Genug von der Leitkultur und Eliten-Werte-Arroganz!

Von Evelyn Hecht-Galinski.

Tatsächlich gibt es nach Trumps Wahlsieg eine Querfront von Jubelnden, vom „Jüdischen Staat“ bis zu den bekannten Rechtspopulisten und ein paar Linken. (1) (2) (3) (4) 

Es zeigt sich hier eine gefährliche neue Fraktion der Unberechenbaren. Der Hochmut der Eliten hat es ermöglicht, dass ein Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde. Mit einfachsten Parolen und „postfaktischen“ Phrasen, was nichts anderes bedeutet als mit Unwahrheiten Stimmung zu machen, lassen sich Stimmen gewinnen.

Schon wird Merkel, auch sie eine vermeintliche Gewinnerin der Trump Wahl, in den Medien als „Hoffnungsträgerin“ und „letzte Verteidigerin des freien Westens“ gepriesen, die unbedingt wieder antreten muss. Auch hier ist sich die „christlich-jüdische“ Wertegemeinschaft wieder einmal einig. So wurde Merkel gerade wieder mit einem jüdischen Preis geehrt, und der diesen Preis übergebende Rabbiner bezeichnete Merkel als „Segen für die Menschheit“! Allenfalls gilt dieses großspurige Lob für den jüdischen Teil des Besatzerstaates Israel, jedoch ganz bestimmt nicht für die besetzte palästinensische Menschheit! Tatsächlich stellt sich jetzt die Frage, was wir in der BRD noch alles mit Merkel erleben werden! (5)(6) (7)

Unangenehm aufgefallen ist mir am Sonntag im ARD-Presseclub, dass die eigentlich nicht unsympathische DLF-Journalistin und Brüssel-Korrespondentin Annette Riedel doch tatsächlich folgende Sätze von sich gab, die für sich sprechen: „Natürlich sind wir Elite. Wir sind’s einfach. Wir sind hochgradig gebildet. Wir haben einen Lebensstandard, wo man jetzt nicht unbedingt durch Entwicklungen der Globalisierung bedroht ist“. (8)

Dieses Eigenlob und diese arrogante Überheblichkeit entspricht genau der Abgehobenheit dieser vermeintlichen Elite, die Medien und Politik verbindet! Diese beiden „Eliten“ pflegen eine gegenseitige Nähe und halten sicheren Abstand zum „einfachen“ Leser bzw. Wähler.

Über den FAZ-Kommentar unter „Fremden Federn“ von Außenminister Steinmeier habe ich ausgiebig geschrieben. Für mich ist dieser Befürworter der neoliberalen Kriegspolitik und Mitinitiator der Agenda 2010 ein denkbar ungeeigneter Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten. (9)

Das Amt des Präsidenten ist zu einem Gerangel im Parteigeklüngel verkommen und ist so unnötig wie die Nato! Jetzt wo man sich zwischen CDU/CSU und SPD auf Steinmeier als Bundespräsidentenkandidaten geeinigt hat, weil Seehofer auf keinen Fall einen Grünen, also Kretschmann, wollte und Merkel einmal mehr mit leeren Händen, also ohne eigenen Kandidaten, dasteht, läuft alles auf einen Wahlkampf der „alternativlosen“ GRO/KO hinaus. Auch um die Nachfolge auf das Außenministerium wird schon gefeilscht. EU-Parlamentspräsident Schulz braucht einen Job, sollte er nicht wiedergewählt werden, oder gar der „große Diplomat“, Vizekanzler Gabriel, aber auch die CDU möchte gern ran an die Buletten. Was für ein unwürdiges Ränkespiel! (10)

Für mich nichts neues, da ich die SPD und ihre führenden Köpfe als geklonte CDU-ler sehe, die nichts mehr mit einer linken Basis zu tun haben wollen. Diese Parteien, ebenso wie die Gewerkschaften, haben sich weit entfernt von den einfachen Menschen, von den „Leiharbeitern“ und von denen in prekären Arbeitsverhältnissen, die später in Altersarmut enden. Die beiden einstigen „Volksparteien“ SPD und CDU leben in ihrer Koalitionswelt, die sich nur in Nuancen unterscheidet, aber eines gemeinsam haben, nämlich am Bürger vorbei zu regieren.

Tatsächlich gibt es in unserem Wohlstandsland „Abgehängte“ und eine Elite, ebenso wie in den USA, wenn auch auf anderem Niveau unter anderen Voraussetzungen. Unsere Sozialsysteme sind noch auf einem anderen Level als die in den USA oder anderen europäischen Staaten. Wir haben glücklicherweise noch nicht diese Menge von Menschen, die in Wohnwagen leben müssen oder ohne jede Absicherung bis zum Tod schuften müssen. Aber auch wir haben Millionen von Menschen, die sich die Mieten nicht mehr leisten können und Angst vor Kündigung und sozialem Abstieg haben. Schon 2013 gab es in den USA 47 Millionen Menschen, die von Lebensmittelmarken leben müssen! (11)

Merkel hat gleich nach Trumps Wahl bei ihrer Gratulation die „Werte“ hervorgehoben, also erneut diese altbekannten Phrasen gedroschen, und Außenminister Steinmeier, der sich als oberster Vertreter der Diplomatie eigentlich disqualifiziert hat, indem er Trump einen „Hassprediger“ genannt hatte, wie wird er wohl als kommender oberster Repräsentant der BRD auf USA-Reisen gehen?

