiteres US-Fahrzeug am Tatort eintraf. Aber erst im folgenden Tweet 145 wird es wieder wirklich interessant. Sie beschreibt etwas, das auch von anderen Quellen bereits verbreitet worden war.

Sie berichtet, dass die Meinung kursiert, dass der Minister für Angelegenheiten der Golfregion von Saudi-Arabien, Thamer al Sabhan, einer der Teilnehmer an dem Treffen und auch eines der Opfer des Anschlages in Manbij war. Sie schränkt jedoch ein, dass sie das bis zu diesem Zeitpunkt für ein Gerücht hält. Am 18. Januar berichtet jedoch „South Front“ mit einiger Überzeugung, dass der Minister „in dem kürzlich erfolgten ISIS Anschlag“ getötet wurde. Die Internetseite bezog sich dabei auf Veröffentlichungen der arabischen Zeitung Eldyar.

Zur Erinnerung: Bei dem Anschlag wurden über 25 Menschen getötet. Das Pentagon bestätigte zwei US-Soldaten, einen Zivilangestellten und einen US-Söldner als getötet, außerdem drei US-Soldaten als verwundet.

„Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) behauptete am 17. Januar, dass ein Team des FBI in der nördlichen Stadt eintraf, um den Vorfall zu untersuchen. (…) Der Bericht über den Tod von al-Sabhan wurde noch nicht von offiziellen Quellen bestätigt. Jedoch, sollte der Vorfall bestätigt werden, ist dies ein großer Rückschlag für die US-Versuche, Saudi-Arabien in ihre Pläne für die Kontrolle Nachkriegs-Syriens einzubeziehen. In der Vergangenheit hatten verschiedene saudische Delegationen den von den USA besetzten Teil Syriens im Rahmen von politischen Anstrengungen der US-Koalition besucht.“ (3)

SOHR berichtete dann am 18. Januar, dass der Anschlag angeblich von einer weiblichen Selbstmordattentäterin ausgeführt worden wäre. Southfront zeigt das Bild eines Mannes, der auf einem Überwachungsvideo zu sehen ist, wie er kurz vor dem Anschlag den Tatort (Palace of Princes Restaurant) verlässt, dabei Kabel in der rechten Hand und einen Gegenstand in der linken Hand trägt, nachdem er vorher mit einer Frau das Café betreten hatte.(4)

Wenn die Attentäterin eine Frau war, wäre die Behauptung von ISIS, der Anschlag wäre durch den männlichen Selbstmordattentäter Abu Yasin al-Shami durchgeführt worden, lediglich der Versuch gewesen, den „erfolgreichen“ Anschlag auf das eigene Konto zu buchen.

Zurück zum Twitter-Thread von Rocha. Sie nennt in Tweet 151 die Namen der elf Mitglieder der von den USA finanzierten SDF-Armee. Derweil behaupten offizielle Quellen der USA weiter, dass die Opfer auf einer Routine-Patrouille gewesen wären. (5) Dies wird aber in Tweet 155 abgestritten. Rocha zitiert @Partisangirl: „Die Mitglieder der Streitkräfte waren nicht auf Patrouille, sondern innerhalb des Cafés. Sie wurden Mitglieder der Streitkräfte genannt, weil es drei Soldaten waren, während die beiden anderen zur CIA gehörten.“ (8)

In Tweet 156 legt Rocha nach, indem sie @HarbieNadie zitiert, der erklärt, dass es keineswegs eine Patrouille gewesen wäre, weil die Personen nicht mit einem Hummer, sondern einem LC200 gekommen wären. Außerdem wies er darauf hin, dass es fünf Tote gegeben hätte, was der türkische Präsident Erdogan erklärt hatte und wissen sollte, da drei verwundete und ein schwer verwundeter Amerikaner in die Türkei nach Incirlik ausgeflogen worden waren. (9)

In ihrem Tweet Nr. 153 erklärt Rocha noch einmal die zeitlichen Abläufe:

  • Dezember 2018: Trump erklärt den Abzug aus Syrien
  • Dezember 2018: YPG droht ISIS-Gefangene zu entlassen, sollten sich die USA zurückziehen.
  • Januar 2019: Einige der ISIS-Gefangenen werden von der YPG entlassen.
  • Januar 2019: ISIS führt einen Anschlag in Manbij aus. (6)

Wer wusste von dem Geheimtreffen?