Kalt erwischt wurden deutsche Koalitionspolitiker, ebenso wie die EU Vertreter. Sie stehen jetzt fast hilflos vor diesem Wahl-Desaster und Trump. Und heute lese ich in dem FAZ in einem Gastartikel von CSU-Ministerpräsident Seehofer, dass er die Eliten angreift und sich angesichts der Erfolge der Rechtspopulisten dagegen wendet den (Wahl)Bürgern die Schuld zu geben, aber gleichzeitig schreibt: „Europa und nationale Interessen müssten als Symbiose gedacht werden und nicht als Gegensätze. Ohne Europa und seine von Antike, Juden- und Christentum, Humanismus und Aufklärung geprägte Leitkultur, so Seehofer, hätten nicht nur wir Deutschen keine Chance in der Welt“. Zitat Ende.

Was meinte Seehofer wohl, wenn er von einer „Leitkultur“ spricht? Die aus Bayern kennen wir. Warum vergisst er bei der Aufführung von Kultur und Religionen den Islam, der doch maßgeblich an der Kultur-Bildung beteiligt war. Sind Politiker wie Seehofer und Trump nicht extreme Beispiele für rassistischen Populismus und „Rattenfänger auf Stimmenfang“. (12)

Bedauerlicher Weise vergisst Seehofer in seinem Dank an Länder des Ostblocks für die Wiedervereinigung, den wichtigsten Partner, nämlich Russland und Gorbatschow, ohne den diese niemals zustande gekommen wäre! Auch hätte Seehofer besser die Hintergründe der „Ukraine Krise“ erwähnt, nämlich die Einmischung der USA und die „Nato-Osterschleichung“, die Demütigung Russlands, sowie die ständigen US-Allianz Provokationen! (13) (14)

Ja, in der Tat, es gibt ein wenig Hoffnung, dass unter Trump nicht unmittelbar ein Krieg gegen Russland bevorsteht, aber das ist auch alles. Aber reicht das, um positiv in die Zukunft zu sehen? Wohl kaum, Trump dieser unberechenbare Selbstdarsteller, mit seinem unausgegorenen sich ständig ändernden rassistischen Vorschlägen, ist eine nicht abzuschätzende Gefahr. Ebenso wie seine „Tea Party“-Berater und sein Team, oder sein Vize Pence, ein Neocon und christlicher Zionist. So gibt es eigentlich zusammen mit Trump nur einen Sieger, das Netanjahu-Regime und Israel, die sicher sein können, in „ewiger Besatzung, in der ewig ungeteilten jüdischen Hauptstadt“ Jerusalem zu bleiben. Auf der Stecke bleiben die Palästinenser und die US-Wähler, die „Abgehängten“, die Trump überhaupt nicht vertritt. Schon plant er, die USA zu einem Steuerparadies zu machen und die Superreichen noch reicher zu machen. (15) (16) (17) (18)

Schon beginnen hierzulande die Medien die Schuldigen an diesen schrecklichen Populisten-Aufstiegen auszumachen. Es sind natürlich die sozialen Medien wie Facebook, die die Hass-Schleusen öffneten. Schließlich waren es Elite-Medien, die an Trumps Vermarktung Milliarden Gewinne einfuhren. (19)

Nein es sind nicht die sozialen Medien, sondern es sind die sozialen Unterschiede, die immer mehr Hass erzeugen. Es ist an der Zeit, dass die „Eliten“ aus ihren elitären Medientürmen und Regierungszirkeln wieder auf das Volk schauen. Doch anstatt uns, dem Volk, die Steuereinnahmen zu Gute kommen zu lassen, wird erneut darüber nachgedacht, die Rüstungsausgaben zu erhöhen, neue europäische Streitkräfte zu gründen, und die Nato zu stärken und der scheidende Bundespräsident Gauck hat als letzte Tat den baltischen Staaten einen militärischen Schutz versprochen. Hatten wir das nicht schon einmal? Tatsächlich hat dieser Bundespräsident aus seiner Russland-Abneigung nie einen Hehl gemacht, eine denkbar schlechte Ausgangslage, nur 71 Jahre nach dem verheerenden deutschen Angriffskrieg mit mehr als 27 Millionen russischen Kriegstoten, an denen auch Gaucks Vater nicht unbeteiligt war. (20) (21)

Wenn schon ein Bundespräsident, dann hätte man jenseits aller Parteipolitik über einen überparteilichen, nicht konfessionellen Kandidaten oder Kandidatin nachdenken müssen, und dass keine für alle Parteien wählbare honorige Persönlichkeit in Deutschland gefunden wurde, stimmt schon bedenklich!

Also Schluss mit Leitkultur und heuchlerischen Werten, zurück zu den Wurzeln einer Wertegesellschaft, ohne arrogante Eliten, nur so kann der rechte Spuk der Populisten besiegt werden.

Dieser Text erschien zuerst auf der Seite „Sicht vom Hochblauen“: http://sicht-vom-hochblauen.de/genug-von-der-leitkultur-und-eliten-werte-arroganz/

Danke an die Autorin für das Recht der Zweitverwertung.

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