Alles deutet also darauf hin, dass es sich keineswegs um eine Routine-Patrouille gehandelt hatte, sondern um ein geheimes Treffen. Die Frage, die Rocha in ihrem Tweet 147 stellt ist die nach den Gruppen, die von einem solchen Treffen gewusst haben könnten. Dabei kommt sie auf die CIA und die kurdische YPG. (10)

In Tweet 160 erinnert sie an die heftigsten Kritiker der Entscheidung Trumps, die USA aus Syrien zurückzuziehen. Sie erwähnt Verteidigungsminister James Mattis, dann den Senator Marco Rubio, der von israelischen Lobby-Gruppen 631.000 Dollar an Spenden erhalten hatte, dann Jeanne Shaheen, die 475.596 Dollar Spenden von israelischen Lobby-Gruppen erhielt, Senator Lindsey Graham, der 11 Millionen Dollar an Spenden aus israelisch-freundlichen Quellen erhalten hatte, und Hillary Clinton, die 2,3 Millionen Dollar Spenden aus den gleichen Kreisen erhalten hatte. (11)

In den folgenden Tweets erinnert Rocha dann an die diversen False-Flag Aktionen in Syrien, die jeweils dazu dienten, eine militärische Intervention zu rechtfertigen. In Tweet 164 schließlich zitiert sie @Partisangirl.

„Der Manbij-Angriff war kein Selbstmordanschlag, denn die Menge an Explosivstoffen könnte nicht von nur einer Person transportiert werden, und ein Fahrzeug war nicht involviert. Die Bombe war bereits im Café. Der Bombenanschlag war von Menschen vorhergeplant, die wussten, dass ein Treffen zwischen der CIA und der YPG dort stattfinden würde.“ (12)

Was logisch klingt und wenn man berücksichtigt, dass noch ein saudisches Opfer tatsächlich im Spiel ist, käme auch der syrische Geheimdienst prinzipiell in Frage. Allerdings wäre es eine ungeheure Aufgabe für diesen, eine solche Bombe in das von den USA besetzte Gebiet zu transportieren und dann noch unbemerkt zu platzieren. Denn während sich westliche Protagonisten und Kurden sich unbehelligt bewegen können, werden Syrer sehr gründlich überprüft. Außerdem wäre abzuwägen, dass ein solcher Anschlag genau das verhindert, was Syrien wünscht: Den Abzug der US-Truppen aus dem Land.

Cui bono

Glauben wir also den Massenmedien und offiziellen Erklärungen, dass ein Selbstmordattentäter von ISIS mitten in von den USA und Kurden vollständig kontrollierten Gebiet, mit ca. 50 kg Sprengstoff am Körper in ein Café geht, in dem ein geheimes Treffen mit hochrangiger Beteiligung stattfindet und sich dort dann in die Luft jagt. Wäre das im Interesse von ISIS? Sicher nicht. Wie schon im ersten Artikel beschrieben war der Anschlag sicher nicht groß genug, um die USA aus Syrien zu vertreiben. Vielmehr musste jedem bewusst sein, dass der Abzug sich durch den Anschlag sogar verzögern, wenn nicht sogar ausbleiben wird.

Schließlich stellt auch Rocha in Tweet 165 die verbotene Frage nach den Profiteuren des Anschlages. „Der Grad des Anschlages lässt vermuten, dass es sich um eine scharfe politische Nachricht für @Potus handelte“. Sie glaubt also, dass der Anschlag dem US-Präsidenten klar machen sollte, dass ein Abzug aus Syrien die falsche Entscheidung wäre. (13)

Im folgenden Tweet 166 bezieht sie sich wieder auf die Aussage von Finian Cunningham, der glaubt, dass die Hauptnutznießer die kurdischen Milizen wären. „Eine macchiavellistische kurdische Berechnung könnte sein, Trump zu beweisen, dass ISIS nicht geschlagen wäre und dass die US-Kräfte benötigt werden, um eine Wiederauferstehung der Terrorgruppe in Manbij und im Nordosten Syriens zu verhindern.“ (14)

In Tweet 167 wird auf weitere finstere Spieler innerhalb der CIA und einige Elemente des US-Militär-Geheimdienstes hingewiesen. „Es ist sicher nicht außerhalb einer denkbaren Plausibilität, dass die CIA ein solches Verbrechen gegen US-Personal durchführen könnte, um Trumps Rückzugsplan zu verhindern“. (15)

Zu einer ähnlichen Überlegung kommt auch Finian Cunnigham in einem Artikel in 21stCenturywire.

„Auf den Bombenanschlag folgte eine Titelzeile der New York Times: ISIS greift in Syrien an, tötet vier Amerikaner, löst Besorgnis über Truppenabzug aus. Der Report fährt fort: Die Nachrichten lösten Aufrufe von Republikanern und Demokraten an Präsident Trump aus, die Pläne zum Abzug der Truppen aus dem Land neu zu überlegen.“ Der Artikel weist auf weitere Medienberichte hin, die die Entscheidung des Rückzugs als falsch ansehen. Cunningham schreibt dann weiter:

„Mit einer makabren Selbstgefälligkeit scheinen die Medien und Trump feindlich eingestellte Politiker den Tod von US-Truppen in Manbij zu missbrauchen, um Punkte gegen Trump zu sammeln.“ (16) Der Artikel weist auch darauf hin, dass auch der Abzug aus Syrien noch keineswegs bedeutet, dass die USA ihre imperialen Ansprüche nicht mehr geltend machen würden, sondern nur dass sie, wie der Vizepräsident Mike Pence in Kairo erklärt hatte, eine „taktische Veränderung“ vorgenommen würde.

In Tweet 170 schließlich erwähnt Rocha auch den Partner der CIA, den Mossad – bekannt dafür, seit Jahrzehnten Bombenaschläge zu organisieren. Und ein Abzug der US-Truppen aus Syrien ist sicher ein Nachteil für die israelischen Pläne, Syrien möglichst nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Immer noch handelt die Regierung Israels ganz offensichtlich nach dem Prinzip der „Schöpferischen Zerstörung“ das bereits in meinem ersten Artikel zum Thema erklärt worden war. Der Tweet verweist dann auf ein Video, in dem ein US-Kongressabgeordneter das Thema drastisch darstellt. (18)

In einigen Folgetweets verlinkt Rocha auf ein anderes Video, das die engen Verbindungen von Mossad- und CIA-Operationen beleuchtet. (19) Mit ihrem Tweet 175 legt sich Rocha fest: „Den Analysen der Informationen zufolge, zu denen ich Zugang hatte, war der kürzlich erfolgte Terrorangriff (vom 16. Januar) gegen das US-Militär in Manbij von der CIA geplant (Tiefer Staat und Schatten-Regierung) und diente dazu, im Pentagon den Wunsch zu stützen, in Syrien zu bleiben.“

Ein typischer Fall von Verschwörungstheorie eben. Denn es gibt keinerlei Möglichkeit, eine eigene Untersuchung durchzuführen. Zu einer solchen wären nur wirklich investigative Journalisten großer Medienhäuser in der Lage. Aber die haben kein Interesse an heißen geopolitischen Themen. Und kleinere Medienhäuser verlieren leider zu schnell ihre besten Mitarbeiter. (20, 21, 22)

Und so muss man eben dem Narrativ, manche sagen der „Verschwörungstheorie“, des Establishments glauben, oder abwarten was passiert und daraus seine eigenen Schlüsse ziehen. Da es in solchen heiklen, geopolitischen Fällen nur noch ganz wenige investigative Journalisten gibt, ist dies leider die einzige Möglichkeit für uns.

Quellen:

(1) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087088151217221633

(2) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087104983726784512

(3) https://southfront.org/saudi-minister-for-gulf-affairs-was-killed-in-recent-isis-attack-in-mabij-arab-media/

(4) https://southfront.org/sohr-reveals-new-shocking-details-about-manbij-suicide-bombing/

(5) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087127362095992832

(6) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087128911497097216

(7) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087140004642607104

(8) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087146161809567749

(9) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087367434414239744

(10) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087372101445660673

(11) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087377515654590464

(12) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087499949057679361

(13) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087499951960150023

(14) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087499953658830849

(15) https://twitter.com/Filomen03258997/status/1087499956032864256

(16) https://21stcenturywire.com/2019/01/19/convenient-timing-isis-killing-of-us-troops-in-syria/

(17) https://kenfm.de/isis-toetet-us-soldaten/

(18) https://youtu.be/l6jYplSyuqg

(19) https://youtu.be/fnCpHidK8dk

(20) https://www.heise.de/tp/news/Tuerkei-Journalistin-unter-mysterioesen-Umstaenden-gestorben-2430533.html

(21) https://www.news.com.au/finance/business/media/wikileaks-vault-7-dump-reignites-conspiracy-theories-surrounding-death-of-michael-hastings/news-story/0df1d06403d0223ce1cfc286a1e75325

(22) https://www.tagesanzeiger.ch/panorama/leute/wo-ist-der-mann-mit-dem-faltbaren-kajak/story/23855405

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